Re: The Beatles

211
Klar hör ich da rein, ich habe ja viel Zeit und Spotify :-)

Ich hab jetzt nicht auf die Trackliste bei Tug of War geschaut, beim nächsten anhören werde ich auf die genannten Songs achten. Okay hat immer das Potenzial nach oben zu gut oder klasse.
#Marburg2024

Früher war mehr Atombombe

Re: The Beatles

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GoldenProjectile hat geschrieben: 19. Januar 2021 18:50Aber ein bisschen schade ist es schon dass dutzende wenn nicht hunderte für mich grandiose Songs im Lauf der Zeit kaum oder gar nie live gespielt wurden während einige Beatles-Tracks zu seinem Standardrepertoire gehören, vor allem wenn es welche sind die noch einmal mehr Beatles als McCartney sind, etwa aus der Frühphase. Dass er z.B. Let it Be und Helter Skelter spielt ist klar, und die stammen auch aus einer etwas anderen Beatles-Zeit, sind mehr "Solotracks" in gewissem Sinne.
Von meinen McCartney-Konzerten kann ich aber berichten, dass gerade die frühen Beatles-Songs wie "All My Loving" oder "Can't Buy Me Love" bei der breiten Masse besonders gut ankommen.

Ich habe beobachtet, dass er über die Jahre die Dramaturgie seiner Konzerte perfektioniert hat. Natürlich wünscht man sich als Fan oder Kenner auch mal Songs, die noch nie live gespielt wurden. Aber ich denke, dass die Mehrheit im Publikum wahrscheinlich das erste und letzte Mal auf einem McCartney-Konzert ist, und er deshalb natürlich auch "Hits" abliefert.

Durch meine 11 Konzerte habe ich aber natürlich auch schon die ein oder andere Rarität live erlebt, die er nur selten spielt.

Re: The Beatles

213
Hmm, ich überlege gerade ob ich nicht Flaming Pie mal irgendwo secondhandig erworben habe, und es nun in irgendeiner CD-Kiste herumlungert ...

Ok, aber das Problem ist eher daß ich gerade sehr ausgelastet bin, und mehr Musik zum Hören habe als,ich bewältighen kann. Ich habe mir z.B gerade eine CD Box von King Crimson gekauft mit 27 CDs, 2 DVDs und 4 Blus (auf denen alles drauf ist was auf den CDs auch ist und noch sehr viel mehr, teils hochauflösend und 5.1. abgemischt für High End Nerds), und das deckt nur dei Jahre 1970 - 72 ab, und ich hätte Lust mir 8 weitere dieser Supermultimegadeluxe zuzulegen, obwohl ich keine Idee habe wann ich das alles auch nur ansatzweise hören werde. Nicht zu vergessen die 5 CD Box mit neueren Live Aufnahmen. Oh je ...

Da muß Macca wohl warten bis ich mal wieder den Beatles Rappel bekomme, aber der Letzte liegt noch gar nicht so lange zurück ...

Re: The Beatles

214
Nach einem Monat ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen über das neue McCartney-Album. Here goes nothing.


Long Tailed Winter Bird - 9 / 10
Unverschämt grooviger, fast schon jazziger Opener, grösstenteils ein Instrumentalstück mit einigen kleinen Gesangseinlagen. Macca darf seine Gitarren- und Drumskills abwechslungsreich und schmissig präsentieren. Grossartiger Auftakt.


Find My Way - 8,5 / 10
Das Aushängeschild, die Radio-Single des Albums. Vielleicht etwas weniger stark als frühere Vertreter dieser Zunft wie New oder Ever Present Past, aber immer noch auf sehr hohem Niveau. Locker und vergnüglich. Die ersten Takte erinnern etwas an Learning to Fly von Tom Petty & the Heartbreakers, welches ich aber erst im Nachhinein kennengelernt habe und was auch nur eine Feststellung ist.


Pretty Boys - 7 / 10
Weniger Tempo, ausschweifender und ruhiger. Eine sehr hübsche Melodieführung und angenehme Variationen in der Instrumentierung, die nach und nach mehr einsetzt geben dem Lied mehr Biss, insgesamt aber trotzdem mein persönliches Schlusslicht, wenn ich mal auf hohem Niveau jammern darf.


Women and Wives - 7,5 / 10
Noch einmal etwas Ruhiges und Entspanntes, für mich aber einen Zacken interessanter durch das sehr getragene Klavier und den eigenwilligen Text, der lyrisch im Stil einer Predigt vorgetragen wird.


Lavatory Lil - 8 / 10
Es wird wieder härter - ungemein cooler, groovig-bluesiger Upbeat-Song mit skurrilen Lyrics und einem schmissigen Zusammenspiel aus Haupt- und wiederholendem Nebengesang, alle Stimmen natürlich performt von Macca persönlich.


Deep Deep Feeling - 9,5 / 10
Über acht Minuten, der mit Abstand längste und auch ambitionierteste und gewagteste Song auf dem Album. Macht aus wenig sehr, sehr viel durch geschickte Spannungsbögen und eine langsame, fast hypnotische Steigerung von Minimalismus zu ausladender Rockballade. Brillant.


Slidin' - 9 / 10
Der härteste Song, erinnert mit seinem Doom-artigen, metallisch-hypnotischen Sound vom generellen Gefühl her etwas an Lennons Beatles-Track I Want You / She's so Heavy. McCartney mag mit fast achtzig nicht mehr die Stimme haben für die ganz ausgefallenen Rockperformances à la Monkberry Moon Delight oder Old Siam Sir, aber hier hat er seine Stimme perfekt eingesetzt, weil die Härte des Songs auch gar nicht von der Stimme kommt oder kommen muss.


The Kiss of Venus - 9 / 10
Das genaue Gegenteil zu Slidin': Ein akustischer Song in der besten Tradition von Blackbird und Calico Skies und ähnlich hübsch und charmant wie die beiden, gesanglich aber etwas ausgefallener und in hoher Kopfstimme gesungen, was auch sehr gut passt.


Seize the Day - 9 / 10
Nach Find my Way der zweite radiotaugliche Song, was ja gar nicht negativ ist, erst recht nicht bei Meister Macca. Heiterkeit, schönes Wetter und Gute Laune bis zum Gehtnichtmehr. Schmissiger Pop, den ich jederzeit gerne wieder aufdrehe.


Deep Down - 10 / 10
Der zweite Deep-Song, der zweite etwas gewagte Track. Ein Hauch Elektronik, ein Hauch Industrial-Sound, ohne sich je aufzudrängen oder anbiedernd zu wirken. Die durch die im Lockdown bzw. Rockdown weggefallenen Konzerte geschonte Stimme darf trotz hohem Alter noch einmal so richtig zeigen, wozu sie imstande ist, die Drum-Performance überragt alles und jeden. Und wenn man meint, das Lied ende nun auf eine etwas lasche Art mit einem kleinen Acapella-Outro und es noch einmal kurz aber mit voller Wucht zurückkommen darf: Ganz grosses Konzert.


Winter Bird / When Winter Comes - 9 / 10
Der elegante Ausklang als friedliches, folkig-akustisches Stück, das musikalisch und nicht zuletzt textlich sehr stark an McCartneys fünfzig Jahre altes Album RAM erinnert, zuerst aber noch mit einer kleinen Reprise des Macca-III-Openers eingeleitet wird (daher der Doppeltitel). I love it.



Fazit: Er kann es einfach. Fast achtzig Jahre nach seiner Geburt, fast sechzig Jahre nach seine Durchbruch und über fünfzig Jahre nach seinem Höhepunkt mit den Beatles liefert Paul McCartney wieder ein rundum abwechslungsreiches und eingängiges Album. Für mich Liebe auf den ersten Lausch.
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Re: The Beatles

215
Schöne Review, sehe vieles ähnlich.

Seize The Day und Deep Deep Feeling gefallen mir am besten, da würde ich 10 Punkte vergeben. Woman And Wives sehe ich auch stärker, ein melancholischer Song, der mich an Johnny Cash erinnert. Sonst passen die anderen Bewertungen für mich.

Ein sehr abwechslungsreiches und berührendes Album, fast wie ein Abschiedsalbum (was ich nicht hoffe). Mein erstes Macca-Soloalbum, das Lust auf mehr gemacht hat. Beim ersten Hören hat es gleich Klick gemacht, was ich z.B. von Ram nicht behaupten kann. Da habe drei Anläufe gebraucht um die Genialität zu erkennen. :-)

Flaming Pie gefällt mir auch immer besser. Ram, Flaming Pie, NEW und Macca III sind gerade auf einer Stufe.

Band On The Run klingt interessant, mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.
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Re: The Beatles

216
Ich habe jetzt in den letzten Tagen noch zwei weitere Alben etwas intensiver gehört, die ich zuvor nur sehr oberflächlich kannte: Flowers in the Dirt (1989) und Chaos and Creation in the Backyard (2005).

Beide sind sehr stark. Flowers klingt recht wenig nach 80er, jedenfalls nicht im negativen Sinne. Die Vielfalt der Lieder und das Spiel mit Intros, Bridges usw. innerhalb der einzelnen Songs statt starrem Strophe-Refrain-Strophe-Schema erinnert mich gefühlt etwas an Memory Almost Full, ohne dass ich das jetzt spezifisch untersucht oder überprüft hätte. Auch hier hatte Macca wieder einen Kollaborateur in der Produktion, der sich auch in einem Duett die Ehre gibt, und es ist Elvis Costello. Flowers in the Dirt gefällt mir immer besser und hat subtiles aber vorhandenes Ohrwurm-Potential. Bisherige Favoriten: My Brave Face, Rough Rides, Distractions, Figure of Eight, This One.

Bei Chaos and Creation kann ich es selber kaum fassen dass ich es zuvor nur glaube ich einmal durchgehört habe, gilt es doch gemeinhin als Kronjuwel in Maccas Oeuvre, und das völlig zurecht. Ein sehr reifes Album, in dem die harten Rocker fehlen und bei dem Produzent Nigel Godrich wie man so liest einen strengen Einfluss hatte, mit dem er McCartney auch schon mal die schlechteren Songideen austreiben musste, ihn aber insgesamt zu Höchstleistungen anspornen konnte. Wenn mich Flaming Pie etwas an den McCartney von 68-69 denken lässt dann ist es bei Chaos and Creation der Paul von 66-67, vieles kann man sich in Richtung seiner Revolver-Arbeiten vorstellen wie Here There and Everywhere oder For No One. Und bei dem Vergleich ist es müssig zu erwähnen, dass hier wunderschöne Lieder zu finden sind. Bisherige Favoriten: Jenny Wren, Friends to Go, Too Much Rain, Follow Me, Anyway.

Und damit wäre Chaos and Creation ein weiteres Album, das Maibaum mal antesten könnte wenn er wieder den Beatles Rappel bekommt. Dafür lassen wir es hiermit mal mit den sich häufenden Empfehlungen. :wink:
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Re: The Beatles

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vodkamartini hat geschrieben: 24. Januar 2021 12:29 Das letzte Solostück an das ich mich erinnern kann ist "Hope of Deliverance", war glaube ich in den 90ern. Das mochte ich allerdings sehr gerne.
Das ist seltsamerweise hierzulande wohl sein bekanntestes Stück. Als ich anfing, mich mit Macca Solo zu beschäftigen war das (neben LALD natürlich) das einzige, das ich schon kannte bzw. wiedererkannte weil ich es schon seit Kindheitstagen oft im Radio gehört hatte ohne zu wissen dass hier Macca singt. Guter Song, aber ich sage 'seltsamerweise' weil es ein Gutes unter vielen und nicht sein absolutes Kronjuwel oder ähnliches ist. Für mich ist das ganze Album Off the Ground (1993, du liegst richtig) so: viel Gutes, aber nichts im Favoritenbereich.
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Re: The Beatles

220
vodkamartini hat geschrieben: 24. Januar 2021 12:53 Na ja, seltsam ist das nicht, war in Deutschland ein Top 5 Hit. :) Natürlich nicht mehr als ein netter Popsong, aber einer der mich nie genervt hat und schön zum Mitwippen einlädt. Meine erste McCartney-Single (Vinyl) war aber schon viel früher: Mull of Kintyre (mit den Wings natürlich).
Kurioserweise spielt er "Hope of Deliverance" auf Konzerten nie live, nichtmal in Deutschland.
Zuletzt hat er ihn viel bei Soundchecks vor etwa 5 Jahren gespielt, aber später in der Show nicht.
Die Soundchecks sind meist gut dokumentiert, weil ja immer um die 100 Fans dabei sein können.





Und "Mull of Kintyre" spielt er immer nur bei Konzerten in Schottland oder an Orten, wo es eigene Dudelsackgruppen gibt, die ihn dann auf der Bühne begleiten, wie in Kanada oder Australien.

Der bislang letzte Top 10-Hit, den er hatte, spielt er jedoch ziemlich häufig:


Re: The Beatles

221
GoldenProjectile hat geschrieben: 24. Januar 2021 12:25 ...
Und damit wäre Chaos and Creation ein weiteres Album, das Maibaum mal antesten könnte wenn er wieder den Beatles Rappel bekommt. Dafür lassen wir es hiermit mal mit den sich häufenden Empfehlungen. :wink:
Absolut. Ein wunderschönes, ruhiges Album. Jeder Song ist toll, Too Much Rain ist für mich das Highlight, musikalisch, textlich und gesanglich einer der besten Songs von Macca. Vielleicht sogar der Beste.

Band On The Run von den Wings wiederum ist ein schmissiges 70er Jahre Party- und Ohrwurmalbum, das viel Spaß macht.

Ho hey ho, ho hey ho
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Re: The Beatles

222
DonRedhorse hat geschrieben: 9. Februar 2021 23:28 Ho hey ho, ho hey ho
Leave me alone, Mrs Vanderbilt!

Too Much Rain ist auch klasse...

Hier mal eine unvollständige Liste von Solo- und Wings-Oberknallern, die morgen wahrscheinlich schon ganz anders aussehen wird.

1 Alligator (2013)
2 Too Many People (1971)
3 Somedays (1997)
4 Old Siam Sir (1979)
5 Anyway (2005)
6 Here Today (1982)
7 Only Mama Knows (2007)
8 Deep Down (2020)
9 Pipes of Peace (1983)
10 Long Haired Lady (1971)

11 My Brave Face (1989)
12 Another Day (1971)
13 Mr. Bellamy (2007)
14 The Pound is Sinking (1982)
15 Looking at Her (2013)
16 Stranglehold (1986)
17 When Winter Comes (2020)
18 Calico Skies (1997)
19 Band on the Run (1973)
20 Distractions (1989)

21 Live and Let Die (1973)
22 Uncle Albert / Admiral Halsey (1971)
23 Young Boy (1997)
24 New (2013)
25 Keep Undercover (1983)
26 Monkberry Moon Delight (1971)
27 Friends to Go (2005)
28 My Valentine (2012)
29 Nineteen-Hundred and Eighty-Five (1973)
30 Little Lamb Dragonfly (1973)

31 Queenie Eye (2013)
32 Mistress & Maid (1993)
33 The Kiss of Venus (2020)
34 So Bad (1983)
35 Rock Show (1975)
36 Heaven on a Sunday (1997)
37 Somebody who Cares (1982)
38 Too Much Rain (2005)
39 Heart of the Country (1971)
40 Temporary Secretary (1980)

Echt unmöglich, hier eine richtige Liste zu machen...
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Re: The Beatles

223
Paul McCartney hat schon wieder ein neues Projekt, aber leider nur ein Coveralbum, und das nicht einmal von ihm selber. Stattdessen covern andere Leute Songs von seinem jüngsten Meisterstück Macca III, das ganze nennt sich McCartney III Reimagined oder so. Find ich persönlich etwas unnötig, vor allem so kurz nach dem eigentlichen Album, und interessiert bzw. tangiert mich nicht so wirklich.

Das erste Lied von Grumpy-Bored Facetattoo Kid finde ich gesanglich zumindest schon mal ganz schrecklich und nervig, gleichzeitig schimmert aber ständig durch die tolle Melodie die originale Macca-Brillanz durch, was einen interessanten Kontrast gibt, der sich gesanglich aber eben trotzdem schlecht anhört.
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