Re: Der Arnold Thread

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vodkamartini hat geschrieben:Ich sehe da einen deutlichen Unterschied zwischen Arnie und Sly, die von dir angesprochene Filme sind keine lupenreien Actionkracher F-I-S-T und Copland überhaupt nicht und bei John Rambo ist das doch arg plaktiv bzw. nur Mittel zum Zeck, einig "Rambo" würe ich geltern lassen). Slay hat duch die vilen Rambo und v.a. Rocky-Filme ohnehin weniger andere Actionfilme auf dem Konto wie Arnold, so dass da natürlich auch mehr Gelegenheiten waren.
Ok wenn du es nur auf reinrassige Actionfilme beziehst, dann ist da bei Sly weniger zu holen (was man aber auch wieder argumentativ umdrehen kann, denn wo sind Filme wie Lords of Flatbush, Rocky, F.I.S.T., Paradise Alley oder Copland in Arnies Oevre? :) ).

Bei John Rambo sehe ich das anders als du. Ich nehme Stallone sein Anliegen auf den Bürgerkrieg und das Leid in Birma aufmerksam machen zu wollen durchaus ab. Man kann über die Wahl seiner Mittel (also es in einem Film zu thematisieren, der in erster Linie auf Action setzt) diskutieren, aber ich finde die Gesamtthematik passt sehr gut zur charakterlichen Entwicklung von Rambo und ist auch angemessen umgesetzt – allerdings deutlich besser im DC als im Kinocut.


vodkamartini hat geschrieben:Running Man selbsthartte ich auch eher als oberen Durchschnitt im Erinnerung, aber bei der erneuten Sichtung diese Woche war ich wieder richtig angetan. Das hat Schmiss, das ist bissig und :) brandaktuell. Killian ist ein famoses TV-Arschloch und die Sprüche (der alten Kino-Syncho) sind spitze. ALs ARnold-Fan bin ich nicht vollend objektiv, aber auch der ist ein Party-Film.
Gerade der Schmiss fehlt mir hier. Für mich sehr bieder und ohne echten Schwung – leider.
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Re: Der Arnold Thread

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Also ich habs mit Gleichgesinnten ausprobiert, einen solchen Film muss man in Gesellschaft genießen. Probiers mal aus. :wink: Er hat durchaus teilweise einen B-Touch, aber ich finde es eher charmant als negativ (gilt ja auch für City-Hai und Phantom Kommando, der natürlich actionmäßig mehr zu bieten hat).

Bei John Rambo kann ich deiner Argumentation im DC jedenfalls eher zustimmen, aber man vergisst sehr schnell, wen er da eigentlich aufmischt. Dennoch ein erdiger, brutaler, würdiger Abschluss der Reihe.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Um "True Lies" mit deutschem Ton auf Blu-ray schauen zu können (Arnie kann ich im O-Ton nicht ernstnehmen), musste ich mir jetzt ernsthaft eine spanische Scheibe anschaffen, auf der dann groß "MENTIRAS ARRIESGADES" steht … nun ja. :mrgreen:

Irre, was für Action der Cameron da 1994 auf die Leinwand geballert hat. Die letzte halbe Stunde hat so durchgeknallte und spektakuläre Momente (insbesondere die Brückenszene und den Kampfjet-Ausflug nach Miami) an Bord, da hält keiner der Brosnan-Bonds mit. Das sprüht nahezu über von einer geradezu kindlichen Begeisterung am Zerstören. Unfassbar. Selbst im Cameron-internen Vergleich zu "Terminator 2" handelt es sich hierbei um ein ganz anderes Level an Aufwand und Spektakel. Der berüchtigte "You're fired"-Moment (was für ein blöder Spruch übrigens) ist so übertrieben drüber, so lächerlich überhöht, dass er selbst in einer Parodie herausstechen würde. Ich habe mich kringelig gelacht. DAS nenne ich mal einen Schurkenabgang!

Ansonsten ist "True Lies" ein Film, der mir viel Spaß macht, der mir Freude bereitet, den ich deshalb aber nicht unbedingt immer gelungen finde. Es ist einer dieser Filme, bei dem auch das Spaß macht, was nicht funktioniert, aber dann eher aus einer distanzierten und "darüber lachenden" Haltung heraus, als zwangsläufig aus einer wertschätzenden. Ein Beispiel: Wer sich bei den Roger-Moore-Bondfilmen hier im Forum gerne daran stört, dass das Stunt-Double des Bonddarstellers zu deutlich zu erkennen wäre, der muss "True Lies" hassen. Cameron gibt sich nicht mal ansatzweise die Mühe, in irgendeiner Actionszene die Illusion aufrechtzuerhalten. Arnies Stunt-Double ist so dermaßen oft klar zu erkennen (frontal ins Gesicht gefilmt), dass er gefühlt mindestens ein Viertel der gesamten Screentime von Schwarzenegger einnimmt.

Die Dreiteilung des Films ist zudem dramaturgisch eher missglückt. Die ersten vierzig Minuten ist "True Lies" eine durchaus launige James-Bond-Quasiparodie, mit dem schmissigen Tango-Auftakt, der sehr beeindruckenden "Pferd jagt Motorrad"-Verfolgungsjagd und der wohl besten Actionszene in James Camerons Karriere: einem kurzen Intermezzo auf einer Herrentoilette, in der Arnie zwei Terroristen ausschaltet und sich gegen einen dritten nur gerade so verteidigen kann. Absolut großartig inszeniert, schnell, hart, knackig und an der richtigen Stelle durch Humor aufgelockert. So geht das. Cameron at his best.

Danach kommt dann aber der eigentliche Teil, für den es den Film gibt, in dem der Superspion seine vermeintlich untreue Ehefrau beschatten lässt und sie in sein Agentenleben reinlotst und ab da wird "True Lies" weitgehend wenig überzeugend verknüpftes Stückwerk. Ich scherzte gestern, man merke den ganzen langen "Rettet die Ehe!"-Teil an, dass dies von einem Mann (nämlich James Cameron) geschrieben wurde, der in seinem Leben viermal geschieden wurde. Der ganze "Arnie lässt seine Frau fürs fast-Fremdgehen-mit-Bill-Paxton büßen"-Teil ist auf eine unangenehme und seltsame Weise sehr bösartig und gemein. "Mean spirited", sagt der Ami dazu. Gerade die Verhörszene mit Jamie Lee Curtis, die angedrohte Hinrichtung von Bill Paxton und die viel zitierte Striptease-Sequenz gehen in meinen Augen tonal daneben und sind nicht mehr charmant / witzig, sondern erzeugen bei mir beim Anschauen ein missliches Gefühl.

Vieles in diesem langen Teil macht Spaß (vor allem, wenn Arnie in einer Traumvorstellung mit einem Schlag Bill Paxton ins Jenseits kloppt), und Jamie Lee Curtis ist schlicht granatenstark in "True Lies", es dürfte locker der beste Schauspielauftritt ihrer Karriere sein. Dennoch passt da tonal etwas nicht und ich hatte mehr Spaß mit der James-Bond-Parodie im ersten Akt als mit dem langen Hauptteil. Besonders bizarr ist dann die Überleitung ins Finale: Auf einmal stürmen die Terroristen in das Hotelzimmer und nehmen Arnie / JLC gefangen und erinnern einen daran, dass sie ja vor über einer Stunde mal Teil des Films waren. Dann erfährt Curtis in drei Minuten die ganze Wahrheit über ihren Mann, beide befreien sich, sie wird zwei Minuten später wieder gefangengenommen und Arnie ballert sich eine halbe Stunde wüst durch die Terroristenhorden. Hä?

Das Drehbuch von Cameron ist da schlicht mehr als unausgegoren. Die eigentliche Prämisse des Films sollte eigentlich das sein, was im Mittelteil stattfindet. Aber Cameron setzt einen Quasi-James-Bond-Film an den Anfang und das Ende und gibt sich nullkommanull Mühe, diese "beiden Filme" irgendwie schlüssig zusammenzubringen. JLC spielt die ersten vierzig Minuten quasi gar keine Rolle, danach sind die Terroristen und die Atombomben für mehr als eine Stunde vergessen und dann wird JLC sofort wieder an den Rand verdrängt, damit Arnie seine übliche Stuntshow abspulen kann – nur mit mehr Gigantomanie. Die spektakuläre Zersprengung der Brücke erfolgt durch irgendwelche uns unbekannten Piloten, die uns unbekannte Terroristen wegbomben. Das Finale zeigt uns Arnie, der seine Tochter (die vorher nie eine Rolle spielte) retten muss, während JLC gar nicht mehr ins Bild kommt, ehe uns die Schlussszene verrät, dass sie irgendwann später dann off screen auch Agentin geworden ist. Hää?

Was für ein Film will "True Lies" sein? Ein Arnie-Actioner aus dem Lehrbuch? Eine Parodie auf James-Bond-Filme? Ein Ehedrama als Actionfilm? Eine Verwechslungskomödie? Ein Film, in dem die biedere Hausfrau durch ein Abenteuer mit ihrem Superagenten-Gatten ihre ungeahnten Fähigkeiten entdeckt? "True Lies" ist das alles, aber damit gleichzeitig auch nichts davon so richtig.

Nicht falsch verstehen: Ich hatte eine Mordsgaudi mit dem Film. Aber er ist seltsam schludrig inszeniert an vielen Stellen, tonal "all over the place", mal leichtfüßig, mal auf fast misogyne Weise gemein, mal vergleichsweise hart, super spektakulär am Anfang und am Ende, dazwischen aber fast schon betont zurückgenommen, und zudem inhaltlich nie schlüssig konzipiert. Und trotzdem macht er mir Laune, sieht an manchen Stellen fantastisch aus, stellt einem teilweise sensationelle Szenen hin und hat spektakuläre Bilder, wie sie nur Cameron kann! Was sagt das Forum zu diesem Film?
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Auch wenn es langsam richtig peinlich wird, aber das hast du absolut treffend beschrieben. Mir gehts da sehr ähnlich. :) Das bondige 1. Drittel ist grandios und der Höhepunkt des Films. Wenn es danach schwächer wird, stimmt etwas nicht mit der Gesamttonlage. Ich habe auch den Mittelteil immer schon zu lang, zu "akward" und unrund empfunden. Paxton ist wie immer super, Curtis ebenso, aber die spießige und teilweise auch etwas böse Eherettung stottert und holpert vor sich hin. Ein paar Gags sind dennoch sensationell. Am Ende kommt dann ganz unvermittelt Phantom Kommando der etwas erleseneren Art.

Bei aber dennoch locker so um die 8/10 und ich erwarte sehnlichst die 4K-Fassung, die dieses Jahr endlich kommen soll.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Ja das trifft zu nahezu 100% meine Meinung zu True Lies, den ich schon deshalb etwas mehr mag als verdient, weil es einer meiner ersten Kinofilme war.

Deine Sicht zu der Überlegenheit der Actionszenen vs Brosnans Bonds sehe ich nicht so. Da bin ich bei dir aber auch immer wieder überrascht, was du als aufwendige Action wahrnimmst. Nein, GE hat deutlich aufwendigere und bessere Actionszenen, von TND wollen wir erst ga nicht reden. Ich finde es fast schon schade, dass selbst versierte Bond-Fans diese Filme in der Hinsicht so unterschätzen. TND ist wohl einer der aufwendigsten jemals produzierten Actioner. Ich weiß gar nicht mit wie vielen Units die den so schnell filmen konnten
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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danielcc hat geschrieben: 2. Mai 2023 15:00 Deine Sicht zu der Überlegenheit der Actionszenen vs Brosnans Bonds sehe ich nicht so. Da bin ich bei dir aber auch immer wieder überrascht, was du als aufwendige Action wahrnimmst.
Überlegen habe ich nicht gesagt. Aber "True Lies" ist nicht einfach nur spektakulär, sondern die Actionszenen sind teils wirklich Gaga und heillos übertrieben, und da ist Cameron in diesem Film schon für mich in einer anderen Liga als die Brosnan-Bonds. Selbst in den krawalligsten Brosnan-Momenten (Panzer in GE, Tsunami in DAD) kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Bond in einen Kampfjet setzt und einen ganzen Gebäudekomplex zu Klumpen ballert oder den Bösewicht an einer Rakete hängend durch ein kaputtes Gebäude in einen anderen Helikopter feuert. "True Lies" hat mehrere Momente (auch in der Szene mit dem Pferd), in denen ich laut aufgelacht habe, weil das Geschehen im Film einfach so absurd übersteigert und abgedreht ist. Sowas findest du selbst in den beklopptesten Bond-Actionszenen nicht.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Casino Hille hat geschrieben: 2. Mai 2023 13:32 Was sagt das Forum zu diesem Film?
Ich finde mich in deiner Kritik ebenfalls sehr gut wieder, allerdings ist mein Fazit deutlich weniger begeistert, da die von dir sehr gut herausgearbeitete Unausgegorenheit des Films für mich letztlich verhindert, dass die zweifellos ebenfalls vorhandene Qualität voll durchschlagen könnte. Ein großer Spass war und ist TL daher für mich bis heute nicht so richtig, da mich einfach zuviel stört. Die merkwürdige Zerrissenheit des Films in nicht so recht zueinanderpassende Teile ist einer der Gründe, die sehr oberflächlich eingeführte Bedrohung samt Schurken ein weiterer. Ich glaube ich habe dem Film hier mal 6,5 Punkte gegeben und da würde ich ihn auch heute noch sehen. Überigens finde ich die Action in The Abyss deutlich aufwändiger und spektakulärer als in TL, wenngleich auch dieser auf diesem Gebiet beeindruckendes abliefert.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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"True Lies" erschien damals gewissermaßen auf dem Höhepunkt des 90er-Blockbuster-Kinos und ging bei mir zwischen Filmen wie "Hudson Hawk", "Last Boy Scout", "Last Action Hero", "Jurassic Park", "Independence Day" usw. ein wenig unter. Gesehen habe ich ihn damals natürlich, tendierte aber gerade in den mittleren 90ern zu den etwas leiseren Filmen - "Gilbert Grape", "Dead Man", "Before Sunrise", "Blue In The Face", da gab es ja wirklich schöne Filme, die ich dem lauten Cineplex-Event-Kino vorgezogen habe. Insofern hat mich "True Lies" nur mäßig begeistern können. Müsste ich mal wieder sehen, angesichts des aktuellen Superhelden-Overkills würde ich "True Lies" wahrscheinlich als erholsamen und harmlosen Spaß empfinden.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Casino Hille hat geschrieben: 2. Mai 2023 13:32 Die Dreiteilung des Films ist zudem dramaturgisch eher missglückt. Die ersten vierzig Minuten ist "True Lies" eine durchaus launige James-Bond-Quasiparodie

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Danach kommt dann aber der eigentliche Teil, für den es den Film gibt, in dem der Superspion seine vermeintlich untreue Ehefrau beschatten lässt und sie in sein Agentenleben reinlotst

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Dann erfährt Curtis in drei Minuten die ganze Wahrheit über ihren Mann, beide befreien sich, sie wird zwei Minuten später wieder gefangengenommen und Arnie ballert sich eine halbe Stunde wüst durch die Terroristenhorden. Hä?

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JLC spielt die ersten vierzig Minuten quasi gar keine Rolle, danach sind die Terroristen und die Atombomben für mehr als eine Stunde vergessen und dann wird JLC sofort wieder an den Rand verdrängt, damit Arnie seine übliche Stuntshow abspulen kann – nur mit mehr Gigantomanie.
Ich habe den genau so in Erinnerung (mal abgesehen davon, das ich Arnie nur im O-Ton "ernst nehmen" kann). Das sind mindestens zwei Filme, die sich frisch-fröhlich abwechseln. Eher drei, weil der Einstieg noch eine gewisse Bond-Eleganz versprüht, bzw. parodieren will, während ich das Kawum-Ende als sehr unitedstatesianisch in Erinnerung habe, vor allem weil da glaube ich noch Tom Arnold den Sidekick gibt. Für mich schon damals "nur" eine 6/10.

Müsste ihn aber, wie einiges vom Kamerun-Jimbo, mal wieder auffrischen.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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vodkamartini hat geschrieben: 2. Mai 2023 17:04 Also im Vergleich zu den Flops Last Action hero und Hudson Hawk ging der ganz sicher nicht unter. Das war ein Hit.
Deshalb schrieb ich ja, dass er "bei mir" etwas unterging. Bzw. in der Erinnerung verwischte.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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GoldenProjectile hat geschrieben: 2. Mai 2023 18:05 Ich habe den genau so in Erinnerung (mal abgesehen davon, das ich Arnie nur im O-Ton "ernst nehmen" kann).
Ein Kampfroboter aus der Zukunft mit Ösi-Aussprache? Ne, auf keinen Fall. Arnie ist ein Star, dessen Filme ich viel lieber auf Deutsch anschaue. Sie profitieren einfach enorm von Thomas Danneberg, dessen charismatische Stimme den eh schon charismatischen Arnie nochmal mehr Glanz verleiht.
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