Re: Ein Hai kommt selten allein

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Sehe ich praktisch 1:1 genau so. Jaws 2 mochte ich schon immer, mittlerweile aber sogar richtig gern. Ist einfach eine interessante und ideenreiche Variation und handwerklich absolut gekonnt. In einem Punkt würde ich aber dennoch Einspruch erheben...
Casino Hille hat geschrieben: 19. Mai 2021 19:18 Blass bleiben daher auch die jungen Schauspieler, die allenfalls durch ihren körperlichen Einsatz überzeugen, da sie nahezu sämtliche Segelszenen selbst ausführen, unter abenteuerlichen Bedingungen.
...denn davon explizit ausnehmen würde ich Keith Gordon, der eine erstaunlich charismatische und erinnerugswürde Darstellung seines linkisch-unbeholfenen Möchtergern-Angebers abgibt. Diese tolle Darstellung bestätigte er dann später mit weiteren guten Leistungen in De Palmas Dressed to Kill und Carpenters Christine. Schade, dass seine Schauspiel-Karriere danach nicht mehr so recht in Schwung blieb.
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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AnatolGogol hat geschrieben: 19. Mai 2021 19:46
Casino Hille hat geschrieben: 19. Mai 2021 19:18 Blass bleiben daher auch die jungen Schauspieler
davon explizit ausnehmen würde ich Keith Gordon
Ja, Gordon sticht etwas heraus, aber insgesamt gibt auch seine Rolle nicht viel mehr her als die seiner Kollegen. Zu seinen weiteren Leistungen kann ich nicht viel sagen, habe leider beide von dir genannten Filme nicht gesehen. :)

An die Spielberg-Fans hier: Auf meiner Blu-ray von "Unheimliche Begegnung der dritten Art" finden sich drei Schnittfassungen. Ich soll wählen zwischen Kinofassung, Special Edition und Director's Cut – und habe gerade gar keine Ahnung, welche der drei Versionen ich bisher kannte. :mrgreen: Hat einer von euch da eine besondere Präferenz oder kann mir von irgendwas besonders abraten?
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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@Hille
Die Special Edition von "Unheimliche Begegnung der dritten Art" ist nicht zu empfehlen, da sie als unlauterer Kompromiss gilt. Das Studio wollte ursprünglich eine Fortsetzung. Jedoch war der Film für Regisseur Spielberg inhaltlich abgeschlossen. Das Raumschiffsinnere nachträglich aufbereitet zu zeigen ist für den Film in keinster Weise ein Zugewinn wobei das Setdesign auch nicht im Geringsten überzeugen kann.
Ähnliches fand bekanntlich auch mit E.T. statt wobei die Neuerungen 20 Jahre später auch nur als Verschlimmbesserung wahrgenommen werden.

Der Director's Cut von "Unheimliche Begegnung der dritten Art" geht in Ordnung, da er soundtechnisch der Zeit angepasst ist.


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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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Ich habe mir mal per Schnittberichte die Unterschiede durchgelesen. Die Version, die ich kannte, ist definitiv die Kinofassung gewesen, diese lange Szene mit einem Schiff mitten in der Wüste Gobi habe ich nie zuvor gesehen. Habe dann heute den Film auch in der Kinofassung erneut gesehen, und danach in den anderen beiden Fassungen zu den Szenen gespult, die dort hinzugefügt wurden. In beiden alternativen Schnittversionen hat Spielberg meiner Ansicht nach den unverzeihlichen Fehler gemacht, eine alternative Einführung von Richard Dreyfuss zu benutzen. Im Original sieht man ihn seine Miniaturzüge beobachten, dazu spielt eine Pinocchio-Spieluhr "When You Wish Upon A Star" aus dem 1940er-Disneyfilm. In der Special Edition und im Director's Cut hingegen spielt er gemeinsam mit seinem Sohn mit den Zügen und schlägt später vor, die Familie könnte ja gemeinsam im Kino "Pinocchio" ansehen. Die alternative Szene funktioniert nicht für mich. Sie ist einerseits zu lang, zu dialoglastig als Einführung für die Dreyfuss-Figur, andererseits fehlt die Musikuntermalung von "When You Wish Upon A Star", die ich aber atmosphärisch für wichtig befinde, da Williams den ikonischen Song später wieder aufgreift.

Zum Film selbst vielleicht ein anderes Mal mehr, wenn ich etwas mehr Zeit habe, ausführlich zu werden.
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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Kleiner Nachklapp. Spielberg war mit der Kinoversion nie so ganz zufrieden und brachte 1980 eine neue Fassung (Special Edition) in die Kinos, die er teilweise kürzte und teilweise verlängerte und sogar ganz neue Szenen drehen lies (z.B. zeigte er das Innere des Raumschiffs, auch die Gobi-Szene war neu). 1997 folgte dann der Director´s Cut, bei dem er wieder leichte Veränderungen vornahm, da das Publikum seinerzeit die Kinofassung bevorzugt hatte (die Raumschiffszenen flogen z.B. wieder raus, Gobi blieb drin).
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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Tatsächlich halte ich die Special Edition für die beste Fassung des Films. Ich mag die zusätzlichen Szenen (Wüste, Innere des Raumschiffs) und finde die entfernten Szenen eher aufhaltend (Neary auf der Arbeit, die Pressekonferenz, Apollo Creed). Vor allem bevorzuge ich den Zusammenbruch unter der Dusche gegenüber Nearys Durchdrehen im Garten. Das sind alles zwar keine riesigen Unterschiede, aber insgesamt empfinde ich die SE als runder gegenüber der Kinofassung. Den DC finde ich überladen und teilweise inhaltlich redundant (beide Durchdreh-Szenen mögen inhaltlich gerechtfertig sein als eine Art Steigerung, sie bremsen den Film aber aus und geben dem Zuschauer keine zusätzlichen Informationen, die er nicht auch durch nur eine der beiden Szenen bekommt).
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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Casino Hille hat geschrieben: 20. Juni 2021 23:28 Zum Film selbst vielleicht ein anderes Mal mehr, wenn ich etwas mehr Zeit habe, ausführlich zu werden.
auch ja! Habe ihn gestern auch wieder geschaut und würde mich da über einen Austausch freuen!
Casino Hille hat geschrieben: 20. Juni 2021 13:22 Ja, Gordon sticht etwas heraus, aber insgesamt gibt auch seine Rolle nicht viel mehr her als die seiner Kollegen. Zu seinen weiteren Leistungen kann ich nicht viel sagen, habe leider beide von dir genannten Filme nicht gesehen. :)
Dressed to kill unbedingt schauen! Wunderbare Hitch-meets-Giallo-Mixtur von De Palma in Hochform! Gordon hat da eine echte Hauptrolle und wirkt interessanterweise jünger als im Jaws-Sequel, obwohl 2 Jahre später entstanden. Christine kannst du überspringen, mittelmäßige Routine von dem sich da schon im Sinkflug befindenden Carpenter.
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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Schön zu sehen, dass ich offenbar nicht der einzige bin, dem "Jaws 2" gefällt. Vielleicht nicht mehr so spannend wie Teil 1, aber die Atmosphäre gefällt mir hier auch noch gut und es ist sicherlich ein Plus, dass Roy Scheider noch dabei war, auch wenn er selbst wohl wenig Lust dazu hatte.
Schön auch, dass man hier noch von billigen Effekten verschont wird, im Gegensatz zu Teil 3 (Teil 4 habe ich noch nicht gesehen).

Ich bin aber zugegebenermassen erstaunt, dass hier nicht längst schon ein Remake, Reboot oder was auch immer gemacht wurde.
Das Risiko eines billigen CGI-Effektespektakel ist natürlich gross, aber es gäbe sicherlich auch den ein oder anderen Regisseur, der mit der Materie respektvoll umzugehen wüsste, Denis Villeneuve zum Beispiel.

Re: Zuletzt gesehener Film

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West Side Story (Steven Spielberg, 2021) 8,5/10

Ansel Elgort verhindert eine 9/10 oder 9,5/10. Er wirkt ab und zu ungelenk, klobig und schafft es zu keiner Zeit verliebt zu gucken.
ABER: der Rest! Über alle Gewerke funktioniert diese fulminante Neuverfilmung des Stücks von 1957 wunderbar. Und Rachel Zegler und Ariana DeBose spielen Oscar-reif.
Und Spielberg: der lässt 157 Minuten (nur 6 Minuten kürzer als NTTD) wie 90 Minuten wirken.

Für mich sein beste Regiearbeit seit (mindestens) "Catch Me If You Can" (2002).

Leider wird der Film aufgrund der Musical-Vorurteile, die einige haben, kombiniert mit der Covid-Angst, kommerziell untergehen.
Ändert aber ja zum Glück nichts an der Klasse des Films.

Re: Zuletzt gesehener Film

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 20:00 Bei mir eher aus Zeitgründen und aus Unkenntnis des Originals.
Ich glaube nicht, dass man das Stück je gesehen haben muss, und auch die erste Verfilmung von 1961 nicht.
Ist ja im Grunde einfach nur Shakespeares Romeo + Julia im New York der 50er.

Unkenntnis des Stoffs war bei mir noch nie ein Grund NICHT in einen Film zu gehen. Ich mag es sogar, wenn ich nicht weiß, worauf ich mich einlasse.
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 20:00Oscarreife ist bei mir nicht unbedingt das Top-Adjektiv, aber interessant zu hören, zumal ich von den beiden Damen nie gehört habe.
Der ganze Film ist ja (mit Ausnahme von Ansel Elgort) und der 90-jährigen Rita Moreno (die in der '61er-Verfilmung die Rolle von DeBose gespielt hat) nur mit Newcomern besetzt.

Rachel Zegler wurde von Spielberg mehr oder weniger von einer Schultheater-Aufführung aus engagiert, wird mit ihrer Performance hier aber sicherlich zum Star. Sie wurde mit 16 gecasted, war 18 während der Dreharbeiten und wirkt auf der Leinwand als ob sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht hätte.

Ariana DeBose hatte eine kleine Nebenrolle in "Hamilton" am Broadway, zu sehen auch im Mitschnitt des Stücks auf Disney+.

"Oscar-reif" nutze ich als Synonym für "äußerst überzeugende Leistung".
Das Gleiche gilt für Janusz Kaminski und seine Kameraarbeit.

Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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iHaveCNit: West Side Story (2021) – Steven Spielberg - 20th Century Studios
Deutscher Kinostart: 09.12.2021
gesehen am 09.12.2021 in 4K Samsung ONYX LED
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 6 – Reihe 13, Platz 21 – 19:50 Uhr

Bei den aktuellen Starts dieser Woche sieht es für mich etwas mau aus, aber die damit verbundene Pause tut dann doch nach der hohen Frequenz der letzten Wochen und Monate gut. Trotz allem habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Neuverfilmung des Musical-Films „West Side Story“ von Steven Spielberg im Kino anzusehen. Damit ich auch ein wenig stärker in die Handlung des Films investiert bin, habe ich mir vor einigen Tagen auch noch den „West Side Story“ von 1961 besorgt und auch angesehen. So war dann doch auch das, was ich gerade im Kino gesehen habe, auch keine große Überraschung.

In den 50ern ist in den Vierteln New Yorks eine große Feindschaft zwischen den Einheimischen „Jets“ und den aus Puerto Rico stammenden „Sharks“, die regelmäßig in Jagden und Prügeleien durch die Straßen endet. Inmitten dieser Feindschaft kommt es bei einem Tanzabend zu einem verhängnisvollen Vorfall. Toni, ein Gründungsmitglied der Jets, der nach einer Haftstrafe dem kleinkriminellen Treiben abgeschworen hat trifft auf die junge Schwester von Bernardo, Führer der Sharks – Maria. Für Toni und Maria ist es Liebe auf den ersten Blick – für die Jets und Sharks jedoch so etwas wie eine gegenseitige Kriegserklärung. Kann diese Liebe unter diesen Vorzeichen bestehen ?

Steven Spielbergs Film ist auf eine auf moderne Sehgewohnheiten und Filmtechnik angepasste, werkgetreue Neuverfilmung des Filmes aus 1961 geworden. Mit virtuos inszenierten Choreographien hangelt sich der Film an den Liedern des Originals entlang und reißt einen damit wirklich mit. Von den Sets, über den Kostümen bis hin eben zur Musik ist Spielbergs „West Side Story“ ein virtuos inszenierter Musical-Film geworden. Jedoch finde ich die Verhandlung der sich im Film befindlichen Themen relativ oberflächlich und der Kern der Geschichte ist etwas zu kompakt für eine auf 157 Minuten ausufernde und gestreckte Erzählung. Darstellerisch ist das auch alles sehr routiniert, jedoch wirkt die Besetzung von Ansel Elgort als Toni gerade mit dessen charakterlichen Hintergründen etwas zu brav, blass und glatt, so dass man durchaus einige Augen zudrücken muss, wenn es um den Spagat zwischen Behauptung und Glaubwürdigkeit geht. Bei den Damen sieht das dann aber schon etwas anders aus, denn die Besetzung von sowohl Rachel Zegler als Maria als auch Ariana DeBos als Anita ist perfekt und großartig. Insgesamt ist der Film für Liebhaber von Musical-Filmen auf jeden Fall ein Vergnügen.

„West Side Story“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg

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vodkamartini hat geschrieben: 14. Mai 2021 12:02 Ich sehe auch Star Wars als den eigentlichen Blockbuster-"Gründer". Dennoch ist das Merchandising und das "um den Block vor den Kinos anstehen" bereits bei Jaws ein Fakt. Generell kann man aber sagen, dass das Gespann Lucas-Spielberg zu Recht als die "Gründerväter" des modernen Blockbusterkinos in die Filmgeschichte eingehen werden, was durch die gemeinsame Indy-Geschichte noch veredelt wird.
Ich sehe das von dir geschilderte moderne Blockbuster-Phänomen bereits 1973 mit Friedkins The Exorcist, ein R-Rated Horrorfilm auch noch. Für mich auch paradigmatisch für das, was in den 2000ern noch kommen sollte, nämlich der Wille komplexere Stoffe und Konzepte massentauglich aufzubereiten, siehe Nolan.