Re: Zuletzt gesehener Film

9811
Ich fand ihn auch ok, er hatte ein paar gute Momente wirkt aber wild zusammen gemixt und teilweise enorm oberflächlich. Aber da kommt eben wieder das Trash-Element zum Vorschein, das ich einfach immer irgendwie sympathisch finde. Pratt halte ich auch nicht für sonderlich charismatisch, aber das ist hier nicht das Problem. Insgesamt stelle ich an Stream niedrigere Ansprüche, denn da sitze ich auf der Couch und lasse mich berieseln. Fürs Kino nehme ich mir bewusst Zeit, gehe aus dem Haus, vielleicht vorher/nachher was essen, da will ich nicht mit Konfektionsware abgespeist werden, oder noch schlimmer: gelangweilt werden. (Ja, ja, ich weiß, der war zuerst fürs Kino geplant, aber da kam er eben nicht, also spielt das keine Rolle).

Und Hille, zum Schreiben. Ich liebe es mitunter sogar Verrisse zu formulieren, ist wahrscheinlich meine gehässige Ader. :D Wobei es mit aufgrund Vorauswahl etc. relativ selten passiert, dass ich total verärgert bin. Häufiger ist da schon das nicht Fisch nicht Fleisch-Mittelfeld zu dem ich auch Tomorrow War zählen würde.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9815
iHaveCNit: Nebenan (2021) – Daniel Brühl – Warner
Deutscher Kinostart: 15.07.2021
gesehen am 21.07.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Studio – Reihe 3, Sitz 1 – 20:30 Uhr


Der nächste Film auf meiner Liste war das Regiedebüt von Daniel Brühl „Nebenan“, in dem er auch die Hauptrolle spielt. Das interessante Kammerspiel bietet ein starkes Duell zwischen Daniel Brühl und Peter Kurth, indem natürlich viel von dem passiert, was passieren könnte, aber auch etwas oberflächlich bleibt.

Daniel ist Schauspieler und steht vor einem wichtigen Vorsprechen für einen Film. Eigentlich möchte er sich noch ein wenig vor dem Flug vorbereiten, doch zuhause fehlt im die nötige Ruhe. Also trifft er die Entscheidung in ein Lokal bei ihm die Nähe zu gehen, um dort die notwendige Ruhe zu haben. Einer der Gäste im Lokal ist jedoch ein älterer Herr, der ihn scheinbar gut kennt und in ein nicht enden wollendes Gespräch verwickelt.

Der Film als Kammerspiel ist ganz interessant und großartig von Daniel Brühl und Peter Kurth gespielt, die sich hier ein extremes Duell liefern. Dabei wechselt der Film tonal von durchaus witzigen hin zu auch sehr unangenehmen Momenten. Dass Daniel Brühl sich hier als einen Daniel inszeniert, der als Schauspieler in einem großen Superheldenfilmprojekt mitspielen soll schon arg ein Metakommentar auf Daniel Brühl selbst. Nahezu sehr viel von dem, was passieren könnte, passiert auch in diesem Film. Familiendrama, Metakommentar, unterschiedliche Ansichten bezüglich Filmen und Qualität, Ost-West-Konflikte, Gentrifizierung, soziale Ungerechtigkeiten – all das wird hier in knapp 90 Minuten verpackt. Da passiert es natürlich, dass die Themen hier etwas plakativ und oberflächlich angerissen und nicht vollständig mit nötigem Tiefgang behandelt wird – wobei auch das jeweilige Interesse an den unterschiedlichen Themen schwankt und das ein oder andere auch durchaus etwas langweilig sein kann. Trotz allem kann sich „Nebenan“ sehen lassen.

„Nebenan“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9816
vodkamartini hat geschrieben: 21. Juli 2021 18:37 Hille, zum Schreiben. Ich liebe es mitunter sogar Verrisse zu formulieren, ist wahrscheinlich meine gehässige Ader. :D Wobei es mit aufgrund Vorauswahl etc. relativ selten passiert, dass ich total verärgert bin. Häufiger ist da schon das nicht Fisch nicht Fleisch-Mittelfeld zu dem ich auch Tomorrow War zählen würde.
Ich weiß, es scheint auch Konsens hier im Forum zu sein, dass Texte über miese Filme mehr Spaß machen. Sogar in meinem beruflichen Umfeld ist das die vorherrschende Meinung. Ich kann es auch nachvollziehen, aber zu schlechten Filmen habe ich oft nicht viel zu sagen, persönlich. Sie sind eben schlecht, haben mir nicht gefallen, ich mag mich nicht groß weiter mit ihnen beschäftigen. Die Zeit für lange Texte nehme ich mir gerne, aber dann muss ich das Gefühl haben, dass der Film es mir auch wert ist, diese Zeit in ihn zu investieren. Was wiederum dazu führt, dass hier in Langform dann nur Lobeshymnen von mir erscheinen. Schwierig, schwierig. Ich denke, auch negative Texte können mir Spaß machen, aber dann möchte ich das Gefühl haben, etwas Originelles zu sagen zu haben, statt das Offensichtliche auszusprechen. Liegt sicher auch daran, dass ich längst nicht mehr zu jedem Film mir etwas notiere, sondern nur dann, wenn ich Zeit, Gelegenheit und Aufhänger sehe.

Aber das ist ganz individuell (wie die Texte am Ende selbst), ich will das gar nicht zur Maxime erklären.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9817
Das sind wir gar nicht so weit auseinander, denn was ich auch merkwürdig finde, ist einen mehrere Seiten langen Verriss zu schreiben. Das muss schon etwas kürzer, knackiger und polemischer :) daher kommen, damit es auch unterhält. Zumal ich nicht Stunden meiner Lebenszeit damit vergeuden möchte um zu sagen: der Film ist schlecht.
Denn als Filmkritiker ist man in der schreibenden Zunft tätig und da gibt es nur eine Todsünde: seine Leser zu langweilen. Mich interessiert oft nicht so sehr irgendeine Meinung von irgendeinem Schreiberling, sondern weit mehr wie er seine Meinung präsentiert. Leider ist diese Kunst offenbar immer weniger gefragt und ich überfliege die allermeisten Filmkritiken in den Tageszeitungen nur noch, das sie gefühlt immer dieselben Adjektive und Satzkonstruktionen verwenden und kaum eine eigene Handschrift erkennen lassen. Ich habe immer öfter das Gefühl, dass es vielen Redaktionen völlig genügt, wenn ihr Stammschreiberling irgendetwas zu einem Film abliefert, damit der Film besprochen wurde.
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Schach, Jazz und Split-Screen

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Thomas Crown ist nicht zu fassen

Beide setzen einen Läufer in die Mitte des Spielbretts. Jeder lässt abwechselnd einen Springer folgen. Sie sehen sich an, erlauben sich ein Schmunzeln. Dann aber: Herausfordernde Blicke. Er beginnt zu schwitzen, blick auf, sieht, wie sie mit ihren langen, lackierten Fingernägeln ihr Abendkleid ein wenig lockert. Wieder sucht er die Konzentration, vergeblich. Ratlos setzt er den König ein Feld nach rechts. Die Kamera zeigt die Gesichter in einer Großaufnahme. Dann nur die Augen. Dann ihre Lippen. Sie fasst an den Läufer, umspielt ihn mit den Fingern. Auf und ab. Während er sich auf seinen nächsten Zug konzentriert, schiebt sie unter dem Tisch ihr Bein vor, schmiegt ihr Knie an seinem Schoß. Schließlich sagt sie laut: „Schach.“ Er ist geschlagen, steht auf, scheint über das Spiel zu grübeln. Dann geht er zu ihr, hebt sie aus ihrem Stuhl, spricht: „Wir spielen etwas anderes.“ Ihre Lippen berühren sich, es folgen Küsse im Gegenlicht. Fünfundfünfzig Sekunden lang küssen sie sich, weiß der Filmexperte. Denn dieser Kuss war 1968 der bis dato längste Kuss in der Geschichte des Kinos – die Darsteller Steve McQueen und Faye Dunaway brauchten dafür acht Stunden, über drei Drehtage verteilt.

Famos ist, wie Regisseur Norman Jewison die Szene auflöst: Während sich die zwei Akteure ganz ineinander verlieren, ihre Küsse immer schneller, ihre Bewegungen wilder werden, verschwimmt die Szenerie in bunten Farben, bis auch McQueen und Dunaway in den Farben verschwinden, in einem psychedelischen Ornament, wie es damals parallel auf der Leinwand auch in „2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick zu sehen war. Bei Kubrick symbolisierte der Rausch aus Licht und Kolorierung die Reise eines Astronauten über die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft hinaus, bei Jewison sind die verschmelzenden Farbtöne leichter zu begreifen: Sie simulieren den Orgasmus beim Liebesspiel. „In Filmen ist Stil der Inhalt“, definierte Jewison sein Credo, und mit der Kriminalkomödie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ machte er dieses Prinzip zur obersten Maxime. Sein Klassiker, der unlängst als Prototyp eines ganzen Genres angesehen wird, ist aus moderner Sicht ganz als Zeitgeist-Wiedergabe zu verstehen. Er entführt in die Swinging Sixties, filmisch und modisch.

Für Letzteres reicht es, die Garderobe zu begutachten, mit der Faye Dunaway für den Film eingekleidet wurde. Erst ein Jahr zuvor war sie durch ihre Hauptrolle im Gangsterdrama „Bonnie und Clyde“ berühmt geworden, doch „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ machte sie zur Stilikone. Schick und vor allem sexy verkörpert sie eine Versicherungsdetektivin, die nach einem perfekt orchestrierten Banküberfall den Drahtzieher ermitteln soll. Ihr Verdacht führt sie zu Thomas Crown, einem angesehenen Millionär mit Gentleman-Attitüde. Und weil schon ihr erster Auftritt im Film an einem Flughafen, an dem sie den Kommissar der örtlichen Polizei von der ersten Sekunde an felsenfest im Griff hat, zeigt, wie selbstsicher und furchtlos diese brillante Ermittlerin sich durchzuschlagen weiß, konfrontiert sie Crown bei der ersten Gelegenheit mit ihrer Vermutung. Wie er darauf reagiert? Abstreiten tut er es nicht.

Norman Jewison hatte noch ein Jahr zuvor mit dem Rassismusdrama „In der Hitze der Nacht“ fünf Oscars gewonnen, u.a. in der Hauptkategorie als ‚Bester Film‘. Für sein nächstes Projekt engagierte er Alan Trustman, einen Quereinsteiger in der Filmwelt, um ein Drehbuch für ein Heist-Movie, einen Film mit einem Raubüberfall im Zentrum, zu schreiben, wie sie zu dieser Zeit besonders beliebt waren. Doch Trustmans Script unterscheidet sich stark von anderen Genre-Vertretern: Der große Banküberfall, der minutiös geplante und reibungslos durchgeführte Coup, ist an den Anfang gestellt. Fünf verschiedene Gauner werden von einem geheimnisvoll-unbekannten Auftraggeber instruiert, und begehen das perfekte Verbrechen, ohne sich vorher je begegnet zu sein.

Um das ideale Zusammenspiel der Kriminellen zu veranschaulichen, setzte Jewison auf die sogenannte Split-Screen-Technik. Soll heißen: Der Bildschirm teilt sich in verschiedene kastenförmige Segmente, in denen unterschiedliche Handlungen gezeigt werden. Die Virtuosität, mit der so eine der spannendsten Montage-Sequenzen des 60er-Jahre-Kinos erzeugt wurde, ist nahezu berauschend. Die Auftrennung der verschiedenen Aktionen auf Teileinheiten des Gesamtbildes entwickelt einen fulminanten Rhythmus, war ihrer Zeit voraus. Erst 2001 erlebte diese filmische Rhetorik ihre Renaissance, als sie durch die actionreiche TV-Serie „24“ zu neuer Berühmtheit kam.

Darauffolgend widmet sich „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ dem Beziehungsspiel seiner Protagonisten. Für den oft als ‚King of Cool‘ bezeichneten Steve McQueen wurde die Titelrolle zu einer seiner populärsten Darbietungen, und zurecht, denn mit seiner wunderbar sensiblen Performance spielt er kräftig gegen sein Image: Die eiskalte Coolness ist ihm natürlich ins Gesicht geschrieben, doch selten sieht man McQueen so oft sowohl grübelnd und nachdenklich als auch ausgelassen lachend wie in diesem Film. Ursprünglich hatte Trustman beim Schreiben noch Sean Connery für den Part vor Augen, schrieb manche Szenen später um, machte sie für McQueen passend. Besonders prägnant für die Zeichnung der Figur ist eine Szene nach dem geglückten Raubüberfall, als er sich breit grinsend im Spiegel selbst zuprostet. Der deutsche Verleih lag deshalb ganz richtig damit, den eher banalen Originaltitel „The Thomas Crown Affair“, also: „Die Thomas Crown Affäre“, durch den schwungvolleren „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ zu ersetzen.

So ganz greifen lässt sich die Crown-Figur nämlich nicht. Einem echten Motiv für den Banküberfall bleibt er schuldig. Purer Nervenkitzel treibt ihn an, er ist ein Mann, der von seinem Leben in Extravaganz und Wohlstand gelangweilt ist. Er fährt einen schmucken Rolls-Royce, trägt die teuersten Sonnenbrillen, raucht die luxuriösesten Zigaretten, doch es fehlt ihm Befriedigung. Einmal kreist er mit seinem Segelflugzeug ziellos durch die Lüfte. Ursprünglich sollte diese Szene mit „Strawberry Fields Forever“ von den Beatles unterlegt werden, erst spät entschied man sich für den eigens komponierten Song „Windmills of your Mind“, gesungen von Noel Harrison, der schon in der anfänglichen Titelsequenz zu hören war und einen Oscar für das ‚Beste Filmlied‘ erhielt. Der melancholische Text gibt die Leere in Thomas Crown hervorragend wieder: „Rund wie eine Uhr, deren Zeiger über die Minuten ihres Ziffernblatts fegen. Und die Welt ist wie ein Apfel, der lautlos im Raum wirbelt, wie die Kreise, die du in den Windmühlen deines Geistes findest!“

Wenn er und Faye Dunaway, deren gemeinsame Chemie vor sexueller Spannung geradezu prickelt, gemeinsam in einem Buggy über den Strand jagen, ergötzt und verliebt sich die formal exzellent geführte Kamera von Haskell Wexler in den zur Schau gestellten Luxus, so wie auch Dunaways Charakter sich von Crown mehr und mehr verführen lässt. Genial also die Besetzung der Frau, die durch „Bonnie und Clyde“ zu einer Identifikationsfigur der damals rebellierenden Jugend wurde: In „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ ergibt sie sich nun dem Prunk des Establishments. Die soziale Realität wird ausgeblendet, der schnöde Alltag ist vergessen, und der Eskapismus formvollendet. Der Stil wird ganz zum Inhalt, wie Jewison es anstrebte.

Die zeitgenössische Kritik warf dem 102-minütigen Film wohl auch deshalb seine Oberflächlichkeit vor, seinen Hochglanz, aber aus einem Missverständnis heraus. Jewison drehte keinen Hochspannungsthriller, kein so gern herauf beschworenes fintenreiches Katz-und-Mausspiel. In Wahrheit gibt die lässige, Piano-lastige Filmmusik von Michel Legrand den Takt vor: „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ ist kinematografischer Jazz. So mag es ungestüm, selbstzweckhaft erscheinen, wenn die Split-Screen-Technik in einer Szene bei einem Polospiel einzelne Aufnahmen verzigfacht, dasselbe Bild sechzigmal zugleich gezeigt wird, es ist jedoch Ursprung der filmisch gewünschten Attitüde: Dynamik wird wo immer möglich forciert, rasante, beinahe improvisiert-wirkende Tempiwechsel erzeugen Aufmerksamkeit, die Dialoge sind frivol, verwegen. Das Drehbuch sucht nicht immer nach der inneren Logik, dem tieferen Sinn. Dieser Film will erlebt und gefühlt werden. Ein intellektueller Zugang ist fehl am Platz, schließlich wird symbolträchtig selbst Schach, das edle Spiel der Könige, das Kräftemessen großer Denker und Strategen, zum erotischen Duell umfunktioniert.

Und wie so oft beim Jazz endet auch Jewisons Film auf einer bitteren letzten Note. Beim Versuch, dem von ihr mittlerweile verehrten Millionär eine Falle zu stellen, ist Dunaways Figur in seine getappt. Sie endet weinend, betrogen, ausgetrickst. Anders als in der ironischer angelegten Neuverfilmung von 1999, in den zentralen Rollen mit Pierce Brosnan und Rene Russo besetzt, wartet man dementsprechend vergeblich auf die glückliche Auflösung für das Filmpaar. „Die Thomas Crown Affäre“, eine Liaison mit dem Gentleman-Ganoven, davon durfte geträumt werden, der deutsche Filmtitel aber triumphiert, wie auch die Protagonistin einsehen muss: Dieser Mann ist wirklich nicht zu fassen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9820
Genialer Text. Hab direkt Lust den Film mal wieder zu schauen. Hatte letztes Jahr mal eine kleine McQueen Review gestartet (Papillon, Bullit, Gesprengte Ketten, Le Mans), aber nichts dazu geschrieben. Er ist und bleibt der coolste M‘fu*er der je auf diesem Planten wandelte. Alles was Craig an Klamotten und Accessoires als Bond getragen hat, hat man meist schon an McQueen gesehen.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9821
King of Cool eben. Nicht nur ein Slogan. Bullitt hab ich erst vor ein paar Monaten gesichtet und reviewt, einer meiner Lieblings Cop-Thriller.

Wobei man sagen muss, dass nicht alles auf McQueen selbst zurück zu führen ist. Die Garderobe für Bullitt hat z.B. Regisseur Yates ausgewählt (und auch ein gewisser Terence Young war maßgeblich daran beteiligt, dass ein früherer Milchmann plötzlich der coolste Mann auf dem Planeten wurde :D ).
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Re: Zuletzt gesehener Film

9822
vodkamartini hat geschrieben: 23. Juli 2021 08:01 ...
Wobei man sagen muss, dass nicht alles auf McQueen selbst zurück zu führen ist.
...
Auf jeden Fall. 50% der Klamotten ist 60s Mod-Mode aus London, die ja auch einige Bands getragen haben (The Who, The Small Faces etc.).

Aber an niemandem saßen die Sachen besser als an....
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9823
vodkamartini hat geschrieben: 22. Juli 2021 15:03 Denn als Filmkritiker ist man in der schreibenden Zunft tätig und da gibt es nur eine Todsünde: seine Leser zu langweilen. Mich interessiert oft nicht so sehr irgendeine Meinung von irgendeinem Schreiberling, sondern weit mehr wie er seine Meinung präsentiert. Leider ist diese Kunst offenbar immer weniger gefragt und ich überfliege die allermeisten Filmkritiken in den Tageszeitungen nur noch, das sie gefühlt immer dieselben Adjektive und Satzkonstruktionen verwenden und kaum eine eigene Handschrift erkennen lassen. Ich habe immer öfter das Gefühl, dass es vielen Redaktionen völlig genügt, wenn ihr Stammschreiberling irgendetwas zu einem Film abliefert, damit der Film besprochen wurde.
Da stimmen wir zu 100 Prozent überein. Von Berufswegen bin ich ja zumindest ein wenig in diesen Kreisen unterwegs, und es stimmt schon, dass der Trend (zumindest dort, wo ich es mitbekomme) in den Redaktionen vorherrscht, bloßes Service-Geschreibsel zu erledigen und dabei bloß nicht allzu kontrovers oder provokant zu sein. Es fehlt da aber nicht nur in den Verlagshäusern der Wille zu gutgeschriebener Filmkritik, sondern auch bei den Lesern die Wertschätzung für diese Art von Texten – das ist die traurige andere Seite der Medaille. Dieses Forum ist da gewissermaßen eine kleine Oase, in der einige wenige ein bisschen anders gepolt sind und den Aufwand hinter dieser Art von Arbeit und Auseinandersetzung zu schätzen wissen.
Revoked hat geschrieben: 23. Juli 2021 07:49 Genialer Text. Hab direkt Lust den Film mal wieder zu schauen.
Danke dir, so soll es sein! :D Ich kannte bislang nur das Remake von John McTiernan, welches ich (wie geschrieben) als sehr viel ironischer empfinde, auch als leichtfüßiger. Natürlich ist das Original auch leichte Kost, aber der Jazz-Appeal, den ich darin sehe, diese atmosphärische Mixtur aus Lässigkeit und Melancholie, und natürlich die High-Concept-Attitüde mancher Szenengestaltungen, lassen es schon wie einen "ernsteren" und seriöseren Film wirken. Mir gefallen beide Ansätze, aber ich denke, mich hat das Original mehr berührt und bewegt. Ich bin aber auch leicht mit solchen Momenten wie dem Segelflug untermalt mit "Windmills of your Mind" zu bekommen, und wenn am Ende die bezaubernde Dunaway mit wässrigen Rehaugen die letzte Nachricht von Thomas Crown zerreißt, da springt bei mir leicht der Funke über. :) Und du hast recht, Steve McQueen ist die Coolness in Person, ganz oben auf dem Podest (mit Humphrey, of course!). Ich mag es aber, dass er hier nicht nur der rotzcoole Obermacker ist, sondern auch eine Sensibilität in seiner Darstellung zu erkennen ist. Sein letzter Blick in der Schlussszene ist phänomenal gespielt.
vodkamartini hat geschrieben: 22. Juli 2021 22:22 Sehr schöner Text, die Jazz Allegorie sehr treffend.
Die Musik stößt mich ein wenig in diese Richtung. Ich lege viel Wert auf gute Filmmusik und Michel Legrand, der als Jazz-Pianist mit einigen Großen dieser Musik-Gattung gearbeitet hat, setzt den Ton hier wie ich finde so unverkennbar, dass es die Geisteshaltung des Films mitbestimmt. Das ist dann ja auch irgendwo schön, wenn ein dominantes Element so unverwechselbar und so hervorragend ist, dass es dem Gesamteindruck einen gewaltigen Stempel aufdrückt. Davon ab steh ich auf Filme, die ihre "Gemütlichkeit" (in Ermangelung eines besseren Begriffs) so demonstrativ nach außen tragen, deshalb mausert sich ja auch "Ocean's Eleven" von Soderbergh mehr und mehr zu einem meiner Favoriten. Ich verstehe aber auch, wenn jemand das Remake mehr mag, und gerade bei der Chemie zwischen den Darstellern ist eh alles ganz hochgradig subjektiv. :wink: Für mich passt die gute Faye an die Seite vom 'King of Cool', bzw. denke ich, wenn eine eine Chance hätte, ihn weich zu kriegen, dann die. :mrgreen: Das funktioniert für mich hier auch etwas besser als in "Cincinnati Kid", auch von Jewison, auch mit McQueen, in dem es zwischen Steve und Ann-Margret nicht so wirklich überzeugend knistert, für mein Verständnis.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9824
Habe über die letzten Tage seit Samstag Abend mal ein paar Filme, die direkt fürs Heimkino veröffentlicht worden sind nachgeholt. Sofern ich mir am Wochenende Zeit frei machen kann um ein paar Zeilen dazu zu schreiben, dann natürlich auch in gewissem Rahmen ausführlich:
- Palm Springs
- Made in Italy
- Honest Thief
- Arctic

Darüber hinaus habe ich in den letzten Monaten in diesem Bereich auch Filme wie "Capone", "Boss Level" und "Fukushima" gesehen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9825
iHaveCNit: Wer wir sind und wer wir waren (2021) – William Nicholson – Tobis
Deutscher Kinostart: 29.07.2021
gesehen am 30.07.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Studio – Reihe 3, Sitz 1 – 20:15 Uhr


Klassisches Darstellerkino vor einer schönen Kulisse stand als nächstes auf meiner Liste. Irgendwann kurz vor der Schließung der Kinos letzten Oktober habe ich den Trailer zu „Wer wir sind und wer wir waren“ im Kino gesehen und seitdem auch ein wenig im Hinterkopf behalten. Nun in einem unglaublich vollgestopften Kinostartwochenende des 29.07.2021 war „Wer wir sind und wer wir waren“ einer der interessanten Filme, die ich mir angesehen habe.

Edward und Grace sind seit knapp 29 Jahren verheiratet und leben an der Südküste Englands im Örtchen „Seaford“. Während er als Geschichtslehrer in seiner Freizeit gerne damit beschäftigt ist, geschichtliche Wikipedia-Einträge auf Fehler zu prüfen, ist sie im Ruhestand und arbeitet an einer großen Anthologie mit Gedichten. Edward hat den Sohnemann Jamie aus London für ein Wochenende eingeladen. An diesem Wochenende offenbart er sowohl seinem Jamie als auch Grace, dass er sich in eine andere Frau verliebt ist und aus dem gemeinsamen Haus auszieht. Das führt zu Konflikten, die schon lange Zeit in der Ehe geschwelt haben.

William Nicholson, der Regisseur und Drehbuchautor, inszeniert hier das Ende einer 29-jährigen Ehe als poetisches und intensives Kammerspiel, dass sich nicht nur auf das Haus der Familie, sondern auch auf die malerische Kulisse des Örtchens Seaford an der Südküste Englands mit schönen Kalksandsteindünen, die auf der Kamera so großartig eingefangen worden sind, dass ich für die Zukunft sogar darüber nachdenke, einen entspannenden Urlaub vor Ort zu machen. Im Kern und Fokus des Films steht aber vor allem das sehr gut aufspielende Trio aus Annette Bening, Bill Nighy und Josh O´Connor, die den Film mit Leben füllen. Bei all den intensiven Dialogen über Eheprobleme, die auch mal bedeutungsschwanger mit Poesie und Lyrik unterfüttert und auch mal per Voice-Over unterlegt werden, wirkt der Film stellenweise zu gestelzt und will cleverer sein als er letztendlich wirkt. Des weiteren kommt es durchaus auch mal zu konstruierten Handlungselementen, die etwas forciert wirken – eben weil das zu einem Familiendrama vor dem Hintergrund einer Trennung gehören sollte. Trotz allem hat mir der Film gefallen.

„Wer wir sind und wer wir waren“ - My First Look –7/10 Punkte.
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