danielcc hat geschrieben: 15. Oktober 2021 21:41
Ich bin echt in der völlig falschen Community hier. ich verstehe einfach nicht warum hier Leute 24,000 Posts haben aber eigentlich mit so ziemlich keinem Bond der letzten 30 Jahre irgendwas anfangen können. hier wird ja inzwischen alles kritisiert. Weil man mit gefühlt 24 Jahren natürlich auch die Reife hat, jeden Dialog bewerten zu können. Finde das über alle Maßen nervig inzwischen. Bin ich der einzige FAN, der einfach in so einen Film reingeht und eine gute Zeit hat? Muss ich jeden Satz hinterfragen? Überall nach Logik suchen? Alles und jeden auf "verschenktes Potenzial" hin untersuchen?
Kann es nicht vielleicht irgendwie doch sein, dass EON und Co. irgendwas doch ganz gut hinbekommen und richtig machen? Oder warum ist das Franchise so verdammt erfolgreich SEIT Craig?
nicht im Geringsten, mir persönlich gefällt nur einfach NTTD nicht (und SP...) besonders als Gesamtwerk.
Craig als Bond fand ich echt gut, neu und erfrischend. Auch die "härtere" Gangart, etwas realistischer Grundton (Bond, der mal ne Schramme hat zB), fand ich alles gut und bin da völlig offen. Jeder spielt "seinen" Bond, wie er es mag, alles ok soweit für mich
Und diese Art hat ja auch viele neue Zuschauer eingebracht, ohne Frage.
ICH persönlich mag Bond auch als Blockbusterkino. Und ich habe auch keine allzu "enge" Erwartungshaltung.
Es ist James Bond. Geheimagent des MI6. In der Regel wird 98% der Zeit geballert, Bond richtet auf der Jagd nach dem Bösewicht meist mehr Schaden an, als dieser selbst um am Ende wird der Bösewicht übern Haufen geschossen. Wenn man mal ganz ehrlich ist, dann trifft das auch bei Craig so zu.
Mein Problem mit dem Craig Bond ist - man ist voll auf die Dekonstruktion des Charakters gegangen mit Craig. Vesper, Enttäuschung, Emotionslos, Schottland, Jugend, Family, Liebe....und irgendwann kommst du da nicht mehr zurück. Du musst immer tiefer buddeln, immer mehr Referenzen einbauen, auf Themen aufbauen, Dialoge anpassen, Figuren immer mehr erklären lassen. Und das ging seit SP schon in die Hose, NTTD führt das FÜR MICH konsequent weiter. An sich finde ich NTTD überhaupt kein schlechten Film und man muss nicht alle Fehler bis ins Kleinste so stark gewichten, dass man den Film am Ende nur noch als Desaster sieht.
Aber für mich persönlich ist das einfach ein absoluter Fehler. Ich bin jemand, der Bond gerne als Action Kino & Unterhaltung genießen möchte. Gerne auch mal mit etwas komplexeren Bösewichten / Plänen, siehe CR. Was ich auch immer geliebt habe, war die aktuelle Story ans Zeitgeschehen anzupassen. Aber das war immer alles ein für sich abgeschlossenes Thema und genau deshalb war es für mich auch immer sehr einfach zu sagen "hm, der letzte Bond war so ok, aber HEY EIN NEUER BOND, GEIL!", weil es an sich halt auch egal war, ob die Figur Bond im letzten Teil noch EMP-ballernde Satellitenschüsseln in die Luft gejagt hat und ein paar Missionen später sich evtl. mal ums Thema Börse, Hochfrequenzhandel, Digitalisierung und globaler Aktienmarkt gekümmert hat. Denn da musste ich keinen Vergleich ziehen. Keiner der Filme hat mir je den Gedankengang empfohlen mal zu überlegen, warum Q eben noch Satellitenschüsseln im völligen Nichts in Russland orten kann und parallel Zeit hat Raketen in die Scheinwerfer eines 4er BMWs zu verbauen und jetzt nicht mal ne Uhr parat hat.
Mir würde grundsätzlich auch nie einfallen zu kritisieren, dass beim MI6 niemand in der Lage ist, die eigenen Server gg Hacker zu schützen, so regelmäßig und lapidar, wie die ständig überrumpelt werden
die Craig Bonds aber machen genau das, sie zwingen mich quasi an Zusammenhänge zu denken, zumindest als Fan! Maddy ist wieder da lieber acmolan, die kennst du aus Teil 4! Und Vesper, die war Teil 1&2. Die Figuren sind wichtig acmolan, sonst verstehst du die Emotion am Ende nicht! HEY, Mr. White! Den kennst du aus Teil 1, 2 und 4!
Oh, schau mal, sein Halbbruder! Der steckt hinter allem, bitte bedenke nochmal die Geschehnisse aus Teil 1-3, sonst verstehst du Teil 4 bzw. seine Motivation nicht wirklich! Außerdem war da mal was mit Schottland, aber dafür musst du Teil 3 schauen, wo aber nix dazu gesagt wird. Usw, usf....
Der komplette emotionale Kern des großen Finals baut auf den Filmen auf. Und jetzt habe ich weiter oben zwar gesagt "Kopf aus, Blockbuster!", aber wenn es mir der Film ja aufdrängt, dann möchte ich ihn auch ernst nehmen können und achte drauf. Den Fehler hat nicht nur EON gemacht, frag mal bei Warner/DC oder auch Marvel/Sony nach, was die Spiderman Figur angeht. Star Wars ist auch so eine Geschichte.
Ich will einfach sagen - bei mir als Zuschauer ist es eigentl sehr einfach: entweder, der Film baut auf die vorherigen Beiträge auf, dann nehme ich diese aber auch bewusst wahr und achte drauf. Oder man ist stand-alone und gibt mir das auch ganz klar zu verstehen. Darüber hinaus finde ich, dass ein Film (egal ob Blockbuster oder nicht) einem eigentlich sehr einfach klar machen kann, was er will: Kopf komplett aus, Unterhaltung in Form von Bildern -> hallo Pacific Rim!
Franchise? -> Hallo Marvel. (nur Beispiele)
EON hat mir jetzt aber 3,5 Filme lang gesagt "kannste immer so schauen wie du willst, ja ok QOS ist ein direkter Nachfolger, aber sonst is da nix", dann bei SP irgendwie beides gewollt und NTTD will mir jetzt immer abwechselnd erklären "jetzt ist wichtig, was in Teil 2 passiert ist!" vs "einfach hinnehmen, muss jetzt so passen, danke.". Und DAS nervt mich! Von daher finde ich, dass das wenig mit Erwartungshaltung zu tun hat, eher mit der Bitte "jetzt entscheidet euch mal, was ihr mir hier zeigen wollt bitte!"