GoldenProjectile hat geschrieben: 1. Dezember 2021 22:26
Die wahre Knacknuss ist aber die PTS. Warum Bond bei einem Bankier in Bilbao nach dem Mörder von 0012 sucht, was es genau mit diesem Geld auf sich hat, warum Bond das wo, wie und weshalb für diesen King zurückholen muss, wie er dann merkt dass etwas nicht stimmt, was das Gift (?) im Bourbon mit dem explodierenden Geld im MI6-Safe und der Anstecknadel zu tun haben soll, das habe ich nie gerafft.
Sir Robert King wurden Berichte angeboten, in denen aufgeführt wird, wer für die Sabotage-Akte am Bau seiner neuen Pipeline verantwortlich ist (Spoiler: Es sind Renard und Elektra). Statt das Geld zu zahlen, hat King sich mit M in Verbindung gesetzt und es wurde ein MI6 Agent entsand, um an die Berichte heranzukommen, ohne das King dafür Geld zahlen muss. Der Agent wurde dann ermordet (Ist das 0012? Wird das im Film gesagt?). King zahlt widerstrebend das Geld für die Berichte, es wird mittels eines Schweizer Bankiers an den Anbieter übermittelt. Letztlich bekommt er aber nicht die Informationen, die er haben will, sondern gestohlene Berichte des russischen Ministeriums für Atomenergie. King wurde also betrogen. Er beauftragt den Schweizer Bankier, sein Geld zurückzubekommen – und dieser meldet sich nach einiger Zeit plötzlich mit der Information, er habe das Geld zurückbekommen. Logischerweise finden das so ziemlich alle sehr verdächtig. Wenn jemand schon einen Industriellen wie King um so eine Summe betrügt, warum sollte er das Geld dann zurückzahlen? Bond wird nach Bilbao geschickt, um den Schweizer Bankier zu befragen und aus ihm herauszubekommen, wer sein Kontaktmann ist, der die Berichte angeboten hat.
Dann passieren die Ereignisse der PTS. Der Bankier stirbt, Renard (oder wer auch immer) verhindert, dass Bond in dem Büro stirbt. Er verlässt das Büro lebend und mit dem Geld. Das Geld war laut Tanner in Harnstoff getränkt und somit eine Bombe aus Düngemitteln. Da Bond das Geld berührt hatte und seine Hände somit mit dem Sprengstoff leicht bedeckt waren, löste die Substanz in Verbindung mit dem Eis (welches Bond anfässt, um es in seinen Bourbon zu tun) eine chemische Reaktion aus. Tanner erklärt: "In einer der Banknoten war der Anti-Fälschungsstreifen durch Magnesium ersetzt worden und fungierte als Zünder. Kings Schmucknadel war mit einem Funk-Transmitter ausgestattet, der die Explosion auslöste." Wie genau die Bombe funktioniert, weiß ich nicht, bin kein Bombenbauer. Aber das Magnesium reagiert irgendwie mit dem Harnstoff und der Funk-Transmitter in der Schmucknadel aktiviert die Zündung.
Bond überprüft dann später das frühere Leben von Sir King und sieht sich dabei alle Infos zur Entführung von Elektra an. Er ist von dem Video, in dem Elektra ihre Erfahrungen während der Entführung schildert tief bewegt und kommt dabei auf eine Idee. Er vergleicht die Summe, die King für die gestohlenen Berichte zahlen musste (das Geld, welches ihn letztlich umgebracht hat) mit der Summe, die für die Freilassung von Elektra gefordert wurde und stellt fest, dass es sich um dieselbe Summe handelt. Damit ist ihm klar, dass der Kontakt, der die gestohlenen Berichte an Sir Robert King verkauft hat und dann das Geld zurückzahlen ließ, der Terrorist sein muss, der einst Elektra entführte. Mit dem Geld rächen sie sich an King, mit dem Ort des Anschlags an M. Mit der identischen Summe bekennen sie sich zu dem Anschlag.
Allerdings bedeutet das auch, dass Renard und seine Schergen irgendwie an Berichte des russischen Ministeriums für Atomenergie gekommen sind, was man als Ankündigung für einen schlimmen Anschlag interpretieren kann. Da der MI6 aber vermutet, Renard müsse sich nach seiner Rache an King und M jetzt noch an Elektra rächen, wird Bond dazu eingesetzt, sie zu beschützen.
Natürlich wurden die Sabotage-Akte von Renard selbst initiiert, genau wie dann der Diebstahl der russischen Berichte (durch Dr. Arkov). All das passiert in Absprache mit Elektra. Sie bekommt so ihre Rache an M und ihrem Vater, und gleichzeitig steht sie glaubhaft als das nächste Opfer von Renard da. Renard klaut später die Atombombe und täuscht einen Anschlag auf die Pipeline in Aserbaidschan vor, bei der alle glauben sollen, die Bombe wäre nicht vernünftig detoniert und das Vorhaben der Terroristen gescheitert. Durch die gestohlenen Berichte und den Zusammenhang mit den identischen Geldsummen würden alle glauben, es hätte sich hierbei um Renard gehandelt und der Anschlag auf die Pipeline wäre seine Rache an Elektra gewesen, die fehlgeschlagen ist. Wenn dann später durch einen "grausamen Unfall" halb Istanbul vernichtet wird, stellt keiner mehr einen Zusammenhang zu Elektra und oder Renard her – denn Letzterer hat seine Bombe längst gezündet und Erstere (so günstig die Detonation in Istanbul für sie auch sein mag) war bis dato eindeutig das Opfer von Renard, ihr sollte der Anschlag ja immerhin gelten. Es würde also keinen Sinn ergeben, wenn die Terroristen, die offensichtlich hinter ihr her sind, jetzt plötzlich auf ihre Konkurrenz losgehen.
Ungewöhnlich für einen Bond-Film ist bei TWINE, wie viel für den Film-relevantes bereits vor Beginn der Handlung passiert ist. Elektras gesamte Entführung, Kings Deal mit den mutmaßlichen Anbietern der Berichte, Ms Involvement in beide Fälle, Elektras Kooperation mit Renard, ihr Austüfteln des Plans etc., all das findet vor der PTS statt und muss sich nach und nach erschlossen werden. Ich finde aber persönlich, dass das Storytelling hier richtig gut ist und Purvis/Wade & Apted diese komplizierte Geschichte so elegant wie möglich erzählen, ohne aus der Bond-Formel auszubrechen.