Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Spotlight-Sneak 29.06.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight-Sneak Nummer 12 für mich im Jahre 2022.

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7) /Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)

Der Hinweis war folgender:
Wie kann es sein, dass auf diesem Bild Sex, Gewalt und Alkoholismus dargestellt und gleichzeitig propagiert wird. (Ein Bild von Kühen auf einer ländlichen Weide !) Oder frei nach dem Gemälde von Martin Kippenberger aus dem Jahr 1984 zitiert: "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken"

Die Auflösung:
Okay, offensichtlich mögt ihr keine satirischen Animationsfilme aus Österreich
WILLKOMMEN IN SIEGHEILKIRCHEN - DER DEIX FILM wurde von euch mit einer historisch schlechten Bewertung von 4,6 bewertet. Wir starten den biografischen politisch-brisanten Animationsfilm über den Karikaturisten Manfred Deix trotzdem am 7.7. bei uns in den Arthouse Kinos Frankfurt.
Die kommende Spotlight findet dann wieder in zwei Wochen am 13.7. bei uns in der Harmonie statt. Wir freuen uns über euer Kommen. Und ja, wir haben es verstanden. Wir zeigen euch keine österreichischen Animationsfilme mehr^^ #spotlightsneak
Eure Bewertung = 4,6
Note 1 = 5x
Note 2 = 0x
Note 3 = 4x
Note 4 = 12x
Note 5 = 5x
Note 6 = 22x

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)
9. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Eigene Note: 4
Wertung: 5/10


iHaveCNit: Willkommen in Siegheilkirchen (2022) – Marcus H. Rosenmüller / Santiago Lopez Jover – Pandora Film Verleih
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 29.06.2022 in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Bei einem kleinen Small-Talk mit Mitarbeitern des Kinos wurde das Gespräch mit dem Thema „Pünktlichkeit“ bei Kinobesuchen eingeleitet, welches für mich selbstverständlich ist. Neben „Pünktlichkeit“ ist für mich auch „Respekt“ gegenüber jedem Film ein wichtiges und selbstverständliches Thema. Zum Respekt gegenüber jedem Film gehört es auch, die gesamte Laufzeit über im Saal zu sitzen und sich den Film anzutun, egal ob der eigene, persönliche Geschmack getroffen worden ist oder nicht. Der Film der gestrigen Sneak war auf meiner persönlichen Liste für die Starts im Juli und ist nach der Sichtung nicht wirklich mein Geschmack gewesen, wobei es bei einer Sichtung auch bleiben wird. „Geschmackssache“ könnte bei keinem anderen Film in diesem Jahr so gut zutreffend sein. Denkwürdig vor allem, da es sich um Film Nummer 100 in diesem Jahr handelt.

Im kleinen, sehr konservativ geprägten Dorf Siegheilkirchen kommt ein kleiner Junge zur Welt. Von allen nur Rotzbub genannt missfällt ihm immer stärker diese Enge. Durch seinen Hang zum Zeichnen und der aufflammenden Liebe zu einer neu im Dorf gekommenen jungen Roma Mariolina scheinen jedoch gesellschaftliche Aufbrüche möglich. Doch geht geht das überhaupt in seinem festgefahrenen, erzkonservativen Heimatdorf ?

Selten habe ich es erlebt, dass während einer Vorstellung viele Zuschauer den Saal verlassen haben. Bei „Willkommen in Siegheilkirchen“ war das aber so. Im Sinne der „Geschmackssache“ ist das bei diesem Film so, dass er nicht jedermanns Geschmack trifft mit seinem dort vermittelten gesellschaftlichen Bild eines konservativen, noch stark rassistisch und sexistisch geprägten Mikrokosmos einer kleinen Stadt, die so noch sicherlich heutzutage in vielen ländlichen Regionen von Bayern, im ehemaligen ostdeutschen Bereich sowie auch in Österreich anzutreffen ist. Der Film mag böse und derb sein – kann aber auch sehr schnell ins Lächerliche und Geschmacklose abdriften, unabhängig davon, ob er den persönlichen Geschmack trifft oder nicht. Unabhängig davon, das wir hier im kleinen Rahmen eine Coming-Of-Age-Geschichte, eine Liebesgeschichte und viele kleine Nebenschauplätze zu sehen bekommen, es ganz interessant ist, dass die Gesellschaft hier im Kleinen einen Spiegel vorgesetzt bekommt und auch die Animationen durchaus interessant sind – mein persönlicher Geschmack war „Willkommen in Siegheilkirchen“ nicht. Das hängt zuerst damit zusammen, dass ich mit dem Animationsstil des Films nicht warm wurde, genau wie mit der Mundart und dem Dialekt, indem im Film gesprochen worden ist, der ein Verständnis der Dialoge etwas erschwert hat. Desweiteren bin ich auch nicht mit Leben und Werk des Karikaturisten Manfred Deix vertraut, was im Grunde die Inspiration für den Film und seinen Animationsstil gewesen ist.

„Willkommen in Siegheilkirchen“ - My First Look – 5/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 3. Juli 2022 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Der Beste Film Aller Zeiten (2022) – Mariano Cohn /Gaston Duprat – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 30.06.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:30 Uhr


Manchmal sind Filmtitel etwas irreführend – oder auch nicht. Wie im Falle von Mariano Cohns und Gaston Duprats spanischer Satire „Der Beste Film Aller Zeiten“ mit dem Trio aus Penelope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martinez. Ob der Filmtitel Programm ist ?

Nach seinem 80. Geburtstag macht sich der reiche Unternehmer Humberto Suarez auf einmal Gedanken und Sorgen über sein Vermächtnis. Neben einem Brückenbauprojekt hat Suarez etwas ganz Spezielles vor – den besten Film aller Zeiten zu produzieren. Neben einer Buchvorlage und den Rechten daran engagiert er die gefeierte Regisseurin Lola Cuevas. Die Hauptrollen in der Geschichte über die Rivalität zweier Brüder dürfen der Hollywood-Superstar Felix Rivero und der Theaterdarsteller Ivan Torres spielen, doch ihre unterschiedlichen Vorstellungen und Herangehensweisen an das Schauspiel während der Vorbereitung lassen das Projekt zu einem schwierigen Unterfangen werden, indem Lola Cuevas alle Hände voll zu tun hat.

Der Film lebt vor allem von seinem tollen Trio, dass sich durchaus auch im Film ein interessantes und gut gespieltes Triell liefert und dort das Spannungsfeld einer extravaganten Regisseurin, eines schauspielerischen Draufgängers und eines egozentrischen Verfechter des Method Actings zu spüren ist. Eingebettet ist das Ganze in sehr cleane, hochwertig gefilmte Sets. Wobei der Film selbst nie auf einem Filmset spielt und sich quasi den Großteil des Films auf die Rehearsals fokussiert wird. Dabei bleibt der Film jedoch wenn er als Komödie betrachtet wird sehr arm an Witz und Humor – wenn er als Satire auf das Schauspielern und Filmemachen betrachtet wird, bleibt er auch relativ harmlos und zahm. Und grundsätzlich ist er eine Spur zu langatmig geworden. Dennoch bleibt der Film relativ unterhaltsam und interessant – auch wenn sein Titel bei sich selbst dann doch nicht ganz Programm gewesen ist.

„Der Beste Film Aller Zeiten“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Wie im echten Leben (2022) – Emmanuel Carrere – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 01.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 20:00 Uhr


Der an diesem Wochenende sicherlich beste Film im Arthouse-Sektor kommt aus dem französischen Raum und ist „Wie im echten Leben“ von Emmanuel Carrere mit einer großartigen Juliette Binoche in der Hauptrolle. Der Film basiert auf einem Erfahrungsbericht einer Journalistin, die selbst einmal das prekäre Leben und Arbeiten von Reinigungsfachkräften für die Recherche durchlebt hat.

Marianne Winckler ist schon sehr lange arbeitslos und tritt eine Stelle als Reinigungsfachkraft mit unterschiedlichsten Einsatzorten an und lernt dort viele unterschiedliche Menschen kennen. Neben der unglaublich harten Arbeit schließt sie auch Freundschaften zu ihren Kolleginnen Christel, Mary-Lou und auch dem Kollegen Cedric. Doch Marianne verbirgt ein Geheimnis, das ihr Verhältnis zur Arbeit und ihren neu gewonnen Freunden auf eine Probe stellen könnte.

Der Film liefert einen sehr authentischen, bodenständigen, feinfühligen und fast dokumentarischen Blick auf das Leben und die Arbeit von Reinigungsfachkräften – aus einer Perspektive der Betroffenen und auch aus der Perspektive von der aus eigentlich privilegierteren Umständen kommenden Schriftstellerin Marianne Winckler, die sich aber mit viel Feingefühl und Respekt ihren Recherchen und auch der Arbeit und den Menschen widmet um möglichst nahe des Blicks von Betroffenen zu kommen – und deren Hoffnungen, Träume und Ängste sowie auch dem dort herrschenden Gemeinschaftsgefühl. Dieses persönliche Spannungsfeld gibt dem Film eine interessante emotionale Fallhöhe. Auch ein Großteil der Rollen im Film wurde von echten Betroffenen gespielt, was dem Film eine noch stärkere Authentizität verleiht und den fast dokumentarischen Anstrich unterstreicht. Das feine Sozialdrama macht es sich bei seiner Auflösung auch nicht zu leicht und liefert keine einfachen Antworten auf das durchaus komplexe Thema, da das Spannungsfeld zwischen „Bekommen“ und „Verdienen“ neben Jobs in Pflege, Einzelhandel und handwerklichen Dienstleistungen auch im Bereich des Reinigungssektors sehr groß ist. Und hier leistet der Film einen großartigen Beitrag, auch wenn er genau wie das angestrebte Werk der Schriftstellerin nicht alleine die Probleme des komplexen Themas lösen wird.

„Wie im echten Leben“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10174
iHaveCNit: Axiom (2022) – Jöns Jönsson – Filmperlen
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 03.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie - Reihe 3, Sitz 9 – 18:30 Uhr


Ein sehr interessanter neuer Kinostart des laufenden Wochenendes ist der von Jöns Jönsson inszenierte „Axiom“, der mich gleichermaßen gut unterhalten und auch fasziniert hat, ohne sein ganz großes Potential auszuschöpfen.

Julius arbeitet als Museumswärter. Bei einem Trip mit Kollegen und Freunden mit dem Ziel eines Segeltörns auf dem Segelboot seiner scheinbar adeligen Familie scheint nach einem Zwischenfall die Stimmung zu kippen. Denn der sehr eloquente, redegewandte und beliebte Julius scheint hinter seinen sehr interessanten Geschichten sich immer weiter in Widersprüche zu verstricken.

Ein „Axiom“ soll vereinfacht ein Glaubensatz einer Aussage sein, die keiner Beweislast desjenigen unterliegt, die diese Aussage treffen. Meist im eigentlich religiösen Kontext. Regisseur Jöns Jönsson reizt und lotet mit dem Film die Grenzen eines Axioms aus. Dabei folgen wir vor allem dem von Moritz von Treuenfels sehr einnehmend und eloquent gespielten Julius und den Entwicklungen seiner Geschichten und dem Einfluss auf sein gesamtes Umfeld. Diese Reise auf die uns der Film dabei mitnimmt ist sehr faszinierend und auch unterhaltsam, genau wie die Zeichnung des Charakters von Julius angeht. Auch ganz interessant ist, dass der Film auch in seiner visuellen Inszenierung einfach Bilder und Einstellungen sehr lange stehen und wirken lässt. Gegen Ende jedoch verliert sich der Film auch in seiner Grundidee und spielt die Potentiale nicht vollständig aus.

„Axiom“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss (2022) – Kyle Balda – Universal
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 04.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 4 – Reihe 9, Platz 18 – 19:00 Uhr


Keine Ahnung ob man von Seiten Universal Pictures und auch der Firma Illumination Entertainment im Jahre 2010 bei der Veröffentlichung von „Despicable Me“ daran gedacht hat, dass die knallgelben Latzhosen und Taucherbrillen tragenden, schrulligen, tolpatschigen und irgendwelchen Kauderwelsch von sich gebenden Mischungen aus Überraschungseischalen und Tic-Tacs so einen Erfolg und Einfluss haben werden und sogar für mittlerweile 5 Filme gesorgt haben. Die „Minions“ sind auf ihre ganz eigene Art und Weise Kult im Animationsfilmbereich geworden und da ist es klar gewesen, dass nach 3 Teilen „Despicable Me“ und einem „Minions“-Spinoff auch die „Minions“ einen zweiten Teil spendiert bekommen, der für mich auch auf dem Plan stand und mir auch einen relativ unterhaltsamen Kinobesuch beschert hat.

Nachdem die Minions um Kyle, Stuart und Bob den jungen Gru kennengelernt und als ihren Anführer bestimmt haben, plant Gru etwas Großes. Bei dem berüchtigten Superschurken-Team „Die Fiesen 6“ ist ein Platz freigeworden. Als großer Fan der Fiesen 6 möchte Gru diesen Platz einnehmen. Als er jedoch beim Vorstellungsgespräch nicht ernst genommen wird, klaut er den Fiesen 6 ein wichtiges Artefakt und macht sich zur Zielscheibe von sowohl den Fiesen 6 als auch einem verschollenen Ex-Mitglied der Fiesen 6, wäre da nicht der neue, sehr tumbe und planlose Minion Otto, der das Artefakt scheinbar verloren hat.

„Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ ist mit knapp 90 Minuten ein sehr kompaktes, unterhaltsames und witziges Abenteuer geworden, bei dem ich sehr viel Spaß hatte. Klar bietet der Film mehr vom Gleichen, wenn es um die skurrilen, witzigen und tollpatschigen Momente geht, ist dann aber durch seine strikte Rahmenhandlung nicht ganz so auf diese Momente fokussiert. Klar sind diese Momente sehr witzig und unterhaltsam, aber auch dieser klassische Minions-Humor scheint sich leicht abzunutzen. Die deutsche Fassung des Films hat dann auch noch ein kleines für mich sehr subjektives Problem, wenn es um die Synchronisation eines wichtigen Nebencharakters geht, der von Thomas Gottschalk gesprochen wird. Gerade wenn man im Film anfängt an Gottschalk zu denken statt an den von ihm gesprochenen Charakter kann das dazu führen, dass man etwas aus dem Film herausgerissen wird. So ist es zumindest leicht bei mir gewesen – interessant wäre es sicherlich einmal die Originalfassung zu sehen, die mit unter anderem Danny Trejo, Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme, Lucy Lawless, Taraji P. Henson, Alan Arkin und Michelle Yeoh zu hören sind. Ganz witzig fand ich auch die Einbettung der 70er, indem die Handlung des Films spielt.

„Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Liebesdings (2022) – Anika Decker – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 07.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 4 – Reihe 9, Platz 19 – 20:10 Uhr


Irgendwann Anfang des Jahres wurde man im Werbeblock vor dem Trailerblock im Kino meines Vertrauens über Wochen mit einem sehr schlechten, komplett aus dem Zusammenhang geschnittenen Teaser-Trailer zum neuen Film mit Elyas M´Barek malträtiert. Eigentlich wäre ein Start bereits im Februar vorgesehen gewesen, aber vermutlich hat man sich aufgrund dem zeitgleich bereits im Kino laufenden deutschen Publikumsmagneten „Wunderschön“ entschieden, dass sich beide mögliche Publikumsmagneten nicht gegenseitig kannibalisieren, aus „Liebesdings“ das große Kinodings des Sommers 2022 zu machen, das dann mit seinem eigentlichen Trailer ein wenig mehr Kontext zum Teaser geliefert hat und ohnehin von mir gesichtet werden sollte – und irgendein Filmdings habe ich dann auch erhalten.

Marvin Bosch ist der große Schauspielstar Deutschlands, doch der Ruhm und der Kult um seine Person hinterlassen genervte und gelangweilte Spuren. Als im Rahmen der Premiere seines neuen Films „Traummann“ ein Interview mit der Enthüllungs- und Klatschreporterin Bettina Bamberger außer Kontrolle gerät, zieht sich Marvin komplett zurück und er flüchtet in ein kleines Theater, dass sich als ein queerfeministisches, vom Aus bedrohtes Theater der Feministin Frieda entpuppt. Inmitten des Medienrummels und dem drohenden Abstieg ist er gezwungen unterzutauchen. Dabei scheinen sich Marvin und Frieda näherzukommen.

„Liebesdings“ von Anika Decker ist eine bunte Mischung. Er ist eine sehr seichte, unterhaltsame und harmlose Romantic Comedy, die sicherlich aufgrund der Starpower von M´Barek zu einem kleinen deutschen Sommerhit des Jahres 2022 werden könnte. Dazu könnte er sehr oberflächlich als Meta-Kommentar über den Kult um Hauptdarsteller Elyas M´Barek betrachtet werden, wobei natürlich auch das Thema Privatsphäre im Leben von Stars und Schauspielstars sowie die Sensations-Geilheit der Medien und Klatschspalten hier ein wenig kritisch betrachtet wird. Unabhängig davon, wie interessant und gut es natürlich ist, dass der Film ein wenig Diversität und Themen wie Queerness und Feminismus integriert, umso schwieriger ist es dann, dass es hier nur als Mittel zum Zweck scheint und der Film auch komplett ohne das Ganze funktioniert hätte. So bleibt ein unschöner Eindruck zurück, wenn hier auf oberflächliche Art und Weise Klischees, Mythen, Irrtümer und Plattitüden eingebunden werden, damit man sich eben den Stempel aufdrücken und ein wenig moderner scheinen kann als man tatsächlich ist, da es im Kern doch um eine in dem Sinne heteronormative Liebesgeschichte geht, in der es dann doch eher behauptet wirkt, wenn eine Feministin und ein Schauspielstar so schnell bereits Gefühle füreinander entwickeln. Auch die dunklen Ab- und Hintergründe, die im Film als dramatischen und charakterlichen Unterbau integriert werden, sind relativ schnell und oberflächlich abgehandelt worden. Dazu hat eine große Enthüllung im Leben von Marvin Bosch keinen richtigen Payoff, da es hier in die Richtung harmloser Wohlfühlmoment geht und den Film eher in die Richtung eines Wohlfühlfilms enden zu lassen. Das mag für mich im Kino unterhaltsame, harmlose und seichte Kost sein, die ganz großen Potentiale hat er für mich entsprechend liegen gelassen.

„Liebesdings“ – My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10177
iHaveCNit: Corsage (2022) – Marie Kreutzer – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 08.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:15 Uhr


Für Liebhaber von historischen Dramas gibt es ab dieser Woche den von Marie Kreutzer mit Vicky Krieps in der Hauptrolle inszenierten Film „Corsage“ über die Kaiserin Elisabeth, der mich in gewisser Art und Weise an aktuelle, optisch und erzählerisch ähnliche Filme wie Yorgos Lanthimos „The Favourite“, Pablo Larrains „Spencer“ , Josie Rourkes „Maria Stuart“ und Charlotte Sielings „Die Königin des Nordens“ erinnert hat.

Kaiserin Elisabeth steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag, womit der Druck von sowohl Gesellschaft als auch der Kaiserfamilie mit dem Anspruch nach ihrer ewigen Schönheit und Jugend ansteigt. Elisabeth jedoch hadert immer mehr mit ihrer Rolle und Aufgaben, so dass sie sprichwörtlich aus dem engen Korsett scheinbar ausbrechen möchte.

„Corsage“ ist ein Film, der zunächst sehr zäh, spröde und gar langatmig wirken kann, was im Endeffekt auch ein immersives Gefühl der Enge und Langeweile im Leben der Kaiserin darstellen kann. Großartig und ambivalent gespielt von Vicky Krieps bekommen wir mit „Corsage“ einen sehr ehrlichen und bodenständigen Blick auf das Leben der Kaiserin und einen Einblick in ihr Leben. Dazu arbeitet der Film mit kritischem und durchaus bedeutungsschwangeren Blick ihre gesellschaftliche Rolle, den Kult um ihre Person und auch die Rolle der Frau damals auf. Wobei man sich die Frage stellen darf, wie viele der kleinen und punktuell eingesetzten Ausbrüche auch tatsächlich so ähnlich passiert sind, weil der Film durchaus nicht den Anspruch spüren lasst ein direkt biographisches Werk, sondern nur ein semibiographischer Film zu sein, der sich durchaus die ein oder andere kreative Freiheit nimmt und somit aus dem Korsett einer filmischen Biographie auszubrechen.

„Corsage“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Im Kino: Elvis (Baz Luhrman, 2022)

All shook up! - or Baz having a buzz

Ein Leben wie im Rausch verdient einen rauschhaften Film und wer wäre da besser geeignet als Baz Luhrmann? Der exaltierte Popart-Stil des Australiers, geprägt von schnellen Schnitten, knalligen Farben, großen Gesten und einem dauerdröhnenden Score, der sämtliche Musikstile in einem Art Jukebox-Thermomix ordentlich durchschüttelt, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber auch kaum jemand wird bestreiten, dass er so angestaubten Sujets wie Shakespeares „Romeo and Juliet“ oder Scotts Fitzgeralds „The Great Gatsby“ mit elektrisierender Verve die Patina weg geblasen hat. Nein, ein Mann der kleinen Gesten oder gar der subtilen Inszenierung ist Luhrmann ganz sicher nicht. Selbst der große Pinsel wird überflüssig, wenn die Farbeimer im Stakkato-Stil auf die Leinwand geklatscht werden ...

https://www.ofdb.de/review/361597,879631,Elvis
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

10179
Ich sehe nahezu alles in dem Text genau wie du, gebe aber statt 8/10 Punkten nur 3/10. :D Du erfasst den Film perfekt, nur immer dann, wenn bei dir ein "Aber all das ist schlicht beeindruckend" kommt, würde ich ein "Aber all das ist nervtötend und reizüberflutend bis zum größtmöglichen unnötigen Exzess" setzen. Ein wirklich bemerkenswerter Fall von "Gleicher, und doch ungleicher Wahrnehmung".
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10180
iHaveCNit: Abenteuer eines Mathematikers (2022) – Thorsten Klein – Filmwelt
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 10.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 13:00 Uhr


Da ich die Filme aus dem aktuellen Wochenende bereits abhaken konnte, habe ich mich kurzfristig noch dazu entschlossen einen Film aus der vorigen Woche nachzuholen, der mich dann doch ein wenig interessiert hat. Die Rede ist von Thorsten Kleins „Abenteuer eines Mathematikers“. Bevor der eher unbekannte und kleinere Film nicht mehr in den Kinos läuft, wollte ich ihn dann doch noch im Kino sehen.

Der jüdische und polnische Mathematiker Stanislaw Ulam lebt seit kurzer Zeit nach einer Flucht mit seinem Bruder zu Zeiten des zweiten Weltkrieges in den vereinigten Staaten und unterrichtet als Professor in Harvard. Angetrieben von den Sorgen um seine Hinterbliebenen wird er Teil des Teams in Los Alamos in New Mexiko, das an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt ist. In dieser Zeit muss er sich als bereits Familienvater durchaus wichtigen moralischen und ethischen Fragen stellen, die mit seinem Job am Manhattan-Projekt einhergehen.

Das mit knapp 100 Minuten knackige Biopic ist relativ nüchtern und trocken geraten, wusste mich aber trotzdem sehr zu interessieren. Der Film selbst mag ein paar Potentiale liegen gelassen haben. Das vor allem wenn es um den von Philippe Tlokinski sehr gut gespielten Stanislaw Ulam geht, der im Grunde ja der Kern des Films ist. Zum einen bleibt einem der Charakter ein wenig fern und auch das Gesamtwerk von ihm wird nur oberflächlich beleuchtet. Viel eher ist das persönliche Drama und sein Umgang mit dem moralischen und ethischen Dilemma seiner Arbeit, seine Verantwortung gegenüber seinem Job, seiner neu gegründeten Familie, seiner hinterbliebenen Familie und der Gesellschaft allgemein das, was den Film dann doch sehr interessant und sehenswert macht. Da wird es interessant, inwieweit auch Ulams Einfluss in Christopher Nolans „Oppenheimer“ thematisiert wird, der nächsten Sommer in die Kinos kommt.

„Abenteuer eines Mathematikers“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10181
Meine Wochenend-Ausbeute:


Crazy Heart (2009)

Eine der vielen interessanten Nebenfiguren der Serie „Yellowstone“ ist die des Gitarrencowboys Walker, gespielt von Ryan Bingham, der neben seiner Filmkarriere auch noch erfolgreicher Countrymusiker ist und für den Film „Crazy Heart“ den Oscar-prämierten Song „The Weary Kind“ beisteuerte. So kamen wir auf diesen Film, für den Jeff Bridges als alkoholabhängiger Alt-Countrystar ebenfalls einen Oscar gewann. Klassisches Säuferdrama mit Maggie Gyllenhaal, Collin Farrell und Robert Duvall. Der ähnlich gelagerte „A Star Is Born“ hat in Sachen Dramaturgie vielleicht noch die Nase vorn, „Crazy Heart“ ist aber allemal sehenswert.


Vice – Der zweite Mann (2018)

Endlich mal nachgeholt. Adam McCay mag man oder mag man nicht, ich mag ihn, allerdings kann man diesem Film durchaus den Vorwurf machen, mit Inszenierung und Maske sehr viel Effekthascherei zu betreiben, ohne aber dem Menschen Dick Cheney wirklich nahe zu kommen. Ein Husarenritt durch die jüngere amerikanische Geschichte, die für mich aber einige Fragen offen lässt. Wenn man akzeptiert, dass das nicht die Herangehensweise McKays ist, ist der Film natürlich ein Riesenvergnügen.


Little Women (2019)

Wie kann man dieses schön gefilmte kleine Meisterwerk mit Saoirse Ronan, Emma Watson und Timothee Chalamet nicht mögen? Zum Beispiel, indem man sich von Greta Gerwig („Lady Bird“) irgendwie mehr erwartet hat als dieses inhaltlich etwas seichte, bieder inszenierte, wahllos zwischen den Zeiten hin und her springende Historienstück über vier Schwestern während des US-amerikanischen Bürgerkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts. Hat mich nur so halb mitgenommen.


Thor: Love and Thunder (2022)

Wie schon erwähnt interessieren mich Marvel-Filme im Allgemeinen so gar nicht. Aber auf Wunsch eines ganz besonderen kleinen Jungen… Während „Eternals“ ja zu den eher schwächeren Beiträgen des MCU gezählt wird, hat der Film in meinen Augen immerhin den Vorteil, dass er doch mal so etwas Ähnliches wie echte Schauplätze nutzt. Hier mal ein Wald, da mal ein Strand – finde ich sehr erholsam im Vergleich zu anderen Werken wie diesem, die zu 100 Prozent aus dem Rechner kommen. Mit dieser Art des Filmemachens werde ich einfach nicht mehr warm. Andererseits ein sehr kurzweiliger Spaß mit einigen wirklich guten Gags und prima Soundtrack von Guns’n’Roses bis Abba, und Russel Crowe als Zeus ist natürlich großes Kino. Dass Gorr von Christian Bale gespielt wurde, sehe ich allerdings jetzt erst. Und ob die schreienden Ziegen aus dem „Grinch“ abgekupfert sind?
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10182
ollistone hat geschrieben:wahllos zwischen den Zeiten hin und her springende Historienstück
Also wahllos finde ich das eigentlich nicht. Der Film weiß schon ziemlich genau, wann er welche Geschehnisse an welcher Stelle zeigt, um bestimmte Informationen vorzuenthalten und so später Szenen oder Charakteren eine neue Geltung zu geben (oder sie in interessante neue Kontexte zu setzen) . Das fand ich eine interessantere Herangehensweise, als einfach den Roman neu abzufilmen.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Zuletzt gesehener Film

10183
Ein Muster konnte ich da nicht erkennen, und vor allem musste man sich jedes Mal zusammenreimen, in welcher Zeit die Szene gerade spielt, da sich die Darsteller ja optisch nicht unterscheiden, außer dass die eine früher einen Pony trug und später nicht. Außerdem wechselte das zeitweise im Dreiminutentakt.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10184
Die letzten 3 Abende war bei mir wie so oft Kino angesagt - Zu den 3 Filmen möchte ich an dieser Stelle mal ausnahmsweise keine Einzelposts, sondern einen Sammelpost erstellen.

iHaveCNit: Spotlight-Sneak 13.07.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight-Sneak Nummer 13 für mich im Jahre 2022.

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7) /Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)
9. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Der Hinweis war folgender:
Einen konkreten Hinweis auf Facebook gab es nicht, eine Instagram-Story hat nur den Hinweis geliefert, dass der Film ab morgen (14.07.2022) im Programm der Kinos läuft. Dementsprechend hätte es entweder „Meine Stunden mit Leo“ von Sophie Hyde oder den Film „Eine Sekunde“ von Zhang Yimou sein können. „Meine Stunden mit Leo“ wäre offensichtlich eine sichere Bank, aber gerade das asiatische und chinesische Kino ist in der Spotlight-Sneak klar unterrepräsentiert, womit „Eine Sekunde“ auch eine gute und interessante Wahl geworden wäre.

Die Auflösung:
Geworden ist es „Eine Sekunde“ von Zhang Yimou, der in der chinesischen (hochchinesisch, mandarin) Fassung mit deutschen Untertiteln gezeigt worden ist. Das Drama über ein Katz- und Mausspiel zwischen einem Vagabund und einem Waisenkind um eine Filmrolle mit besonderer Bedeutung hat eine Wertung von 2,4 bekommen – und wird von mir noch einmal am kommenden Dienstag gesehen und konkret besprochen.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
7. Spencer (2,7) / Sundown (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. France (3,4)
10. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Eigene Note: 2
Wertung: 9/10


iHaveCNit: Eine Sekunde (2022) – Zhang Yimou – Mubi
Deutscher Kinostart: 14.07.2022 / Mubi-Start: 16.09.2022
gesehen am 13.07.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


In den letzten Jahren ist für den Arthouse-Sektor eine Internetplattform entstanden, auf der immer wieder Klassiker der Filmgeschichte sowie Arthouse-Filme zur Verfügung stehen. Ähnlich wie andere bekanntere Plattformen im Bereich des „Streamings“ öffnet man sich auch gegenüber hin zu einer Veröffentlichung im Kino. Die Plattform „Mubi“ hat im Mai bereits „Memoria“ im Kino kurzzeitig veröffentlicht, den ich mir aber erst auf Mubi ansehen werden. Bei diesem Film hier ist es aber anders, weil mich der Film durchaus interessiert hat. Die Rede ist von Zhang Yimous großartigem Film „Eine Sekunde“, der bereits seit 2019 eigentlich abgedreht worden ist. Leider kam es im Rahmen der Postproduktion zu Einwänden der chinesischen Behörden, womit sich letztendlich die Veröffentlichung verzögert hat.

Ein Vagabund streift durch die Wüste Gobi zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution. Sein Ziel erreicht er erst spät am Abend und leider hat er die Gelegenheit einer dortigen Kinovorstellung verpasst, so dass sein Ziel der nächste Ort auf der Kinotour sein wird. Er wird durch Zufall Zeuge, wie ein Waisenmädchen eine Filmrolle aus dem transportierenden Motorrad klaut, so dass er sich auf den beschwerlichen erneuten Weg durch die Wüste zum nächsten Ort macht und das Waisenmädchen in einem ereignisreichen Katz- und Mausspiel verfolgt, aus dem sich für beide nachvollziehbare Gründe für die Wichtigkeit der Filmrolle ergibt.

In schönen weiten Aufnahmen der Wüste Gobi und einem tollen allgemeinen Set- und Kostümdesign schafft Regisseur Zhang Yimou erst einmal eine großartige Atmosphäre des ländlichen Chinas zur Zeit der kulturellen Revolution. Genauso wie der Wind Sandschicht um Sandschicht verweht und freilegt, genauso legt Yimou Schicht für Schicht seines Films frei, so dass sich zum einen die Handlung immer schrittweise entwickelt und sich dabei auch die Geschichte seiner Charaktere offenbart, die in beiden Fällen durchaus emotional ergreifend, sehr gut gespielt und auch glaubwürdig herausgearbeitet wird. Die beiden gebotenen Einzelschicksale passen zur Zeit. Insgesamt ist das alles sehr spannend, unterhaltsam, emotional und an ein paar Stellen heiter bis witzig geworden. Dass sich ein Großteil des Films auch in und um ein Kino abspielt ist das Ganze in gewisser Art und Weise auch ein Kammerspiel, indem auch der Filmvorführer, von allen nur „Kino-Onkel“ genannt wird, auch eine wichtige Rolle einnimmt. Gerade wenn es um die Mobilisierung des gesamten Ortes geht mit dem Ziel eine besondere Filmrolle wieder instand zusetzen zeigt sich vor allem der gesellschaftliche Hintergrund des gesamten Films, auch wenn sich der gesamte Ort am Ende im Kino versammelt um den Film zu sichten, zeigt der Film den Einfluss der filmischen Propaganda, die damit über das Volk verbreitet wird. In dieser Form habe ich den Film wie bereits in den Kopfdaten in der chinesischen Fassung (bzw. hochchinesisch / mandarin) mit deutschen Untertiteln gesehen, der die Authentizität des Films noch mehr verstärkt hat. Das Trio aus Zhang Yi, Liu Haocun und Fan Wei gibt dem Film noch das darstellerische Etwas und es wäre sicherlich interessant gewesen, wie die eigentliche Vision Yimous gewesen ist. Schade, dass wir diese durch die Zensur des chinesischen Regimes nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht hätte das noch den letztendlichen emotionalen Einschlag gegeben, womit mich der Film vollends bekommen hätte.

„Eine Sekunde“ - My First Look – 9/10 Punkte.

iHaveCNit: The Gray Man (2022) – Anthony und Joe Russo – Netflix
Deutscher Kinostart: 14.07.2022 / Netflix-Start: 22.07.2022
gesehen am 14.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 19:45 Uhr


Netflix bietet ab und an mal ganz interessante Action-Filme in ihrem Angebot, die man als das ganz große Ding verkauft und auch nicht mit einer großen Besetzung und einem großen Budget geizt. Ab und An kommt es auch zu einem limitierten Kino-Release. Für mich, der dem Kino eher zugetan ist als dem Streaming habe ich die Gelegenheit ergriffen, den neuen Film der Russo-Brüder „The Gray Man“ im Kino zu sehen, da er wie ein unbedeutendes Blatt Papier in einer Loseblattsammlung des Streaminganbieters für mich komplett untergegangen wäre.

Der Häftling Court Gentry wird von Donald Fitzroy für ein CIA-Projekt rekrutiert. Als Sierra-Agent Nummer 6 ist er als Auftragskiller unterwegs. Bei einem Auftrag in Bangkok jedoch entpuppt sich sein Zielobjekt als weiterer Sierra-Agent, der im Besitz brisanter Unterlagen ist, die deren Auftraggeber kompromittieren können. Da der Einsatz in Bangkok nicht so verläuft wie geplant gerät Sierra Six ins Fadenkreuz seines Auftraggebers, der den Killer Lloyd Hansen auf Gentry ansetzt.

„The Gray Man“ ist ein groß inszenierter und aus meiner Perspektive sehr unterhaltsamer und actionreicher Film geworden, der sich auch mit der Besetzung von Ryan Gosling, Chris Evans, Ana de Armas, Regé-Jean Page, Jessica Henwick, Dhanush und Billy Bob Thornton sehen lassen kann. Mir persönlich hat „The Gray Man“ gefallen, auch wenn das volle Potential auch im Hinblick auf die Besetzung nicht entfaltet worden ist. Das hängt an mehreren Faktoren. „The Gray Man“ bedient sich offensichtlich an vielen Versatzstücken von „James Bond“, „Bourne“, „Mission: Impossible“, „John Wick“ und „Fast and Furious“, was in gewisser Art und Weise die formelhafte und generische Struktur des Films unterstreicht, da sich der Film nicht wirklich aus der Masse hervorhebt und damit auch mit seinem Thema einer von vielen Filmen seiner Art ist. Die Actionsequenzen jedoch haben mir gut gefallen, auch wenn die Szenerien und Effekte ein wenig artifiziell und steril wirken. Und wie schon bei Michael Bays „Ambulance“ aus dem März diesen Jahres muss ich feststellen, dass ich absolut nichts mit Drohnenkameras bei der Inszenierung von Actionfilmen anfangen kann.

„The Gray Man“ – My First Look – 7/10 Punkte.

iHaveCNit: Meine Stunden mit Leo (2022) – Sophie Hyde – Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 14.07.2022
gesehen am 15.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:45 Uhr


Wer sich für charmantes und stilvolles Kino an diesem Wochenende begeistern möchte, dem sei an dieser Stelle Sophie Hydes „Meine Stunden mit Leo“ beziehungsweise „Good Luck to you, Leo Grande“ ans Herz gelegt. Ein Kammerspiel und Tragikomödie mit Emma Thompson und Daryl McCormack, das mir wunderbar gefallen hat.

Nancy Stokes ist Mittfünfzigerin, Religionslehrerin und seit 2 Jahren Witwe. In ihrer streng konservativen Ehe war es für sie nicht möglich sexuelle Erfahrungen zu machen und sexuelle Erfüllung zu erreichen, so dass sie den jungen Callboy Leo Grande für diesen Zweck engagiert – ohne zu ahnen wie nervös sie dann sein wird, ohne zu ahnen wie einfühlsam er sein wird und wie befreiend die offenen, nicht immer konfliktfreien Gespräche sein werden.

Das Kammerspiel lebt von seinem Leinwand-Dou aus Emma Thompson und Daryl McCormack, die hier nicht nur großartig besetzt sind, sondern auch großartig spielen und eine tolle gemeinsame Chemie und Dynamik entwickeln. Interessant ist hier vor allem, dass das klassische filmisch aufbereitete Thema eines Mannes in der Mid-Life-Crisis, der mit einer jungen Frau seinen zweiten Frühling erlebt umgekehrt wird und wir mit Emma Thompsons Nancy Stokes eine Frau zu sehen bekommen, die in einer Art Mid-Life-Crisis mit einem jungen Mann den zweiten oder in ihrem Fall sogar ersten richtigen Frühling erleben möchte. Diese Verschiebung in den Verhältnissen aus Alter und Erfahrung ergibt eine ganz interessante Dynamik, die dem Film auch sehr gut tut. Der Film ist in gewisser Art und Weise ein Plädoyer für den offenen und komplett nicht zu beschämenden Umgang mit Intimität, Sex und körperlicher Lust als teil menschlicher Bedürfnisse und in diesem Film vor allem aus weiblicher Perspektive. Darüber hinaus ist der Film ein Plädoyer für das positive, eigene Körpergefühl abseits propagierter Schönheitsideale in egal welchem Alter. Ebenso ist der offene und differenzierte Umgang mit dem Thema Sex-Arbeit in Bezug auch auf Ethik und Moral sehr interessant als eines von vielen Themen in den Film eingeflochten worden. Strukturell legt der Film einen Fokus auf eine episodenhafte Struktur, die jedes der Treffen als ein Teil der Entwicklung der Beziehung von Emma Thompsons Nancy und Daryl McCormacks Leo zeichnet, wobei natürlich ein Teil der etwas banaleren Gesprächsthemen und auch ein erzwungen wirkender erzählerischer Haken und Twist gegen Ende hin nicht unbedingt hätten sein müssen. Dennoch bleibt für mich ein sehr rasanter, charmanter, stilvoller und unterhaltsamer Eindruck, wenn es um „Meine Stunden mit Leo“ geht.

„Meine Stunden mit Leo“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Sondervorstellung
iHaveCNit: Grease (1978) – Randal Kleiser – Paramount
Deutscher Kinostart: 28.09.1978
gesehen am 17.07.2022 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 14 – 18:00 Uhr

Im Rahmen der Vorstellungsreihe „Cinéma Nostalgica“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es eine Wiederaufführung der Musicalverfilmung „Grease“ aus dem Jahre 1978 mit Einführungsvortrag des Literatur- und Filmwissenschaftlers Dr. Timo Ruget. Diese Wiederaufführung war mein erster wirklicher Kontakt mit „Grease“. Ich verstehe, warum „Grease“ zum Kultklassiker geworden ist. Die Songs, die Choreographien, das nostalgische, beschwingte Lebensgefühl mit einer einfach gestrickten und überdrehten Liebesgeschichte von John Travoltas Danny Zuko und Olivia Newton Johns Sandy Olsson, haben auf jeden Fall das gewisse Etwas.
„Grease“ – My First Look – 9/10 Punkte.
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