So dann.
hier mein Fazit wobei ich einiges ja schon "unterwegs" geschrieben hatte.
Vorweg, ich habe alle Fleming Romane gelesen, dann erst wieder die Romane seit 2008, und letztes Jahr versucht Colonel Sun nachzuholen.
Mein Ritual besteht darin, dass ich mir die Romane immer in meinen Griechenland Urlauben vornehme (meistens Mykonos, manchmal Kreta) und dabei dann immer schön einen trockenen Martini dazu schlürfe.
Von den neuen Romanen haben mir die von Horowitz sehr gut gefallen. Mit seiner nunmehr Trilogie beleuchtet er Bond am Anfang seiner Karriere, mittendrin auf dem Höhepunkt, und nun auch am vermeidlichen Ende seiner Karriere. Seine Stories sind zumeist sehr gradlinig, simpel, fokussiert. Nicht zuletzt durch das authentische Setting in den 50er/60er fühlt sich das völlig an wie bei Fleming selbst.
Mit seinem dritten und leider wohl letzten Bondroman hat er für mich voll ins Schwarze getroffen. Um das Fazit vorwegzunehmen: ‚With A Mind To Kill‘ ist wohl für mich der beste Roman der Serie! Ich kann mich nicht erinnern, je bei einem Flemingroman so viel Spannung empfunden zu haben. Dabei ist dieser Roman auch ganz anders als die früheren Fleming Versuche. Wir erleben hier den vollen Kalten Krieg, es gibt keine Witzchen, es gibt keine Sprüche, alles ist düster, es gibt keine exotischen Inseln, weder einen Martini noch ein „Mein Name ist Bond…“.
Stattdessen bettet Horowitz seinen Roman wunderbar ein in die schon bei Fleming recht düsteren Ereignisse der Endphase von YOLT und TMWTGG. Zur Story soll nichts verraten werden außer dem was eh im Klappentext steht. Dies ist zwar die Ausgangslage der Story, dennoch ist dann alles eh ganz anders.
Horowitz gelingt ein Roman der zwar eine extrem fokussierte Handlung hat, doch peppt er diese sehr gelungen auf durch einige Kniffe (nach dem Motto „was vorher geschah“) und jede Menge kleiner Überraschungen. Niemand ist wer er zu sein scheint, wem kann man trauen, wer spielt ein doppeltes Spiel, wer weiß was, wann fliegt Bonds Tarnung auf, wie kommt Bond aus einer Situation heraus, ohne dass seine Tarnung auffliegt. Auch wenn das Tempo des Romans gar nicht so hoch ist, auch wenn es praktisch keine Action gibt, so war es für mich ein echter Page-Turner. Dabei gelingen Horowitz auch die psychologischen Aspekte – insbesondere die Charakterisierung der wenigen Hauptfiguren -bemerkenswert gut. Das alles, ohne dass er Bond kaum wirklich sprechen lässt. Der geneigte Leser möge darauf achten, wie wenig Bond im ganzen Roman eigentlich sagt.
Stattdessen tauchen wir immer wieder in seine Gedankenwelt ein. Bonds Sicht auf Frauen, Politik, die Russen und die Welt (und auch zur Oper

) lassen einen oft schmunzeln, manchmal aber auch erstaunen, denn Horowitz Aussagen zu Russland erscheinen gerade im Moment sehr passend (auch wenn der Roman ja sicherlich lange vor dem Krieg in der Ukraine geschrieben wurde).
Der Roman startet seinen Showdown erst irre spät Dann aber kommt es auf den letzten zwanzig Seiten noch mal faustdick (auf keinen Fall vorher Horowitz Danksagungen lesen!!!). Die Idee für den Showdown ist so gut, dass ich hier finde, dass Horowitz etwas mehr daraus hätte machen können. Aber auch in dem sehr abrupten (und offenen) Ende bleibt er sich treu.
Ich würde mir wünschen, wenn Horowitz auch Ideen für einen BondFILM entwickeln würde. Zumindest aber zeigt der finale Akt seines Dreiteilers wie gut ein 60er Bond auch heute noch funktionieren könnte.