Re: Zuletzt gesehener Film

10427
Gibt es nicht sogar acht Teile? (Edit, okay, die "Creed"-Filme...)

Die Synchro fand ich interessant. Auf Jürgen Prochnow für Rocky wäre ich im Leben nicht gekommen. Und Hans Hessling als Rockys Trainer Mickey - lange überlegt, aber klar, Charlie Chaplin im "Großen Diktator"! Tolle Stimme.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10430
Natürlich unbedingte Empfehlung ;)

Rocky: Klassiker, Drama, Milieustudie und trotz simpler Geschichte famos gespielt.(9,5/10)
Rocky II: Gelungene Fortsetzung und entgegen vieler Nörgler kein Remake, sondern eine Weiterentwicklung der Figuren. (8/10)
Rocky III: Launiger Zwitter zwischen 70er-Drama und 80er-Action. Ikonischer Titelsong und im letzten Drittel ein Knaller. (8,5/10)
Rocky IV: Top Gun im Ring, Testosteron und MTV, ein superber Song-Score, perfektes Entertainment und Zeitdokument. (9,5/10)
Rocky V: Überraschender Schlag ins Wasser, Rocky nur Trainer, was hier noch nicht funktioniert, belanglos (5/10)
Rocky Balboa: Tolles Alterswerk, besser als John Rambo, näher am ersten Film als alle anderen (9/10)

Creed I und II auch empfehlenswert, aber hauptsächlich wegen Stallone.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

10431
AnatolGogol hat geschrieben: 29. November 2022 14:21 Asterix! :D
Natürlich! :-D

Meine erste Assoziation mit der Stimme war in der Tat Zeichentrick oder Comic, aber auf Asterix bin ich nicht gekommen. Obwohl ich damals sogar die Hörspielkassetten hatte.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Zeiten des Umbruchs (2022) – James Gray – Universal
Deutscher Kinostart: 24.11.2022
gesehen am 16.11.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 29.11.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 16:15 Uhr


Irgendwie kommt es mir so vor, als ob wir sowohl am Anfang des Jahres als auch am Ende des Jahres 2022 zwei Filme auf die Leinwand bekommen haben, die sich thematisch ähnlich sind und zeigen, dass es durchaus Trend ist, dass Regisseure sich gerne an ihre Kindheit zurück erinnern und dies im besten Sinne von Coming-Of-Age-Filmen mit einem gesellschaftlichen Zeitporträt verbinden. So erging es mir bei Kenneth Branaghs „Belfast“, an den ich irgendwie denken musste, als ich mir James Grays „Zeiten des Umbruchs“ angesehen habe.

Kurz vor der Wahl von Ronald Reagan zum US-Präsidenten verbringt der junge Paul den Spätsommer im New York des Jahres 1980. Paul, der unter seiner vielbeschäftigten Mutter, seinem strengen Vater und seinem mobbenden Bruder leidet und bei dem scheinbar nur der Großvater einen Zugang zu dem Jungen findet, lernt zu Beginn des Schuljahres den wiederholenden, afroamerikanischen Jonathan kennen und freundet sich mit diesem an. Inmitten seines Umfeldes bringt diese Freundschaft jedoch einige Konflikte hervor, die für Paul zu prägenden Ereignissen und Erkenntnissen sorgen.

Für mich ist ein aktuelles Problem vieler Filme, dass man grundsätzlich thematisch viel zu viele Themen auf einmal verhandeln möchte und damit einiges wesentlich auf der Strecke bleibt und nur oberflächlich abgehandelt wird. So ist es leider auch bei James Grays „Zeiten des Umbruchs“ beziehungsweise „Armageddon Time“. Denn das Familiendrama einer jüdisch-ukrainischen Familie, indem das Ensemble aus Anne Hathaway, Jeremy Strong und vor allem Anthony Hopkins großartig spielt, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Dynamik zwischen dem von Banks Repeta gespielten Paul mit Anthony Hopkins als auch die Dynamik mit dem von Jaylin Webb gespielten Jonathan hat mir sehr gut gefallen. Da steckt sehr viel Herz, Wärme, aber auch im weiteren Verlauf ein bitterer Beigeschmack darin, der dem Coming-Of-Age-Drama das gewisse Etwas gibt. Der Film bildet gesellschaftlich hier eine Zeit wieder, die durchaus prägend für die Entstehung eines Staates ist, indem zum Beispiel ein Donald Trump Präsident werden konnte. Da passt es durchaus, dass sowohl sein Vater als auch seine Schwester (hier mit einem interessanten Cameo von Jessica Chastain dargestellt) einen filmischen Auftritt haben. Darüber hinaus bekommen wir durchaus mit, welche unterschiedliche Formen und Härten der Alltagsrassismus mit seinen Ressentiments in den vereinigten Staaten gegenüber jüdisch-ukrainischen Einwanderern als auch afroamerikanischen Bevölkerungsgruppen existieren und dass hier durchaus keine Chancengleichheit besteht.

„Zeiten des Umbruchs“ - My First Look – 8/10 Punkte.

iHaveCNit: Bones and All (2022) – Luca Guadagnino - Warner
Deutscher Kinostart: 24.11.2022
gesehen am 29.11.222
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 20:45 Uhr


Zu Regisseur Luca Guadagninos Werken pflege ich ein sehr bipolares Verhältnis. Ungeachtet der qualitativen Komponente seiner Filme schlagen seine Filme immer eine andere Richtung ein. Während mich „A Bigger Splash“ und „Suspiria“ eher gelangweilt haben, hat mich „Call Me By Your Name“ fasziniert und emotional mitgerissen. So sehr sogar, dass „Call Me By Your Name“ am Ende in meiner Jahres-Top-10 gelandet ist. Gerade da einige Komponenten von „Call Me By Your Name“ nun auch in „Bones and All“ enthalten sind, war bei mir eine gewisse Hoffnung vorhanden, dass er auch in die gleiche Richtung ausschlägt wie „Call Me By Your Name“. Auch wenn er nicht ganz die emotionale Faszination bei mir ausgelöst hat, geht er wieder in die richtige positive Richtung.

Die junge Maren führt gemeinsam mit ihrem Vater ein einsames, isoliertes Leben, denn ihr Vater möchte sie weitestgehend von ihrem Umfeld abschotten bis sich Maren eines Abends aus dem Haus schleicht und einen Abend bei ihren Freundinnen verbringt. Dort kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall, der Maren und ihren Vater dazu zwingt, das Haus und die Stadt zu verlassen. Kurze Zeit später wird Maren auf sich alleine gestellt sein, denn ihr Vater verlässt sie und hinterlässt ihr Hinweise auf ihre Vergangenheit, so dass sich Maren auf die Reise nach ihrer Mutter begibt. Dabei trifft sie nicht nur auf den verrückten Sullivan, sondern auch auf den charismatischen Lee, die scheinbar ähnliche Gelüste teilen wie sie selbst.

Luca Guadagninos „Bones and All“ ist eine faszinierende, aber auch gemächliche, fast meditative Mischung aus Road-Movie, Coming-Of-Age und Romanze mit Horror-Elementen. Inszenatorisch hat mir die Umsetzung des Filmes sehr gut gefallen. Auch wenn es um die Horror-Elemente geht, geht der Film nicht ganz unzimperlich mit einer visuellen Darstellung um. In welche Horror-Richtung es hier geht, möchte ich dieser Stelle nicht sagen, aber die Richtung im Allgemeinen kann man hier durchaus auch mit Suchterkrankungen gleichsetzen und auch die filmische Zeichnung der Gesellschaft wie mit diesen Menschen umgeht und Menschen mit diesen Suchterkrankungen entsprechend normalisiert und menschlich dargestellt werden mit ihren Ängsten, Hoffnungen und auch Bedürfnissen, zu denen natürlich auch körperliche Nähe und Liebe dazugehört. Während zum einen Mark Rylance als auch Michael Stuhlbarg für zwei extrem prägnante und großartige Nebenrollen sorgen, ist das nach ihrer großartigen Performance in „Waves“ nun ein weiterer starker Eintrag für Taylor Russell und Timothee Chalamet ist hier natürlich als Leinwandpartner eine großartige Ergänzung. Schade fand ich hingegen, dass im Soundtrack für meinen Geschmack etwas gefehlt hat – wenn man bereits im Trailer mit einem Stück von Leonard Cohen nutzt, hätte ich gerne durchaus auch etwas Cohen im Film vermutet. Unabhängig davon ist der Film dennoch ein großartiges Erlebnis, das mit Knochen, Blut und Allem meinen Geschmack getroffen hat.

„Bones and All“ – My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben: 27. November 2022 12:41
HCN007 hat geschrieben: 26. November 2022 14:39 iHaveCNit: Glass Onion – A Knives Out Mystery (2022) – Rian Johnson – Netflix
Auch wenn der Plot nicht ganz so clever wie der des Vorgängers ist, hat die gläserne Zwiebel durchaus die ein oder andere interessante Wendung und Entwicklung zu bieten.
Das ist allerdings eine mittelschwere Untertreibung. "Knives Out" war sicherlich nicht ganz so genial konstruiert wie es einige der Agatha-Christie-Krimis sind (insbesondere "Tod auf dem Nil" dürfte hinsichtlich der Auflösung des Falls für mich die Königsklasse sein), aber das war ein kluger Film, der durch seinen herrlich durchdachten Genre-Twist pfiffig rüberkam. Genial an "Knives Out" war ja eben, dass wir es nicht mit einem Whodunnit zu tun hatten, sondern nach circa 30 Minuten erfuhren, wie sich die Mordnacht im Detail abgespielt hat - und von da an wurde "Knives Out" von Agatha Christie zu Alfred Hitchcock, plötzlich fieberten wir nicht mit dem ermittelnden Detektiv mit, sondern mit der vermeintlichen Mörderin, die alles gab, um ihre Spuren zu verwischen. Dass dann in den letzten 20 Minuten der (eher etwas dusselige) Ermittler plötzlich doch noch zum Erklärbärmonolog à la Poirot ansetzte, um uns einen Täter zu präsentieren (und damit wieder ins Whodunnit-Gefilde zu wechseln), war ein für mich toller Moment im Kinosaal, den ich genossen habe. Und auch wenn der Fall und seine Auflösung letztlich sicherlich extrem kompliziert und verschachtelt waren, wurde es doch in sich schlüssig und gekonnt erzählt. So geht das!

"Glass Onion" war für mich nur ein einziges Ärgernis. Der Film wirkt gar wie eine Parodie auf all das, was in "Knives Out" noch wunderbar organisch wirkte und präsentiert wurde. Der Cast an Charakteren bekommt dieses Mal gar nichts zu tun und die Hälfte von ihnen sind so furchtbar eindimensional gezeichnet, dass kein Zweifel daran besteht: Sie sind einzig im Film, um die Verdächtigenzahl in die Höhe zu treiben. Dann versucht Johnson in der Mitte des Films einen ähnlichen Twist wie damals nach dem ersten Akt von "Knives Out", nur das er dafür dieses Mal einerseits das Pacing opfert (weil der Film quasi noch einmal von vorne anfängt) und andererseits (ich versuche es, halbwegs spoilerfrei zu halten) dermaßen viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten aneinanderreihen kann, dass ich mich als Krimi-Zuschauer betrogen fühlte. Mehrfach belügt Johnson sein Publikum einfach zugunsten eines banalen Twists (an einer Stelle so schludrig und doof, dass ich es ihm übelnehmen muss), und die letztliche Auflösung des Falls ergibt überhaupt keinen Sinn. Die eine Person, die einfach nicht der oder die Mörder/in sein kann, weil dann der gesamte Plot in sich zusammenfallen würde, stellt sich als der oder die Täter/in heraus - und wie Johnson dann all die Logiklücken und offensichtlichen Dummheiten rechtfertigt, ist - entschuldigt die Härte meiner Wortwahl - faules und selbstverliebtes Storytelling. "Glass Onion" ist nämlich kein Krimi und auch nicht - obwohl er sehr lustig ist und extrem gute Pointen setzt - eine Komödie, sondern eigentlich eine Satire, ein Message-Film, der in den letzten 20 Minuten seine Botschaft so aggressiv mit dem Holzhammer auf das zahlende Kinopublikum einprügeln will, dass ihm auch egal ist, ob er dafür jede Integrität seiner Handlung mit in Stücke schlägt.

Hab ich mich gut unterhalten gefühlt? Teilweise schon. Viele Dialogwitze sind tatsächlich zum brüllen. Daniel Craig ist hier nochmal viel besser als in "Knives Out" und ehrlich gesagt vielleicht so gut wie noch nie. Janelle Monáe spielt ihren Part wunderbar (auch wenn sie mit Ana de Armas aus dem Vorgänger nicht konkurrieren kann, weil der Film ihr weniger Platz einräumt) und sowohl Dave Bautista als auch Kate Hudson und Jessica Henwick machen Spaß. Zumal vieles in "Glass Onion" dann eben doch klug ausgearbeitet ist, aber ironischerweise vor allem die kleinen Details, die cleveren späten Rückbezüge auf Dialoge zu Anfang etc., während der eigentliche Plot, das tatsächliche Drehbuch, eine Katastrophe darstellt - die ich in ihrer Absurdität verzeihen könnte, käme sie am Ende nicht mit dieser ultra belehrenden Botschaft aus der Hölle um die Ecke.
Ich nehme an, du hast die OV gesehen von Glass Onion, oder? Hat jemand Erfahrung mit der DF? Wie ist Craig da dieses Mal?
Bond... JamesBond.de

Re: Zuletzt gesehener Film

10435
iHaveCNit
Spotlight-Sneak 30.11.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight Sneak Nummer 21 des Jahres 2022 für mich !

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0) / Beautiful Beings (2,0)
3. One Of These Days (2,1) / Triangle Of Sadness (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5) / Die Magnetischen (2,5) / Peter von Kant (2,5) / Zeiten des Umbruchs (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7) / Mona Lisa and the Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8) / November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9) / Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Der Hinweis war folgender:
Heute lassen wir mal wieder Bilder anstatt Worte und Taten sprechen.

Gezeigt wurde ein Bild der Sonne aus der TV-Serie „Teletubbies“ - und grundlegend ging es hier nur um die Sonne ! Ein Film, bei dem ich über eine Sichtung nachgedacht habe, ihn aber nun aufgrund der Sneak nicht mehr sehen muss.

Die Auflösung:
In der gestrigen Spotlight-Sneak haben wir euch SONNE, den Debütfilm der österreichisch-irakischen Filmemacherin Kurdwin Ayub, gezeigt.
Drei junge Frauen drehen ein Musikvideo, in dem sie einen Hijab anhaben. Sie werden über Nacht in ihrem Umfeld bekannt und für Familienfeiern gebucht. Der Film widmet sich den Themen Religion einer Generation von jungen Menschen, die ihren Alltag hauptsächlich in Social Media verbringen. Wichtiges, österreichisches Kino, produziert von enfant terrible Ulrich Seidl.
Wir starten SONNE ab Freitag, 2.12. bei uns in der Harmoniere.
Eure Bewertung = 2,6
Note 1 = 10x
Note 2 = 35x
Note 3 = 17x
Note 4 = 10x
Note 5 = 2x
Note 6 = 4x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder in zwei Wochen am 14.12. statt.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
Beautiful Beings (2,0)
3. Triangle Of Sadness (2,1)
One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
Peter von Kant (2,5)
Zeiten des Umbruchs (2,5)
7. Sonne (2,6)
8. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
Mona Lisa And The Blood Moon (2,7)
9. Massive Talent (2,8)
November (2,8)
10. Der Gesang der Flusskrebse (2,9)
Das Glücksrad (2,9)
11. France (3,4)
12. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Ich habe eine 3 vergeben – Punktemäßig steht er bei mir auf 7/10 Punkten.

Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):

1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) / Triangle Of Sadness (10)
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8) / Der Gesang der Flusskrebse (6) / Peter von Kant (8) / Mona Lisa And The Blood Moon (8) / Beautiful Beings (9) / Zeiten des Umbruchs (8)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7) / Sonne (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)

iHaveCNit: Sonne (2022) – Kurdwin Ayub – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 01.12.2022
gesehen am 30.11.2022 in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr

Und wieder einmal hat man mich bei einer Sneak überraschen können mit einem Film, auf dem ich geschlafen habe und bei dem ich mir vielleicht sogar ganz kurzfristig Gedanken über eine Sichtung gemacht habe, die sich dann mit der Sneak erübrigt hat. Die Rede ist vom Debütfilm „Sonne“ der irakisch-österreichischen Regisseurin Kurdwin Ayub.

Die junge Kurdin Yesmin verbringt einen entspannten Nachmittag mit ihren beiden Freundinnen Nati und Bella. Beim Herumalbern und Videos für soziale Netzwerke aufzeichnen ziehen sie den Hijab von Yesmins Mutter an und filmen sich in aufreizenden Posen während sie R.E.M.s „Losing My Religion“ zum Besten geben. Ein daraus entstandenes Youtube-Video führt jedoch nicht nur zu einem kleinen Bekanntheitsschub für das Trio, es führt auch zu Konflikten innerhalb von Yesmins Familie, es stellt die Freundschaft des Trios auf eine Probe und auch Yesmin scheint sich intensiver mit ihrer persönlichen und auch religiösen Identität zu beschäftigen.

„Sonne“ ist ein sehr feines, authentisches Drama geworden, dass vor allem einen interessanten Blick in das Innenleben kurdischer Familien liefert und durchaus ein Film der Gegensätze ist. Zwischen religiöser Tradition und technologischer Moderne ergibt sich ein sehr interessantes, diskurswürdiges Spannungsfeld. Das Spiel mit den Gegensätzen zieht sich auch innerhalb der Familie und den dort herrschenden Machtdynamiken wieder, wenn eher die Mutter die strenge, moralische Instanz darstellt während der Vater voller Stolz und Unterstützung seiner Tochter beisteht. Darüber hinaus ist die entgegen läufige Charakterentwicklung innerhalb des Trios sehr interessant zu beobachten. Während die eher liberal eingestellten Freundinnen Bella und Nati immer stärker in die traditionell konservative Richtung gehen, verhält es sich bei Yesmin komplett umgekehrt – so dass der Film auch das Thema kulturelle Entfremdung angeht. Jedoch hat der Film so viele Themen in seiner kurzen Laufzeit angerissen, so dass die Konflikte und Themen nur angerissen und nicht oder nicht ganz zufriedenstellend aufgelöst werden.

„Sonne“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10436
Gernot hat geschrieben: 30. November 2022 18:47
Casino Hille hat geschrieben: 27. November 2022 12:41 "Glass Onion" war für mich nur ein einziges Ärgernis. Der Film wirkt gar wie eine Parodie auf all das, was in "Knives Out" noch wunderbar organisch wirkte und präsentiert wurde.
Ich nehme an, du hast die OV gesehen von Glass Onion, oder? Hat jemand Erfahrung mit der DF? Wie ist Craig da dieses Mal?
Wunder auf Craig ist ein Synchron-Verbrechen für die Ewigkeit. :mrgreen: Aber in der OV ist Craig wirklich sehr gut, ich bin mir sicher, dass er mit Benoit Blanc eine Rolle gefunden hat, die einfach so exzellent zu ihm als Typ passt, den kann er meinetwegen ewig spielen. Ich hatte in "Knives Out" und "Glass Onion" mehr Spaß an seiner Performance als an seinen Bond-Auftritten. Irgendwie passt er in dieses Genre, passt er auf diese kauzig-verschrobene Detektiv-Rolle. Der vermeintlich intellektuelle Schnüffler ist ideal für ihn – obwohl ich das im Vorfeld nie gedacht hätte. Da hatte Johnson wirklich den richtigen Riecher und zeigt auf, wie schädlich Typecasting doch sein kann und wie schön es ist, wenn Filmstars ihre Komfort-Zone verlassen.
vodkamartini hat geschrieben: 30. November 2022 22:25 Darstellerisch macht der Film auf alle Fälle Spaß. Kritisieren kann man die Story, das ist dünnes Eis. Dennoch, für eine launigen Kinoabend würde ich ihn schon empfehlen.
Ja, das ist der Zwiespalt in mir: Ganz gut unterhalten gefühlt habe ich mich über weite Strecken schon, trotz deutlicher Pacing-Probleme (der Story"bruch" auf der Mitte des Films wird anders als in "Knives Out" hier nur wenig elegant aufgefangen). Die letzten 20 Minuten waren aber indiskutabel, da hat Rian Johnson sich dann mit Zeigestock an die Tafel gestellt und mir vorgebetet, wie ich das jetzt zu deuten und zu verstehen habe und wie generell die Welt funktioniert und was gut und richtig ist. Da wird aus einem launigen Krimi-Comedy-Mix eine belehrende Erziehungsmaßnahme, darauf reagiere ich allergisch. Und das macht mir im Nachhinein viel vom insgesamt vernünftigen Eindruck kaputt – zumal leider der ganze Krimi-Plot sich als unlogische, teils sinnfreie Veranstaltung entpuppt, die nur ein Vorwand ist, um mich zum hypermoralischen Belehrungsende zu bringen. Meh.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Mehr denn je (2022) – Emily Atef – Pandora Film Verleih
Deutscher Kinostart: 01.12.2022
gesehen am 02.12.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Eldorado - Parkett – Reihe 5, Platz 9 – 18:00 Uhr


Es ist schon eine gewisse Tragik, die sich ergibt, wenn man sich näher mit „Mehr denn je“ beschäftigt – dem neuen Film von Emily Atef – und durchaus einer damit verbundenen Klammer, die man um das Jahr 2022 legen kann. Anfang des Jahres Ende Januar kam der französische Schauspieler Gaspard Ulliel im Alter von 37 Jahren nach einem Ski-Unfall ums Leben. Und in „Mehr denn je“, der nun kurz vor Ende des Jahres im Dezember bei uns startet, ist Gaspard Ulliel in seiner letzten Filmrolle zu sehen – in einem Film, indem es auch um den Tod, das Abschiednehmen und das Loslassen geht.

Das Leben des Pärchens Helene und Mathieu könnte nicht schöner verlaufen – wäre da nicht eine medizinische Diagnose mit ihren endgültigen Konsequenzen, die beide zu existenziellen Entscheidungen zwingen wird. Jedoch weicht die Vorstellung Mathieus von Helenes ab, so dass sich Helene gegen seinen Willen zu einer Reise ins norwegische Saebo aufbricht, da dort ein Blogger lebt, der sie mit Bildern der dortigen Natur inspiriert und fasziniert.

„Mehr denn je“ ist ein sehr intimes, feines und leises Drama geworden, dass sein Thema sehr komplex, tief und ambivalent verhandelt – auch teils ohne große Worte und Gesten. Klar könnte der Film hier durchaus die ein oder andere Emotion erzwingen, er tut es aber nicht was durchaus für mich auch sehr gut gewesen ist. Klar kommt es auch zu der ein oder anderen emotionalen und dramatischen Spitze, die durchaus zwingend für die Verarbeitung der inneren Konflikte notwendig gewesen ist. Tragisch und zeitgleich wunderschön kann sowohl das filmische Setting in Norwegen als auch das Schauspiel von Vicky Krieps sowie Gaspard Ulliel und Björn Floberg als atemberaubend bezeichnet werden – gerade wenn es hier um eine atemberaubende Krankheit geht. Und wie so oft bei wichtigen Konflikten und Entscheidungen braucht es einfach die notwendige Ruhe und Abgeschiedenheit, damit man die für die wichtigen Themen die Luft zum Atmen und einen klaren Kopf bekommt – selbst wenn einem am Ende genau diese Luft fehlen wird.

„Mehr denn je“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "