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Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

826
Für die meisten Bond-Puristen gehört GF in die Top 3, ich fremdel nach wie vor ein wenig mit diesem Film. Mein Eindruck hat sich bestätigt, dass der Film kippt und an Drive verliert, sobald die Handlung nach Amerika wechselt. Das hat einerseits mit einem zur Passivität verdammten Bond zu tun, aber auch mit einem Verlust an herausragenden Szenen oder Bildern in der zweiten Hälfte. Da ist der Billard-Raum, der sich zum Multimedia-Saal verwandelt, schon fast das Interessanteste, ansonsten ist das alles visuell so flach wie die Landschaft Kentuckys. Das Finale im Tresorraum ist natürlich fantastisch.

Was mein Sehvergnügen zusätzlich trübt, ist der fragwürdige Einsatz von Spezialeffekten - da wäre es mir fast lieber, man ließe es ganz (vgl. FRWL). Die Laserkanonen sehen nach genau dem Pappmaschee und Aluminium aus, aus dem sie vermutlich sind, und wenn Goldfingers Privatjet in der Luft zu sehen ist, sucht man unwillkürlich nach den Bindfäden. Goldingers Ende und der wacklige Absturz der Maschine wirken so unbeholfen wie die künstlich beschleunigte Autoverfolgung in Goldfingers Fabrik in der Schweiz. In dem nur ein Jahr jüngeren TB erkenne ich schon einen Quantensprung gegenüber GF, wenn man sich nur mal die Szenen mit dem entführten Kampfjet ansieht, das wirkt richtig modern (auch wenn TB diese Fähigkeiten im Finale eindrucksvoll vergisst). Bonds Seitenhieb auf die Beatles nehme ich persönlich übel, ich empfinde das aber auch objektiv als erstaunlich reaktionär - für 1964, für Bond.

Auf der Habenseite: Barrys vielleicht beste Arbeit und Q's erster Einsatz im Labor.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

827
Ich sehe eher die Stärken in Amerika, mag die Szenen in der Schweiz aber auch recht gerne.

Den Hype um den Film konnte ich nie nachvollziehen (in Fankreisen scheint der Film aber ohnehin deutlich weniger als 'Über-Bond' angesehen als es in der Öffentlichkeit den Eindruck macht). Das gilt insbesondere im Vergleich zu den beiden Vorgängern, die ich höher sehe.

Nichtsdestotrotz halte ich GF für einen guten Film. Kurz, knapp und super unterhaltsam. An keiner Stelle lässt der Flm so etwas wie Langeweile aufkommen. Und die Szenen in Kentucky fühlen sich schön amerikanisch an. Wenn ich spontan gute Unterhaltung will, landet der im Player (die Länge ist tatsächlich von Vorteil gegenüber solchen Filmen wie OHMSS, den ich mir, trotz höherer Wertschätzung, nicht so kurzfrtistig anschaue. Warum muste aman die letzten Filme eigentlich so lang machen?).

Insgesamt ist der Film damit für mich ein typischer Mittelfeld-Bond. Ein guter, unterhaltsamer Film. Nicht mehr und nicht weniger.
Zuletzt geändert von Henrik am 7. Dezember 2022 20:10, insgesamt 3-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

828
GF Mittelmaß zu bescheinigen halte ich angesichts der Tatsache, dass eben dieser Bondtreifen es war, der das Bondfieber erst so richtig entfachte und dafür sorgte, dass Bond Einzug in die Popkultur hielt, etwas befremdlich. Über den Inhalt kann man ja durchaus geteilter Meinung sein und aus heutiger Sicht wirkt der Streifen unbestreitbar in Teilen etwas bieder, trotzdem: Ehre, wem Ehre gebührt. GF etablierte die typische Bondformel, die Gadgets, stellte quasi die Weichen und sorgte für endlos lange Schlangen an den Kinokassen, so dass sogar mobile Ticketverkaufstellen aufgestellt werden mussten. Irgendwas muss also doch dran sein. GF bietet einen der besten, für viele den besten Villan aller Zeiten und führte das Bondcar schlechthin ein. Das Gezeigte war damals faszinierend, auch, wenn das aus heutiger Sicht altertümliche Navigationssystem heute allenfalls noch ein müdes Schmunzeln entlockt. Man muss es eben im Kontext der Enstehungszeit sehen. Ich fühle mich jedesmal gut unterhalten und GF ist nicht mein absoluter Liebling, im obere Drittel würde ich ihn aber in jedem Fall ansiedeln. Immerhin war der Aufschrei im Kinosaal bei SF als der Aston Martin auftauchte dank GF so groß, da es ja wohl eine eindeutige Reminiszenz an GF war.
You have this nasty habit of surviving

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

829
GF war bis heute mein mit Abstand am längsten nicht mehr gesehener Bond (neben SF und SP), beachtliche acht Jahre müsste es her sein. Einer meiner absoluten Lieblinge war er nie, und meine grundlegenden Kritikpunkte sind immer noch dieselben. Der ganze Film wirkt halt etwas bieder und träge, was nicht an der Entstehungszeit liegt (die 60er sind mein Lieblingsjahrzehnt), sondern an den vielen Überblendungen, der allgemein etwas betulichen Inszenierung, den sehr überschaubaren Actionszenen und daran, dass kaum ein Bondfilm in seinen Locations so normal und alltäglich wirkt, so richtig mondän oder glamourös wird es zumeist nur bedingt, und wenn, dann eher in Ken Adams' Interieurs, die nicht zu seinen allerbesten Bond-Arbeiten zählen, aber dennoch viel Flair haben. Auch der Titelsong und der schwere Brass-Score gehören für mich nicht zu den besten, letzterer noch viel eher, wenn er sich etwas minimalistischer und mysteriöser gibt.

Davon abgesehen hat GF heute aber auch viel Spass gemacht, ganz besonders in der zweiten Hälfte, in der Ausführung und Verhinderung von Goldfingers Schurkenplan, welcher wiederum zu den besten und einprägsamsten der Reihe zählt. Connery und Fröbe machen sich den Film absolut zu eigen, beiden zuzuschauen ist eine wahre Wonne. Ersterer ist hier absolut auf der Höhe seiner 007-Kunst, letzterer ganz sicher in der Top 3 der Schurken. Szenen wie Jill oder der Laser sind zu Recht in die Bondgeschichte eingegangen, die sind einfach super und einprägsam. Von mir gibt es 7,5 Punkte auf der goldenen Richterskala.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

830
Ich wäre mit einem Punkt mehr dabei. Goldfinger ist nicht der absolute Über-Bond, aber ein durchweg starker Film. Er lebt maßgeblich vom (Schauspiel-)Duell zwischen Sean Connery und Gert Fröbe, noch mehr aber von seiner starken Handlungsmotivation für Bond. Die Golden Girl Szene ist deshalb so ikonisch im Kontext der Reihe, weil Bonds Versagen bei Jill Masterson seinen ganzen Antrieb bildet. Kein anderer Bondfilm handelt so sehr von Bonds Ego und ist damit so auf Bond fokussiert – nicht einmal über LTK, SF oder NTTD würde ich das sagen.
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Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

832
Casino Hille hat geschrieben: 24. August 2023 12:19 ... noch mehr aber von seiner starken Handlungsmotivation für Bond. Die Golden Girl Szene ist deshalb so ikonisch im Kontext der Reihe, weil Bonds Versagen bei Jill Masterson seinen ganzen Antrieb bildet.
Naja, so extrem ist das nicht, vor allem nicht wenn du gleichzeitig allen modernen Craig Bonds jede Handlungsmotivation absprichst auch wenn sie besser ausgearbeitet ist als hier.

Bond will es mit GF aufnehmen. Das ist klar. Da geht es um sein Ego. Das Duell beginnt ja schon bei der Kartenspielszene. Mit dem Tod von Jill hat das aber wenig zu tun, zumindest wird darauf nie eingegangen, außer kurz in der M Szene.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

833
Deine Reaktion stimmt aber umgekehrt auch nur, wenn du gleichzeitig alles ignorierst, was in GF passiert und auch im Subtext stattfindet. GF ist durch und durch ein Duell zwischen zwei männlichen Egos. In Flemings Roman ist das auch deutlich, aber im Film wird es noch eindeutiger herausgearbeitet. Bond hat Goldfinger in Miami verschaukelt, ihn erst beim Kartenspiel verlieren lassen und dann seine Freundin verführt. Goldfinger hat sich dafür gerächt, und das nicht einfach irgendwie, sondern durch eine Machtdemonstration. Er hat Jill mit Gold überziehen lassen, das ist kein zufälliges Motiv, nur weil Goldfinger halt Goldfinger und nicht Platinflosse oder Diamantklaue heißt. Es demonstriert Macht. Er hat Oddjob befohlen, Bond nicht zu töten, weil der aufwachen und mitansehen sollte, was mit Jill gemacht wurde. Und aus dieser Tat heraus ist Bonds Handeln eindeutig motiviert. Er provoziert Goldfinger wann immer er kann, er trickst ihn aus, er hebt ihn von seinem hohen Ross usw. Und Goldfinger genießt es wiederum, gegenüber Bond weiter seine Macht auszuleben, immer ihm überlegen zu sein. Das ist ein eindeutiges Motiv.

In späteren Filmen wurde dieses Miteinander zwischen Bond und Widersacher dann Teil des Charakters und der Formel. In TB geht Bond mit Largo ähnlich wie mit GF um oder in TMWTGG mit Scaramanga oder in TND mit Carver usw. Aber das hat dann eben auch damit zu tun, dass es in GF so gut funktioniert hat und die Blaupause dafür bildete, wie eine Bond vs. Villain Beziehung auszusehen hat. In GF ist es aber inhaltlich motiviert und das sehr gelungen.

Kein anderer Film arbeitet Bonds Ego so gelungen heraus. Das ist meines Erachtens auch fraglos der Grund, warum die Konstellation Bond vs. Goldfinger für viele DIE beste Helden vs. Widersacher Konstellation der ganzen Reihe ist. Dafür braucht es nicht nur gute Dialoge und gute Darsteller, das finde ich in anderen Bondfilmen auch. Aber erst durch Jills Tod kommt die besondere Prise Extra in das Verhältnis der Figuren. Spätere Bondfilme wie OHMSS, LTK, CR, SP und NTTD mögen Bond noch mehr als Menschen beleuchten und pipapo, aber keiner von ihnen ist so sehr auf Bond, sein Handeln und sein Ego fokussiert, sondern die haben meistens auch noch andere Baustellen (gerade die Craig Bonds haben ja meist mehrere Motive: SF ist zum Beispiel mindestens so sehr ein Film über M und das Vertrauen in Geheimdienste, wie es ein Film über Bond ist).

Das alles hat GF nicht. Da geht es wirklich nur um den eingeschnappten Bond und sein Machtspielchen mit dem Bösewicht – welches er dann übrigens genauso gewinnt, wie er Goldfinger schon am Anfang aufs Kreuz gelegt hat, nämlich in dem er erneut dessen "Freundin" ausspannt.
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Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

835
Casino Hille hat geschrieben: 27. August 2023 20:39 Kein anderer Film arbeitet Bonds Ego so gelungen heraus. Das ist meines Erachtens auch fraglos der Grund, warum die Konstellation Bond vs. Goldfinger für viele DIE beste Helden vs. Widersacher Konstellation der ganzen Reihe ist.
Ich finde eher, dass es vor allem an Fröbe als Goldfinger lag bzw. liegt. Natürlich auch an Connery, aber der spielte in TB genauso gut. Manche sagen in DN und FRWL ebenfallls.

Wenn man die Leistung von Fröbe und Connery ausblendet, dann finde ich Scaramanga gegen Bond in TMWTGG als "Helden vs. Widersacher Konstellation" ehrlich gesagt interessanter.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

836
danielcc hat geschrieben: 27. August 2023 22:13 Das mit dem Ego stimmt ja alles - nur sehe ich nicht, dass der Tod von Jill da eine besondere Motivation für Bond ist
Zumal Frauen im Allgemeinen und auch Jill im Besonderen für Bond nie mehr als Betthäschen waren, und im Falle ihres Ablebens Kollateralschäden.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

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Wenn Jill keine Motivation für Bond ist und somit keine Bedeutung für das Handeln der Figuren oder den Verlauf der Handlung hat, warum ist sie dann im Film? Meint ihr nicht, man hätte sich den Aufwand dieser Szene sparen können, wenn es sowieso Wurscht ist? :mrgreen:

So funktionieren Drehbücher nicht. So funktioniert Storytelling nicht.
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Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

838
Doch so funktioniert das. Bei Bond muss immer ein Girl sterben. hier hatte jemand die Idee "es wäre doch toll wenn sie mit Gold überzogen wird":

Wir kannst du, nach allem was du über die Entstehung von Drehbüchern weißt, immer noch davon ausgehen, dass alles total durchdacht ist, und jede Szene einen Sinn erfüllt. Gleichzeitig sprichst du da genau das vielen Charakteren in den Craig Filmen ab ("warum ist Nomi im Film?").
Also, entweder gilt dein Glaube an Drehbücher immer oder nie.
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Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"

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Casino Hille hat geschrieben: 28. August 2023 11:07 Wenn Jill keine Motivation für Bond ist und somit keine Bedeutung für das Handeln der Figuren oder den Verlauf der Handlung hat, warum ist sie dann im Film? Meint ihr nicht, man hätte sich den Aufwand dieser Szene sparen können, wenn es sowieso Wurscht ist? :mrgreen:

So funktionieren Drehbücher nicht. So funktioniert Storytelling nicht.
Gegenfrage: Würdest du denn eine Parallel sehen zwischen Jill und Andrea Anders, beide Gespielinnen des Villain, beide im Bett mit Bond, beide mit dem Ableben bestraft? (Abgesehen davon, dass Andrea eine stärkere Bedeutung für die Handlung hat - vielmehr bezogen auf die Motivation Bonds?)
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