Re: Award-Saison 2023

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Casino Hille hat geschrieben: 15. März 2023 11:56 Ja, das stimmt, die "alten Oscars" hätten dieses Jahr wohl "Top Gun: Maverick" zum Best Picture erklärt (was auch am ehrlichsten gewesen wäre).
Ich finde, der passt aber auch nicht ins Schema der "alten Oscars", da einfach zu deutlich massenorientiert. Die von vodka genannten Beispiele waren zwar auch große Zuschauerhits, aber eigentlich eher die Art Film, von der man das nicht erwartet hat. Gut, das passt in gewisser Weise auch auf TGM, aber er ist halt viel mehr kommerzieller Blockbusterstoff als die genannten.
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Re: Award-Saison 2023

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AnatolGogol hat geschrieben: 15. März 2023 11:59
Casino Hille hat geschrieben: 15. März 2023 11:56 Ja, das stimmt, die "alten Oscars" hätten dieses Jahr wohl "Top Gun: Maverick" zum Best Picture erklärt (was auch am ehrlichsten gewesen wäre).
Ich finde, der passt aber auch nicht ins Schema der "alten Oscars", da einfach zu deutlich massenorientiert.
Zu massenorientiert gegenüber "Titanic", "Gladiator", "Forrest Gump", "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" etc.?
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Re: Award-Saison 2023

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Casino Hille hat geschrieben: 15. März 2023 13:28 Zu massenorientiert gegenüber "Titanic", "Gladiator", "Forrest Gump", "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" etc.?
Ja, irgendwie schon. Top Gun ist halt irgendwie der Inbegriff des oberflächlichen Blockbusterkinos. Ich werde hier sicherlich keine Lanze für Jacksons Ringding brechen, aber immerhin hat er durch seine epische Ausrichtung und seinen literarischen Hintergrund eine andere Ausrichtung als TGM (und wenn auch nur in Papierform). Titanic und Jame Gumb* gehen immerhin (zumindest in Teilen) noch als Drama und Schauspielerkino durch.

*immer blöd, wenn man seine Kalauer erklären muss, aber da vorhin ja auch Schweigen der Lämmer erwähnt wurde: ich meine natürlich Lauf Forrest, lauf und nicht den Film, in welchem der talentierte Couturier JG vorkommt. :)
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Re: Award-Saison 2023

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Wenn wir uns mal die Gewinner der letzten 10-15 Jahre anschauen stellt sich wirklich die Fragen, wie langfristig diese Filme im Gedächtnis bleiben werden beziehungsweise geblieben sind. Da gibt es durchaus einige Beispiele, die komplett in der Versenkung geschwunden sind, wohingegen es sicherlich im nominierten Teilnehmerfeld wesentlich denkwürdigere und einflussreichere Filme gegeben hat. Aber so gönnt man kleineren Filmen durchaus mit den Preisen die obligatorischen "X Minutes of Fame".
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Award-Saison 2023

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Den Oscar für Ke Huy Quan verstehe ich übrigens nicht. Ein Laienschauspieler, der mal Shorty und dann noch ein Goonie war und seit 40 Jahren praktisch nichts gedreht hat, wird plötzlich Academy Award-Gewinner? Warum? Und ein Willem Dafoe wartet immer noch auf seinen ersten, oder ein John Malkovich...
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Award-Saison 2023

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Aber das ist doch bei allen Filmpreisen so. Da werden welche ausgezeichnet, die man schon zwei Jahre später nicht mehr kennt, geschweige denn, dass die in irgendeiner Weise in die Filmgeschichte eingehen. Und dann gibt es Leute wie Hitchcock.

Publikumsgeschmack und popkultureller Impact (zugegeben auch schwer vorherzusagen) sind ganz andere Kriterien als die, die die Juroren bewegen. Man sollte das nicht zu ernst nehmen.
Die Branche feiert sich hier selbst, übrigens keineswegs nur bei den Oscars, ist in Venedig, Berlin und Cannes genau dieselbe Chose. Und immerhin wird man hin und wieder auf einen interessanten Film aufmerksam.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Award-Saison 2023

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Ke Huy Quan ist ja auch nicht unsympathisch. Aber er hat halt auch zwanzig Jahre lang keinen Film gedreht. Bis jemand aus dem Spielberg-Retro-Multiversum auf die Idee kam, doch den kleinen Shorty / Goonie zu casten. Wäre das nicht eine witzige Idee! Und ihm dafür gleich einen Oscar hinterherzuschmeißen, finde ich ehrlich gesagt eine Unverschämtheit und Schlag ins Gesicht eines jeden "echten" Schauspielers.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Award-Saison 2023

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Warum das denn?
Wenn er überzeugend gespielt hat, dann spricht doch nichts dagegen?

Es gab in der Filmgeschichte auch immer wieder überragende schauspielerische Leistungen von Laiendarstellern, warum soll man die nicht auszeichnen?
Und Preise sind dann am Ende auch nicht gerechter als andere Dinge, dann bleiben halt auch mal preiswürdige Leute ihr Leben lang preislos.

Ob man Preise in wenigen Jahren vergessen hat kann ja ebenfalls kein Kriterium sein, zumal man das auch vorher nicht weiß.
Der eigentliche Sinn von Preisen ist doch, auf Dinge aufmerksam zu machen, die eine nicht so große Aufmerksamkeit bekommen, weil sie eben unkommerzieller sind. Weil sie schwieriger sind, weil sie von vornherein auf ein kleineres Publikum hin konzipiert sind.

Re: Award-Saison 2023

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Das mit Shorty ist jetzt auch nix neues bei den Oscars. Genau so könnte man auch argumentieren, dass die Auszeichnung von kindlichen Schauspielanfängern wie Tatum O'Neal oder Anna Paquin ebenfalls ein Schlag ins Gesicht von arrivierten Darstellern war. Der Oscar ist halt nicht immer ein reiner Schauspielpreis, sondern oft auch eine Auszeichnung für ein Gemenge aus Zeitgeist, Rolle, Film und passendem Darsteller. Wenn dann noch Softfacts wie der Niedlichkeitsfaktor eines Kindes, die spektakuläre Rückkehr eines Schauspielaussteigers o.ä. (zB die Behinderung von Marlee Matlin) dazu kommen, dann wird halt entsprechend votiert. Das mag angesichts in der Vergangenheit vielfach übergangenen Schaupiel-Titanen (zB Peter O'Toole oder Richard Burton) eine diskussionswürdige Vorgehensweise bei einem nominellen Schauspielerpreis sein, aber wie gesagt ist und war der Oscar letztlich ja nie ein lupenreiner Schauspielerpreis.
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Re: Award-Saison 2023

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In diesem Jahr ging es sicherlich sowohl bei den SAG-AFTRA-Awards als auch den Academy Awards in den Schauspielkategorien (und hier gibt es klare Schnittmengen im wahlberechtigten Kreis der Personen, da eben die Schauspieler innerhalb der Academy auch genau diejenigen sind, die ihre Kollegen für einen Oscar nominieren und letztendlich damit auszeichnen wollen) darum beeindruckende Comeback-Geschichten bei den männlichen Schauspielern auszuzeichnen und hier eignen sich die Geschichten um Brendan Fraser als auch Ke Huy Quan perfekt. Was die Rollen angeht kann ich Fraser erst Ende April beurteilen, aber Ke Huy Quan finde ich einfach großartig. Auch wenn es sicherlich in den Kategorien der weiblichen Schauspieler sowohl im Haupt- als auch Nebensektor durchaus bessere und auszeichnungswürdigere Leistungen gegeben hätte (Cate Blanchett im Hauptsektor als auch Kerry Condon und Angela Bassett im Nebensektor) so kann man den Oscar für Michelle Yeoh und Jamie Lee Curtis sicherlich auch als nachgeholten Lifetime-Achievement-Award verstehen und bei Yeoh vor allem auch noch aufgrund der Diversität Geschichte schreiben. So bleibt die Verleihung 2023 auch durch die damit verbundenen, sehr emotionalen Momente besser im Gedächtnis als mit so klassischen "Business-As-Usual"-Dankesreden.
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Re: Award-Saison 2023

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Sehe ich wie meine Vorredner. Ke Huay Quan hatte den Oscar ja auch schon gewonnen, da war er noch gar nicht nominiert. Es wäre die größte Oscar-Überraschung seit Jahren gewesen, wäre er nicht ausgezeichnet worden, da passte alles zusammen. Seine Hintergrundgeschichte, seine Rückkehr ins Showgeschäft, der generelle Award-Hype um "Everything Everywhere All at Once" und so weiter. Zumal er ja wirklich sehr gut in dem Film ist. Ich hätte bei den Schauspielpreisen auch lieber Brendan Gleeson als Preisträger gesehen, rein qualitativ gesprochen, und es verwundert schon, ausgerechnet einen Martial-Arts-Film drei der vier Schauspielpreise gewinnen zu sehen, aber man muss die Oscars auch nicht ernster nehmen als sie sind. Am Ende feiert Hollywood bei dieser Veranstaltung sich selbst und Ke Huay Quan hat in seiner Rede seinen Sieg ja auch gleich "erklärt", als er den Goldjungen-Triumph als Erfüllung des "American Dream" beschrieb.
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