Nummer4Fonda hat geschrieben: ↑10. April 2023 10:39
Campbell, Forster und Mendes sind ja auch damit durchgekommen, die Gunbarrel am Anfang wegzulassen. Schwarzweiß-Sequenzen, Rückblenden, Stakkato-Schnitt usw. waren vor 2006 noch nicht gängig.
Für mich stellt sich hier gar nicht nur die Frage nach solchen Stilmitteln, sondern auch nach der Besetzung von Nolan und vergleichbaren Regisseuren. Es ist etwas ganz anderes ob ein Tamahori oder Forster im Bond-Rahmen neue Akzente setzen darf, oder ob man einfach den bekanntesten Eigenmarken-Regisseur einkauft. Die Absurdität liegt für mich in der Superstar-Besetzung, im Namen der für sich gesehen schon gleich gross oder grösser ist als die Marke Bond. Das meiste andere wären dann die Symptome davon. Bei Tarantino oder Spielberg wäre es exakt dasselbe, auch bei Hitchcock in den 60ern. Bond ist in Bezug auf seine Rezeptur, sein Feeling und sein Selbstverständnis eine eigenständige Reihe (oder sollte es zumindest sein), die man nicht mit Regisseuren überschatten oder an andere Marken "outsourcen" sollte.
Und ich fände Nolan nicht wirklich kompatibler als Tarantino oder Anderson. Nur zu sagen man sei Bondfan und ab und an ein paar Spionage-Elemente einzubauen reicht nicht, es sollte sich auch anfühlen wie ein Bond, und da war Tenet von der Rezeptur her ein Musterbeispiel, dass es das eben nicht tut. Denn auch da waren die Charaktere weitgehend namenlose Schachfiguren, die über menschliche Eigenschaften reden statt sie zu verkörpern, und auch da diktierte dieser kalte, irgendwie abstrakte Stil die Form.
vodkamartini hat geschrieben: ↑10. April 2023 07:11
Und, ich meine das jetzt gar nicht als bissigen Seitenhieb, aber bondiger als QOS (den du ja wie ich weiß sehr schätzt) zu inszenieren traue ich ihm definitiv zu. Oder anders ausgedrückt, weiter weg vom typischen Bond-Look/Flair als QOS zu inszenieren erwarte ich auch bei Nolan nicht.
Vor allem in Haiti und Bolivien hat Forster alleine schon in der Fotografie dieses schwer zu definierende Flair an Exotik und Lebendigkeit gemeistert, dass ansonsten in der jüngeren Bondgeschichte nur wenige Filme hatten. Das könnte ich mir bei Nolan kaum vorstellen, bei ihm würden wohl auch die exotischsten Locations ähnlich trist und entvölkert wirken wie schon bei Mendes.
Vielleicht ist TB ja doch das Mass aller Bondfilme, an den muss ich jedenfalls immer denken und könnte mir eine vergleichbar lebendige Atmosphäre nicht vorstellen. Und wenn man sich wie ich doch noch ein paar kecke Flirts wünscht, dann gute Nacht.