Re: Zuletzt gesehener Film

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Ich habe nicht jeden Ron Howard Film gesehen und gebe gerne zu, dass ich gestern "Rush" vergessen habe, den ich fast so gut wie "Frost / Nixon" finde – und ich mochte auch seinen jüngsten Film, "Dreizehn Leben" unerwartet gerne. Aber insgesamt ist er in Summe für mich schon ein Regisseur, den ich mit leichter Unterhaltung ohne viel Anspruch verbinde (was nicht schlimm sein muss: Filme wie "Apollo 13" und "Willow" sind mir beispielsweise zwar viel zu banal und seicht, dafür fand ich die ersten beiden Dan-Brown-Verfilmungen trotz meiner Abneigung den Romanen gegenüber ganz nett).
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Wenn es um intelligent gemachte FIlme mit durchaus einem gewissen Anspruch geht würde ich bei Howard auf jeden Fall noch The Missing und The Paper (Schlagzeilen) in die Runde werfen. Beides Filme, die sich schon etwas vom einfach strukturierten Howardschen Blockbuster a la Splash, Backdraft oder Apollo 13 abheben. Persönlich finde ich Far & Away (In einem fernen Land) noch ganz toll, weil es Howard hier trotz typischem 90er Jahre Flairs dennoch gelingt die großen Epen vergangener Tage a la Lean auf seine Art wiederaufleben zu lassen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10714
danielcc hat geschrieben: 31. Mai 2023 19:16 Gerne :-)
Was ich zuletzt gesehen habe...


Aus Mangel an Beweisen / Presumed Innocent (1990, Regie: Alan J. Pakula; mit Harrison Ford, Bonnie Bedelia, Greta Scacchi, Raul Julia)
Tod im Spiegel / Shattered (1991, Regie: Wolfgang Petersen; mit Tom Berenger, Bob Hoskins, Greta Scacchi)
Die Wiege der Sonne / Rising Sun (1991, Regie: Philip Kaufman; mit Sean Connery, Wesley Snipes, Tia Carrere, Harvey Keitel)
Eine Frage der Ehre (1991, Regie: Rob Reiner; mit Tom Cruise, Demi Moore, Jack Nicholson, Ke
Basic Instinct (1992, Regie: Paul Verhoeven; mit Michael Douglas, Sharon Stone, Jeanne Tripplehorn)
In the Line of Fire (1993, Regie: Wolfang Petersen; mit Client Eastwood, John Malkovich, Rene Russo)
Enthüllung / Disclosure (1994, Regie: Barry Levinson; mit Michael Douglas, Demi Moore, Donald Sutherland)
Das Netz (1995, Regie: Irvin Winkler; mit Sandra Bullock)
Copykill / Copycat (1995, Regie: Jon Amiel; mit Sigourney Weaver, Holly Hunter)
Zwielicht / Primal Fear (1996, Regie: Gregory Hoblit; mit Richard Gere, Edward Norton)
Extreme...mit allen Mitteln / Extreme Measures (1996, Regie: Michael Apted; mit Hugh Grant, Sarah Jessica Parker, Gene Hackman)
Kopfgeld / Ransom (1996, Regie: Ron Howard; mit Mel Gibson, Gary Sinise, Rene Russo)
Denn zum Küssen sind sie da / Kiss the Girls (1997, Regie: Gary Fleder; mit Morgan Freeman, Ashley Judd)
Mord im Weißen Haus / Murder at 1600 (1997, Regie: Dwight H. Little; mit Wesley Snipes, Diana Lane)
The Game (1997, Regie: David Fincher; mit Michael Douglas, Sean Penn)
Absolute Power (1997, Regie: Client Eastwood; mit Client Eastwood, Gene Hackman, Ed Harris)
Wehrlos - Die Tochter des Generals (1999, Regie: Simon West; mit John Travolta, Madeleine Stowe, James Cromwell, James Woods)
Double Jeopardy (1999, Regie: Bruce Beresford; mit Tommy Lee Jones als Co-Star)
Im Netz der Spinne / Along Came a Spider (2001, Regie: Lee Tamahori; mit Morgan Freeman)
High Crimes (2002, Regie: Carl Franklin; mit Morgan Freeman, James Caviezel)
Twisted (2004, Regie: Philip Kaufman; mit Samuel L. Jackson, Andy Garcia)
Fracture / Das Perfekte Verbrechen (2007, Regie: Gregory Hoblit; mit Anthony Hopkins, Ryan Gosling, Rosamund Pike)
Und warum nun sollte ich die alle gleich bewerten?

Das sind doch sehr unterschiedliche Filme von sehr unterschiedlichen Regisseuren.

Von denen die ich kenne (die Meisten) ist Ransom vielleicht tatsächlich der Schwächste, aber es ist tatsächlich auch keiner dabei dem ich mehr als 8/10 geben würde, Eventuell Primal Fear.

Der schönste 90er Jahre Thriller ist wahrscheinlich Seven. So auf den ersten Blick.

Re: Zuletzt gesehener Film

10715
Maibaum hat geschrieben: 1. Juni 2023 10:35 dafür ist Rush recht gruselig
Ach ja? Ich fand den toll. Mir gefiel, wie klug Howard und Morgan (letzterer könnte der Grund sein, warum Frost/Nixon und Rush für mich so herausstechen aus Howards Filmografie) den beiden Rennfahrern auf den Zahn fühlen und wie sie den Motorsport immer auch psychologisch abklopfen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10716
Maibaum, da habe ich dich falsch verstanden. Nein, man muss die Filme nicht gucken und ich erwarte auch keine Bewertung. Alles gut.

Es gibt natürlich viel bessere Filme aus den 90ern aber die würde ich dann fast schon absichtlich in das von mir abgesteckte Sub-Genre stecken. Filme wie Seven oder LA Confidential oder was auch immer.

Mir geht es um all diese Filme die leichte Kost sind, die man schon Freitagsnachts oder auch an einem Sonntagnachmittag konsumieren kann, zumeist mit 1-3 Stars (oder Leute die dann zu Stars geworden sind), immer mit etwas Spannung, wenig Action, wenig Anspruch
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10717
danielcc hat geschrieben: 1. Juni 2023 12:19 Maibaum, da habe ich dich falsch verstanden. Nein, man muss die Filme nicht gucken und ich erwarte auch keine Bewertung. Alles gut.
danielcc hat geschrieben: 31. Mai 2023 13:31 Haha, ich habe die Reaktion von Maibaum erwartet. Ich wette, dass du fast jeden "meiner" 90er Thriller so bewerten würdest.
Ich hatte mich hierauf bezogen.

Ich habe sicherlich eine gewisse Linie was mir Spaß macht, aber meine Reaktionen auf Filme kann ich nicht mal selber abschätzen, und stelle auch bei nahen Freunden immer wieder fest wie unerwartbar diese Reaktionen sein können. Also ist das sehr unwahrscheinlich, daß ich eine bestimmte Filmgruppe alle gleich einschätze. Selbst bei einem an sich miesen Regisseur, eine Kategorie bei der noch am ehesten Erwartungen erfüllt werden, kann es überraschende Abweichungen geben.



Mir geht es um all diese Filme die leichte Kost sind, die man schon Freitagsnachts oder auch an einem Sonntagnachmittag konsumieren kann, zumeist mit 1-3 Stars (oder Leute die dann zu Stars geworden sind), immer mit etwas Spannung, wenig Action, wenig Anspruch
Meine Faustregel, die aber genug Ausnahmen zulässt: je weniger Anspruch, je weniger Unterhaltung.

Re: Zuletzt gesehener Film

10720
Maibaum hat geschrieben: 23. April 2014 13:33 Der Name der Rose ist nicht langweilig, aber platt schon. Der Roman ist eines der spannendsten und unterhaltsamsten Bücher daß ich je gelesen habe, und eine Verfilmung sollte schon etwas mehr zu bieten haben als alles was großartig ist wegzulassen, oder soweit zu vereinfachen daß nur noch ein konventioneller Krimi übrig bleibt. Und selbst als solcher ist er nichts Besonderes. Da der Roman damals eines der erfolgreichsten Bücher war, hatte er ja schon bewiesen daß man auch mit Intelligenz und Cleverness viel Publikum erreichen kann. da muß man ihn nicht so verfilmen wie Hollywood das gerne macht.
Selbst solche Matchbälle wie die Bibliothek, die als komplexes Labyrinth angelegt ist in dem man sich unweigerlich verirrt (außer wenn man quasi Sherlock Holmes ist), und irgendwo einen geheimen Raum verbirgt in dem die verbotenen Früchte untergebracht sind, ist im Film jämmerlich vergeigt worden. Und dann wäre noch die lahme Banalisierung des Endes. Und, und , und ...

Kann sein daß ich den Film wegen der gigantischen Fallhöhe etwas negativer sehe als nötig, er ist auch an sich wesentlich besser als Smilla (aka die Katastrophe), aber es ist auch unabhängig vom Buch nichts Besonderes. 4/10
Ich greife das einfach mal auf. Der Roman ist in der Tat eines meiner absoluten Lieblinge, und ja, da kommt der Film nicht heran, davon ist er sehr weit entfernt. Und ja, das Ende, das Ende geht eigentlich gar nicht, denn das widerspricht ja nicht nur der Intention des Romans auf brutale Weise komplett, es ist zudem auch nur auf den Film selbst bezogen ein überhastet unschöner Schluss – insbesondere der Verbleib von F. Murray Abraham wirkt gar, als habe man sich das an dem Drehtag mal schnell ausgedacht, weil Eichinger es haben wollte. Aber es ist nicht nur das, auch die Auflösung des Krimifalls selbst lässt einige der schönsten Ideen der Vorlage hintenüberfallen (Welchen Bezug die Morde jetzt zur drohenden bibilischen Apokalypse hatte, wird zum Beispiel gar nicht mehr erläutert, dabei ist das doch so ein ganz toller Gedanke, den Umberto Eco da hatte).

Aber ansonsten ist der Film ziemlich in Ordnung. Das Mittelalter ist hier wirklich richtig schön dreckig und widerlich und genauso, wie es viel zu selten dargestellt wird in solchen Produktionen. Eco ist ja als Autor vor allem ein Meister der Atmosphäre und der Film hat hübsche (extrem dunkle!) Bilder, die Stimmungen erzeugen. Der Cast ist zudem überragend: Sean Connery ist die Idealbesetzung für William von Baskerville und bringt nicht nur die sympathische intellektuelle Eitelkeit der Figur superb rüber, er hat auch massig Chemie mit dem jungen Christian Slater. Und zudem guckt man in den zwei Stunden einem Haufen Charaktergesichter zu, wie F. Murray Abraham, Ron Perlman, Elya Baskin, Michael Lonsdale, Fjodor Schaljapin, William Hickey … das ist schon toll, wie viele starke Darsteller sich da im Kloster tummeln, die auch alle sehr passend besetzt sind. Ich finde die Verknappung auf den Krimiteil sogar für eine Filmadaption per se ganz vernünftig, da sehr vieles von dem, was Eco an theologischen und kunstgeschichtlichen Philosophien und Konflikten im Roman erzählt, sich nur schwer in die visuelle Draufsicht transportieren lässt.

Nur die letzten 15 Minuten, ja, die sind nicht gut, da kommt dann ein sehr konventioneller und versöhnlicher Schluss, bei einer Vorlage, die eigentlich wirklich pessimistisch endet und das war im Buch ein Ende, durch das die ganze Erzählung zuvor dann nochmal eine neue Ebene erhalten hat.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10721
Sehe ich ähnlich wie Mr. Hille, als Krimi funktioniert der Film sehr gut und der Cast ist großartig, auch wenn es Abweichungen zu dem Roman gibt.
Eco hat mit diesem Werk, Baudolino und Das Foucaultsche Pendel Meisterwerke geschaffen, leider kommen spätere Werke wie Der Friedhof in Prag oder Königin Loana m.E. nicht mehr ganz an die früheren Werke heran, zumindest finde ich da nicht so den Zugang.
#Marburg2023

MEMENTO MORI

Re: Zuletzt gesehener Film

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DonRedhorse hat geschrieben: 2. Juni 2023 09:50 Eco hat mit diesem Werk, Baudolino und Das Foucaultsche Pendel Meisterwerke geschaffen
Oh ja, das Pendel, großartig. Eco selbst hält den Namen des Dornengewächs ja mittlerweile für sein schwächstes Buch (ok, mittlerweile ist er natürlich vor allem damit beschäftigt, tot zu sein – aber er hat sich zumindest später im Leben mal eher selbstkritisch zum Mönchskrimi geäußert), aber ich finde auch, dass er eher nach hinten raus ein bisschen nachgelassen hat, etwas zu verkopft wurde als Erzähler. Und ja, genau, der Film ist sehr gut und bekommt die Essenz Ecos trotz der Verknappung auf das Krimigenre sehr überzeugend rübergebracht, nur das versöhnliche Geht-gar-nicht-Ende hätte man so besser nicht gemacht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10724
Ich bin da literarisch recht unbefangen, da ich als Banause das Buch nicht kenne. :D Und als solcher finde ich den Film richtig stark. Wirkliche Kritikpunkte habe ich da tatsächlich nicht, auch das angesprochene Ende finde ich stimmig und gut umgesetzt. Die Kritik am Bibliothekslabyrinth bzw. dass es nicht effektiv umgesetzt/eingesetzt wurde kann ich auch nicht teilen, ich finde gerade diese Passagen sehr atmosphärisch und das Setdesign klasse. Über allem thront aber eh unser aller Sean und der ist hier mal wieder so grandios, dass reicht eh schon für den Ritterschlag des Films. :) Aber auch mal abseits blinder (nein: SEHENDER und ERKENNENDER!) Connery-Vergötterung finde ich den Film wirklich toll. Aber ich mag ja auch (ebenfalls in Unkenntnis der Vorlage) die Smilla sehr gern (wenn auch nicht ganz so gern wie die Rose). Banause halt. :D
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Re: Zuletzt gesehener Film

10725
AnatolGogol hat geschrieben: 2. Juni 2023 10:39 Wirkliche Kritikpunkte habe ich da tatsächlich nicht, auch das angesprochene Ende finde ich stimmig und gut umgesetzt.
Interessant. Ich muss jetzt einmal schnell spoilery werden, wer Film und Buch nicht kennt, klickt bitte nicht drauf. Verderbt euch die tollen Überraschungen nicht, die die Geschichte zu bieten hat.
Spoiler
Kommt dir dieser Befreiungsaufstand der Dorfleutchen nicht etwas zu sehr aus dem Nichts? Ich verstehe schon, warum der Film es macht, wie er es macht (u.a. soll Adsons Holde halt überleben und nicht abfackeln – und noch wichtiger: F. Murray Abraham soll seinem Schöpfer begegnen). Und vermutlich war die Idee, es mit der "Ideologie" der Franziskaner zu verknüpfen, denn die Armen und die Schwachen sind ja deren wichtigstes Anliegen. Trotzdem: Wir kennen die Leute da eigentlich gar nicht und dann entscheiden sie sich mal eben, die Kirche anzugreifen und schubsen Mozarts Erzfeind den Abhang runter … joa, ich weiß ja nicht. Aber vielleicht ist mir da auch die Buchkenntnis im Weg. Ich hätte es wohl besser gefunden, man hätte sich hier an die Vorlage gehalten und Abraham einfach entkommen lassen. Das Mädel kann man meinetwegen retten, es passt zwar nicht wirklich zu Eco und seiner Geschichte, für den Film könnte ich (wäre es nur das) aber damit leben.

Andere Frage: Stört es dich nicht, wie der Krimifall aufgelöst wird? Der Film verschwendet ja einiges an Zeit dafür, die Parallelen zwischen den Morden (bzw. den Fundorten der Leichen) und der Offenbarung des Johannes herauszustellen. Aber in der Auflösung wird gar nicht mehr darauf eingegangen. Bei den letzten zwei Morden bekommt man die Parallelen zur Offenbarung sogar kaum noch mit (okay, Malachias erwähnt die Skorpionstiche wenigstens kurz … ). Im Roman ist das eine tolle Erkenntnis, da William lange vermutet, dass der Serienmörder bewusst auf die Bibelpassage und die Vorboten der Apokalypse anspielt, letztlich aber feststellen muss, dass all diese Parallelen nur Zufall waren – was der blinde Jorge als Bestätigung für seine Taten ansieht, so als sei alles göttliche Vorsehung gewesen. Diesen Teil wegzulassen empfinde ich schon als merkwürdige Entscheidung, denn jetzt gibt es überhaupt keine Auflösung für diese Bibelparallelen, die der Film ja trotzdem anfangs noch deutlich betont.
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