Maibaum hat geschrieben: 23. April 2014 13:33
Der Name der Rose ist nicht langweilig, aber platt schon. Der Roman ist eines der spannendsten und unterhaltsamsten Bücher daß ich je gelesen habe, und eine Verfilmung sollte schon etwas mehr zu bieten haben als alles was großartig ist wegzulassen, oder soweit zu vereinfachen daß nur noch ein konventioneller Krimi übrig bleibt. Und selbst als solcher ist er nichts Besonderes. Da der Roman damals eines der erfolgreichsten Bücher war, hatte er ja schon bewiesen daß man auch mit Intelligenz und Cleverness viel Publikum erreichen kann. da muß man ihn nicht so verfilmen wie Hollywood das gerne macht.
Selbst solche Matchbälle wie die Bibliothek, die als komplexes Labyrinth angelegt ist in dem man sich unweigerlich verirrt (außer wenn man quasi Sherlock Holmes ist), und irgendwo einen geheimen Raum verbirgt in dem die verbotenen Früchte untergebracht sind, ist im Film jämmerlich vergeigt worden. Und dann wäre noch die lahme Banalisierung des Endes. Und, und , und ...
Kann sein daß ich den Film wegen der gigantischen Fallhöhe etwas negativer sehe als nötig, er ist auch an sich wesentlich besser als Smilla (aka die Katastrophe), aber es ist auch unabhängig vom Buch nichts Besonderes. 4/10
Ich greife das einfach mal auf. Der Roman ist in der Tat eines meiner absoluten Lieblinge, und ja, da kommt der Film nicht heran, davon ist er sehr weit entfernt. Und ja, das Ende, das Ende geht eigentlich gar nicht, denn das widerspricht ja nicht nur der Intention des Romans auf brutale Weise komplett, es ist zudem auch nur auf den Film selbst bezogen ein überhastet unschöner Schluss – insbesondere der Verbleib von F. Murray Abraham wirkt gar, als habe man sich das an dem Drehtag mal schnell ausgedacht, weil Eichinger es haben wollte. Aber es ist nicht nur das, auch die Auflösung des Krimifalls selbst lässt einige der schönsten Ideen der Vorlage hintenüberfallen (Welchen Bezug die Morde jetzt zur drohenden bibilischen Apokalypse hatte, wird zum Beispiel gar nicht mehr erläutert, dabei ist das doch so ein ganz toller Gedanke, den Umberto Eco da hatte).
Aber ansonsten ist der Film ziemlich in Ordnung. Das Mittelalter ist hier wirklich richtig schön dreckig und widerlich und genauso, wie es viel zu selten dargestellt wird in solchen Produktionen. Eco ist ja als Autor vor allem ein Meister der Atmosphäre und der Film hat hübsche (extrem dunkle!) Bilder, die Stimmungen erzeugen. Der Cast ist zudem überragend: Sean Connery ist die Idealbesetzung für William von Baskerville und bringt nicht nur die sympathische intellektuelle Eitelkeit der Figur superb rüber, er hat auch massig Chemie mit dem jungen Christian Slater. Und zudem guckt man in den zwei Stunden einem Haufen Charaktergesichter zu, wie F. Murray Abraham, Ron Perlman, Elya Baskin, Michael Lonsdale, Fjodor Schaljapin, William Hickey … das ist schon toll, wie viele starke Darsteller sich da im Kloster tummeln, die auch alle sehr passend besetzt sind. Ich finde die Verknappung auf den Krimiteil sogar für eine Filmadaption per se ganz vernünftig, da sehr vieles von dem, was Eco an theologischen und kunstgeschichtlichen Philosophien und Konflikten im Roman erzählt, sich nur schwer in die visuelle Draufsicht transportieren lässt.
Nur die letzten 15 Minuten, ja, die sind nicht gut, da kommt dann ein sehr konventioneller und versöhnlicher Schluss, bei einer Vorlage, die eigentlich wirklich pessimistisch endet und das war im Buch ein Ende, durch das die ganze Erzählung zuvor dann nochmal eine neue Ebene erhalten hat.