Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben: 2. Juni 2023 13:44
Denn als hochunterhaltsamer, sehr professionell produzierter Mittelalterthriller flutscht die Rose sehr gut - glaub mir. Aber mir ist halt auch das Buch komplett egal - in Unkenntnis des selbigen.

>> wobei ich dir durchaus zugestehe, dass dir Annauds Umsetzung auch ohne Bezug zur Vorlage nicht taugt. Ich glaube aber trotzdem, dass man - selbst wenn man es bewusst versucht - sich nie gänzlich frei machen kann von einer durch eine literarische Vorlage erzeugten Erwartungshaltung.
Erwartungen beeinflussen natürlich immer die Meinung, die Frage ist nur in welchem Maße.
Da ich von Filmen gar nicht erwarte, daß sie ihren Romanvorlagen entsprechen, ist es mir schon mal nicht so wichtig, daß der Film dem Buch folgt. Und er amcht ja abgesehen von Inszenierung und Erzähltechnik ja auch vieles richtig, beim Zweitlesen des Romans war immer der olle Sean meine William Stamm-Besetzung.

Und bei der Zweit- (und hier auch Dritt-) Sichtung ist die Erwartungshaltung ohnehin auch immer eine andere, weil ich dann ja schon viel genauer weiß was kommt. Aber Annauds Verfilmung ist ja immer weiter abgestürzt, und das liegt daran, daß ich ihn wirklich als mies inszeniert und erzählt empfinde, und das hat wenig mit dem Verschenken des Roman-Potentials zu tun.
Nein der Film ist nicht unterhaltsam, er ist eine langweilige Gurke, die beim 3. Man nur noch schwer durchzustehen war. Irgendwo hier im Forum müsste noch mein frischer Eindruck der Drittsichtung zu finden sein. Und da hatte ich schon erwartet daß er mir besser gefallen würde, und eigentich tut es mir auch leid daß ich ihn so gar nicht mag.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Maibaum hat geschrieben: 5. Juni 2023 13:10 Erwartungen beeinflussen natürlich immer die Meinung, die Frage ist nur in welchem Maße.
Da ich von Filmen gar nicht erwarte, daß sie ihren Romanvorlagen entsprechen, ist es mir schon mal nicht so wichtig, daß der Film dem Buch folgt.
Ich hatte es auch deshalb erwähnt, da mir in Erinnerung geblieben ist, dass du dich hier mehrfach sehr negativ über die Annaud-Verfilmung geäussert und ihn dabei immer in Relation zur Eco-Vorlage gestellt hattest:
Maibaum hat geschrieben: 23. April 2014 13:33 Der Name der Rose ist nicht langweilig, aber platt schon. Der Roman ist eines der spannendsten und unterhaltsamsten Bücher daß ich je gelesen habe, und eine Verfilmung sollte schon etwas mehr zu bieten haben als alles was großartig ist wegzulassen, oder soweit zu vereinfachen daß nur noch ein konventioneller Krimi übrig bleibt. Und selbst als solcher ist er nichts Besonderes. Da der Roman damals eines der erfolgreichsten Bücher war, hatte er ja schon bewiesen daß man auch mit Intelligenz und Cleverness viel Publikum erreichen kann. da muß man ihn nicht so verfilmen wie Hollywood das gerne macht.
Selbst solche Matchbälle wie die Bibliothek, die als komplexes Labyrinth angelegt ist in dem man sich unweigerlich verirrt (außer wenn man quasi Sherlock Holmes ist), und irgendwo einen geheimen Raum verbirgt in dem die verbotenen Früchte untergebracht sind, ist im Film jämmerlich vergeigt worden. Und dann wäre noch die lahme Banalisierung des Endes. Und, und , und ...

Kann sein daß ich den Film wegen der gigantischen Fallhöhe etwas negativer sehe als nötig, er ist auch an sich wesentlich besser als Smilla (aka die Katastrophe), aber es ist auch unabhängig vom Buch nichts Besonderes. 4/10
Maibaum hat geschrieben: 17. August 2017 23:47 Na ja, letztendlich ist Annaud dann ja auch ein wischi-waschi Regisseur geblieben, auch wenn Der Name der Rose für mich sein Tiefpunkt war. Ist auch eher ein Eichinger Film, der noch mehr Romane ähnlich tot gefilmt hat.
Maibaum hat geschrieben: 4. Juni 2018 10:16 Und Der Name der Rose ist für mich Anti-Kino, eher ein Literaturverbrechen als eine Literaturverfilmung.
Das klingt dann halt schon danach, dass du vom Film auch deshalb so enttäuscht warst, weil die Vorlage dir (früher mal?) so gut gefallen hat.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Ja, der Roman bietet meiner Meinung nach schon das Potential für einen starken Film, auch wenn man da, logisch, sehr viel anpassen muß von einem geschriebenen Werk zu einem das in Bildern erzählt. Und das ist nicht leicht wenn man den Druck einer Bestseller Verfilmung hat.

Aber du bist trotzdem auf der falschen Spur, auch ohne Kenntnis der Vorlage wäre das für mich ein mieser Film. Er könnte ja schon, auch wenn er den Roman inhaltlich banalisiert, genau das sein was du sagst, ein guter oder wenigstens ordentlicher Mittelalter Krimi, aber das ist er für mich nicht, er hat für mich nur einen geringen Unterhaltungswert.

Weißt du, wenn ich ihn nicht vor ein paar Jahren noch einmal geschaut hätte, dann hätte ich jetzt hier wieder das Gefühl, daß er doch besser ist, dann hätte ich glatt Lust ihm noch eine Chance zu geben, aber er war ja dann noch schlechter als erinnert.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Hier noch ein Fund aus der Foren Vergangenheit:
Maibaum hat geschrieben: 23. April 2014 21:03 War das nicht auch eine Eichinger Produktion? Wenn ja dann war es die typische Eichinger Bestseller Verfilmung. Der Name der Rose beweist mir dagegen wie man sich sehr wohl in vielen wichtigen Dingen vom Roman entfernen kann mit dem beliebten Hollywood Ziel Gold in Scheiße zu verwandeln. ;)
AnatolGogol hat geschrieben: Jap, war es. Bezüglich Name der Rose: findest du die Verfilmung tatsächlich so schlecht? Allein schon Connery ist doch absolut vorzüglich in seiner Rolle. Ich finde Annaud fängt zudem die mittelalterliche Atmosphäre sehr gut ein und inszeniert die Schnitzeljagd unterhaltsam. Dazu hat man eine sehr bunte Darstellerriege mit Charakterköpfen wie Qualtinger, Perlman, Hickey, Schaljapin, Lonsdale und dem wie immer famosen Abraham. Du siehst: auch beim Name der Rose schätze ich die gleichen Qualitäten wie bei der Smilla-Verfilmung und es erstaunt mich, dass du diese Qualitäten so gar nicht zu würdigen weisst.
Maibaum hat geschrieben: Ja, Connery passt wie die Faust aufs Auge. Bei dem Rest bin ich mir nicht so sicher. Diese ganzen Mönche, das war mehr so eine Freak Show statt interessanter Figuren. Und ich meine atmosphärisch ließ das auch zu wünschen übrig. Der Film punktet allenfalls da wo man mit Geld sich kompetente Leute für Ausstattung, Kamera etc leisten kann ,aber damit kann man nicht die erzählerischen Defizite verschleiern.
Also auch noch Gemecker über die anderen Mönch Darsteller und die Atmosphäre.

Hmm ... und wie es mal so großartig in einer guten alten 70er Verbrecher-Syncro hieß:

"Mönchsgewand, geschwind erkannt"

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Nostalgia (2023) – Mario Martone – MFA+
Deutscher Kinostart: 08.06.2023
gesehen am 10.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


So langsam müsst sich meine Oscar-Nachlese dem Ende nähern. Vor allem wenn es um die Beiträge der unterschiedlichen Länder für den „Best International Feature Film“ geht, der letzten Endes bekanntlicherweise an „Im Westen Nichts Neues“ gegangen ist. Da ist es immer wieder interessant, welche Filme von anderen Ländern hier eingereicht werden. Welchen Film Italien eingereicht hat, lässt sich aktuell in den Kinos durch „Nostalgia“ feststellen, ein Film, der auf einem Roman von Ermanno Rea basiert und von Mario Martone inszeniert worden ist.

40 Jahre ist es her, seit Felice aus Angst vor den Folgen einer kriminellen Aktion im Alter von 15 Jahren aus seinem Heimatviertel Sanita in Neapel über den Libanon nach Ägypten geflohen ist und sich seitdem nie wieder in seiner Heimat hat blicken lassen. Doch nun macht er sich auf die Reise in seine Vergangenheit, nicht nur um seine Mutter noch einmal zu sehen, sondern auch seine Schuldgefühle gegenüber einem alten Freund reinzuwaschen, der mittlerweile scheinbar eng mit der Camorra zu tun hat und sich die Frage stellt, ob diese Rückkehr von Felice in die Heimat richtig gewesen ist.

„Nostalgia“ lebt von einer großartigen Darstellung durch Hauptdarsteller Pierfrancesco Favino, dem man sehr viel von seinem Charakter des Felice im Gesicht ablesen kann. Von Angst, Trauer, Schuldgefühlen, Naivität ist in seinem ambivalenten Charakter sehr viel abzulesen. Berührend und verletzlich ist der Film, wenn wir uns vor allem seine Beziehung zu seiner Mutter ansehen, die für extrem starke Momente im Film sorgen. Ebenso hat mir die Inszenierung von Neapel und insbesondere des Stadtviertels Sanita gefallen, die hier als lebende, atmende Stadt präsentiert wird, die gleichermaßen eine nostalgische Faszination für Favinos Felice auslöst, aber auch durch seine engen Gassen wie ein Labyrinth wirkt, aus dem es für Favinos Felice kein Entkommen mehr gibt. Wie zeitlos die Stadt und das Viertel sind, zeigen vor allem die Gegenschnitte mit starken Rückblenden aus der Zeit, in der ein junger Felice mit seinem guten Freund Oreste damals auf dem Motorrad durch die Stadt unterwegs war. Doch so ähnlich wie das Viertel dann am Ende einem Labyrinth gleicht, in dem man sich etwas verlieren kann, so hat der Film dann doch durch seine Behäbigkeit mich auch etwas ratlos zurückgelassen, selbst wenn natürlich die endgültige Konsequenz im Sinne dass jeder für seine Schuld bezahlen muss eine passende Konklussion ist.

„Nostalgia“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10746
Westworld
ein Klassiker von Michael Crichton zu Recht?
Na ja: ein Symbol für die damalige Furcht vor der beginnenden Computerrevolution der 1970iger - mag sein angefacht von Kubriks "Odysee im Weltraum".
Man kann nicht viel klagen, einfach verfolgbarer Plot, szenisch gut umgesetzt, dennoch fehlt ihm so der besondere Pepp. Vermutlich wegen der Geradlinigkeit der Handlung. Verrückt gewordener Roboter verfolgt Western-Tourist. Das ist es schon. So eine Art "Jurassic Park Light" auf Western statt Mesozoikum.
Man schaut ihn halt wieder mal gerne an, dabei bleibt's auch.
8/10 zerkaute IC Chips
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: The Adults (2023) – Dustin Guy Defa – Universal
Deutscher Kinostart: 08.06.2023
gesehen am 11.06.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 18:30 Uhr


In einem thematisch interessanten Kino-Wochenende habe ich mir dieses Wochenende zwei Filme angesehen, in denen jemand in die Heimat und auch die Vergangenheit reist. Neben dem italienischen „Nostalgia“ gestern war es nun Dustin Guy Defas Indie-Drama „The Adults“, der es ganz zufällig auch in meine Filmplanung geschafft hat. Zurecht an dieser Stelle, denn endlich gibt es mal wieder ein klassisches, typisches Indie-Drama, das vielleicht auch für den ein oder anderen als Geheimtipp sehenswert sein könnte.

Eric hat sich nicht nur seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr großartig in seiner Heimat blicken lassen. Er und seine Schwestern Rachel und Maggie haben sihc seitdem auch sehr voneinander entfremdet. Normalerweise soll aus der kurzen Visite von Eric in seiner Heimat auch kein längerer Aufenthalt als notwendig werden, käme ihm da nicht sein eigener Ehrgeiz aus seiner Spielsucht heraus dazwischen, der ihn so einnimmt, dass aus seinem kurzen Aufenthalt mehrere Tage werden, in denen ihn seine Schwestern mit schwelenden Konflikten und Problemen konfrontieren werden, die die Entfremdung mit sich gebracht hat.

Der Film wird in erster Linie von seinem tollen Trio aus Michael Cera, Hannah Gross und Sophia Lillis getragen. Mit seinen 90 Minuten ist das Indie-Drama sehr kompakt gehalten und hat damit durchaus die passende Länge bekommen, selbst wenn der Film inmitten des Erwachsenwerdens im Erwachsensein und damit verbunden auch ein wenig in seinem Coming-Of-Age-Charakter eine mäandernde Orientierungslosigkeit aufweist, die die Charaktere im Film durch die Aufarbeitung von Konflikten und Problemen ebenfalls haben. Und dort weist der Film einen für sich genommen auch ganz eigenen Charakter auf, wenn das Geschwistertrio entsprechend eigene Insider hat und auch eine ganz eigene Form der überhöhten, teils infantilen Kommunikation entwickelt hat, die sowohl aus dem Trio ausbricht als auch essentiell für die Lösung der Konflikte und Probleme eine Rolle spielen könnte.

„The Adults“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Bed Rest (2023) – Lori Evans Taylor – Tobis
Deutscher Kinostart: 15.06.2023
gesehen am 16.06.2023
Cinestar Metropolis – Kino 10 – Reihe G, Platz 6 – 21:15 Uhr


Letzten Monat habe ich zufällig im Kino den Trailer zu „Bed Rest“ gesehen, bei der mir die aus den Teilen 5 und 6 der Scream-Reihe bekannten Hauptdarstellerin Melissa Barrera ins Auge gefallen ist. Da mich das kompakte Horrordrama interessiert hat, habe ich ihn es dann auch mal angesehen.

Julie und David haben sich mit dem Bezug eines noch etwas baufälligem Haus nicht nur einen Wunsch erfüllt, sondern auch einen Rückzugsort geschaffen. Denn beide erwarten nach einem Schicksalsschlag vor einigen Jahren eine Tochter. Nach einem Unfall von Julie löst sich ein Teil der Placenta, wodurch bei Julie 8 Wochen vor der Entbindung Bettruhe angeordnet werden. Inmitten der Ruhe und Langeweile wird Julie jedoch immer mehr von Geisterscheinungen und auch den Dämonen der eigenen Vergangenheit geplagt.

„Bed Rest“ ist als Horrordrama bis auf wenige Kleinigkeiten durch den Fokus auf Julie und das Haus ein Kammerspiel. Melissa Barrera in der Hauptrolle gibt dem Film durchaus etwas Positives, genau wie die doch vielschichtig konstruierte Ausarbeitung der Themen Schwangerschaft, Mutterschaft und die psychologischen und emotionalen Auswirkungen von Ängsten, vergangenen Traumata von Müttern und Frauen. Wer hier bei dem Film irgendwie die großen Schock-Effekte im Stil eines Horrorthrillers und Action erwartet, geht mit dem falschen Anspruch und der falschen Erwartungshaltung heran. Trotz interessanter Ansätze wirkt der Film am Ende doch vielleicht ein wenig zu konventionell und trotz kurzer Laufzeit von 90 Minuten doch etwas behäbig.

„Bed Rest“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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John Dereks Ekstase
John Derek ist wirklich ein Phänomen. Seine Filme haben fast SchleFaZ Qualität, dennoch erreichte er eine gewisse Bekanntschaft. Vermutlich weil für ihn nur "hipps, titts and ass" zählten, daher der Rest "wurscht" war.
Ekstase mit seiner Frau Po Dreck oder so, ist auch so einer dieser Reihe. Es fängt schon mit der grottenschlechten Synchronisation an, die oft noch während der Szene zum Originalton mit Untertitel hin und herwechselt. Erinnert an den unbarmherzigen Taxler, der den Gast nur so weit fährt, wie er noch Groschen zusammenrappen kann. Offenbar war das im Synchronisationsstudie ähnlich.
Großteil der Kameraführungen bestanden aus Großaufnahmen der Gesichter. Erinnert an alte US amerikanische B-Movies. Wird auf Dauer nervig, damit den Hormonstau von Ayre (oder wie die Rolle, die Bo spielte so hieß) dauernd vorgesetzt zu bekommen.
Handlung? Wie schon gesagt, wenn für so einen wie John Derek nur hipps tits and ass zählen, ist's schon egal.
Eine junge Studentin will entjungfert werden. Macht zuerst einen Ölscheich, dann einen Stierkämpfer (für mich als fanatischen Antitaurino sei's gedankt unblutig!) an und erlebt da so ihre Enttäuschungen bis es endlich zum Finale kommt.
Kann man vergessen!
3/10 Honig-Leckerlis
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Das Rätsel (2023) – Regis Roinsard – Wild Bunch
Deutscher Kinostart: 01.06.2023
gesehen am 18.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 15:30 Uhr


Aus den Kinostarts des 01.06.2023 wollte ich noch Regis Roinsards „Das Rätsel“ bzw. „Les Traducteurs“ mitnehmen, gerade weil die Besetzung und das Thema interessant klang. Eigentlich hätte ich ihn auch schon früher gesehen, aber kurz vor Ende der Stornierungsfrist meiner ursprünglichen Kinokarte und meinem Gang ins Kino vor einigen Tagen hat ein extremer Platzregen mit Hagel eingesetzt, so dass ich mein Ticket stornieren musste und den Termin verlegt habe. Vielleicht war das damalige Wetter ein Zeichen, dass ich mir „Das Rätsel“ nicht ansehen sollte.

Eric Angstrom ist als Verleger für den unter einem Pseudonym schreibenden und sich weitestgehend von der Außenwelt abschottenden Schriftsteller Oscar Brach tätig. Dessen Finale der erfolgreichen Dädalus-Trilogie soll demnächst international sehr groß in mehren Regionen der Welt gleichzeitig veröffentlicht werden. Dafür lädt Angstrom 9 aus mehreren Ecken der Welt stammende Übersetzer in ein Herrenhaus ein, die dort von der Außenwelt abgeschottet sind, damit sie sich voll und ganz ihrer Arbeit widmen können. Doch schon kurz nach Beginn der Arbeiten wird Eric Angstrom von einem Unbekannten erpresst, der im Besitz der ersten vollständigen Seiten des Buchs ist. So stellt sich für Angstrom die Frage nach dem Whistleblower und ob dieser innerhalb des Teams zu finden ist.

„Das Rätsel“ ist sowohl Krimi, Thriller als auch inkonsequentes Kammerspiel und hat durchaus die ein oder anderen spannenden Elemente zu bieten. Mit der Einbindung eines multinationalen Teams zur Übersetzung des Buches in mehrere Sprachen haben wir natürlich auch ein multinationales Ensemble um einen Briten (Alex Lawther), einen Griechen (Manolis Mavromatakis), einen Spanier (Eduardo Noriega), einen Italiener (Ricardo Scarmacio), einen Chinesen (Frederic Chau), eine Skandinavierin (Sidse Babett Knudsen), eine Deutsche (Anna-Maria-Sturm), eine Portugiesin (Maria Leite), eine Russin (Olga Kurylenko) sowie auch in den weiteren wichtigen Rollen Lambert Wilson, Sara Giradeau und Patrick Bachau. Mit einer sprunghaften Narration und allgemein in seiner Konstruktion hält sich der Film an manchen Stellen für cleverer als er das eigentlich ist und auch die ganzen Wendungen sind sowohl flach als auch nicht immer glaubwürdig herausgearbeitet, was den Film durchaus sehr wild konstruiert macht. Selbst wenn der Film auf oberflächliche Art und Weise die Arbeitsbedingungen für Übersetzer von großen Büchern und Buchreihen ein wenig kritisch beäugt, so nutzt der Film sein Potential nicht aus. Warum er das nicht ausnutzt, bleibt mir an der Stelle ein Rätsel.

„Das Rätsel“ - My First Look – 5/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Die Geschichte einer Familie (2023) – Karsten Dahlem – Filmwelt
Deutscher Kinostart: 15.06.2023
gesehen am 19.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:15 Uhr


Für Liebhaber kleiner, intimer Familiendramen ist seit dem aktuellen Wochenende Karsten Dahlems „Die Geschichte einer Familie“, das auf eigenen Erfahrungen in seinem Umfeld beruht, in den Kinos und auch ich habe mich für eine Sichtung des kompakten Films entschieden.

Christina ist Stuntfahrerin, bis sie durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Die nun für sie einzige Möglichkeit bleibt eine Rückkehr in die Heimat, der sie vor Jahren nach einem Schicksalsschlag den Rücken zugekehrt hat und nun auch mit der damit verbundenen Trauerverarbeitung und der Verarbeitung der eigenen Schuldgefühle konfrontiert wird – vor allem mit ihrem Vater Werner.

„Die Geschichte einer Familie“ ist ein mit 87 Minuten sehr kompaktes, kleines und intimes Familiendrama geworden, bei dem vor allem natürlich mit der Besetzung von Anna Maria Mühe und Michael Wittenborn der Film von ihren Darstellungen alleine bereits lebt und atmet. Inmitten seiner Handlung thematisiert der Film vor allem Trauerverarbeitung und eigene Schuldgefühle, die teils zu unausgesprochenen Konflikten führen und dann irgendwann ausbrechen. Hier hätte ich mir durchaus einen etwas längeren Film gewünscht, der dem Ganzen mehr Raum zur Entfaltung und Entschlossenheit bietet und nicht durch den Einsatz von Musik und kleineren Handlungselementen versucht entsprechende Emotionen beim Zuschauer auszulösen.

„Die Geschichte einer Familie“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10752
iHaveCNit: The Knocking (2023) – Max Seeck und Joonas Pajunen – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 21.06.2023 in OmU in der Disharmonie
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


In der regelmäßigen Vorstellungsreihe in der Harmonie der Arthouse-Kinos Frankfurt, der „Disharmonie“ gibt es neben Wiederaufführungen und Sondervorstellungen auch ab und an mal kleinere Genre- und Horrorfilme zu sehen. Und hier stand dieses Mal das interessante, finnische Horrordrama auf dem Plan, dass ich natürlich auch noch gerne zurecht mitgenommen habe.

Drei voneinander entfremdete Geschwister, Maria, Matilda und Mikko kehren Jahre nachdem sie das Elternhaus verlassen und eigene Leben geführt haben noch einmal zum mittlerweile verfallenen, abgelegenen Elternhaus in den finnischen Wäldern zurück, um das Erbe nach dem Tod beider Eltern zu verwalten. Dabei werden sie nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit mysteriösen Zwischenfällen im Wald konfrontiert.

„The Knocking“ ist ein durchaus kompaktes Horrordrama, dass klassische Elemente eines Familiendramas mit feinem finnischen Folkhorror- und Mystery-Elementen, die durchaus auch eine ökologische Botschaft haben können kombiniert. Hier und da gibt es einige interessante Ideen, die auch im Sounddesign und der allgemeinen Inszenierung zu finden sind. Mit seiner kurzen Laufzeit von 90 Minuten ist er durchaus kompakt, weiß aber auch, wie er ganz fein und langsam die Spannung aufbaut.

„The Knocking“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10753
iHaveCNit: Die Rumba-Therapie (2023) – Franck Dubosc – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 23.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:30 Uhr


Die Rumba ist ein sehr gefühlvoller, intimer Tanz, der zwischen sehr langsamen und auch blitzschnellen Momenten wechselt und in seiner Charakteristik gleichermaßen Flucht als auch Anziehung im Sinne des Flirts und Verführung vertanzt. In Franck Duboscs „Die Rumba-Therapie“, in der er auch eine wichtige Hauptrolle übernimmt, ist die Rumba jedoch kein Bestandteil eines Flirts, sondern Mittel zur Annäherung in einer entfremdeten Vater-Tochter-Beziehung. Wäre der Film eine Rumba, wäre sie in der Dramaturgie etwas holprig und manchmal aus dem Takt, aber durchaus unterhaltsam anzusehen, weil sie auch ein gutes Gefühl am Ende hinterlässt.

Tony ist ein liebevoller Schulbusfahrer und auch mal schroffer Macho, der ein wenig zu stark dem Nikotin zugetan ist und den Traum von einem Leben in den USA hat. Bis ihn ein Herzinfarkt und der Rat des Arztes über sein bisheriges Leben nachdenken lässt. Vor 20 Jahren hat er seine Frau und seine Tochter kurz nach deren Geburt verlassen und nun möchte er sich vor allem seiner Tochter wieder annähern, die in Paris eine Tanzschule leitet. Kurzerhand entschließt sich Tony unter falschem Namen und rudimentärer Tanzvorbereitung mit seiner Nachbarin Fanny in ihrer Tanzschule einzuschreiben. Doch kann er sich dort überwinden, seiner Tochter die Wahrheit zu erzählen und wie wird sie das alles auffassen ?

„Die Rumba-Therapie“ ist eine sehr unterhaltsame, französische Wohlfühlkomödie geworden, die durchaus einige, sehr interessante, skurrile und witzige Nebencharaktere enthält und auch am Rande durchaus clever, wenn auch oberflächlich Themen wie zum Beispiel Rassismus, toxische Männlichkeit und Homophobie einbindet. Im Kern bietet diese Wohlfühlkomödie jedoch ein von Franck Dubosc und Louna Espinosa teils schroff und teils herzlich gespieltes Vater-Tochter-Drama, das lustige, emotionale, spannende, tragische und gefühlvolle Momente enthält und auch technisch interessante Tanzsequenzen aus der Tanzschule enthält. Hier wird es vor allem für den tanzaffinen Cineasten, der sich gerne auch mal mit der RTL-Freitag-Abend-Tanz-Unterhaltungsshow „Let´s Dance“ beschäftigt sehr lustig, wenn es um die Identifikation der einzelnen dort gezeigten Tanzstile geht. Insgesamt bleibt der Film jedoch an der Oberfläche, geht nicht wirklich in die Tiefe und die Dramaturgie des Films ist sehr sprunghaft und holprig und gerät manchmal auch aus dem Takt – gerade wenn Handlungsentwicklungen wie aus dem Nichts kommen. Dazu gehört auch ein vielleicht etwas fragwürdig eingebettetes Element, das aus der psychologischen Entwicklung der Vaterlosigkeit bei jungen Frauen entstehen kann und für mich nicht in die Choreographie des Tanzes beziehungsweise des Films gepasst hat.

„Die Rumba-Therapie“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10754
Special - Dokumentation
iHaveCNit: Abenteuerland (2023) – Kai Hattermann – 24 Bilder
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 25.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 15:45 Uhr

Der Mikroabenteurer Christo Foerster hat sich im Sommer des letzten Jahres das Ziel gesetzt in ca. 8 Wochen zu Fuß und mit einem Stand-Up-Paddel-Boot und Overnightern unter freiem Himmel vom südlichsten Punkt Deutschlands an der Zugspitze bis zum nördlichsten Punkt Deutschlands in Sylt zu reisen und nur per Fuß und mit dem Boot über die vielseitigen Flußläufe unterwegs zu sein. Begleitet wurde Foerster an vielen Stellen seiner Reise vom Filmemacher Kai Hattermann. Entstanden ist dieser schöne, kompakte und narrativ gut visuell geführte Dokumentarfilm mit schönen Landschaftsaufnahmen und Ecken in Deutschland, die man so noch nicht gesehen hat.
„Abenteuerland“ - My First Look – Ohne Wertung
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Re: Zuletzt gesehener Film

10755
iHaveCNit: No Hard Feelings (2023) – Gene Stupnitsky – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 25.06.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 3 – Reihe 9, Platz 15 – 20:00 Uhr


Um die Jahrtausendwende gab es im filmischen Bereich einige Filme – wie unter anderem „Eine wie keine“ mit Freddie Prinze Jr. und Rachel Leigh Cook – in dem ein selbsterklärter Frauenheld dafür sorgen muss, dass das Mauerblümchen der Schule aus sich herauskommen und sich in ihn verlieben soll. Eine extreme Seltenheit im Kino ist jedoch ein Tausch der Geschlechterkonstellation und auch allgemein sind Filme dieser Sorte im aktuellen Filmbereich eher selten geworden. Da wirkt es fast erfrischend, dass sich der Regisseur von „Good Boys“ Gene Stupnitsky gemeinsam mit der mitproduzierenden Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence auf Basis einer tatsächlichen Anzeige wie im Film einer solchen Rom-Com angenommen haben und hier Jennifer Lawrence als Verführerin eines von Andrew Barth Feldman gespielten Nerds in Erscheinung treten darf.

Maddie versucht sich als Kellnerin und Uber-Fahrerin finanziell über Wasser zu halten. Als ihr dafür notwendiges Auto abgeschleppt und durch Grundsteuerschulden der Verlust des elterlichen Hauses droht, kommt ihr eine Anzeige einer reichen Familie entgegen. Die Eltern Laird und Allison verkaufen ein Auto im Gegenzug dazu, dass ihrem introvertierten, nerdig veranlagten Sohn Percy erste sexuelle Erfahrungen ermöglicht werden. Doch Maddie hat nicht damit gerechnet, wie hart diese Aufgabe bei vor allem Percy sein wird.

„No Hard Feelings“ macht auf jeden Fall Spaß und ist sehr unterhaltsam gewesen. Auch wenn sich der Film es auf die Fahne schreiben möchte, derb und versaut sein zu wollen, finde ich die im Film dargebotenen Gags und Dialoge trotz teilweise anzüglichem Inhalt doch noch sehr human, zahm und harmlos. Man spürt bei Jennifer Lawrence aber auch ihrem Co-Partner Andrew Barth Feldman den Spaß, den man wohl bei den Dreharbeiten hatte und das überträgt sich natürlich auch. Auf gewisser Art und Weise setzt sich der Film auch mit Dynamiken und Thematiken wie „Helikopter-Eltern“, „Daddy Issues“, „Einfluss von Social Media auf die Jugend und die Dating-Mechanismen“ und auch der Attitüde von Fuckboys bzw. im Fall des Films Fuckgirls auseinander. Die Handlungsentwicklung ist natürlich auch ein Auf und Ab und eine Ansammlung vieler witziger, derber und auch teils spannender Momente. Inmitten des Films schafft man es charakterlich doch ein wenig notwendigerweise in die Tiefe zu gehen und dabei auch wenn einem vor allem Anfangs der Charakter von Maddie sehr unsympathisch gewesen ist, ein wenig Sympathie für sie zu entwickeln. Leider hat man es im Rahmen der Modernisierung aber vergessen, ein wenig auch auf unterschiedliche Ausprägungen der Sexualität wie zum Beispiel Demisexualität oder Asexualität einzugehen, die vielleicht auch die kaum bis gar nicht vorhandende romantische und sexuelle Erfahrung von Percy hätte begründen können und auch dem Ganzen einen Rahmen von Normalität hätte geben können. So hat der Film nicht ganz sein Potential ausnutzen können.

„No Hard Feelings“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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