Re: Romanbesprechung: With a Mind to Kill (Horowitz)

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Daniel-Style habe ich WAMTK jetzt auch endlich in Griechenland gelesen und ich wurde gut unterhalten, bin aber auch zwiegespalten. Die Prämisse ist schon ziemlich gelungen, den Post-Fleming-Roman anders als Colonel Sun, Devil May Care oder Solo auch wirklich auf und rund um die Brainwash-Idee von TMWTGG aufzubauen. Flemings letztes Buch spielt hier endlich mal eine wichtige Rolle und Scaramanga, obwohl natürlich schon tot, ist allgegenwärtig. Und das ist zusammen mit der detailreichen Beschreibung der sowjetischen Schauplätze, den Kalter-Krieg-Elementen und dem offensichtlichen Low-Key-Spionagethriller-Aspekt der knackigen Geschichte wirklich stark, dabei auch nie so ausufernd wie The Man From Barbarossa, das ich immer noch nicht zu Ende gelesen habe.

Andererseits bin ich auch der Meinung, dass man mehr daraus hätte machen können. Das Ende ist ziemlich hastig abgehandelt - also nicht die herrliche, offene Schlussszene, die NTTD zeigt wie man so etwas machen kann, die ist super. Aber das gesamte letzte Drittel ging mir irgendwie zu schnell und liess vieles angerissen und unbeantwortet. Auch die mit viel Brimborium angekündigte Bedrohung, die sich in einer stark an Hitchcocks Man Who Knew Too Much erinnernden Opernszene offenbart, hat mich nicht sonderlich beeindruckt und erschien viel zu banal (natürlich gibt es ähnlich banale Schurkenpläne in einigen Bond-Romanen und -Filmen, aber hier hätte ich wirklich mehr erwartet). Auch aus Oberst Boris hätte man mehr machen können, auch wenn das Zauberraum-Kapitel ziemlich beeindruckend war und seine persönlichen Auftritte zumindest alle okay.

Alles in allem ist WAMTK für mich also eher der schwächste der drei Horowitz-Romane. Immer noch ganz gut, aber ich würde mindestens die beiden Horowitz-Vorgänger, DMC und CB und wahrscheinlich auch einen bis zwei Gardners höher ansiedeln.
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