Was ist euer liebstes Subgenre im Horrorbereich?

Backwood Slasher (The Hills Have Eyes, Wrong Turn...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
Found Footage ([●REC], Blairwitch Project...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (7%)
Horrorkomödie (Shaun of the Dead, Tucker & Dale vs. Evil...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (11%)
Mystery (The Fog, The Conjuring...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (16%)
Rape & Revenge (I spit on your Grave, The Last House on the Left...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (7%)
Science Fiction (Alien, Invaders from Mars, The Thing...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (18%)
Slasher (Scream, Halloween, Freitag der 13te...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (16%)
Splatter (Braindead, The Blob...) (Keine Stimmen)
Tierhorror (Jaws, Piranha...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
Vampire (Dracula, The Lost Boys...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (9%)
Werwölfe (Wolfman, Dog Soldiers...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (4%)
Zombies (Night of the living Dead...)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (9%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 45

Re: Der Horrorfilm Megathread

304
iHaveCNit: Halloween Park (2023) – Simon Sandquist – Splendid Film
Deutscher Kinostart: 26.10.2023
gesehen am 30.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 21:10 Uhr


Passend zur Halloween-Zeit ist die Auswahl an Horrorfilmen im Kino durchaus etwas zahlreicher als sonst und da schaffen es durchaus auch Filme auf die Leinwand, die eigentlich eher auch direkt für Heimkino und Streaming gepasst hätten. Einer davon ist der schwedische Horrofilm „Halloween Park“ von Simon Sandquist, bei dem der Name Programm ist.

Fiona arbeitet im Halloween-Themenpark „Liseberg“. Ihr steht eine Nachtschicht bevor, bei der sie einer Gruppe eine spezielle nächtliche Führung durch den Park bieten soll. Doch diese Gruppe stellt sich als Gruppe junger Erwachsener heraus, mit denen Fiona einst befreundet war, doch ein tragisches Ereignis hat zur Entfremdung geführt. Kurz nach Beginn der nächtlichen Führung kommt es jedoch zu mysteriösen Zwischenfällen, bis ihnen nach einem Mord klar wird, dass ihnen ein Überlebenskampf bevorsteht.

„Halloween Park“, der im schwedischen Original „Karusell“ heißt, ist ein durchaus stimmiger und atmosphärischer Slasher geworden, der durchaus ein paar actionreiche und spannungsreiche Momente und Sequenzen sowie auch entsprechend gewaltreiche Kills zu bieten hat. Auch eine entsprechend passende, wenn auch rudimentäre Hintergrundgeschichte hat der Film zu bieten. Dennoch ist das alles durchaus vorhersehbar und hier wird entsprechende Standardkost serviert, die aber aufgrund der kurzen und kompakten Laufzeit nicht schwer ins Gewicht fällt und die man sich eben sehr gut ansehen kann, wenn man Lust auf einen harmlosen Standardslasher hat.

„Halloween Park“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Der Horrorfilm Megathread

305
Special - Disharmonie
iHaveCNit: Deadstream (2022) – Vanessa Winter und Joseph Winter
Deutscher Kinostart / Spezielle Wiederaufführung: 31.10.2023
gesehen am 31.10.2023 in OmU in der Disharmonie
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr

Im Rahmen der Vorstellungsreihe Disharmonie der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es zum Halloween-Special 2023 eine einmalige Gelegenheit noch einmal den Festivalhit eines vergangenen Fantasy-Film-Fest „Deadstream“ von Vanessa und Joseph Winter auf der Leinwand zu sehen. In dieser Trash-Horror-Komödie, in der ein im Ruf gefallener Streamer und Influencer mit einem Livestream aus einem Lost Place mit mysteriöser Hintergrundgeschichte seinen Ruf und seine Karriere wiederherstellen möchte. Der Film kombiniert klassische Horror-Elemente aus dem Bereich Found Footage, paranormale Aktivitäten, okkulte Rituale sowie blutigen Trash a´la Evil Dead mit dem modernen Element von Youtube, Streaming und Influencertum und dem Hang zu extremen Voyeurismus und dem durchaus etwas prätentiösen Element von Lost Places und bietet hier vor allem einen witzig authentischen handwerklichen Touch durch den Einsatz von Kamera, Musik und Sound – selbst wenn der Hauptprotagonist einfach ein unsympathisches Arschloch ist.
„Deadstream“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Der Horrorfilm Megathread

306
iHaveCNit: It Lives Inside (2023) – Bishal Dutta – Pierrot Le Fou
Deutscher Kinostart: 02.11.2023
gesehen am 02.11.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 14 – 20:30 Uhr


In der Halloween-Horror-Nachlese kommt dieses Wochenende in eher limitiertem Rahmen der interessante Horrorfilm „It Lives Inside“ noch in die Kinos, den ich mir auch aufgrund der sehr limitierten Möglichkeit auch direkt ansehen wollte.

Die junge Inderin Samidha lebt mit ihren eher strengen und konservativen Eltern in einem kleinen amerikanischen Vorort. Durch die indische Herkunft hat sie sich dort schon sehr früh mit Tamira angefreundet. Doch Tamira verhält sich schon seit längerem komisch, ist zurückgezogen, ängstlich und verwahrlost und sie ist ständig mit einem mysteriösen Einmachglas in der Hand unterwegs. Als sich Tamira Samidha anvertrauen möchte, schlägt Samidha das Einmachglas zu Boden ohne zu ahnen, welche Kette von Ereignissen sie damit auslöst und welches Geheimnis das Einmachglas in sich trägt.

Selbst wenn wir in „It Lives Inside“ natürlich klassische Horror-Elemente und Versatzstücke erleben, ist das in Inszenierung und Spannungsaufbau großartig geworden. Das, was in „It Lives Inside“ jedoch innerhalb des Horror-Bereichs aktuell etwas Besonderes darstellt ist die Platzierung des Films im Milieu indischer Einwanderfamilie in den USA, was durchaus einen interessanten kulturellen Einblick liefert und auch vor allem für die Hauptprotagonistin Samidha, die von Megan Suri gespielt wird, ist natürlich der innere Konflikt, die sich aus dem Spannungsfeld klassischer, konservativer, religiöser, indischer Kultur und auch dem Einfluss westlicher, amerikanischer Kultur ergibt, sehr interessant und spürbar. Und hier darf auch nicht die Familiendynamik, die der Film bietet außer Acht gelassen werden, genau wie die Geschichte einer Freundschaft. Der kleine Einblick in hinduistische Folklore und auch die Integration dieser Elemente in den Film ist auch sehr erfrischend gewesen.

„It Lives Inside“ – My First Look – 8/10 Punkte
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Re: Der Horrorfilm Megathread

307
iHaveCNit: Thanksgiving (2023) – Eli Roth – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 16.11.2023
gesehen am 28.11.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 14 – 19:50 Uhr


Eine Sache wäre mir vor den Schreiben dieser Zeilen fast entfallen. Da bin ich dankbar, dass ich durchaus noch den Hang nach einem Kinobesuch habe, etwas ergänzend zu recherchieren. Eines meiner Lieblingsfilmprojekte ist das Grindhouse-Double-Feature von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit ihren beiden Filmen „Planet Terror“ und „Death Proof“. Im Rahmen klassischer Grindhouse-Produktionen wurden auch für den Zwischenteil einige Fake-Trailer produziert, von denen es bereits „Machete“ auf die Leinwand geschafft hat. Ein weiterer Fake-Trailer ist der von Eli Roth produzierte Trailer „Thanksgiving“ und davon hat es nun die Vollversion in die Kinos geschafft, die ich mir gerne angesehen habe.

In Plymouth, Massachussetts kam es während des Thanksgivings-Fest-Wochenendes, an dem auch die Black-Friday-Aktion gestartet ist in einem Großmarkt zu einem unkontrollierten Massenauflauf, bei dem einige Menschen gestorben und einige schwer verletzt worden sind. Ein Jahr später hinterlässt ein Killer, der sich die Maske der bekannten Persönlichkeit der Stadt John Carver aufgesetzt hat eine Spur von Tod und Verwüstung in Plymouth. Jessica Wright, die Tochter des Großmarktbesitzers glaubt, das diese Spur von Tod mit dem folgenreichen Massenauflauf zu tun hat. Auf der Suche nach dem Killer müssen sie und ihre Freunde jedoch aufpassen, denn der Killer hat es auch auf sie abgesehen.

Eli Roths „Thanksgiving“ ist in gewisser Art und Weise wie ein moderner Mainstream-Slasher inszeniert worden und übernimmt dabei in Bezug auf Handlung und Struktur natürlich vieles, was man so als Schwächen und auch Stärken moderner Mainstream-Slasher bezeichnen könnte. Dennoch muss ich sagen, dass mir die Kreativität, die Brutalität, die Konsequenz und auch die Effekte der hier gebotenen Kills mit ihrem auch damit verbundenen Ekelfaktor durchaus gefallen haben. Es ist ganz witzig, wenn man sich den Fake-Trailer von damals ansieht und 1:1-Elemente wiederfindet, dennoch wäre es durchaus interessant gewesen, wie der Film im klassischen Grindhouse-Look mit entsprechender Optik und den Schnitten ausgesehen hätte.

„Thanksgiving“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Der Horrorfilm Megathread

308
The Ward
Ich war nie ein John Carpenter Fan und werde es auch nie werden. Er gilt neben dem wirklich guten Sam Raimi und dem B Movie Horror Star George Romero (RIP) als DER Säulenheilige des US Horror Kinos.
Warum?
Na ja: er kann gut inszenieren, gut Effekte umsetzen. Da ist die fehlende Logik v.a. wie mit dem von mir besonders gehassten "Halloween" Franchise schon piepschnurzegal.
Daher verwundert es doch, dass er mit "The Ward" mal etwas intellektueller daherkam.
Ist zwar ein nicht mal weiterer der so seltenen "Mad Maiden" Horrorfilme, aber wie v.a. sich die Goodie vs Baddie Verteilung am Schluss invertierte, war zwar erwartet, aber durchaus gelungen.
Nett mal, einmal anzusehen. Aber dabei bleibt's
7/10 Psycho- Gören
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Der Horrorfilm Megathread

309
Night Swim
Kurzkritik: Amityville fällt in ein Plantschbecken.
na ja, der Film strotzt nur so von phlegmatischen Charakteren, die allesamt uninteressant bleiben.
Auch habe ich mit den Dimensionen des Pools so meine Probleme: mal ist er ein seichtes kleines Plantschbecken, wo man sogar Poolparties veranstalten kann, dann ist er so weit und tief wie ein Ozeanarium.
Dennoch kann ich mir schon erklären, warum dieser Film wohl ein zwar moderater Erfolg aber definitiv kein Flop ist. Er spielt mit unser instinktiven Angst vor Untiefen und das kann er durchaus umsetzen. So ein richtiger Thrill kommt aber nie hoch. Hätte Sam Raimi sich des Stoffs angenommen, hätte er den Seegespenstern mehr Screentime gegeben und noch paar Jumbscares mehr, sowie Twists and Turns (die fehlen dem Film komplett!) eingebaut.

zu 50% gefülltes Plantschbecken also 5/10

PS: Ich hoffe in Sachen Horror tut sich 2024 noch mehr. Im Vorspann wurde "Imaginary", ein Puppenhorror mit einem Horrorteddy aus dem Hause Blumhouse angekündigt. Den werde ich mir sicher anschauen!
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Der Horrorfilm Megathread

310
je mehr ich über den Film heute nachdachte, umso mehr gefiel mir die Idee, dass dieser Bryce Mc Guire unbedingt Sam Raimi als Berater, gar Produzent herbeiholen hätte sollen. Der hätte dem durchaus guten Plot Salz und Würze gegeben, dass der zum Blockbuster geworden wäre.
Also mehr Screentime für die Seegespenster, paar kecke Schockszenen a'la "Drag me to hell" und zeitweise Geisterbahnhorror a'la "Tanz der Teufel".
Das wäre Kult!
Man hätte auch so einen Springbrunnen inspiriert von Kenneth Angers Eaux D'Artifice als Quelle für den Pool einbauen können, und dann solche (Alp)Traumsequenzen hinzu generieren können!
Wäre COOL!
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Der Horrorfilm Megathread

311
The Wind(2018)

Ich habe mir den Film heute für 50 ct mit "In der Hitze der Nacht" am Trödel gekauft.
Der Film firmiert als so etwas wie ein Indy - Western - Horror - Hybrid, und wie zu erwarten, die Kritiken variieren enorm (~81% bei Rotten Tomatoes, bei den Zusehern so um 5/10).
Hm? Der Film leidet wie viele dieser Autorenkinofilme an dem phlegmatischen Grundcharakter aller Akteure. Man hat immer das Gefühl, die cruisen halt die Szenen so ohne Emotionen und Interaktionen durch, wie sie das halt im Drehbuch oder ganz einfach von in diesem Fall der Regisseurin vorgesetzt bekamen, dadurch wirkt der Horror auf die Handlung wie ein aufgepappter ausgelutschter Kaugummi!
Daher ist's auch schon wurscht, ob jetzt wirklich Präriegeister den Horror-Terror bewirkten, oder alles nur aus dem Wahn der Protagonistin Lizzy entsprang.
4/10 Fata Morganas
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Der Horrorfilm Megathread

312
Knock knock knock
Ich habe mir den Film trotz schlechter Kritiken angeschaut und...? ich wurde nicht enttäuscht!
Typischer Haunted House Horror von der Stange mit pseudologischer Erklärung mit Versatzstücken aus vielen Subgenren des Horrorkinos zusammengemergelt ohne aber auch nur ein Konzept konsequent abzuschließen.
Da das verrückte Mädchen, dort ein bisschen Gore and Slasher, da die Heli Eltern mit einer (angeblichen aber nie überzeugenden) dunklen Seite. Dazwischen Logiklöcher wie ein Schwarzes Loch - z.B. wie haben die Eltern ihr böses Mädchen Jahrelang von Peter fernhalten können, ohne dass er irgendetwas bemerkte? Von was hat sie so lange total in einer Doppelwand eingesperrt gelebt? Warum haben sie sie nicht wie sagen wir Michael Myers in "Halloween" einfach in ein Irrenhaus eingesperrt, aus dem sie ohne ihrem wissen ausbrach?
Der Film hätte trotzdem durchaus ein Reißer werden können, wäre er nicht wieder so phlegmatisch, sogar in seinen Twists and Turns und Jumpscares so vorhersehbar dahingetümpelt.
Abhaken und vergessen!
4/10 Halloween Kürbisse
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

London ist immer einen Abstecher wert

313
From Hell

Wann immer es um die besten Comicautoren des 20. Jahrhunderts geht, kommt man an Alan Moore nicht vorbei. Der bekennende britische Anarchist schrieb sich mit illustrierten Strips, die er an Zeitungen verkaufte, selbst aus der Arbeitslosigkeit heraus und wurde 1983 bei DC Comics angestellt. Zu seinen größten und prägendsten Werken zählen die alternative Superheldenreihe „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, die Widerstandsfabel „V wie Vendetta“ oder die Graphic Novel „Watchmen“, eine satirische Superheldengeschichte, die zu den bedeutendsten englischsprachigen Literaturwerken seiner Zeit zählt. Für viele seiner treuen Anhänger gilt neben „Watchmen“ aber noch eine andere seiner Arbeiten als sein Magnum opus: „From Hell“.

Dieses innovative Mammutwerk spielt im Jahr 1888 in Whitechapel, London, und handelt von den fünf Morden an Prostituierten, die Jack The Ripper beging. Dafür haben Moore und sein Zeichner Eddie Campbell über zehn Jahre recherchiert, nicht nur sämtliche historischen Details zu den Ripper-Morden, sondern auch zum damaligen Stadtbild, zu den politischen Umständen der Zeit und zu den zahlreichen Legenden und Verschwörungstheorien, die es rund um den nie gefassten Serienmörder gibt. Von 1991 bis 1996 erschien die ganze Reihe. Aufgrund des großen Erfolgs der Vorlage dauerte es nur wenige Jahre, ehe 2001 eine Filmadaption auf der großen Leinwand erschien. Inszeniert von den mit Vorschusslorbeeren übersäten Zwillingen Albert und Allen Hughes, besetzt mit Stars wie Johnny Depp, Robbie Coltrane, Heather Graham und Ian Holm. Was soll da schon schiefgehen?

Nun: eine ganze Menge. Als „From Hell“ den Sprung auf die Leinwand schaffte, waren die Kritiken bestenfalls mittelprächtig. Kinogänger störten sich an der steifen Inszenierung, für Comicleser war die Adaption größtenteils gar ein Desaster. Dabei ist der Begriff Adaption in diesem Fall eher lose gedacht zu verstehen. Natürlich haben Filmemacher jedes Recht, eine Vorlage abzuwandeln und sie neu zu interpretieren – man denke nur daran, wie genial Robert Altman 1973 für seinen „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ den Roman „Der lange Abschied“ von Raymond Chandler abwandelte. Doch wenn eine Verfilmung wie „From Hell“ so offensichtlich verkennt, was am Ausgangsmaterial eigentlich so brillant gewesen ist, dann muss man es den Beteiligten vorhalten dürfen.

Moores Herangehensweise an Genre ist immer eine entlarvende, eine modernistische. In seinen Superheldencomics zeigte er sich zumeist daran interessiert, wie ein Genre, das zu Beginn des Zweiten Weltkriegs weitgehend von jüdischen Künstlern als Ventil für ihre Abscheu vor dem Antisemitismus der Nazis entstanden ist, Helden hervorzubringen, deren Ikonographie selbst faschistische Züge trägt. Schon seine „Batman“-Arbeiten (u.a. „The Killing Joke“) sind da eindeutig. „Der Superhelden-Traum ist im Wesentlichen Faschismus“, lässt er sich zitieren. „From Hell“ spinnt diese thematische Analyse weiter.

Moore und Campbell greifen darin eine gängige Verschwörungstheorie auf, nach der die Königsfamilie in die Ripper-Morde involviert war. Früh in ihrer Graphic Novel verraten sie, dass es sich beim Ripper um William Gull, den Leibarzt der Königin Victoria handelte. Der Sohn der Königin, Prinz Albert, hatte eine Prostituierte geheiratet und geschwängert. Die fünf ermordeten Frauen waren Freundinnen dieser Dame, wussten von der Heirat und dem Kind und erpressten das Königshaus. Gull beseitigte sie.

Man muss diese Auflösung verraten, da es eigentlich überhaupt keine sein sollte. „From Hell“ macht anders als zahlreiche Geschichten kein Geheimnis um die Identität des Rippers. Moore und Campbell ging es nicht darum, eine vermeintliche Version einer möglichen Wahrheit zu imaginieren. Ihr Werk ist ein dezidiert feministisches. Die Morde des Rippers sind in ihrer Erzählung nur eine logische Konsequenz der sexuellen Unterdrückung im patriarchalen viktorianischen England. Der Mörder Gull inszeniert die Morde sogar im Arrangement eines heidnischen Rituals, mit welchem er glaubt, das 20. Jahrhundert einzuläuten. Die Botschaft ist klar: Das frauenfeindliche Spektakel, als dass die Ripper-Morde in die Mediengeschichte eingingen – und bis heute als solches behandelt werden – ist laut „From Hell“ eine zentrale Wurzel der narrativen modernen Popkultur.

Von all dem ist in der „From Hell“-Verfilmung keine Spur. Das beginnt schon damit, dass der Film aus der Identität des Rippers doch wieder ein Geheimnis macht – wenn auch vergeblich, da es mangels möglicher Kandidaten und angesichts der hochkarätigen Besetzung Gulls durch Ian Holm schon früh für erfahrene Zuschauer klar sein muss, was später eine Überraschung sein soll. Während die Vorlage multiperspektivisch erzählt, bauen die Hughes-Brüder einen konventionellen Whodunnit in Tradition klassischer Krimis à la Agatha Christie. Depp spielt den britischen Inspektor Frederick Abberline, der damals wirklich am Ripper-Fall arbeitete, verhört Sex-Arbeiterinnen, verliebt sich in eine von ihnen und hat im Opium-Rausch Visionen der Morde.

Eine komplexe Figur ist er nicht, eher der typische postmoderne ‚Bad Boy‘-Cop, der mit verhuschter Frisur und grimmigem Blick ermittelt, jedoch das Herz am rechten Fleck trägt. So abgeschmackt wie sein Charakter auftritt, gestaltet sich die ganze Inszenierung. Der Film setzt auf schwarze Wolken, schmutzige Kopfsteinpflaster, flackerndes Gaslicht und viel Nebel, in kurz: er weidet sich in Horrorfilm-Klischees, erinnert mehrfach an die Hammer-Studios-Produktionen der 50er wie „Frankensteins Fluch“ oder „Die Rache der Pharaonen“. Diese Zitate sind aber offensichtlich als solche erkennbar, und die meiste Zeit verhält sich „From Hell“ wie ein verfilmtes Ausstellungsstück, wie eine leer abgefilmte Kulisse. Dazu trägt auch bei, dass Depp als Drogensüchtiger und Graham als Bordsteinschwalbe beide in stets sauber gewaschener Kleidung, mit frisch geföhnten und frisierten Haaren und makellosen Fingernägeln durch die Szenerie wanken.

Als „From Hell“ im Kino erschien, war der Gothic Horror längst im Mainstream-Kino angekommen. 1992 ließ Francis Ford Coppola „Bram Stoker’s Dracula“ auf die Leinwände los, und schon 1999 ermittelte Johnny Depp als schräger Schnüffler, damals noch in „Sleepy Hollow“ unter der Regie von Tim Burton. „From Hell“ setzt anders als diese künstlerisch recht ambitionierten Werke eher auf den Charme des B- und Pulp-Kinos. In den Mordszenen geht es zwar inszenatorisch wenig raffiniert, dafür aber umso brutaler und blutiger zu – einerseits stimmig angesichts dessen, dass Jack The Ripper seine Opfer mit anatomischer Präzision schlachtete und ihnen Organe entnahm, andererseits offenbart auch diese Überstilisierung der Frauenmorde ein fundamentales Missverständnis der Vorlage. Man könnte böse sagen, dass die Hughes‘ in diesen Szenen genau jener morbiden Faszination erliegen, die Moore und Campbell in ihrem Vorwerk als misogyne Problematik herausarbeiten.

Somit ist das Endresultat leider weder Fisch noch Fleisch. Für einen tatsächlichen Horrorfilm fehlt es „From Hell“ an waschechten Schockmomenten oder Situationen, die ein Gefühl der Beklommenheit aufkommen lassen. Trotz der Brutalitäten dürften auch Gore-Fans eher außenvor bleiben. Wer atmosphärische Krimis schätzt, der bekommt hier die x-te Nacherzählung um Jack The Ripper geboten und muss sich fragen, warum selbst erwiesene Schauspielkönner wie Robbie Coltrane und Ian Holm so steif wirken. Gerade Johnny Depp ist in der Hauptrolle eine Enttäuschung, spielt den Ermittler ohne viel Energie oder Charisma. Vielleicht sind da die Fußstapfen zu groß, immerhin verkörperte 1988 niemand geringeres als Michael Caine den Inspektor Abberline in der großartigen TV-Miniserie „Jack the Ripper“ als einen alkoholkranken Hardliner mit schweren Aggressionsproblemen.

Bei „From Hell“ blieb es in den 2000ern nicht. 2003 versuchte Hollywood sich an Moores „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, 2005 an seinem DC-Helden „Constantine“, 2006 nahmen die Wachowski-Geschwister – immerhin die „Matrix“-Regisseure – es mit „V wie Vendetta“ auf, 2009 kamen die „Watchmen“ in die Kinos und für „Batman – The Killing Joke“ reichte es 2016 nur noch als Zeichentrickprojekt. Keiner dieser Filme konnte Kritik oder Publikum in Summe so richtig überzeugen – und sie alle wurden von Alan Moore persönlich buchstäblich zerfetzt. Mittlerweile will er seinen Namen mit solchen Adaptionen nicht mehr in Verbindung gebracht sehen, verzichtet im Gegenzug auf sämtliche Einnahmen. Allerdings: Immerhin schafften es „Constantine“ und „Watchmen“ in den Folgejahren nach ihrer Veröffentlichung zu modernen Kultfilmen.

Dieses Schicksal einer späteren Re-Evaluierung blieb „From Hell“ verwehrt. In Erinnerung bleibt er vor allem als ein besonders bemerkenswertes Negativ-Beispiel für die gnadenlose Banalisierung intellektueller Literaturstoffe durch die Werkeleien der Hollywood-Maschinerie. Die Aufarbeitung der Morde von Jack The Ripper in ihrem Einfluss auf die moderne Popkultur hingegen wurde weiter vertieft. 2019 veröffentlichte die Historikerin Hallie Rubenhold ihr Buch „The Five: The Untold Lives of the Women Killed by Jack the Ripper”, in dem es ausschließlich um die fünf weiblichen Opfer und ihre Geschichten geht.

Dem „From Hell“-Film könnten diese Frauenfiguren nicht egaler sein. Wichtig ist nur das Mysterium um den geheimnisvollen Mörder. Dabei sagte Moore über seine Vorlage: „Ich habe keine Geschichte über Jack the Ripper geschrieben, ich habe über unsere Besessenheit von Jack the Ripper geschrieben.“ Wie sehr diese Besessenheit nach wie vor dominiert, zeigt die Adaption seines Werks dann in der Tat wirklich eindrucksvoll.
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Let the sheep out, kid.

Re: Der Horrorfilm Megathread

314
Ich kann deine Enttäuschung sehr gut nachempfinden - leide ich doch immer noch darunter, was Onkel Steven aus Hergés meisterhaften Vorlagen zusammengebraut hat...

In Bezug auf In Hell bin dir gegenüber aber klar im Vorteil - da ich die Vorlage nicht kenne und ich daher nichts vermissen kann, was fehlt oder abgewandelt wurde. :D Und als Moore-Banause muss ich gestehen, dass ich den Film seinerzeit im Kino (stilecht in der 23 Uhr-Vorstellung) schon recht gut fand. Tolle Atmosphäre, schöne Schauermomente, Top-Besetzung mit Johnny Depp (den ich seinerzeit eigentlich fast in allem was er spielte abgefeiert habe. Jaja, die seligen Zeiten vor dem Piraten-Clown...) und vor allem dem hier mal wieder absolut formidablen Ian Holm. Robbie Coltrane als Sidekick ist ebenfalls ganz, ganz grossartig (allein der letzte Moment, als er Abschied von seinem Freund nimmt...wow). Natürlich ist In Hell nicht gerade innovativ oder ambitioniert und ich gestehe freimütig, dass die anschliessenden Sichtungen im Heimkino nie wieder an das Kinoerlebnis rankam. Aber als solide und ordentliche Ripper-Variante geht der bei mir immer noch durch, aus dem Bauch würde ich 7,5 Punkte geben.

Hab erst vor kurzem mal wieder den Ripper-Zweiteiler mit Old Michael Caine als Abberline geschaut. Der hat bei TV-Erstausstrahlung in den späten 80ern ordentlich Eindruck gemacht (das Rätselraten um die Identität war seinerzeit gross zwischen den Teilen) und er ist immer noch nett anzuschauen. Etwas betulich und zuweilen behäbig, aber die Darsteller (Lewis Collins als Sidekick, Armand Assante, Jane Seymour, Harry Andrews, Susan George als pichelndes Freudenmädchen und natürlich der wie immer tolle Michael Gothard hier als kommunistischer Aufhetzer) reissen schon viel raus.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Horrorfilm Megathread

315
AnatolGogol hat geschrieben: 23. Mai 2024 19:06 In Bezug auf In Hell bin dir gegenüber aber klar im Vorteil - da ich die Vorlage nicht kenne und ich daher nichts vermissen kann, was fehlt oder abgewandelt wurde. :D Und als Moore-Banause muss ich gestehen, dass ich den Film seinerzeit im Kino (stilecht in der 23 Uhr-Vorstellung) schon recht gut fand. Tolle Atmosphäre, schöne Schauermomente, Top-Besetzung mit Johnny Depp (den ich seinerzeit eigentlich fast in allem was er spielte abgefeiert habe. Jaja, die seligen Zeiten vor dem Piraten-Clown...) und vor allem dem hier mal wieder absolut formidablen Ian Holm. Robbie Coltrane als Sidekick ist ebenfalls ganz, ganz grossartig (allein der letzte Moment, als er Abschied von seinem Freund nimmt...wow). Natürlich ist In Hell nicht gerade innovativ oder ambitioniert und ich gestehe freimütig, dass die anschliessenden Sichtungen im Heimkino nie wieder an das Kinoerlebnis rankam. Aber als solide und ordentliche Ripper-Variante geht der bei mir immer noch durch, aus dem Bauch würde ich 7,5 Punkte geben.
Naja, ich habe ja - denke ich - noch mal betont, dass der Film für mich auch unabhängig von seiner Vorlage nicht funktioniert. Natürlich ist es schwierig, diese Perspektive komplett einzunehmen, denn ich habe sie nun mal gelesen und finde sie fantastisch. Und der Film ist als Adaption wirklich dermaßen vergurkt - obwohl ich es versucht habe, lässt sich das eigentlich kaum in Worte fassen.

Aber wenn ich den Film als das nehme, was er ist, also als launig gemeinte B-Krimistudie zu Jack the Ripper, dann liegt für mich immer noch vieles im Argen. Gerade Johnny Depp tritt für meine Begriffe beinahe komatös auf. Ich hatte den Eindruck, er langweilt sich da die meiste Zeit vor der Kamera. Wenn ich seinen Auftritt mit dem in "Sleepy Hollow" nur kurz vorher vergleiche, sind das fast zwei Welten. In "Sleepy Hollow" ist er voller Energie und Spielfreude, schmeißt sich in seine Figur richtig rein. In "From Hell" ist für mich wenig abwechslungsreiche Mimik über die zwei Stunden erkennbar. Depp ist ein Top-Darsteller (oder war es, bis seine Piraten-Kasperei ihn zum Overacting-Titan werden ließ) - das geh ich mit, aber in "From Hell" wird ihm meines Erachtens gar kein Futter gegeben, davon etwas zu zeigen. Allerdings haben mir selbst Coltrane und Holm, die ich beide sehr schätze, in diesem Film nur wenig Spaß gemacht, was vielleicht mit der recht steifen Schauspielführung zu tun hat. Generell ist in Szenen sehr wenig "Bewegung" erkennbar, soll heißen: Alle Darsteller stehen die meiste Zeit in Dialogszenen relativ unbewegt auf einem Punkt, wodurch alles auf mich statisch, steif, theaterhaft wirkt.
Vielleicht soll das zu diesem B-Film / Hammer-Film Charme passen, aber das hat bei mir dann leider gar nicht funktioniert.
AnatolGogol hat geschrieben: 23. Mai 2024 19:06 Ich kann deine Enttäuschung sehr gut nachempfinden - leide ich doch immer noch darunter, was Onkel Steven aus Hergés meisterhaften Vorlagen zusammengebraut hat...
Hehe, auch wenn ich das bekanntlich sehr anders sehe :wink: - ich denke, dass das völlige Missachten aller Ambitionen und Absichten der Vorlage im Falle von "From Hell" doch noch mal eine ganz andere Liga ist. Man hat eigentlich genau die Art Jack-The-Ripper-Film gedreht, die Moore und Campbell mit ihrem Comic kritisieren und untersuchen wollten. Das ist schon ein starkes Stück völliger Verachtung des Ausgangsmaterials. Ich denke, Regisseure dürfen bei der Verfilmung literarischer Vorlagen von den Originalen abweichen, aber wenn man quasi den kompletten Gegenentwurf "verfilmt", dann muss man sich den Vorwurf des Etikettenschwindels schon gefallen lassen.

Mir geht es also weniger um "gut adaptiert" und "schlecht adaptiert", sondern mehr um: Wozu einen Film "From Hell" nennen, wenn man dann sowieso was komplett anderes macht?
AnatolGogol hat geschrieben: 23. Mai 2024 19:06 Hab erst vor kurzem mal wieder den Ripper-Zweiteiler mit Old Michael Caine als Abberline geschaut. Der hat bei TV-Erstausstrahlung in den späten 80ern ordentlich Eindruck gemacht (das Rätselraten um die Identität war seinerzeit gross zwischen den Teilen) und er ist immer noch nett anzuschauen.
Er ist schleppend inszeniert, aber Caine liefert eine absolute Gala-Veranstaltung ab. Für mich eine seiner besten Leistungen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.