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Casino Hille hat geschrieben: ↑31. Dezember 2023 19:11
"Oppenheimer" war so erfolgreich, weil er die Massen begeistert hat - it's as simple as that.
"Oppenheimer" hat rein gar nichts, was die Massen begeistern könnte. Allenfalls hat er die Hoffnung der Massen enttäuscht, hier wenigstens ein visuelles Feuerwerk zu erleben.
Dann müsste er ja insgesamt schlecht angekommen sein. Mit negativer oder enttäuschter Mund zu Mund Propaganda wird ein dreistündiges Biopic aber kein großer Hit. "Oppenheimer" war neben "Barbie" schlicht das Event des Jahres. Ich werde aus Berufsgründen ja oft von Leuten aus dem Bekanntenkreis nach meiner Meinung zu Filmen gefragt und es war wirklich irre, wer einen teilweise dieses Jahr auf "Oppenheimer" angesprochen hat. Wir reden jetzt wirklich von Leuten, die sonst nie ins Kino gehen, die bis auf "Top Gun 2" letztes Jahr nichts mitbekommen oder gesehen haben, die außer Iron Man keinen Avengers-Helden kennen etc. Leute komplett außerhalb unserer "Kreise", sozusagen. Und von denen hatten sehr viele "Oppenheimer" gesehen, negative Worte habe ich quasi keine gehört.
Der Hype im Vorfeld war hilfreich, klar. Aber bei dem großen Erfolg ist die einzig logische Schlussfolgerung, dass ein überwältigender Teil der Mehrheit, die "Oppenheimer" gesehen haben, ihn auch mochten und weiter empfohlen haben. Sonst wäre "Barbenheimer" nach einem Wochenende erledigt gewesen.
Das ist ja gerade das DIng. Wenn man es schafft, dass Leute ins Kino gehen die sonst nie gehen, dann sind die fast immer begeistert. Weil sie sonst nur Tatort oder sonstwas kennen.
Dennoch, gemäß meinen eigenen Regeln war der Film ein großer Erfolg: Top Box Office, top imdb rating. Nur glaube ich halt, dass es auch psychologische Mechanismen gibt, die sowas beeinflussen, Ich habe zumindest im Kino nur gelangweilte Gesichter gesehen, und auch im erweiterten privaten Umfeld keine Lobeshymnen gehört.
"It's been a long time - and finally, here we are"
Du sollst im Kino zur Leinwand gucken, nicht in die Gesichter der anderen Leute.
Aber ja, es ist wie immer. Wenn man den Film selbst nicht mag, dann lag die große Beliebtheit an der Psychologie. Wenn man den Film selbst auch klasse findet, dann ist "er eben einfach gut". So ticken wir alle ja zumindest ein wenig. Fakt ist: Das Ding war unverschämt erfolgreich, extrem beliebt und hat trotz zig Faktoren, die gegen ihn sprachen, die Massen ins Kino gelockt. Alles richtig gemacht.
Mit Blick auf die Verleihung der Globes über Nacht wird "Oppenheimer" auch der Film sein, für den Nolan am Ende auch ein ganz großer Gewinner der nächsten Oscar-Verleihung sein wird und man hier bereits 5 Goldjungen als gesichert ansehen kann - für den Film, die Regie, die Musik, Cillian und RDJ - nicht zu vergessen noch einige der technischen Kategorien, mit dem kleinen Wermutstropfen, dass der Film bei den visuellen Effekten schlicht übergangen wird.
Ich kenne einen Teil des Meinungsbilds im Forum zu "Oppenheimer" und kann daher nachvollziehen, wenn einige dem Nolan-Oscar-Bait weniger positiv gegenüber stehen, das ändert aber absolut nichts daran, dass ich es dem Film in diesem Jahr gönnen würde.
HCN007 hat geschrieben: ↑8. Januar 2024 18:14
Mit Blick auf die Verleihung der Globes über Nacht wird "Oppenheimer" auch der Film sein, für den Nolan am Ende auch ein ganz großer Gewinner der nächsten Oscar-Verleihung sein wird und man hier bereits 5 Goldjungen als gesichert ansehen kann - für den Film, die Regie, die Musik, Cillian und RDJ
Wenn du da mal nicht etwas zu optimistisch bist, ich jedenfalls würde mein Geld eher auf Paul Giamatti denn auf Cillian Murphy setzen.
Noch ist "The Holdovers" ja offiziell nicht angelaufen, aber ich verrate mal: Wenn dieses Jahr irgendein Darsteller den Oscar verdient hätte, dann Paul Giamatti. Ich war lange nicht mehr von einem Schauspieler so vollkommen gefesselt und begeistert.
Wenn Cillian Murphy gewinnt, dann nur, weil "Oppenheimer" generell einiges abräumen wird.
Ich gehe fest davon aus, dass er "Bester Film", "Beste Regie", "Bester Nebendarsteller" (Downey Jr.) und "Bester Schnitt" gewinnen wird. Alles andere hängt davon ab, wie sehr die Academy Awards den Film insgesamt "feiern" wollen.
Ja, warten wir einfach mal ab. Interessant für das "Duell" zwischen Giamatti und Murphy werden eher die SAG-AFTRA-Awards, die eher größerer Vorbote für die Oscars sind, weil sowohl bei den Oscars als auch den SAG-Awards die Schauspieler die Entscheidung treffen.
Also wenn man sich die die div. Oscar Predictions ansieht, schon vor dem Golden Globe Triumph heute Nacht, dann wird Oppenheimer auch bei den Oscars klar gewinnen in den wichtigen Kategorien.
Also das Ding ist schon ein riesen Erfolg für Nolan auf allen Ebenen.
Ich habe mich ja schon letztes Jahr tief mit den Systematiken in der Award-Saison beschäftigt und anhand welcher Faktoren man genau vorhersagen kann, wie das Rennen in den Kategorien ausschaut.
Mit dem finanziellen Erfolg und dem sicherlich kommenden Erfolg in der weiteren Award-Saison wird der Film Nolans "Magnum Op(penheimer)us"
danielcc hat geschrieben: ↑8. Januar 2024 18:04
Ich habe zumindest im Kino nur gelangweilte Gesichter gesehen
Das kann ich zwar nicht beurteilen, weil ich nur das eher gelangweilte, gleichwohl nicht repräsentative Gesicht meiner Frau auf der Couch gesehen habe, aber ich kenne auch niemanden, der von "Oppenheimer" begeistert war (warum auch), so wie man von anderen Blockbustern wie TGM, MI7 oder Avatar 2 begeistert sein könnte. Um so unerklärlicher ist der Erfolg. Aber es gibt ja auch das Phänomen, das man sich die eigene Begeisterung ein wenig einredet, weil: Nolan muss ja toll sein, und dann will man das nicht so recht zugeben, dass man vielleicht doch etwas weniger begeistert war als geplant...
"Der Baggersee war Ozean, die Ente war ein Schwan, ein Topf ein Hut, damals hinterm Mond."
Ich hingegen kenne viele Leute, die von "Oppenheimer" begeistert waren und bin mit meiner kritischen Haltung in meinem Bekanntenkreis eher die Ausnahme. Ich könnte jetzt versuchen, mir da irgendwelche psychologisierenden Erklärungen zu suchen, oder einfach akzeptieren, dass offenbar viele Leute das Teil einfach für einen guten Film halten.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)
So ist es, danke 00T. Ich finde es auch sehr merkwürdig, dass man bei sehr erfolgreichen Filmen, die man selbst nicht mag, plötzlich mit Psychologie und sonstigen Mechanismen verargumentiert, warum andere sich ihre Begeisterung "einreden" oder nicht ganz ehrlich mit sich selbst sind. Letztlich hat "Oppenheimer" so viele Menschen begeistert, dass er dem Hype im Vorfeld gerecht wurde und am Ende fast eine Milliarde eingespielt hat! Dass natürlich nicht JEDER ihn gut fand (zum Beispiel die Leute in eurem Bekanntenkreis und euren Kinosälen), widerspricht dem nicht.
Ich weiß was Daniel meint, bei mir im Kino hab ich auch keine glücklich leuchtenden Gesichter gesehen. Nur ist das zu kurz gedacht, bzw falsch interpretiert. Man muss das schon differenzierter betrachten. Oppenheimer ist nicht Top Gun oder Rocky IV. Das ist ein sperriger, extrem dialoglastiger Film mit einer Unzahl an Figuren und angesprochenen Themen. Er ist - auch wenn man ihn gut findet - schlicht ein gutes Stück weit anstrengend, zumal bei der enormen Lauflänge. Emotionen - wie so oft bei Nolan - kommen da keine auf. Eher werden die grauen Zellen bedient. So gesehen glaube ich durchaus, dass der Film sehr vielen Leuten sehr gut gefallen hat. Und das sage ich ausdrücklich, auch wenn ich mich nicht dazu zähle.