Romanbesprechung: Role of Honour (Gardner, 1984)

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Packe das mal hier rein:

Ich bin ja kein großer Literatur Experte, aber für mich liest sich das stilistisch auch sehr ähnlich zu Fleming. Ich hatte einen ganz anderen Stil erwartet oder befürchtet.

Das Thema Mikrocomputer und Programmierung sind aus heutiger Sicht einfach köstlich albern und naiv. Bin gespannt wo das noch hingeht
Interessant, dass dieser Roman von 1984 ist, während ja dann im 85er Octopussy das Thema Kriegssimulation via Computer thematisiert wird, und im gleichen Jahr auch NSNA eine Computerspiel Szene hat, die etwas an eine Szene aus diesem Roman erinnert.

Leider finde ich weder die Story besonders noch stark (der eigentliche Plan wird erst sehr spät enthüllt und auch dann kaum ausgeführt), noch schafft es Gardner, prägnante Charakter zu entwickeln. Ab einer Stelle im Roman werden gleichzeitig so viele Figuren eingeführt, dass ich mir diese bis zum Ende nicht wirklich merken konnte. Dass manche davon auch noch zweite oder Spitznamen haben macht es nicht besser (tatsächlich habe ich erst einiges verstanden als ich den wiki Artikel mit allen Figuren gelesen habe).

Schlimmer noch finde ich, dass die ganze Story extrem unglaubwürdig ist. Bond arbeitet undercover und scheinbar gegen sein eigenes Land, wobei das absolut unglaubwürdig ist. Kein normaler Mensch würde ihm da trauen, zumal er sich sogar einige Male verdächtig macht. Trotzdem fährt man mit dem großen Plan bedenkenlos fort obwohl die Organisation an anderen Stellen super geheim und kritisch ist. Das ist wohl auch dem Autoren irgendwann aufgefallen so dass er seinen Bösewicht an einer Stelle sinngemäß sagen lässt: "Ach und Mr. Bond, wenn sie uns doch hintergehen, dann werden die Ereignisse noch viel schlimmer werden". Aha!
Etwas albern auch, dass Gardner 1-2 Kapitel darauf verwendet, Bond zu einem Computer-Nerd und Programmierer werden zu lassen, ohne dann damit irgendwas anzustellen. Es ist ohnehin dumm und unnötig, dass die Verbrecherorganisation ihn sicher nicht dafür brauchen wird, und sogar eh weiß, wer er ist.

Bond als Figur wirkt in diesem Roman etwas runder und geschliffener als bei Fleming. Das letzte Kapitel deutet sogar eine einfühlsame, romantische Seite an, was dann aber auch wieder etwas unglaubwürdig ist.

Alles in allem: Kann man lesen aber kein großer Wurf. Auf kuriose Art interessant aufgrund der Computer Historie.
A propos: Man könnte den Film nahezu EXAKT heute noch mal so veröffentlichen, indem man Mikrocomputer durch AI/KI ersetzen würde. Das würde alles zu 99% so funktionieren, aber wäre sogar viel glaubwürdiger
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Romanbesprechung: Role of Honour (Gardner, 1984)

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OP und NSNA sind aber von 1983, also ein Jahr vor ROH. Wenn, dann hat Gardner geklaut bzw. sich inspirieren lassen. Dafür hatte er gegenüber Eon mit AVTAK das Luftschiff ein Jahr im voraus.

Nobody Lives Forever ist dann eine Art Fortsetzung von Role of Honour, zumindest was Tamil Rahani als Gegenspieler angeht. Und ich würde sagen es ist Gardners bester und einfallsreichster.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.