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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Grade "Prisoners" gesehen. Es handelt sich um Elends- und Nihilismus-Pornografie, provokant mit Schockeffekten und Gewaltdarstellungen, ohne jedoch jemals etwas Wertvolles zu artikulieren. Während die ersten Eindrücke einer zerstörten Ordnung, der Angst um die vermissten Kinder und des Zerfalls zivilisatorischer Grenzen bewegend und nachhaltig verstörend wirken, entpuppt sich das selbstgefällige, düstere Drehbuch von Aaron Guzikowski als plumpe, eigensinnige Studie der Dunkelheit, ein Labyrinth ohne klaren Ausgang, das seine Depressivität ständig mit unglaublich lächerlichen Wendungen und Intrigen steigert, bis es zum Augenrollen lächerlich wird.
Anstatt diese überladene Erzählung von Selbstjustiz, Folter, Kindesmissbrauch, männlicher Impotenz und Verzweiflung als den saftigen Pulp-Brei zu servieren, der in ihr schlummert, pumpt Regisseur Denis Villeneuve jede Menge Arthouse-Flair in die Szenen, nimmt alles unglaublich ernst und will jeder Figur und jeder Entscheidung filmische Würde verleihen. Das ist nicht ganz fehl am Platz, denn Kameramann Roger Deakins gelingt es, majestätische Aufnahmen zu schaffen, die die Traumata der amerikanischen Vorstadtkultur unter ihrer schönen Oberfläche enthüllen. Auch einige herausragende Leistungen sind zu verzeichnen: Hugh Jackman, Viola Davis, Terrence Howard und Paul Dano sind allesamt wirklich exzellent, nur Jake Gyllenhaal sticht als nebulös geschriebener Polizist negativ hervor.
Doch Villeneuves antiseptischer Stil ist zu karg und düster, um die Moral im Herzen der 153 Mammutminuten greifbar zu machen. Der Film wirkt in seiner grausamen, unerbittlichen Gewalt gegen das Publikum eintönig, so sehr, dass es ethische Exploitation ist und nicht die anvisierte ethische Exploration. Nicht ganz uninteressant, mit viel Talent umgesetzt, aber letztlich fast sinn- und zwecklos in allem, was er erreichen wollte.
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Let the sheep out, kid.