Das Bondfeeling früher und heute

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Ich möchte hier gerne über etwas sprechen, was mir generell in den letzten James Bond Filmen aufgefallen ist.

Das typische Bond-Feeling der alten Filme fehlt bei den letzten Bondfilmen teilweise einfach völlig. Um deutlicher zu werden:
Die alten Filme haben einfach eine spezielle Atmosphäre, die irgendwann in den 80ern verloren ging.
Das hat verschiedene Gründe: Unersetzlich waren die Sets von Produktionsdesinger Ken Adam. Zum Beispiel der Unterschlupf von Stromberg, der Saal mit dem langen Tisch oder sein persönlicher Kontroll-Raum mit den verschiedenen Aquarien wo er diese zeigt und zu Bond sagt "Da ist Schönheit...da Hässlichkeit...und da der Tod." Einfach genial, alleine dieses Gespräch, unterstrichen durch ruhige Musikklänge eine herrvorragende Szene.
Jetzt nicht nur in dem Bond, sondern allgemein alle, an denen Ken Adam mitwirkte, hatten herrvorragende Sets, die einfach ein unglaubliches (Bond-)Feeling boten bzw. viel dazu beitrugen. Das spezielle an den Sets war ja auch, dass man auch die Decken der jeweiligen Räume sah, welche wundervolle Formen aufwiesen. Auch das ging irgendwann in den 80ern verloren. Achtet euch mal darauf.

Und zwar genau dann als Peter Lamont sich -ab FYEO- um das Produktionsdesign kümmerte fehlt das einfach. Die Sets sind zwar alle weitaus realistischer geworden und nicht schlecht gemacht, aber mir fehlt da einfach die Verträumt- und Verspieltheit der alten Filme. Bei DAD mit dem Eispalast probierte man zwar mal wieder was in die Richtung, aber für mich kam das Decor dieses Palastes wortwörtlich einfach zu kalt rüber.

Das ist für mich mal einer dieser Gründe, weshalb für mich bei den neueren Bondfilmen einfach irgendwas fehlt.

Desweiteren die Anreicherung der Actionszenen. Um mal klarzustellen: Ich mag Action, ich bin ein grosser Actionfan und Action ist für mich einfach ein wichtiger Bestandteil der Bondfilme. Aber ich muss einfach zugeben, dass ein Film wie TND es damit irgendwie schon übertreibt. Die Actionszenen sind zwar wirklich klasse, das Tempo ist dadurch unglaublich hoch und es gibt kaum Verschnaufspausen. Aber irgendwie muss man -so sehr man von der Action überzeugt ist- zugeben, dass der Film dadurch ebenfalls einiges an Bondfeeling einbüsst. Schlecht ist TND dadurch nicht, als reiner Actionfilm taugt der immer noch sehr viel. Aber als Bondfilm nur bedingt.
TWINE war in der Hinsicht ein Schritt vorwärts, doch die viel zu düstere Atmosphäre gefällt mir überhaupt nicht, und genau darum geht das Bondfeeling wieder verloren.
DAD ist eine einzige Katastrophe. Viel zu viel Action, und das schlimmste: Viel zu schlechte. Ich will in einem Bondfilm echte Stunts und keine billigen Computeranimationen sehen. Desweiteren schlimm die Sache mit dem unsichtbaren Auto, aber darüber wurde ja schon genug diskutiert.
GE war unter den Brosnan-Bonds noch der einzige Lichtblick: Die Casino-Szenen beispielsweise haben wirklich echtes Bondfeeling. Und sogar das Gespräch zwischen Bond und 006 auf dem Friedhof funktioniert und erinnert an alte Tage des Bondfilms. Für mich ist das noch der beste aller Brosnan-Bonds.

Ich hoffe nun wirklich, dass Casino Royale wieder ein Schritt in die richtige Richtung werden wird, was heisst:
- Ein gutes Spiel zwischen Bond und dem Bösewicht
- Nicht zu viele, aber gute Action ohne Computerquark
- DIE GEDIEGENE ATMOSPHÄRE DER ALTEN BONDFILME

Das wäre mein persönliches Erfolgsrezept, wenn ich Regisseur eines Bondfilms wäre.
Zuletzt geändert von Martin007 am 2. September 2006 18:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Wow! Du sprichst mir aus der Seele! Das ist mir echt schon oft aufgefallen! Die Filme haben viel verloren...sehr fiel. :cry: Die Darsteller wurden schnieker, die Kulissen "normaler" die Feinde irgendwie zu überdreht. Ich hoffe, dass das Feeling mit DC wieder zurückkommt! Babs und Michael sollten sich noch mal die Bond-Erfolgsformel durchlesen!
Every Legend has a beginning.
James Bond, Special Agent SIS:
"The Property of a Lady"

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Naja, auf solche Sachen, wie die Vulkanbasis aus YOLT und das HQ von Stromberg könnt ich verzichten. Aber in den anderen Punkten bin ich ganz deiner Meinung!

Und mit Martin Campbell, Daniel Craig, Eva Green und Mads als Le Chiffre werden wir wieder einen Bondfilm alter (schon verloren geglaubter) Klasse bewundern dürfen. Dessen bin ich mir sicher! 8)
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

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Was meint Ihr, warum FRWL mein Favourite ist!

Ok....Die Location-Sache...:

Der Orient-Express war damals und ist heute immer noch etwas besonderes. Wer konnte sich damals eine solche Reise schon leisten?
Wer hat heute die Zeit um mit dem Zug zu fahren?
Wer hat schon heute die Erkenntnis, dass eine Fahrt schon das Ziel ist?

Feeling....Das ist ein schönes Wort! Auch ich fordere es ein. Auch ich erhoffe, dass das in Zukunft wiederkehren wird. Damals, während des Kalten Krieges, war dieses Feeling ja leicht zu erzeugen:

Der gute Westen gegen den bösen Osten!

Auch wenn es nicht offensichtlich war und man offiziel gegen eine Organisation wie Phantom usw. gekämpft hat. Im Hintergrund hatte man immer den Ost-West Konflikt im Kopf!

Wie man dies ändern kann? Darauf habe ich leider kein Rezept-oder meint Ihr, dass ich sonst noch hier wäre und meine Zeit mit dem Schreiben von Posts vergeude..?:wink:

Was ich aber auch einfordere, und das ist einfach umzusetzen, ist Realismus! Damit spreche ich nicht den von Martin erwähnte AM an. Es sind wohl kleine Dinge, die doch nicht aus der Realität entnommen wurden:

-Einhändig Abfeuern einer Waffe, dessen Kugel auch trifft!
-Das Abfeuern einer automatischen Waffe, welche beim Abschuss nicht verzieht und man somit locker das Ziel trifft.
-Frauen, welche sehr willig sind, sich zu reiben....(ok-solche soll es ja geben, aber die meisten scheinen nicht so zu sein)
-Bond-Cars, welche scheinbar ohne Probleme durch die britische Version des dt. TüV kommen
-Das Springen von einer Klippe um sein Flug noch zu erreichen....:wink:

Das nur mal eben so zür kürze...!

MfG
001
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Yup, Martin for President... öh Regisseur.

Stimme dir in meister Hinsicht hoch zu. Vor allem das mit dem Feeling ist eine sehr wichtige (wunderschöne) Sache. Und du hast recht, ein grosser Teil davon hängt von der Umgebung ab. Doch ebenso wichtig finde ich die Kunst der Schauspieler und ihr Handeln. Darum glaube ich, nein, ich bin mir sicher, dass Daniel Craig DER James Bond schlechthin sein wird. Seine Mimik, seine Bewegungen... hart, leicht ironisch, sexistisch (sagte meine Schwester :wink: ). Die einzige Angst, die ich um CR habe, ist die nach zu wenig Witz, Leichtsinn. Dies giebt auch ne Menge Bondfeeling, wie es Sean Connery noch so genial verkörperte. Oder solch kleine unnütze Sachen (àlà Blumen über Jacques Bouvard), oder wie er sich auf geniale Art und Weise aus brenzligen Situationen rettet (meine Favoriten hier die Dalton-Filme mit der Cellofahrt- oder der Wasserski-Szene). Letzteres gab es zwar auch in neuster Zeit, doch trägt dies auch zum Bondfeeling bei.

Doch trotzdem denke ich, dass wir im Jahre 2006 leben und sich die Vergangenheit nicht einfach wiederholen lässt. Doch Bond sollte sich der Konkurrenz und der Umgebung nicht anpassen - er sollte sie anpassen lassen. Und wie erreicht er dies? Richitg, mit dem richtigen Bondfeeling.


Noch was (@ 001):
Realismus in allen Ehren, doch erwarte ich diesen in einem Bondfilm nicht. Solange alles physikalisch erklärbar ist und die Wahrscheinlichkeit da, ist für mich das in Ordnung und spektakulär. Oder willst du ein Auto eines Geheimagenten, dass zum TÜV muss?
Und ein ausgehölter Vulkan gibt doch auch eine schön bondige Atmosphäre. :)
Grow up, 007°''!
“You know, James Bond’s mother is Swiss. That will make it all worthwhile.” Marc Forster

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Das mit dem Auto bezog sich auf die Tatsache, dass leider zuviele zu viel Wert auf das Auto und seinen Gadgets legen! Ich fand es in GE einfach nur mal schön, dass der Z3 einfach nur mal gefahren wird. Keine Maschinengewehre, Raketen oder Laser kamen zum Einsatz. Was ich natürlich nicht verhehlen möchte ist, dass man dem Wagen eine andere Straße hätte spendieren können! Trotzdem war selbst dieser Weg eine geniale Werbung für BMW!

Die Szene mit dem Sprung von einer Klippe um das Flugzeug zu erreichen-Damit meinte ich natürlich die Anfangssequenz aus GE (für alle, die es nicht wissen). Ich muss zugeben, als ich das das erste mal sah, da habe ich gelacht!. Das kann nur der Jimbo habe ich damals gesagt. Aber ist das realistisch?

Ist das realistisch, das Flugzeug im Flug überhaupt zu erreichen?
Ist das realistisch, das Flugzeug noch hoch zuziehen?
Ist das realistisch, das Flugzeug so hoch zuziehen, dass dabei keinen Strömngsabriss passiert?

Sehr viele Fragen-Ich weiß. Aber dennoch sind das Fragen, auf der meine Forderung nach Realität beruht!

Wäre das nicht mal schlecht, wenn sich Jimbo einfach mal der Realität stellt? Ohne Gadgets, ohne Stunts-welche zwar auf den ersten Blick lustig sind....

Eine Realität, wo er Köpfchen haben muss.
Eine Realität, in der er sich stellen muss.
Eine Realität, in der er sich nicht auf Tricks verlassen kann.
Eine Realität, in der auch einstecken muss.

Realität ist scheinbar das Größte Abenteuer, was er wohl eingehen kann. Und in dieser Leben wir!

MfG
001
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Genau auf diese Realität warte ich in Casino Royale und ich erwarte sie auch. Und einstecken wird der liebe Junge auch müssen. :wink:

Spoiler:

Auf die Folterszene bin ich gespannt. In wie weit sie an den Roman rankommt, bzw. was nicht rausgeschnitten wird.

Spoilerende

Das wird die Szene in der der Kameramann von CR zeigen kann, was er drauf hat. Kameramann ist übrigens Phil Meheux.
Zuletzt geändert von Samedi am 3. September 2006 13:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich bin auch auf den "Spoiler" gespannt. Und wie sie diese heikle Szene darstelln.
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Das ist echt interessant. Es ist mir zwar schon aufgefallen, dass der Stil von LTK zu GE geändert wurde, aber ich denke das hängt auch damit zusammen, dass die Macher das Ganze mit zu viel "Gewalt" moderner machen wollten. Die herrschaftlichen Räume, wie eben auch angesprochen zB. Strombergs Atlantis oder Dr. No´s Wohnung passten total in die Zeit und haben die Bondfilme ja auch exklusiv gemacht. Ich denke alle Filme haben ihre Zeit, aber ich hoffe ähnlich, wie Martin, dass Casino Royale alle guten Eigenschaften kombiniert und somit wieder ein perfekter Bondfilm zustande kommt.
MfG Christoph

Goldeneye (1995) - Die another day (2002)
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Ich muss auch sagen, dass das Bond feeling echt nach gelassen hat, ich finde auch in DAD klingt der Bond Theme Song nicht mehr so gut.
Mal ein Beispiel:
Als Bond in OHMSS vom Helikopter spring und auf dem Bauch die Eis Bahn lang schlidert und dabei mit seinem Gewehr schießt, und dann der Themen Song kommt, dass gibt wohl jedem Bond ein unwahrscheinliches kribbeln und ein geiles feeling.
Am besten ist das Bond feeling aber in `Der Spion der mich liebte`.

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Genau! Die typischen Bond-Scenes fehlen einfach! Diese Mischung aus Bond-Theme und Action! Diese kleinen Verrücktheiten, wie z.B. die Enten-Tarnung in der GF-Pretitle, das "Tennisspiel" während der OP-Verfolgungsjagd via Rikscha oder die Cello-Verfolgung in TLD.
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Bondfeeling? Wo ist es nur geblieben? Leider muss ich sagen lässt sich diese Entwicklung verstärkt bei den Brosnan-Bonds beobachten, doch auch bei Dalton begann es auch langsam einzusetzen... Es fehlen die Dinge, die Bond irgendwie früher sehenswerter gemacht haben... Die Setdesigns haben sich sehr zum negativen verändert, wie hier ja schon bemerkt wurde, es ist irgendwie eine sehr starke Nüchternheit eingekehrt, irgendwie fehlt so ein bisschen das Extravagante der alten Zeiten...

Zudem gefällt mir in den letzten Jahre dieses allzu stereotype der Filme nicht mehr, was auch meiner Meinung nach maßgeblich an den Drehbuchautoren liegt... Die Filme liefen irgendwie immer gleich ab... Bombastische Actionszene in der Pretitle... Haupttitel, irgendwas passiert, dass Bond auf den Plan ruft... Bond tritt mit Bösen in Kontakt, Bond macht Bösen sauer, der will Bond töten, Bond entkommt... Bond trifft Girl... Erstesmal XXX, Bond trifft böses Bondgirl wieder... Wieder XXX, Schlussaction Ende...!!!

So oder so ähnlich liefen sie ab, kein Spielraum für Ideen, für Kreativität... Für eine Story, wie z.B. FRWL, wo Bond nicht weiß, wer seine Feinde sind, bis fast zum Ende... Irgendwie fehlte mir diese Thrilleratmosphäre ein wenig... Bond tappte irgendwie zu selten mal im Dunkeln, war zu selten mal in einer wirklich ausweglosen Situation...

Und mir war in den Filmen, besonders TND und DAD einfach viel zu viel Action... Man ist irgendwie durch den Film gehetzt und hat nur darauf gewartet, dass gleich wieder irgendetwas in die Luft fliegt... Irgendwie war da die liebe zum Detail nicht mehr so groß!

Ich hoffe, dass mit CR ein Stück dieser alten Atmosphäre zurückkommt... Die Story ist frisch und Purvis und Wade sind endlich weg... Irgendwie schade, dass man Pierce Brosnan jetzt nicht nochmal sehen kann, wie er zeigen kann, ob er wirklich was drauf hat als ein richtiger Bond... In GE, dem einzigen Brosnanfilm, den ich wirklich richtig mag, hatte er schon gute Ansätze!
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"Sie sind nicht mein Typ!"
"Klug?"
"Single!" (Casino Royale 2006)

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Am besten waren die Bond feelings bei den Roger Moore filmen. Hoffnetlich kommt die Theme Musik auch in dem neuen Casino Royale.

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Mit den Brosnan-Bonds ging's storymäßig leider immer weiter bergab. Wie ich schon einmal erwähnte:

Die Schlussaction bei Der Morgen stirbt nie und Die Welt ist nicht genug ist genau die gleiche: Kampf im U-Boot. Die Verfolgungsjagd mit Booten über Landpassagen in Die Welt ist nicht genug entspricht 1:1 den Ideen aus Leben und sterben lassen.
Die Charaktere sind größtenteils blass und austauschbar. Es herrscht zwar immer Spannung, aber es tauchen keine überraschenden Wendungen auf. Die Fahrt in der Pipline in Die Welt ist nicht genug - naja, rasand in Szene gesetzt aber vorhersehbar; da finde ich die Idee aus Der Hauch des Todes doch gelungener: "Fische, Borst, Schweine.. es muss doch noch einen anderen Weg geben!" - "Wie oft haben SIe das schon versucht? - "Sie sind der erste!" - Klappe zu - das hat einfach Stil!

Was man derzeit über Casino Royale erfährt, besteht wirklich große Hoffnung, wieder einmal einen "richtigen" Bondfilm erleben zu dürfen.

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Wobei anzumerken ist, dass es in TND kein U-, sondern ein Stealth-Boot ist, das Carver benutzt und wo die Schlussszene stattfindet.
Und die Bootsverfolgungsjagd hat doch in London über der Themse eine markant andere Atmosphäre, als dass ich hier Parallelen finden würde. Schon alleine die Rolle von Bond (vom Gejagten zum Jäger) ist eine völlig andere. Immerhin die Musik ist bei beiden Szene genial. 8)

Bei der Pipeline stimme ich dir aber völlig zu, diese Actionszene hätte es nicht gebraucht und war auch nicht wirklich spektakulär. Wobei die kurze Sequenz in TLD genial war (einen kleinen markante Fehler hatte der spitze Winkel der Pipeline zwar, doch darüber kann man hinwegsehen^^).
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