Kleines Interview mit Marc Forster

Am 6. November 2008 startete das 22. James-Bond-Abenteuer mit Daniel Craig in seinem 2. Auftritt als 007! Alle Meldungen, Gerüchte, Fakten und Fragen zu QUANTUM OF SOLACE und allen weiteren Bondfilmen (BOND 23 etc.) hier herein! [Leseforum]
Gesperrt
Benutzeravatar
007°''
Agent
Beiträge: 2040
Registriert: 28. August 2003 20:36
Wohnort: Zürich
Contact:

Nicht viel Neues, einiges Interessantes, einen Drehbeginn am 3. Januar und die Bestätigung von Amalric als 1. und Taubman als 2. Bösewicht:
SonntagsZeitung hat geschrieben:«Vorsicht! Das ist meine Bibel»

Marc Forster über die Bestsellerverfilmung «Kite Runner», die Schweiz und den neuen Bond


Von Matthias Lerf

In vier Tagen beginnt Marc Forster mit den Dreharbeiten zum 22. Bond-Film. Ein paar Tage später kommt sein «The Kite Runner – Drachenläufer» ins Kino. Es ist etwas völlig anderes: die Verfilmung des Bestsellers von Khaled Hosseini, einer auf der ganzen Welt geliebten, herzergreifenden Geschichte aus Afghanistan.

Marc Forster, hatten Sie keine Angst, ein so bekanntes Buch zu verfilmen?

Gewisse Vorbehalte hatte ich schon. Aber als ich das Projekt anging, war der Roman noch lange kein Weltbestseller. Jetzt erlebe ich die seltsamsten Dinge.

Was denn?

Normalerweise werde ich ja nicht erkannt, auf der Strasse, ausser in der Schweiz, wo mich die Leute ab und zu ansprechen. Aber bestimmt nicht hier in London. Vorhin ging ich im Hyde Park spazieren. Da kam ein Mann auf mich zu, packte mich fast am Kragen und rief: «Sie sind dieser Regisseur, der mein Lieblingsbuch verfilmt. Vorsicht, das ist meine Bibel!» Der war noch nett, es gibt auch andere.

Was sagen die?

Die haben grosse Befürchtungen, dass ich einen Hollywoodschinken daraus mache.

Und was antworten Sie?

Haben Sie schon mal einen Hollywoodschinken gesehen, in dem hauptsächlich Dari gesprochen wird, die Sprache Afghanistans? Ich glaube, man muss es umgekehrt ansehen. Ohne die Aufmerksamkeit, die der Roman auf sich zog, hätte ich ihn nie verfilmen können. Denn ich bestand ja darauf, ohne Stars zu drehen.

Gab es denn entsprechende Vorstellungen in Hollywood?

Die gibt es immer. Ich arbeite sonst gerne mit Stars. Aber ein Dari sprechender Tom Cruise hätte einfach nicht gepasst.

Einer Ihrer Lieblingsdarsteller, Dustin Hoffman, bezeichnete Sie vor zwei Wochen in der SonntagsZeitung als «glatzköpfigen, dünnen, metro-sexuellen Mann»...

Das hat er gesagt?

Ja, und auch, dass die Frauen Ihnen zu Füssen lägen.

So ein Witzbold. Wie kommt er darauf?

Vielleicht durch Beobachtung, schliesslich haben sie zweimal zusammen gedreht.

Ich glaube eher, Dustin Hoffman hat einfach einen ausgeprägten Sinn für Humor. Mir liegen keine Frauen zu Füssen. Ich hatte sogar Mühe, ein Bond-Girl zu finden.

Dustin Hoffman ...

(unterbricht) Dustin Hoffman verwechselt etwas. Er ist zwar schon 70 und glücklich verheiratet. Aber in Tat und Wahrheit liegen ihm die Frauen zu Füssen, nicht mir. Sie sollten ihn mal sehen. Ich werde ihn gleich anrufen und zur Rede stellen.

Im gleichen Interview sagte er auch, dass Sie als Regisseur kaum wahrnehmbar seien. Sie führten Regie auf Distanz.

Ich versuche wirklich, eine Atmosphäre zu schaffen, bei der kein Druck da ist. Mit so erfahrenen Leuten wie Dustin Hoffman mache ich oft auch keine Proben, damit sie das Beste geben können.

Aber als Regisseur haben Sie doch Vorstellungen, die Sie durchsetzen wollen.

Klar. Aber ich schreite nur ein, wenn mir etwas nicht gefällt. Und das tue ich leise. Es gibt schon Regisseure, die aggressiv mit den Schauspielern umgehen und dabei gute Resultate erzielen.

Martin Campell, der Regisseur des letzten Bond-Films, brüllt herum wie ein Berserker.

Ich hoffe, das ist nicht die einzige Art, wie man Bond inszenieren kann... Ich rufe nicht mal «Action». Das macht mein Assistent. Allerdings , bei den Dreharbeiten zum «Drachenläufer» bin ich schon laut geworden.

Weshalb?

Die Sicherungen sind mir durchgebrannt. Weil Afghanistan nicht in Frage kam, drehten wir in einem abgelegenen Teil Chinas. Es hatte Menschen aus 28 Nationen auf dem Set. Die Hauptsprachen waren Dari, Mandarin, Englisch und Uigurisch.

Uigurisch?

Das ist die Sprache der Muslime in diesem Teil Chinas. Es gibt wahnsinnige Spannungen zwischen ihnen und den Chinesen, ähnlich wie in Tibet. Auch logistisch war es schwierig, mit den Kameras und den Filmvorräten. Da bin ich ein paar Mal laut geworden. Ich kam mir vor wie Werner Herzog bei seinen Filmen mit Klaus Kinski. Zum ersten Mal konnte ich verstehen, wie sich da jemand verlieren kann.

Die Stars Ihres Films sind afghanische Kinder. Bei diesen Laien konnten Sie doch kaum Regie auf Distanz führen?

Wir haben viel geprobt, vorher, alle Szenen. Zwar immer mit Übersetzern, aber ich habe mich den Kindern verbunden gefühlt. Die wussten, was auf sie zukommt.

Kennt man denn das Buch in Afghanistan?

Ja. Es zirkulierte zuerst im Iran, und kam so auch nach Afghanistan. Natürlich als Raubkopie.

Und wie reagierte man dort auf die Verfilmung?

Die Ausgangslage ist zwar politisch. Aber im Zentrum stand für mich die ganz einfache Geschichte zwischen den Menschen. Die Leute in Afghanistan sagten, endlich gibt es einen Hollywoodfilm, der uns nicht als Bösewichte oder Terroristen zeigt. Niemand warnte mich, dass es Komplikationen geben könnte mit den Kinder-Darstellern. Vermutlich konnte das auch niemand ahnen (siehe unten). Es waren die kompliziertesten Dreharbeiten, die ich je erlebt habe.

Wird dagegen der James-Bond-Dreh eine Erholung?

Er wird ganz anders. Daniel Craig hat beim letzten Film etwas Neues in die Rolle gebracht. Das will ich weiterentwickeln.

Wie stellen Sie sich das vor?

Als Bond begann, zu Sean Connerys Zeiten, waren Reisen noch ein Luxus, den sich nicht alle leisten konnten. Heute ist die Welt kleiner geworden. Wenn Bond an einen Palmenstrand fährt, ist das schon fast banal. Die einzige interessante Reise, die bleibt, ist die nach innen, tief in die Psyche.

Wird Bond – wie Figuren in Ihren früheren Filmen – zur gespaltenen Persönlichkeit?

(lacht) Es wird schon ein paar … Dinge geben.

Das ist doch gar nicht möglich, in dieser Serie.

Lassen Sie sich überraschen. Ich habe ja noch nie einen Actionfilm gemacht. Bis jetzt haben mich die Produzenten bei allem unterstützt. Zurückgepfiffen wurde ich nur in Budgetfragen.

Hat man für Bond nicht unendlich viel Geld zur Verfügung?

Das denkt man, aber es stimmt nicht. Finanziell gibt es schon Grenzen. Sonst aber konnte ich meine Visionen durchsetzen.

In der Schweiz hätte man gerne gesehen, wenn Sie auch hier zu Lande gedreht hätten.

Es gab zwei oder drei Drehorte, die lange offen standen. Zum Schluss hat sich dann das Drehbuch in eine Richtung entwickelt, für die die Schweiz nicht mehr in Frage kam. Immerhin habe ich Anatole Taubman als zweiten Bösewicht engagiert.

Als Quoten-Schweizer?

Überhaupt nicht, er war richtig gut beim Casting. Ich kannte ihn nicht, auch keinen seiner Filme. Und wollte ihn auch nicht bevorzugen, nur weil er Schweizer ist. Kennt man ihn in der Schweiz?

Er spielte die Hauptrolle im Thriller «Marmorera», der aber ein Flop war.

Er ist eben noch kein Bruno Ganz.

Haben Sie denn auch an Bruno Ganz gedacht?

Ja. Aber der wäre nur als Hauptbösewicht in Frage gekommen. Und dafür hatte ich schon den Franzosen Mathieu Amalric.

Sie sind gebürtiger Deutscher. Aber im Frühling bekommen Sie den Schweizer Pass.

Ich werde Ehrenbürger von Davos.

Ist Ihnen das wichtig?

Machen Sie Witze? Natürlich liegt mir viel daran. Ich fühle mich mit der Schweiz verbunden, bin da aufgewachsen. Es ist meine Heimat.

«The Kite Runner – Drachenläufer»: ab 17. Januar im Kino
Grow up, 007°''!
“You know, James Bond’s mother is Swiss. That will make it all worthwhile.” Marc Forster
Benutzeravatar
Gernot
'M' - ADMINISTRATOR
Beiträge: 7684
Registriert: 29. August 2002 10:46
Wohnort: Vienna, Austria
Contact:

viele dank für das interview @ 007!
Bond... JamesBond.de
Benutzeravatar
007°''
Agent
Beiträge: 2040
Registriert: 28. August 2003 20:36
Wohnort: Zürich
Contact:

Noch etwas, das man herauslesen kann: Das Bondgirl ist gefunden!
Ich hatte sogar Mühe, ein Bond-Girl zu finden.
Wir beginnen das Filmen also nicht ohne Bondgirl, wie noch bei CR.
Grow up, 007°''!
“You know, James Bond’s mother is Swiss. That will make it all worthwhile.” Marc Forster
Benutzeravatar
Samedi
Agent
Beiträge: 21825
Registriert: 14. März 2006 12:37
Lieblings-Bondfilm?: GF, TB, LALD, CR, SF, SP, NTTD
Lieblings-Bond-Darsteller?: Daniel Craig
Wohnort: San Monique
Contact:

007°'' hat geschrieben:Noch etwas, das man herauslesen kann: Das Bondgirl ist gefunden!
Ich hatte sogar Mühe, ein Bond-Girl zu finden.
Wir beginnen das Filmen also nicht ohne Bondgirl, wie noch bei CR.
Schade, dass da der Interviewer nicht nachgehakt hat. Aber ich bin zuversichtlich, dass es bald eine Pressemitteilung von Sony geben wird.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
Benutzeravatar
Gernot
'M' - ADMINISTRATOR
Beiträge: 7684
Registriert: 29. August 2002 10:46
Wohnort: Vienna, Austria
Contact:

dass sie bruno ganz als bond-bösewicht haben wollten, finde ich auch sehr interessant.

er wäre wohl der perfekte bond-schurke unserer zeit, nur die frage ist, ob er jemals auch nur überlegt hätte, die rolle anzunehmen...?! dass sie zuerst amalric und dann erst ganz hatten, kann ich auf anhieb nicht "ganz" ;) glauben. aber ich bin auch mit amalric sehr zufrieden.
Bond... JamesBond.de
Benutzeravatar
007°''
Agent
Beiträge: 2040
Registriert: 28. August 2003 20:36
Wohnort: Zürich
Contact:

Das Portrait, das dem Artikel beigedruckt war:

Bild
FOTO: PHIL KNOTT/CAMERA PRESS/KEYSTONE
Grow up, 007°''!
“You know, James Bond’s mother is Swiss. That will make it all worthwhile.” Marc Forster
Benutzeravatar
Victor 'Renard' Zokas
Agent
Beiträge: 1575
Registriert: 11. September 2006 11:29
Wohnort: Ravensburg
Contact:

Ich weiß nicht, obs schon irgendwo erwähnt wurde, aber anscheinend wird der Film auch wieder etwas kürzer als Casino Royale:

Auf die Schlussfrage, weshalb denn die letzten paar ‹Bond›-Streifen trotz knapper Story immer deutlich über zwei Stunden dauern mussten, meint der Regisseur mit einem smarten Lächeln: «Da kann ich nur für mich sprechen. Ich peile eine Laufzeit von exakt zwei Stunden an.
http://www.20min.ch/week/movie/story/11915890
"The name's Bond. James Bond."
Gesperrt