JAMES BOND #9 /// FILMKRITIK
Zunächst einmal sei gesagt, dass TMWTGG mein erster Bondfilm war. Mit diesem Film fing die Mania an. Und vielleicht stehe ich ihm deshalb gerade eindeutig positiver gegenüber, als die Mehrheit.
Ich sehe in GG nicht nur komische Momente, Gags und Humor sehe, sondern auch - haltet euch fest - eine eher düstere, geheimnisvolle, fast unheimliche Stimmung. Definiert wird diese vor allem zu Beginn und in der Mitte des Films durch den Score (das GG-Theme) und die Locations. Die fernöstliche Exotik verleiht einigen Szenen zusammen mit der entsprechenden Musik etwas mystisches, besonderes. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass diese Szenen so gewirkt haben als ich den Film mit etwa 9 das erste Mal sah. Die Szenerie, als die Statuen im Garten nachts plötzlich lebendig werden hat mir jedenfalls grossen Eindruck gemacht. Und tut es irgendwie auch heute noch.
So sieht es also aus: wenn ich mir TMWTGG anschaue, dann erwarte ich eine Mischung aus Humor und Witz sowie dieser ganz besonderen magisch-mystischen Golden-Gun-Stimmung, die ich so liebe. Von daher stört es mich wenig, dass die Story manchmal konstruiert und als solche eher schwach wirkt. Trotzdem bleiben einige Kritikpunkte haften: das ganze Energie-Zeugs passt mir auch nicht wirklich, auch wenn mir die daraus resultierenden Szenen teilweise gut gefallen. Das Storyelement der Beziehung Bond-Scaramanga ist da schon weitaus interessanter und passt auch weitaus besser in den Film. Im Grunde geht es mir in TMWTGG jedoch weniger um den Hintergrund, als um den - zugegeben teilweise recht im Leerlauf stehenden - Hauptteil des Films, also vor dem Finale. Der ist einfach glänzendes Unterhaltungskino! Wenn ich zusätzlich zu Action, Atmosphäre und Bondfeeling noch grossartige Spannung und Krimi-Aspekte will sehe ich mir die ersten Connery-, die Dalton-Filme oder CR an.
Ich gehe noch weiter und behaupte, Roger Moore ist in diesem Film recht nahe am Roman-Bond. Jedenfalls unterscheidet er sich ziemlich von der Figur ab TSWLM. 007 ist hier noch ein recht brutaler Agent, der den libanesischen Gangstern auch mal ordentlich in die Fresse haut und auf der gleichen Ebene selber kassiert. Ein Chauvinist, evetuell mit einer gewissen Selbstüberschatzung bezüglich seiner Wirkung auf Frauen. Er ist schonungslos und gewalttätig gegen Andrea Anders, um dann im nächsten Moment wieder die charmante Gentlemen-Fassade aufzusetzen und den Champagner zu reichen. Ein Draufgänger in jeder Hinsicht, der ohne Rücksicht auf Befehle oder Tipps in Hai Fats Garten marschiert. Er schläft mit Andrea um an Informationen zu kommen, mit Goodnight um des Vergnügens Willen. Bond packt in diesem Film Frauen in Kleiderschränke um sie später - nach dem Sex mit einer anderen und dem Genuss einer Zigarre - nach Lust und Laune wieder hervorholen zu können (das glaubt er zumindest). Manchmal ist Moore als Bond schon fast ein Kotzbrocken, trotzdem erschleicht er sich irgendwie Sympathien. In Action- und Gefahrenszenen überspielt er noch nicht alles mit seinen Sprüchen sonder agiert dann skrupellos und professionell, kassiert zwischendurch, und packt den britischen Gentlemen und Frauengauner dann beim Abendessen wieder aus
...kurz gesagt: So gefällt mir Bond, und Moore ist toll in der Rolle!
Mit Christopher Lee als Mann mit dem Goldenen Colt hat Bond einen starken Gegenspieler. Lee spielt einen brillanten, gefährlichen Charakter, der im Bett mit der Pistole hantiert, um seine Gelüste zu befriedigen. Er bewundert den Agenten ihrer Majestät, hält sich selber jedoch immer noch für den besseren. Seine Dialoge und Szenen mit Roger Moore sind immer wieder schön anzuschauen und häufig so stark wie das Spiel Connery-Fröbe.
Mary Goodnight ist total dämlich, und wird auch so dargestellt. Wenn ich mir Britt Ekland in Bond-Interviews ansehe glaube ich oft, dass sie sich gewissermassen selbst gespielt hat.

Fragwürdig, wie so eine Agentin werden konnte... Sie sorgt zwar für einige lustige Szenen, nervt jedoch häufig auch nur. Hervé Villechaize macht einen tollen, gewiss auch ungewöhnlichen Gehilfen her. Der giftig lachende Zwerg mit fragwürdiger Treue zu Scaramange ist ein plus im Film.
Ja, ja, der gute Clifton James. Was wohl alle gegen den haben? Die Verfolgungsjagd ist einerseits spannende, gute Action - nicht zu übertrieben, keine Gadgets - andererseits durch Sheriff Pepper aufgeheitert und mit sehr amüsanten Momenten. Ich finde es oft etwas schade, dass viele Fans den Humor bei Bond auf ein paar zynische Sprüche reduzieren wollen. Diese voll blöden Nebencharaktere (Mrs Bell, der Sheriff, doofe Touristen an allen möglichen und unmöglichen Orten...) machen mir Spass, genau so wie die mit humorvollen Szenen aufgeheiterten Actionszenen, die trotzdem spannend und ernst zu nehmend bleiben ohne zur Parodie zu verkommen. Hier im Forum wird das alles immer schnell mit den Worten
Klamauk,
albern und
Slapstick abgetan. Ich behaupte dass diese Gags keineswegs ein Relikt der Moore-Zeit sein müssen! Gerade in QOS hat es doch wieder solche Ansätze gegeben (alte Frau mit Einkäufen in Siena, quasselnder Taxifahrer in Bolivien...) die leider in der Hektik des Films nicht wirklich gezündet haben.
Die Actionszenen finde ich gut, lustig, und dennoch keine blöden Parodien. Bei der Szene in und um die Karateschule fühle ich mich bestens unterhalten, es macht einfach Spass und dass Bond von Hips Nichten "gerettet" wird um dann gleich wieder allein dazustehen ist mir eigentlich egal. Ich sehe mir TMWTGG ja vor allem wegen dem Feeling, den Bildern, der Sprüche und der Action an. Nicht wegen der Story oder dem Sinn. Von daher betrachte ich Karate, Boot und Auto als gelungen. Sie sind spritzig und witzig, fetzig und ohne grossen Anspruch mitreissend. Die Gründe, weshalb mir TMWTGG (oder besser gesagt die ersten 80%) nie langweilig werden.
Der Score ist Klasse, imo. Ich liebe das Golden-Gun-Theme, das teils mysteriös-unheimlich und dann wieder rasant und packend auftaucht und jedenfalls immer zur Situation passt. Es gehört für mich zu diesem GG-Feeling, das mir so gefällt, dazu wie sonst kaum etwas.
Der Minuspunkt: das Finale. Die PTS ist ja noch ganz gutund führt auf jeden Fall den Charakter Scaramangas mit einer gewissen Spannung und hohem Unterhaltungswert ein. Das Duell und die Schlussszenen langweilen mich hingegen oft nur. Die Fun-House-Sache ist nicht wirklich solide gemacht, zu oft schiessen Rodney oder Bond auf die blödesten Atrappen (und das dann oft auch zweimal...). Besser gewesen wäre ein Duell zwischen Bond und Scaramanga (oder einer ähnlichen Figur) in einem ernsteren Bondfilm. Das hätte Potential! Die Explosionen auf Phuket und die Flucht sind mir auch zu schleppend, zu uninteressant. Lediglich die letzte Szene Bond vs. Schnickschnack bietet danach noch ein paar Lacher und tolle Momente.
FAZIT ein lockerer, teils spassiger, teils spannender Film mit für mich
extrem hohem Unterhaltungswert und wenig Anspruch in Bezug auf Story und deren Logik. Gute Darsteller spielen gute Figuren (Ausnahme Goodnight), exzellenter Score, wunderschöne Locations, das fernöstliche Flair mystisch und geheimnisvoll angehaucht. Wie DAD und OP eher einer dieser comichaften Bonds zum Abschalten des Hirns und dem vollkommenen Genuss als einziger Zweck. (Komplett missraten in dieser Kategorie ist DAF, der für mich sehr wenig Unterhaltungswert hat)
9 von 10 Punkten