Welcher Film von Denis Villeneuve ist der beste?

Der 32. August auf Erden (Keine Stimmen)
Maelström (Keine Stimmen)
Polytechnique (Keine Stimmen)
Die Frau, die singt - Incendies
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Prisoners
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Enemy (Keine Stimmen)
Sicario
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Arrival
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Blade Runner 2049
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Dune: Part One (Keine Stimmen)
Dune: Part Two
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Dune: Part Three (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

106
Blade Runner 2049

Das ist so ein Film, den ich zweimal schauen muss, um ihn beurteilen zu können. (Das ging mit übrigens auch schon bei Villeneuves Vorgänger "Arrival" so.) Das liegt nicht so sehr daran, dass der Film so komplex ist, sondern dass ich in diesem Fall das "world building" auf seine atmosphärische Stimmigkeit überprüfen möchte - und ihn noch einmal nach philosophischem Subtext abklopfen will.

Ein paar ungeordnete Gedanken, die vor allem - aber nicht nur - das hervorheben, was ich an dem Film kritisch sehe:
Villeneuve ist (erwartbar) stilistisch schon sehr anders aufgestellt als Scott, er ist - trotz exquisiter Visualität (dank Roger Deakins) - viel nüchterner als Scott. Außerdem ist das Sequel tatsächlich in noch getragenerem Tempo als das Original erzählt. Die Story ist stimmig, aber nicht spannend im klassischen Sinne; die Twists sind sinnvoll, aber nicht mega-überraschend. Zu Roy Batty - und seiner Sterbeszene - gibt es (auch erwartbar) kein emotionales Pendant, auch wenn hier der Protagonist selbst ein sehr trauriges Schicksal offenbart, dass der Film auch gekonnt erzählt. Die Musik von Zimmer und Walfisch war mir etwas zu beliebig, auch wenn sie mit Vangelis-Motiven spielt. Gosling spielt seinen typisch unterkühlten Antihelden hier nicht zum ersten Mal (aber kompetent), Ford gib einen glaubwürdigen alten Deckard (auch wenn er sicher keinen Nebenrollen-Oscar gewinnen wird), einige große Namen sind etwas verschenkt (insbesondere Jared Leto und Robin Wright kommen mir da in den Sinn - und ich finde es auch irgendwie Schade, dass Dave Bautista seine besten Momente in seinem Kurzfilm hatte). Die Synchro gefiel mich nicht besonders gut.

Das alles verhindert höchstwahrscheinlich eine 10, aber eine 9 ist trotzdem wohl noch drin, schlecher als 8 wird der Film bei mir nicht abschneiden.

Aber - wie gesagt - ich brauche eine Zweitsichtung, um das beurteilen zu können.
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

108
Wundert mich ebenfalls nicht, denn von der eigentlichen Zielgruppe - weit jenseits der 20 -, gehen schon seit sehr langer Zeit viel zu wenige ins Kino. Mir hat der Film sehr gut gefallen, aber geht doch schon ein gutes Stück am momentaneen Massengeschmack ala Marvel und Co. vorbei. Trotzdem Respekt für den Mut des Studios Villeneuve seine Vision in dieser At durchziehen zu dürfen und ihm dabei so viel Budget anzuvertrauen. Nach "Arrival" konnte man ja wissen, was auf einen zukommt. Dessen Box office-Ergebnis wird er imo schon auch schaffen, nur der war eben deutlich günstiger.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

110
danielcc hat geschrieben:
Funksoulbrother hat geschrieben: Das alles verhindert höchstwahrscheinlich eine 10, aber eine 9 ist trotzdem wohl noch drin, schlecher als 8 wird der Film bei mir nicht abschneiden.
Deine Kritik liest sich wie 5/10... und dann eine 9??
Das sind nur ungeordnete Eindrücke, die ich vorwiegend kritisch fand. Der Film hat auch viel positives, zu dem ich aber nicht so viel Mitteilungsbedürfnis hatte.

Ich brauche noch eine Zweitsichtung, um den Film genauer auf seine Substanz und seine ästhetische Kohärenz abzuklopfen.
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

111
Was schon einmal für Villeneuves Klingenläufer-Zweitling spricht, ist, dass ich auch mehrere Tage nach dem Kinobesuch noch immer darüber nachdenke, was genau ich von dem Film zu halten habe ... und ich tatsächlich große Lust auf eine Zweitsichtung verspüre.
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

112
Bin auch begeistert von BR2049! Visuell und von der Musik her extrem stark. Vielleicht der ästhetischste Film, den ich je gesehen habe.

9-9,5/10
Spoiler
PS: Wird der Origamifalter von dem gleichen Schauspieler gespielt, wie im ersten Teil? (Irgendwie sah der als Opa so sehr nach John Travolta aus, dass ich skeptisch geworden bin).
TOFANA IOAM

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

113
Spoiler
- JA, das ist Edward James Olmos, der auch den Guff im Erstling gespielt hat.

- Wie fandet ihr die "Weiterentwicklung" der Idee einer sexuellen Handlung mit einem "Programm" aus "Her" wie es Joi mithilfe der Prostituierten Replikantin Mariette und K macht ?

- K ist ja an sich eine tragische Figur, der erst im Laufe der Handlung die Meinung entwickelt, der Sohn von Deckard und Rachel zu sein und dann feststellt, dass er nur ein Bauernopfer in der Revolution der Replikanten ist.

- Auch die Beziehung zum Joi-Hologramm ist natürlich tragisch, denn er erkennt am Ende, dass alles von ihr nur das gewesen ist, was er hören und sehen wollte.

- Hat jemand von euch an Ana Stelline gedacht, als es um die Frage nach dem Kind von Rachel und Deckard geht ?

- Wie fandet ihr die Integration von Rachel und einer digitalen Sean Young (das ist bis auf die "Augenfarbe" perfekt gewesen und klar bat esser als z.B. Moff Tarkin und Leia in "Rogue One"

- Irgendwie gab es für mich 3 Möglichkeiten, wer am Ende die Schwester von K hätte sein können, wäre er tatsächlich der Bruder gewesen (ich habe zeitweise dran gedacht, dass beide Zwillinge am Ende überlebt haben - "Unterlagen fälschen" ) und die wären für mich entweder die Prostituierte, Luv oder eben Ana Stelline gewesen.

- Der Film hat für mich die Frage beantwortet, dass Deckard ein Replikant ist, weil er erschaffen worden ist, sich in Rachel zu verlieben und ein Kind mir ihr zu zeugen !

- ganz allgemein besteht natürlich die Frage bei den Replikanten, ob man ihnen ein vollständiges biochemisches Konzept zur natürlichen Fortpflanzung mit dem Samen einpflanzen und gedeihen lassen gegeben hat, ansonsten würde das ja so nicht funktionieren.

- War das Ende für euch gut gewählt ? oder hat euch doch noch eine genaue Beantwortung des Schicksals von Niander Wallace und K, der Ausgang der Replikantenrevolution, mehr Interaktion zwischen Vater und Tochter gefehlt ?
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

114
HCN007 hat geschrieben:
Spoiler
- Der Film hat für mich die Frage beantwortet, dass Deckard ein Replikant ist, weil er erschaffen worden ist, sich in Rachel zu verlieben und ein Kind mir ihr zu zeugen !
Dann hast du da glaube ich was falsch verstanden.
Spoiler
Es wird schlicht nicht beantwortet, ob Deckard ein Replikant oder ein Mensch ist, auch wenn der Film die Frage durch Wallace aufwirft. Da Replikanten genauso altern wie Menschen (siehe Batista) ist beides möglich. Natürlich kann man sich fragen, ob ein Mensch solange in der radioaktiven Zone überlebt hätte und ob das Treffen von Deckard und Rachael im Erstling nur inszeniert und von langer Hand geplant war. Letztlich bleibt es aber bei Fragen, die der Film nicht beantwortet und die Deckard-Frage, die eigentlich nie eine war und nur im Directors Cut/Final Cut des Originals aufkommt, bleibt offen und der Fantasie der Zuschauer überlassen. Für die Thematik rund um Ana ist es ja auch unwichtig, ob sie halb menschlich oder ganz von Replikanten abstammt, sie bleibt so oder so ein Wunder. In dem Sinne hat Blade Runner 2049 die Frage nur erweitert, aber nicht beantwortet... auch wenn es imo nach den Geschehnissen im ersten Teil so gut wie gar keinen Sinn ergeben würde, wenn Deckard ein Replikant wäre.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

116
Die Frage mit Deckard hatte ich ja auch schon letztes Jahr im BR oder Ridley Scott Thread aufgeworfen.
Diesbezüglich sehe ich mich nicht schlauer als zuvor. Es ist mir auch gar nicht so wichtig.

Im ganzen ist mir die Story bei BR2049 nicht so wichtig, da er mich restlos über Optik und Musik/Sound/Nicht Sound (so viel Stille im Film!) begeistern konnte. Ein süßer Gag mit dem Peter und der Wolf Klingelton.
TOFANA IOAM

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

117
Am Ende ist die Antwort auf diese Frage ähnlich unwichtig wie es bei Inception die Frage nach dem fallenden Kreisel ist. Und die Antwort auf diese Frage ist ja auch jedem selbst überlassen, wie er das auf der Leinwand gebotene für sich interpretiert. Und für mich ist eben die Frage beantwortet und für andere eben nicht.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

118
HCN007 hat geschrieben:Am Ende ist die Antwort auf diese Frage ähnlich unwichtig wie es bei Inception die Frage nach dem fallenden Kreisel ist.
Gutes Beispiel. Denn wie bei Blade Runner existiert diese Frage gar nicht. Der Kreisel am Ende von Inception kippt um, daran gibt es ja überhaupt keinen Zweifel.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

119
Nachdem nun auch ich endlich das Vergnügen hatte, frage ich mich doch, was viele an Blade Runner 2049 so vehement kritisieren. Mich hat der Film optisch und akustisch umgehauen, bis auf ein paar unangenehme Ausnahmen (Robin Wright und Jared Leto - das aber eher weil ich ihn grundsätzlich nicht mag) gefielen mir auch die spielerischen Performances. Der Plot an sich hat mich nicht über die Maßen gepackt, mich aber auch nicht irritiert. Ich habe ihn einfach nebenbei in Kauf genommen und mich voll und ganz auf die Oppulenz des Visuellen und Akustischen eingelassen habe.

Sicher ist der Film sehr lang, ich finde aber nicht, dass der Spannungsbogen auch nur im geringsten darunter leidet. Ich gehe aber auch nicht in einen Film wie Blade Runner rein, um nach klassischer Blockbuster-Manier "entertained" zu werden. Andererseits würde ich auch nicht zu viel in den Film hinein interpretieren. Diese prätentiösen pseudo philosophischen Diskurse gingen mir bereits beim Original auf die Nerven. Sicherlich schneiden beide Filme interessante Fragen zur Menschheit, künstlichen Intelligenz und Zukunft an, unterm Strich bleiben aber (bei mir zumindest) die Bilder und der Sound hängen, und nicht etwa bahnbrechende Erkenntnisse.

Das entschleunigte Erzähltempo erachte ich als eine mutige und notwendige Entscheidung von Seiten Villeneuves. In einer Zeit, in der jederman via Smartphone in Blitzeseile alles sofort sieht und bekommt, tut ein wenig Besinnlichkeit im Kino schon gut. Ich merke einfach wie es vielen Menschen immer schwerer fällt, sich auf eine Sache zu konzentrieren und den Rest zu vergessen. Ich selbst würde mich da gar nicht rausnehmen, allerdings hat mich der Film innerhalb der ersten fünf Minuten abgeholt. Das Kinoerlebnis kam dieses Mal einer meditativen Erfahrung gleich. Das hätte auch in die Hose gehen können, doch diesmal ist die Rechnung aufgegangen.
Auch die Ausstattung hat mich weggeblasen, schön, dass Gassner auch bei Bond wieder an Bord zu sein scheint.

Zu guter Letzt möchte ich Villeneuve noch für seinen Scharfsinn loben, in meinen Augen ist es ihm gelungen an die kultige Ästhetik der Vorlage anzuknüpfen, ohne aber das schon Gemachte wieder aufzuwärmen. Selbiges gilt auch für den Score, der gekonnt die Grundstimmung Vangelis' Arbeit übernimmt ohne diese zu kopieren.

Ich hatte einen gelungenen Kino-Abend. Derzeit würde ich Blade Runner 2049 8/10 Punkten geben, mit etwas Luft nach oben. Ich weiß, dass ich den Film nochmal sehen muss und werde.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

120
Ich finde die Story leider ziemlich unfreiwillig komisch (Ernsthaft? Das ist der philosophische Unterbau für so einen Film? Im 21 Jahrhundert? Gähn.) und den Film so prätentiös überlang und konstruiert, das sollte 2017 eigentlich besser gehen. Lustig war aber, dass dem Film dann nach über 2 Stunden endlich einfiel, dass er ein Blade Runner Sequel ist und dann noch schnell Ford kam und die ganze Story auf mega überkomplizierte Weise mit dem Erstling verbunden wurde. Da helfen dann auch die beeindruckenden, aber auch etwas toten digitalen Bilder nicht viel. 5 Punkte.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.