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von 00T
Agent
Thor: The Dark Kingdom(2013)
Nach dem großen Crossover „The Avengers“ startete man wieder eine Reihe von Solo-Filmen der einzelnen Helden im MCU wie vorher in der ersten Phase. Nachdem Shane Black die zweite Phase mit dem bereits dritten Solo-Abenteuer von Iron Man gestartet hatte, richtete sich der Blick nunmehr auf den überirdischen Avenger Thor. Der erste Teil war unter Kenneth Branagh ein spaßiger bunter Film mit Shakespeare-Hauch geworden, der für den Nachfolger gewählte Regisseur Alan Taylor schlug mit seinem Film allerdings einen etwas anderen Weg ein.
Zuerst sollte man etwas zum Optischen sagen. Zwar kommt solch ein Film natürlich nicht ohne CGI aus, aber gerade Asgard, welches im Vorgänger noch nur eine große CGI-Stadt im Hintergrund war, wurde hier durch viele echte Bauten ein tolles authentisches Königreich geschaffen, das handlungstechnisch auch mehr involviert ist als im Vorgänger. Dazu werden hier auch noch mehr von den im Erstling erwähnten verschiedenen Welten gezeigt. Doch leider wird die gerade durch die tollen Bauten erzeugte Atmosphäre der göttlich-mittelalterlichen Welt durch andere Elemente wieder zunichte gemacht, da die bösen Dunkelelfen in Raumschiffen mit Laserkanonen durchs All und die Welten fliegen, die eher in Filme wie „Star Wars“ oder „Star Trek“ passen würden und auf keinen Fall zu einer Welt wie Thors. Aber es ist sowieso alles, was mit den Gegnern zu tun hat, nicht sehr gelungen. Ähnlich dem vorangegangenen Iron Man-Film sind die Dunkelelfen langweilige und austauschbare Gegner, deren Ziel, alles und jeden mit einer Vernichtungswaffe zu zerstören, absolut uninteressant ist. Das Problem ist nur, dass dieser schwache Bösewichtsplot ein wesentlicher Bestandteil der Handlung und des gesamten Geschehens ist.
Im Gegensatz dazu überzeugt jedoch Brian Tyler, dessen Melodien den Film immer schön aufwerten.
Die Protagonisten des zweiten Filmes über den Donnergott überzeugen alle glänzend. Allen voran schwebt Chris Hemsworth, der erneut ungemein charismatisch den göttlichen Helden darstellt, aber selbst er muss sich im Schatten von Tom Hiddleston sonnen, der als sein Bruder Loki, diesmal auf der Seite der Guten(zumindest mehr als sonst), erneut schillernd hervorsticht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Der Rest des Cast bleibt zwar hinter diesen beiden zurück, überzeugt aber dennoch. Natalie Portman wiederholt ihre niedliche Rolle aus dem ersten Teil mit Bravour an der Seite ihres Lovers Thor und auch die beiden Humor-Spezialisten Stellan Skarsgard und Kat Dennings wissen in ihrer Alberei zu gefallen. Ganz düster sieht es jedoch auf der Seite der Antagonisten aus. Die schon erwähnten blassen Gegner werden von einem nicht minder blassen Christopher Eccleston angeführt, der unter einer Maske den völlig vergessenswerten Dunkelelfen Malekith gibt. Interessant hätte sein „Schoßhund“ Algrim, von Adewale Akinnuoye-Agbaje gespielt, sein können, bekommt allerdings zu wenige Gelegenheiten und bleibt daher ähnlich uninteressant wie der Rest der bösen Jungs auch.
Immerhin überzeugen noch Anthony Hopkins und Rene Russo als Thors göttliche Eltern.
Wie im ersten Film erzählte man auch hier wieder eine Vorgeschichte, diesmal wie die Dunkelelfen den Äther zu erlangen versuchten. Es ist also relativ schleierhaft, weshalb der Äther danach im Verlauf der Handlung nochmals eine Einführung erhält, während andere Dinge und Personen nicht einmal eine erhalten. Die Handlung plätschert dahin, während von einem Charakter und Standort zum nächsten gesprungen wird und man kaum ein Gefühl für den einen entwickelt hat, wenn es auch schon zum nächsten geht. So ist der Kampf von Thor und seiner schillernden Truppe, die leider auch zu wenig Screentime bekommt, noch recht unterhaltsam, während nach der Einführung der Jane Forster nicht viel mehr passiert als die lange Einführung der recht langweiligen Story, bis die erste große Actionszene, der Angriff der Elfen auf Asgard, stattfindet. So recht will diese Zerstörungsorgie mit Raumschiffen jedoch vor allem nach der vorherigen belanglosen Handlung nicht zünden, bis der tragische Höhepunkt der Szene kommt, der zwar nicht seine komplette beabsichtigte Wirkung erzielt, aber vor allem dank Brian Tyler den Zuschauer doch nicht wirklich kalt lässt.
Jetzt allerdings tritt eine Besserung auf, da Thor sich nun mit Loki verbünden muss, um die Dunkelelfen zu finden. Dieses gezwungene Bündnis der beiden Brüder ist ein toller dramaturgischer Einfall und funktioniert dank des Zusammenspiels von Hemsworth und Hiddleston auch mehr als prächtig. Die Flucht aus Asgard macht richtig Spaß, sowohl von der Inszenierung als auch dem Schauspiel der Protagonisten her und auch der anschließende Kampf mit dem brutalen Algrim überzeugt.
Nun nähert man sich dem Showdown, den man geteilt sehen kann. Auf der einen Seite bringen Skarsgard und Dennings genug Alberei, eigentlich schon zu viel, in die Schlacht und der Kampf, der sich durch die verschiedenen Dimensionen zieht, ist gut gemacht und spannend unterhaltsam, wozu Brian Tylers Soundtrack sein Übriges tut. Auf der anderen Seite sind die Dunkelelfen kaum ernstzunehmende Gegner und der Kampf vor dem Raumschiff und dessen Zerstörung ist doch ein bisschen zu gewaltig geraten, wirklich Spaß macht nur Thors und Malekiths Kampf durch die Dimensionen. Aber unterhalten lassen kann man sich.
Was am Ende des Films nochmal wirklich gelungen ist, ist die letzte Szene vor dem Abspann. Hier wird nochmal auf den ersten Teil zurückgewiesen sowie auf den kommenden dritten, was vor allem die schöne Überraschung, die diese Szene enthält, deutlich macht. Man kann sich freuen.
Auch wenn der achte MCU-Film kaum langweilt, sondern noch unterhalten kann, ist doch gerade der erste Teil des Films unfassbar formelhaft inszeniert. Das muss zwar nicht zwingend etwas schlechtes bedeuten, aber so langsam nutzt sich das fortwährende MCU-Schema ab. Thors zweiter Solo-Einsatz ist weiß Gott nicht schlecht geworden, jedoch gerade dramaturgisch hat der Film einige Probleme, ähnlich dem Vorgänger „Iron Man 3“. Zwar spielen gerade Chris Hemsworth und besonders Tom Hiddleston unheimlich gut auf und auch die meisten anderen Schauspieler machen ihren Job, dazu hat der Film auch viele gute Einfälle und Szenen, das kann jedoch nicht komplett über die unheimlich schwachen Bösewichte und die dramaturgischen und manchmal auch effekt-mäßigen Mängel hinwegtäuschen. Nichtsdestotrotz kann man sich den Film ansehen und ihn genießen und einfach mal abschalten, aber die ersten Anzeichen der Abnutzung und Übersättigung zeigen sich bereits. Watch out, Marvel!
Punkte: (6/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)