Re: Zuletzt gesehener Film

10877
Blood & Sinners ist einer der eindrucksvollsten Filme des Jahres und hinterlässt einen bleibenden Eindruck – nicht nur visuell, sondern vor allem audiovisuell. Was Ryan Coogler hier geschaffen hat, ist ein ästhetischer Rausch, ein filmisches Erlebnis, das sich mit fast tranceartiger Intensität ins Gedächtnis brennt. Die Bildsprache, gepaart mit einem exzellent kuratierten Soundtrack und einem ebenso kraftvollen Score, erzeugt eine Atmosphäre, die sowohl hypnotisch als auch emotional aufwühlend ist. Der Film steigert sich dramaturgisch und emotional bis zu einem ekstatischen Finale – ohne dabei seine Figuren oder Themen aus den Augen zu verlieren.

Die Handlung ist in den 1930er Jahren im US-Bundesstaat Mississippi angesiedelt, zur Zeit der Großen Depression und inmitten der systematischen Rassentrennung der Jim-Crow-Ära. Der Film spielt in Clarksdale – einem Ort, durchdrungen von sozialer Ungleichheit und afroamerikanischer Geschichte. Der Blues – musikalisch wie kulturell – ist tief in diese Welt eingelassen: Ausdruck von Schmerz, Resilienz und Identität, Echo einer Gemeinschaft im Überlebenskampf.

Der Cast könnte besser nicht sein. Michael B. Jordan übertrifft sich selbst in einer herausragenden Doppelrolle, in der er Zwillinge zwischen Licht und Dunkel mit großer emotionaler Tiefe verkörpert – so gut wie nie zuvor. Besonders in seinen leisen Momenten offenbart er eine verletzliche Menschlichkeit, die unter die Haut geht. Er weiß beiden Figuren diverse Facetten zu geben, sie unterschiedlich, doch ähnlich zu machen und brilliert in den Rollen. Hailee Steinfeld überzeugt mit guter Leistung in einer fast schon Doppelrolle während Wunmi Mosaku der heimlicher Star des Films ist. Ihre Chemie mit Jordan ist großartig und trägt zur emotionalen Tiefe der Beziehung der beiden bei. Sie ist ein wichtiger, emotionaler Ankerpunkt für den Film.

Auch der Newcomer Miles Caton überzeugt auf ganzer Linie. Seine Figur durchläuft eine glaubwürdige, emotional greifbare Entwicklung, die ihn zum unerwarteten Herzstück des Films macht. Vor allem bei den letzten Szenen des Films wird dies nochmal klar. Generell zeigt sich der gesamte Cast homogen stark – es gibt keine Schwächen in der Besetzung, keine Fehltritte in der Figurenzeichnung. Jede Rolle trägt zum größeren Geflecht dieser düsteren Welt bei.

Regisseur Ryan Coogler nutzt die Mythologie des Vampirismus nicht nur zur atmosphärischen Ausschmückung, sondern als vielschichtige Metapher. Die Idee des Vampirs als Wesen, das sich andere Kulturen, Körper und Leben einverleibt, wird zur Allegorie auf die reale Vereinnahmung afroamerikanischer Identität. Blood & Sinners erzählt letztlich von der Gefahr der Assimilation – davon, wie eine unterdrückte Kultur nicht nur bekämpft, sondern auch vereinnahmt, aufgesogen, ausgelöscht werden kann. Coogler setzt dem die Musik als transzendente Gegenkraft entgegen: Sie verbindet, wo Sprache trennt, sie heilt, wo Gewalt zerstört – und sie erinnert, wo Geschichte vergessen werden soll.

Blood & Sinners ist ein filmisches Ereignis: kunstvoll, politisch, sinnlich und kraftvoll gespielt. Ein Film, der sich tief in die Sinne gräbt – und bleibt.

10/10

Re: Zuletzt gesehener Film

10878
Ja, ein Film dessen größte Stärke es ist in den Bann zu ziehen. Man wird torpediert mit Themen, Einflüssen etc. ohne davon erschlagen zu sein und wird in diesen audiovisuellen Rausch regelrecht hinein gesogen.

Ich muss zugeben, dass ich aufgrund des Trailers zunächst uninteressiert war. Ein weiter Horrorfilm im Vampirmilieu, nö, bitte nicht. Erst diverse US-Kritiken haben mich sehr neugierige gemacht und zum Glück habe ich mich aufgerafft.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

10879
Kennt jemand den Film "Boss Level"? Der ist in 2020 völlig an mir vorbeigegangen (und am Rest der Welt offensichtlich auch).
Gestern mit Freunden geschaut.

Ich war positiv überrascht. Wer Deadpool mag und vielleicht auch Edge of Tomorrow hat hier die Möglichkeit beide Filme praktisch in einem zu sehen, denn Boss Level ist praktisch ein Amalgam aus beiden Filmen. Von Deadpool übernimmt man die Off Kommentare des Protagonisten und viel des zynischen Untertons sowie die Gewalt. Aus Edge of Tomorrow hat man die Idee um den sich ständig wiederholenden Tag der jedes Mal mit dem Tod endet, und bei dem der Protagonist mit jedem "Versuch" ein Stück weiter kommt. Auch in unzähligen weiteren Detail der Erzählung scheinen Ideen von Edge of Tomorrow (und damit auch Groundhog Day) durch.

Was mich auch bei diesem schon 5 Jahre alten Film fasziniert hat: Wie sehr Filme einfach VÖLLIG an der Öffentlichkeit vorbeigehen, selbst wenn (ex) Stars wie Mel Gibson oder (noch) Stars wie Naomi Watts mitspielen. Ach ja, Michelle Yeoh ist auch noch dabei.
Hauptdarsteller Frank Grillo macht seine Sache übrigens auch sehr ordentlich (ich kannte ihn nur aus der Nebenrolle bei den Avengers). Kann kaum glauben, dass der jetzt 60 Jahre alt ist
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10880
Ja, ich hab den gesehen. Fand die erste halbe Stunde oder so richtig gut, aber dann passiert das, was vielen dieser Zeitschleifen-Filme passiert: es nutzt sich ab. Die Energie bleibt nicht konstant hoch, und wenn einen dann die Handlung nicht so richtig interessiert, gibt es nur noch mittelmäßige Dauer-Action. Kein schlechter Film, aber irgendwie hat er mich einfach nicht gekriegt. 5/10.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10881
Sehe das absolut genau so. Der Film folgt auch genau dem Muster solcher Filme. Ich sagte irgendwann zu meinen Freunden "ah, jetzt kommt der schnelle Zusammenschnitt von ganze vielen "fails""
Man hat auch am Ende irgendwie das Gefühl, dass seine Ex irgendwie was zu verheimlichen hat. Einer meiner Freunde meinte "jetzt kommt raus, dass sie der Bösewicht ist". War aber nicht so.

dennoch, ich mochten den Hauptdarsteller und Mel. War ganz OK
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10882
Der Brutalist (Brady Corbet)
Der Brutalist ist sicherlich ein ungewöhnlicher Film, den man in dieser Art nicht allzu häufig zu sehen bekommt. Die Idee, exemplarisch einen Menschen bzw. dessen Leben zu sezieren, um so die Auswirkungen extremer Traumata zu verdeutlichen mag nicht komplett neu sein, die Radikalität, mit der Regisseur Corbet dies umsetzt ist es dann aber doch irgendwie. Aufgrund seiner kühlen, distanzierten Herangehensweise, die quasi das filmische Äquivalent zum Architekturstil der Hauptfigur darstellt, ist der Film weniger Charakterstudie als mehr Charakterbeobachtung. Dies macht es dem Zuschauer nicht immer leicht einen emotionalen Zugang zu finden. Hier hilft es, dass Hauptdarsteller Adrien Brody seinen Brutalisten sehr facettenreich und verletzlich spielt und sich letztlich als grösster Trumpf des Films erweist. Die Sperrigkeit und betonte Langsamkeit verhinderten zumindest bei mir aber ein noch grösseres und eindrucksvolleres Filmerlebnis, wie sich auch nicht wirklich ein „den will ich unbedingt mal wieder sehen“-Effekt einstellte. Dennoch: ein sehenswerter, ungewöhnlicher und gelungener Film.
7 / 10

P.S. Im Vorfeld hatte ich aufgrund der mir vorliegenden Infos etwas in der Art von Istvan Szabos "Ein Hauch von Sonnenschein" erwartet und so ganz daneben lag ich mit meiner Vorabprognose dann auch nicht, da beide Filme thematisch einige Berührungspunkte haben - stilistisch dagegen aber sehr wenige. Beim Schauen dachte ich daher die ganze Zeit: der Brutalist mutet ein wenig an, als ob Kubrick den Szabo-Film gedreht hätte. Sicherlich ein etwas wackliger Vergleich, aber im Kern vielleicht gar nicht so verkehrt. Jedenfalls wäre das auch die Erklärung, warum mich der Film bei aller wahrgenommenen und unzweifelhaft vorhandenen Qualität nicht wirklich gepackt hat, nämlich die oft fast schon klinische Distanziertheit und das Fehlen einer echten emotionalen Bindung. Und da hat Szabos Film dann auch bei mir ganz klar die Nase vorn, da ihm gerade die emotionale Bindung an Figuren und Drama deutlich besser gelingt, auch weil Ralph Fiennes in seiner Dreifach-Hauptrolle wie um sein Leben spielt und vielleicht sogar die beste schauspielerische Leistung seiner Karriere abliefert (was angesichts des eindrucksvollen Oeuvre von Mr. Fiennes aber sicherlich diskutabel ist). Die fehlende emotionale Bindung mag per se kein negativer Punkt sein - insbesondere wenn es Teil des filmischen Gesamtkonzepts ist - aber zumindest bei mir führt dies - wie auch bei manchen Kubrick-Filmen - zu einer merkwürdigen Distanz nicht nur zu den Figuren (was gewollt ist bzw. sein kann), sondern auch zum Film an sich (was vermutlich eher nicht beabsichtigt ist).

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

10883
Warfare (2025)
Regie: Ray Mendoza & Alex Garland

Basierend auf wahren Ereignissen erzählt Warfare die Geschichte einer Gruppe US-Soldaten während eines erbarmungslosen Einsatzes im Nahen Osten. Der Film verzichtet auf heroische Überhöhung oder patriotisches Pathos – stattdessen erleben wir rohe, ungeschönte Kriegsrealität. Es geht ums Überleben, um Angst, Erschöpfung und das emotionale Gewicht, das jede Sekunde im Einsatz mit sich bringt.

Ein junger, hochkarätiger Cast bringt diese Geschichte mit großer Intensität zum Leben. Joseph Quinn, ohnehin schon auf dem besten Weg zum Star, überzeugt mit einer starken, glaubwürdigen Leistung. Will Poulter, Michael Gandolfini, Cosmo Jarvis und Charles Melton liefern ebenfalls eindrucksvolle Auftritte und geben den Charakteren ein Gesicht. Die Schauspieler wirken durchweg glaubhaft – kein Pathos, kein Heldentum, sondern echte Menschen in Extremsituationen. Keiner ist ein Held, ein Übermensch oder wird sonst irgendwie in den Vordergrund gehoben oder unglaubwürdig in Szene gesetzt. Alles ist sehr stimmig.

Ray Mendoza – selbst Veteran – und Alex Garland führen mit sicherer Hand durch das Geschehen. Sie arbeiten eng mit Überlebenden des tatsächlichen Einsatzes zusammen, was dem Film spürbare Authentizität verleiht. Das zeigt sich besonders in der Inszenierung der Gefechte: roh, chaotisch, intensiv. Es geht nicht um coole Actionmomente, sondern um die brutale Realität, wie sie sich wohl in echten Feuergefechten abspielt. Da sitzt jede Kameraeinstellung, jeder Moment.

Das Sounddesign ist ebenfalls herausragend. Jeder Schuss, jeder Atemzug, jede Explosion oder Bewegung wird spürbar. Der Ton macht die Spannung körperlich erfahrbar – man fühlt sich mittendrin, als wäre man selbst Teil der Einheit, würde den Staub mit einatmen. Kamera und Schnitt verstärken diesen Eindruck zusätzlich: nah dran, ungeschönt, niemals effekthascherisch.

Warfare ist ein eindringlicher, schonungsloser Film. Keine Kriegsglorifizierung, keine klassischen Spannungsbögen, sondern ein ehrlicher, bedrückender Blick auf das, was junge Männer in Kriegsgebieten durchmachen. Und genau darin liegt seine Stärke.

8/10

Re: Zuletzt gesehener Film

10884
The Crow von 1994

Habe gestern den Film das erste Mal gesehen (ja, es gibt so einige Kultfilme, die ich noch nachholen muss).
Anfangs hatte ich Schwierigkeiten hineinzufinden, zumal man am Anfang gar nichts genaueres über Eric Draven und Shelly erfährt, sondern alles nur in Rückblenden kurz gezeigt wird.
Auch fand ich die etwas überdrehte Machart etwas seltsam. Aber nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, konnte mich der Film wohl packen.
Es ist kein großes Charakterdrama, aber eine spannende Rachestory.
Der viel zu früh verstorbene Brandon Lee gibt einen charismatischen Racheengel ab, Ernie Hudson ist mir sowieso immer sympathisch und Michael Wincott gibt mal wieder herrlich das widerliche Schwein.
Auch ist für genügend Action und Spannung gesorgt und der Film hat auch wieder diesen typischen 90er Jahre-Flair und einen tollen Soundtrack.
Das Finale fand ich dann auch noch mal richtig geil, denn für Endkämpfe auf hohen Gebäuden bin ich immer zu haben.

Der Film ist schon sehr tragisch, da es bei den Dreharbeiten zu dem tödlichen Unfall kam, wo Hauptdarsteller Brandon Lee sein Leben verlor.
Die düstere Atmosphäre und einige brutale Szenen tun ihr übriges.

Dennoch ist „The Crow“ ein guter Film, weil er mich echt mitgerissen hat.
Es gibt viele Filme, bei denen ich nicht verstehe, warum sie so großen Kultstatus erhalten haben. Aber bei „The Crow“ kann ich es nachvollziehen.

8 von 10 Punkten.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

10885
Bin gestern auf 3Sat bei einem deutschen Film hängengeblieben (passiert mit selten).

Steig. Nicht. Aus! 2018, Regie Christian Alvart

Es handelt sich um ein Remake eines spanischen Thrillers. Doch nicht nur das. Der Film weist auch große Ähnlichkeiten auf zu anderen Filmen was das Konzept angeht. Mir fallen da spontan "Nicht auflegen!" (2002), "Unhinged - Außer Kontrolle 2 (2020) oder auch "Locke" (2013).
Was die Eskalation der persönlichen Schicksale der Hauptfigur angeht, weist der Film auch Parallelen zu "The Game" (1997)´auf.

Es überrascht also nicht, dass das Szenario wirklich spannend ist, weil man einfach wissen will, wie es weitergeht und was noch passiert. Zwangsläufig wirken einige Entwicklungen übertrieben, und auch an sich ist einiges am Konzept unrealistisch - aber was solls.

Was ich aber wirklich schlimm fand (anderswo aber explizit gelobt wurde): Das Schauspiel von Wotan Wilke Möhring. Der Typ mag als Mensch sehr sympathisch sein aber als Schaupieler habe ich echte Probleme mit ihm. Er gibt ja wirklich alles in einer emotional extrem fordernden Rolle. Doch ich empfinde das bei ihm immer als so gewollt. Er ist so ein bisserl wie der junge Til Schweiger: Eigentlich nett aber durch seine untrainierte Stimme wahnsinnig unprofessionell wirkend. Ebenso empfand ich den später auftauchenden Aleksander Javanovic als Kommissar. Es tragen wohl auch die irgendwie unnatürlichen Dialoge des Drehbuchs zu diesem Eindruck bei.

Fazit: spannende Handlung à la Hollywood bei der man bis zum leider enttäuschenden Ende dranbleibt, was aber Schwächen im Drehbuch und bei Darstellern hat.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10886
Am Wochenende einen weiteren 90er Thriller nachgeholt. Hach, wie ich diese Sub-Genre liebe.

Verhandlungssache (The Negotiator), Regie: F. Gary Gray; mit Samuel L. Jackson, Kevin Spacey, David Morse, Ron Rifkin, John Spencer, J.T. Walsh, Paul Giamatti,...

Spannender Film, der aber unter fehlender Balance zwischen psychologisch geprägtem Kammerspiel (das was man eigentlich bei dem Titel erwartet hätte) und zu viel Action leidet. Dadurch wird den vielen Nebenfiguren nicht genug Raum gegeben, was dem Folgen der (etwas verworrenen Story) im Wege steht.

Auf der Habenseite stehen - wie typisch für dieses Sub-Genre - eine irre Riege an bekannten Darstellern. Klar, Jackson und (ab Mitte des Films) Spacey stehen im Mittelpunkt. Doch daneben gibt es bestimmt fünf Darsteller die in den 90ern aber teilweise noch bis heute in zig Filmen zu sehen waren.
Zuletzt geändert von danielcc am 28. April 2025 17:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10889
Maibaum hat geschrieben: 25. Februar 2025 01:20 Der Takeshi, absolute Charakterfresse und begnadeter Stone-Face Darsteller. Lange nichts mehr von ihm gehört, in den späten 90ern waren seine Filme mal sehr angesagt, vor allem Hana-Bi, mit dem er den großen Preis von Venedig gewann.
Und warum genau hast du mir nie von dem erzählt? So viel vergeudete Zeit... Am Wochenende habe ich seinen Dolls (2002) gesehen, und der war auch ein echtes Erlebnis. Takeshi erzählt drei tragische Beziehungsgeschichten, wobei es weniger Geschichten sind als Szenarien. Die Konstellationen bzw. Ausgangslagen, wie sie auf der Rückseite der Blu-Ray geschildert werden, sagen inhaltlich schon fast alles. Der Clou liegt vielmehr in den farbenprächtigen Bildern und der vielsagenden Emotionalität, obwohl eigentlich sehr wenig passiert. Dazu wechselt der Film so fliessend und leicht surreal zwischen den drei Handlungssträngen und deren jeweiligen Rückblenden, dass er eine ganz eigene Erzählform entwickelt. Das Ganze ist wohl von traditionellem japanischen Puppentheater inspiriert, und ein solchen umklammert den Film als Pro- und Epilog. Ganz grossartig, ein ästhetisches und abstrakt emotionales Erlebnis. Mindestens 9 / 10.

Übrigens ist es einer der Filme, in denen Takeshi nicht selber mitspielt, aber er hat ihn geschrieben, Regie geführt und geschnitten.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10890
Ein weiterer ganz klassischer 90er Thriller, allerdings von 2006 :-)
(habe erst nach einer Stunde gemerkt, dass ich den schon mal irgendwann gesehen habe)

The Sentinel (2006); Regie Clark Johnson, mit Michael Douglas, Kiefer Sutherland, Eva Longoria, David Rasche, Kim Basinger

Ich liebe dieses Genre, und es ist bemerkenswert mit welcher Leichtigkeit in den 90er bis in die 2000er hinein diese Filme praktisch im Wochen-Rhythmus ins Kino kamen. Was zeichnet diese Sub-Genre aus?
- Meist 2 große Stars in den Hauptrollen, plus weitere werdende oder ehemalige Stars in Nebenrollen
- Knackige 95-110 Minuten Laufzeit
- Grundsolider Mix aus Spannung, Action, Humor, persönlich-emotionaler Spannung, einer Prise Romantik oder Sex, guten Darstellerleistungen, nicht-zu-raffinierte Krimistory

In diesem Fall haben wir es mit einer Variante von In The Line of Fire zu tun. Michael Douglas ist wie immer großartig als Michael Douglas, Sutherland dient gleichermaßen als zweiter Protagonist und ein wenig auch als Gegenspieler, Eva Longoria steht adrett im Hosenanzug daneben, Kim Basinger sah hier noch sexy aus, und David Rasche musste wohl einspringen weil James Cromwell dieses mal keine Zeit hatte, den Präsident zu geben. Toller Cast!
Die Handlung ist simpel, vielleicht auch nicht ganz logisch. 15 Jahre später wurden solche Dinge dann unter der "Fallen" Reihe als reine Actioner wieder verfilmt. Es fehlt ein wenig am echten Widersacher hier, was er der Rätselraten-Struktur geschuldet ist

was die Inszenierung angeht, merkt man dem Film eine Weiterentwicklung ggü den echten Vertretern aus den 90ern an. Mehr Kamerabewegung, schnellere Schnitte, alles ist immer in Bewegung.

Fazit: Ein sehr gelungener wenn auch später Beitrag zum 90er Krimi Genre, den man sich mal schnell reinziehen kann. Tolle Darsteller lassen das Ganze besser erscheinen als es Drehbuchseitig ist.
"It's been a long time - and finally, here we are"