Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 19. August 2025 12:40
Das halte ich für weitgehend falsch. Bullys Anliegen ist natürlich sein eigener Opportunismus.Invincible1958 hat geschrieben: Gestern 15:01 Zudem sagt Bully ja auch, dass er nicht alles im "Schuh des Manitu" heute nochmal so drehen würde.
Und als Beispiel zählt er immer die spanischen Kleindarsteller auf, die die Schoschonen gespielt haben. Das würde er heute so nicht mehr machen. Hat er dann ja auch nicht.
Ob es jetzt ein Einknicken vor dem woken Zeitgeist ist, oder einfach ein "Ist doch auch cool, wenn wir jetzt in New Mexico mit echten Apachen drehen können und dabei noch eine Wohlfühlfilm-Botschaft unterbringen." Egal. Für mich funktioniert es. Für andere nicht.
Ein richtiges "Einknicken" ist es aber nicht, weil das Wort "Indianer" ja dennoch gefühlt 20x im Film gesagt wird.
Und die Begründung, warum Abahatschi nicht mehr so genannt werden will, ist ja nicht der Zeitgeist, sondern hat andere Gründe.
Wenn er sagt, er würde heute nicht mehr alles so drehen wie damals bei "Schuh des Manitu", weil ja die "Comedy-Polizei so streng geworden ist", dann entspricht das logischerweise nur so halb der Wahrheit. Wir haben in Deutschland keine Comedy-Polizei. Keine staatliche Institution würde Bully verbieten, einen Film zu drehen, in dem er politisch unkorrekt Witze über Rothäute macht. Ich kann hier im Forum bedenkenlos Rothäute, Indianer und die Wilden schreiben und es greift keiner vom Staat ein, und Bully kann sich natürlich auf eine x-beliebige Bühne stellen und all das sagen, und es passiert gar nichts. Würde er "Der Schuh des Manitu" 1:1 so heute drehen wollen, könnte er das machen, ohne Zensur oder sonstige Eingriffe zu fürchten (und das ist gut so).
Wenn Bully also sagt, er würde das heute so nicht mehr machen, dann natürlich deshalb, weil er ein größtmögliches Publikum erreichen will, und weiß, dass aufgrund des veränderten Zeitgeistes manches vielleicht nicht mehr so gut ankäme. Und wenn er jetzt in "Das Kanu des Manitu" einerseits ein paar zahme Witze gegen "Woke"-Agendapunkte macht ("Sag'n's bitte ned Indianer") und dann andererseits am Ende sich Absolution für seine angebliche kulturelle Aneignung von echten Apachen holt, um zu signalisieren "Guckt mal, ich 'darf' diese Witze machen, die Betroffenen haben es mir erlaubt", dann passiert das, weil er kommerziell bei niemandem anecken will. Das ist dann auch noch besonders hirnrissig, weil Bully einerseits gar keinen Indianer spielt, sondern die Parodie auf einen Indianer (Also für was holt er sich jetzt Absolution? Für die Aneignung einer Aneignung?), und weil andererseits ja gar nicht wirkliche Indianer ihm hier die Absolution erteilen, sondern sein eigenes Drehbuch es tut.
Das ist alles so mutlos, so feige und verlogen. Bully ist ein angepasster Mainstream-Komiker, der in "Das Kanu des Manitu" nullkommanull zu aktuellen Debatten beitragen will (aber natürlich weiß, dass er an ihnen und dem entsprechenden Medienrummel Aufmerksamkeit generieren kann), sondern einfach möglichst viel Geld verdienen möchte. Und deshalb werden eben alle ein bisschen angesprochen und möglichst niemand vor den Kopf gestoßen. Wie so vieles in Deutschland eben: bloß keine Haltung zeigen, wenn man nicht unbedingt muss.
Ich hatte erwartet, "Das Kanu des Manitu" nicht sonderlich zu mögen, da Bullys Humor mir nicht gefällt (obwohl er visuell ein sehr guter Regisseur ist). Aber ich hatte nicht erwartet, wie sehr Bully im vorauseilenden Gehorsam vor jeder Idee von Kritik kapituliert.