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von 00T
Agent
Und weiter geht´s mit dem MCU - wenn auch nicht gerade angenehm.
Marvel´s Avengers: Age of Ultron(2015)
Somit war man beinahe am Ende der Phase 2 angelangt und Joss Whedon wurde erneut engagiert, um das Sequel zu seinem Crossover zu drehen. Das bedeutete natürlich reichlich Action und die coolen Mitglieder der Truppe, aber natürlich musste auch eine Story her, die dem Zuschauer zumindest leiten kann, womit man sich bei Marvel allerdings, gelinde gesagt, bisher immer etwas schwer getan hatte. Aber ein viel größeres Problem sollte sich beim Avengers-Sequel zeigen, denn was sich schon in vorherigen Filmen angedeutet hatte, bestätigte sich nun: Die Marvel-Formel nutzt sich langsam, aber sicher ab.
Natürlich stürzt Whedon mit seinem Film nicht komplett ab, dazu ist er als Regisseur zu talentiert und gerade den Humor bringt er wieder gut in die Erzählung ein, da ein Tony Stark ja nicht ohne seine bissigen Kommentare leben kann. Gerade wenn die Avengers gemeinsam eine Party feiern oder versuchen, Thors Hammer zu heben, kommt der Zuschauer humoristisch komplett auf seine Kosten.
Auch die Action ist von Whedon zumeist relativ gut inszeniert, doch gerade seine ganz großen Kloppereien mit CGI und allem, was so dazugehört, können einfach nicht wirklich überzeugen. Grund dafür mag wohl die Fließbandproduktion der Filme innerhalb der letzten Jahre sein und das Motto: Größer, schneller, weiter, da Whedon hier offensichtlich versucht, seine große Schlacht aus dem ersten Avengers durch mehrere große Schlachten zu überbieten. Fakt ist jedoch, dass gerade diese fast gar nicht zünden können und bei einer so großen Zerstörungsorgie, wie sie zum Besipiel in einem Kampf des Hulk gegen Stark in einem Mega-Anzug stattfindet, verliert man als Zuschauer irgendwann den Überblick und auch die Lust an der Szene. Zum Glück gibt es auch noch einige kleinere Actionszenen, die Whedon in den Film bringt, die auch wirklich unterhalten können.
Erneut hat Whedon eine kolossale Darstellerriege um sich versammelt, die er allesamt im Film unterbringen muss. Doch auch da klappt nicht alles wie am Schnürchen. So glänzt zwar wieder besonders Robert Downey Jr. als Tony Stark, wenn dieser auch diesmal, vielleicht vom Übersättigungsprozess angesteckt, wesentlich weniger herausragt als im Vorgänger und daher sogar er von Mark Ruffalo als tragischer Bruce Banner überragt wird, der ebenso brillant wie im Vorgänger agiert. Entzücken kann ebenfalls Scareltt Johansson, die im Zusammenspiel mit Ruffalo ein wenig Romantik in den Film bringt und absolut überzeugt. Wer noch überzeugt, ist Jeremy Renner, der im Erstling leider etwas außen vor gelassen wurde, diesmal jedoch als „menschlichstes“ Mitglied der Avengers eine sehr gute Leistung abliefert. Die übrigen Charaktere sind leider nicht ganz so gelungen in das Geschehen involviert. Zwar hat Chris Evans als moralische Komponente, die einen ganz anderen Blick auf das Geschehen wirft als Stark, auch einiges an Screentime, fällt jedoch hier wieder in seine bereits im Vorgänger vorhandene Blässe zurück. Chris Hemsworth hingegen spielt seinen Donnergott absolut souverän, kommt hier jedoch zu kurz, da er oft einfach im Hintergrund verschwindet. Neu dabei sind Aaron Taylor-Johnson und Elizabeth Olsen als böse Zwillinge, von denen jedoch vor allem ersterer mehr als Mittel zum Zweck verheizt wird.
Dazu überlädt Whedon seinen Film noch mehr, indem er lauter Cameo-Auftritte von Charakteren aus den Solo-Filmen der Helden einbaut, die rückblickend so überflüssig wie ein Kropf sind.
Die wahren Probleme des Films liegen allerdings in der Handlung. Und da kann man sich zuallererst den Bösewicht ansehen. James Spader kann seinen Ultron natürlich nur sprechen und die Motion Capture-Bewegungen machen, wodurch er als Roboter natürlich kaum ein Charisma zeigen kann wie Tom Hiddleston aus dem Vorgänger. Aber schon seine Figur an sich ist problematisch, da ihre Motivation und ihr Plan ein relativ alter Hut sind und keine Überraschungen bieten. Dazu bekommt Ultron dauernd irgendwelche Zitate oder Handlungen zugewiesen, die wohl lustig sein sollen, jedoch die ohnehin schon kritische Bösewichtsfigur ins Lächerliche ziehen. Dazu ist die Handlung an sich schon wieder so formellastig aufgebaut, dass es kaum etwas gibt, das man nicht hatte kommen sehen.
Eigentlich hatte man in „The Return of the First Avenger“ doch eine schöne Ausgangslage mit dem Sturz von S.H.I.E.L.D., welche Whedon allerdings kaum nutzt. Eher spult er dies in einer unterhaltsamen Angriff auf ein Labor der Organisation HYDRA ab, bevor er plötzlich etwas völlig anderes thematisiert, nämlich Ultron. Das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist an sich interessant und hätte es auch sein können, wenn man sich etwas mehr Zeit genommen hätte. Stattdessen jedoch jagt Whedon den Zuschauer plötzlich durch eine Actionszene nach der nächsten. So ist zwar der erste Auftritt Ultrons und der Kampf der Avengers gegen Starks hauseigene Drohnen dynamisch und unterhaltsam inszeniert, aber bevor man als Zuschauer überhaupt genügend ausgeführt bekommt, worum es jetzt eigentlich geht, kommt schon die nächste Actionszene in Südafrika. Eine nette Idee ist es, die Ängste und Passionen der Helden durch Scarlet Witch zu zeigen und sie ihnen zum Verhängnis zu machen, aber das geht leider in der schnell fortschreitenden Action unter, denn dieser Teil des Films endet mit der bereits erwähnten Schlägerei zwischen Hulk und Iron Man, die sich dann auf ein seelenloses CGI-Scharmützel zwischen den beiden beschränkt und leider kaum zu begeistern weiß.
Auch wenn es jetzt etwas ruhiger wird und auch ein wenig Charakterentwicklung ins Spiel kommt, hat man die Geduld des Zuschauers bereits hart auf die Probe gestellt und auch die Tatsache, dass man jetzt endlich eine Vorstellung davon bekommt, worum es geht, kann einen kaum aufheitern angesichts dessen, was man vorher gesehen hat und was noch kommt. Denn kaum hat man sich ein bisschen beruhigt, kommt es zu einer weiteren groß angelegten Actionszene, einer Verfolgungsjagd in Südkorea, die jedoch ebenfalls zu lang und zu langweilig ist, um wirklich spannend zu sein.
Immerhin kommt jetzt wieder Fahrt in das Geschehen, wenn Paul Bettany zum ersten Mal auch körperlich auftritt und es zum Showdown kommt. Dieser Showdown ist dann sogar wieder unterhaltsam, weil sowohl Witz und Humor wieder ihren Weg ins Geschehen finden und fast jeder Held hier genügend Erwähnung findet als auch mit der Rettung der Zivilbevölkerung ein echtes Ziel im Vordergrund steht, wodurch die etwas lahmen feindlichen Ultroboter fast nur eine lästige Nebenerscheinung darstellen.
Das Ende des Filmes hat hingegen noch einige interessante und überzeugende Wendungen, ein schaler Beigeschmack bleibt allerdings dennoch.
Der zweite Avengers und elfte MCU-Ableger ist nicht der erste Film des MCU, der unter dem Übersättigungsprozess und dem formellastigen Aufbau leidet, wohl aber der erste Film, der dadurch so ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass die Hauptbedingung der Marvel-Filme, Spaß zu machen, sich kaum erfüllen lässt. Das liegt an einem langweiligen und veralberten Bösewicht, einem mehr als unspannenden Plot und der überladenen Charakterfülle. Zwar tun die Darsteller ihr möglichstes, um dies zu kaschieren, jedoch wenn selbst die Action teilweise wie langweilige Fließbandarbeit daherkommt und der Zuschauer dabei einen mehr als ordentlichen Anflug von Langeweile verspürt, sollte man sich doch fragen, ob man demnächst nicht etwas anders machen sollte, was die beiden direkten Vorgänger auch gut bewiesen haben, denn auf dem „Age of Ultron“-Weg kommt das große Marvel Cinematic Universe garantiert nicht mehr weit.
Punkte: (4/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)