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Re: Indiana Jones
Verfasst: 23. Juni 2023 19:41
von vodkamartini
Wie gesagt hypothetisch. Der letzte Film bei dem ich diesen "kindlichen sense of wonder" gespürt habe der seine Filme so einzigartig gemacht hatte war Jurassic Park. Der ist inzwischen 30 Jahre alt. Er hat auch danach noch gute Filme gemacht, aber gepackt haben sie mich nie mehr.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 23. Juni 2023 21:08
von Casino Hille
Versteh ich alles, aber Spielbergs Actioninszenierung ist für mich eine Klasse für sich und das hat er nie verlernt. Spielbergs Stil, sein Auge, seine Vision, seine "Art", sind elementarer Bestandteil der Indy-DNA. Mangold kann das nur emulieren, aber nie wirklich "das Original" werden. In den besten Momenten des neuen Films gelingt ihm eine starke Kopie, in den anderen ist die Action austauschbar und zu 08/15.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 23. Juni 2023 21:11
von vodkamartini
Ja, da bin ich wieder teilweise bei dir. Aber mit dem Sense of Wonder meine ich nicht explizit die Action, das ist umfangreicher. Und es ist ein Gefühl., das sich bei seinen Filmen einstellt für mich wie gesagtleider seit JP nicht mehr. Liegt vielleicht auch an seinem Alter und dem Vorhaben "ernstere" Filme zu drehen, wie Ryan und Schindler, das war der Kipppunkt.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 23. Juni 2023 22:51
von Casino Hille
Die Frage ist, ob das ein Problem ist. Spielberg hat sehr starke Dramen gedreht. Sein "Die Verlegerin" zum Beispiel braucht keinen Sense of Wonder, und ist trotzdem ein exzellentes Figurenporträt. Und sein "Die Fabelmans" ist da ähnlich. So oder so: Die Indy-Filme sind elementar mit Spielbergs Filmemachen verbunden, und das ist mehr als nur der Sense of Wonder. Und Mangold kopiert das zwar fleißig, ist aber einfach spürbar nicht das Original. Deshalb ziehe ich den vierten Teil auch gegenüber dem fünften vor. In ihren Stärken und Schwächen ähneln die sich sehr, aber Teil 4 atmet Spielberg und Indy, während Nr. 5 das nur in Teilen kann.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 24. Juni 2023 08:45
von vodkamartini
Sicher hat er starke Dramen gedreht. Schindler ist ein sehr guter Film, den man mal gesehen haben sollte, aber der naturgemäß keinen Spaß macht und den ich nur schaue, wenn ich muss. Die Verlegerin hat mir auch gut gefallen, aber das ist innerhalb seines Genres nichts Weltbewegendes. Aber sonst? München hat mich nie gepackt (also der Film, nicht die Stadt

), von Ryan halte ich bekanntlich sehr wenig, Amistad und vor allem Lincoln sind Schlaftabletten. Kurz, der "Vor 1993 Spielberg" ist mir der deutlich liebere.
Ob ich den vierten Film dem fünften vorziehen werde, kann ich noch nicht sagen, aber ich hoffe inständig, dass der neue besser ist.

Re: Indiana Jones
Verfasst: 24. Juni 2023 21:56
von craigistheman
Schade, mir ist The Fabelsman dummerweise durch die Lappen gegangen, hätte ihn unglaublich gerne im Kino gesehen... Indy ohne Spielberg, Kahn, Lucas und meines Erachtens auch Slocombe ergibt für mich persönlich nicht den Hauch eines Sinnes. Schon Indy 4 weist im Gesamtlook gravierende Schwächen auf, von dem idiotischen Ploting fange ich gar nicht erst an, und es sind definitv nicht die Aliens, die Russen oder die 50er - alles meines Erachtens sehr stimmig getroffen - sondern die Süffisanz mit der die Handlung vorangetrieben wird. Ab der Zusammenkunft mit Marion wirkt alles so lasch und unaufregend. Der traurige Tiefpunkt sind der Fechtkampf und LaBeoufs Hangelpartie - einfach unwürdig. Der vermurgste Einsatz von CGI, vor allem dort, wo sie nicht zwingend notwendig war, z.B. in der Erzeugung von Lichtstimmungen beraubt den Film um ein essentielles Element der Original-Trilogie - einen unverkennbaren Sinn für Atmosphäre. John Williams tut was er kann, bleibt jedoch erstaunlich generisch und weit hinter den Erwartungen zurück - hier erfoffe ich mir vom Käserad des Schicksals mehr.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 24. Juni 2023 22:37
von Casino Hille
Süffisanz ist ein interessanter Kritikpunkt. Das kenne ich nur von Menschen, aber Filmen würde ich solche Eigenschaften nicht ansehen.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 24. Juni 2023 23:29
von vodkamartini
Nein, das finde ich auch, das ist eine menschliche Eigenschaft. Für mich ist der vierte Teil aber zu häufig altbacken, ihm fehlt die Frische, die die ersten drei Filme auszeichnet.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 08:52
von craigistheman
Boah Leute…

Gemeint war natürlich die Süffisanz jener Beteiligten, die für die Entwicklung der Handlung verantwortlich sind. Da sind mir in Indy 4 einfach zu viele glücklichen Fügungen in der Kausalität. Kann man anders sehen, mich hat‘s eben gestört. Nach den Ameisen hat der Film gefühlt auch nichts mehr wirklich spannendes zu bieten.
Edit: Warum rechtfertige ich das überhaupt? Weil in meinem Post steht „die Süffisanz, mit der die Handlung…“. Kann mir nicht vorstellen, dass man das nicht auf jene Verantwortlichen hinter der Kamera bezieht.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 09:26
von vodkamartini
Also ich kann beim vierten Film nichts Selbstgefälliges oder Selbstzufriedenes feststellen. Schon gar nicht etwas Spöttisch-Überhebliches. Woran machst du das fest? Ich sehe da eher eine gewisse Abnutzung, Müdigkeit und fehlenden Pfiff, das geht also in eine ganz andere Richtung.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 10:17
von danielcc
Ich sage jetzt mal etwas ganz Schlimmes. Habe mir gestern im TV (!) noch mal Raiders angeschaut und wenn ich ehrlich bin, hat der auch so seine Schwächen. Vor allem, vieles was Teil 4 vorgeworfen wird, trifft auch da zu insbesondere ein sehr lahmes Drittel (oder sogar mehr). Also, zumindest für mich als Wiederholungstäter ist Teil 3 der mit Abstand unterhaltsamste, und ich würde sogar Teil 2 über 1 stellen
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 10:20
von vodkamartini
Wieso schlimm? Ist alles Geschmacksache und von persönlichen Empfindungen, Haltungen, Einstellungen, Vorlieben etc. abhängig. Begründen können muss man es halt.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 11:04
von craigistheman
vodkamartini hat geschrieben: 25. Juni 2023 09:26
Also ich kann beim vierten Film nichts Selbstgefälliges oder Selbstzufriedenes feststellen. Schon gar nicht etwas Spöttisch-Überhebliches. Woran machst du das fest? Ich sehe da eher eine gewisse Abnutzung, Müdigkeit und fehlenden Pfiff, das geht also in eine ganz andere Richtung.
Ich mache das vor allem ab dem Friedhof fest. Alles geht völlig problemlos von Statten, Indy und Mutt kommen überall durch, hier und da hüpfen ein paar Eingeborene durch's Bild... Dann die Dschungelszenen mit den Russen, vor allem die Verfolgungsjagd. Die findet so zwischen Tür und Angel und ein paar vermurgsten Onelinern und Schlagabtauschen zwischen Indy, Mutt und Marion statt, das Familienmotiv nervt ungemein, es fehlt einfach der Tonus, so etwas wie eine klare Richtung. Am schlimmsten verhält es sich mit der Farbgebung und der CGI. Einziger Lichtblick ist der Tronraum, da sieht man mal wieder ein echtes Set.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 11:09
von Casino Hille
Da sehe ich aber trotzdem nichts Selbstgefälliges. Das ist ein Film, in den sehr viel Arbeit geflossen ist, in den sehr viel Herzblut und Kreativität tausender Beteiligter investiert wurde. Ja, Spielberg war nie richtig mit dem Drehbuch zufrieden und von einigen Motiven der Handlung nicht überzeugt und diese fehlende Passion merkt man sicherlich. Ich kann sogar Vodka verstehen, der sagt, Spielberg hatte zu dem Zeitpunkt sein Mojo bereits verloren und konnte sich in den "seichten" Indy-Mythos nicht mehr reindenken, bzw. reinfühlen. Aber Selbstzufriedenheit sähe für mich anders aus, das kann ich beim vierten Indy (der mir allgemein oft zu schlecht wegkommt, obwohl er sicher kein Top-Film ist) nicht feststellen. Und auch nicht, wenn ich mich mit den Making Of Materialien beschäftige. Teil 4 hat sicher den schwächsten Plot der Reihe (sogar verglichen mit dem dennoch schwächeren neuen fünften Film) und ist thematisch / motivisch maximal verwirrend (mein Lieblingsbeispiel: Der Film hat absolut gar keine Ahnung, ob er Pro-/Kontra gegenüber Kommunismus oder Kapitalismus aufgestellt ist). Aber das lässt sich bei der langen komplizierten Entstehungsgeschichte gut begründen und ist eben nicht auf eine Faulheit oder Lustlosigkeit der Macher zurückzuführen.
Zu Raiders: Klar kann man heute auch alte Klassiker kritisch sehen und anders bewerten. Warum auch nicht. Ein "lahmes Drittel" sehe ich da persönlich nicht, habe mir gerade jüngst alle vier Indy-Filme wieder angesehen und Teil 1 & 3 sind vollkommen zurecht zwei der wohl größten Abenteuerfilme aller Zeiten, die sind in meinen Augen perfekt getaktetes, großartig geschrieben und konzipiertes Entertainment, absolute 10/10 Filme.
Re: Indiana Jones
Verfasst: 25. Juni 2023 11:33
von vodkamartini
Das mit den zwei größten Abenteuerfilmen aller Zeiten würde ich unterschreiben, obwohl ich aktuell auch wieder den zweiten sehr gern sehe. Jeder der Filme hat besondere Stärken bzw. einen etwas anderen Fokus, die Gesamttrilogie ist schlicht grandios. Der erste is am ernsthaftesten und die perfekte Transformation des klassischen Abenteuerfilms in die frühen 1980er. Der zweite is am gruseligsten, atmet aber auch schon sehr viel mehr den typischen Geist der 80er im Sinne einer grell-bunten Unterhaltungsbreitseite. Der dritte ist am lustigsten, weniger ernsthaft als 1 und weniger gruselig und grell als 2. Insgesamt - das meine ich nicht negativ - der familienfreundlichste und masentauglichste Teil der Trilogie.