Ich kann deine Kritik absolut nachvollziehen, Daniel.
Die Unnahbarkeit der Charaktere, das Zweidimensionale - das war für mich bei Nolan immer schon ein für mich kleines Minus. Andere sehen das anders.
Tenet könnte man aber tatsächlich auch als Hörspiel hören, da wirklich von 2,5 Stunden lang durchgesprochen wird - dagegen sind Woody Allen- und Tarantino-Charaktere stumm.
Nach zwei Sichtungen (beide auch auf englisch ohne Untertitel) muss ich sagen, dass ich in der Zweitsichtung schon mehr verstanden habe - auch akustisch. Aber die fehlenden Charaktereigenschaften von ALLEN Charakteren machen es weiterhin schwer auch nur eine Figur im Film wirklich interessant zu finden. Dass der Protagonist gerne Cola light trinkt ist, glaube ich, das Einzige, was man überhaupt über irgendwen im Film erfährt. Ansonsten sagen alle ihre Texte auf und erklären die Welt.
Und das teils so kompliziert, dass man als Zuschauer selbst im Finale kaum mitfiebert, da man einerseits gar nicht zu 100% versteht, warum bestimmte Handlungen in einem bestimmten Zeitraum vollzogen werden müssen - und zum anderen, weil einem die Charaktere tatsächlich egal sind.
Denzel Washingtons Sohn macht seine Sache gut (er war auch in BlacKkKlansman richtig gut), aber das Script gibt seinem Charakter einfach nicht mehr, womit er arbeiten könnte.
@danielcc: die Musik ist übrigens NICHT von Hans Zimmer.
Trotzdem habe ich ja 7,5/10 Punkten vergeben. Denn der Film entwickelt doch eine Anziehungskraft auf mich aus. Und bei der Zweitsichtung wurde ich ja mit mehr Vergnügen als bei der Erstsichtung belohnt. Ein Klassiker wird das aber meiner Meinung nach nicht, und im Blu-Ray-Regal wird er bei mir auch nicht landen.
Morgen nochmal im Kino, und dann habe ich ihn mit dreimal auch oft genug gesehen.