Re: Die Filme des Christopher Nolan
Verfasst: 29. August 2020 01:21
Tenet (rückwärts geschrieben, wer hat's gemerkt?)
Die erste Hälfte
Für alle die sich seit Jahren einen Nolan-Bond wünschen, hier habt ihr ihn. Action, Spionagemissionen, abgedrehte Infiltrierungspläne, Location-Hopping, Agent macht sich über gepeinigte Ehefrau an grössenwahnsinnigen Schurken ran, sogar ein paar witzige Sprüche gibt es. Alles da. Und auf dem Papier klingt es schön und gut, aber die bildsprachliche und erzählerische Ausgestaltung erscheint mir wie tendenziell oft bei Nolan so kalt, kalkuliert, annähernd seelenlos, dass ich einem Nolan-Bond weiterhin sehr skeptisch gegenüberstehe, wenn nicht sogar skeptischer als zuvor. Ergänzt wird diese Kälte und Künstlichkeit durch den Score des neusten Ersatzzimmermannes, der sich anhört wie Discolärm in Zeitlupe und mir in seiner basslastigen, vibrierenden und tief dröhnenden Art an mehreren Stellen nicht nur akustisch, sondern auch körperlich richtig unangenehm war.
Die zweite Hälfte
Hier kommt die übliche, zuvor noch recht stiefmütterlich behandelte Nolan-SciFi-Idee zum tragen, die mich ehrlich gesagt auch ziemlich kalt gelassen hat und die ich in allen Details auch nicht immer verstanden habe. Das Prinzip ist exakt dasselbe wie in Memento, nur dass es von der erzählerischen auf die inhaltliche Ebene gebracht wird und damit allerhand Verkomplizierungen und Erklärungsdialoge mit sich bringt. Das erinnert alles sehr an Inception und Interstellar, eine einfache Science-Fiction-Idee wird beim Versuch, sie in die Geschichte einzubauen oder selbige sogar darum zu spinnen, immer komplizierter erklärt und aufgeblasen. Mein Interesse am Film hat da teilweise leider ziemliche Aussetzer. Wenn in der grossen Ballerschlacht mit hundert Teilnehmern die mehr oder weniger gleich aussehen, einige Figuren in die entgegengesetzte Zeit laufen ist das in z.B. in den Details schwer ersichtlich, für die filmische Wahrnehmung der Actionszene oft wenig relevant und wenn dann doch der Handlungsclou darum gestrickt werden soll, wirr und, ich wiederhole mich, kompliziert auf eine kalte und kalkulierte Art.
Die Schauspieler
Ich war positiv überrascht von JD Washington, der in die reichlich kontur- und seelenlose Figur erstaunlich viel Coolness und Charisma mit reinbringt, und an einigen Stellen der ersten Hälfte sogar tatsächlich eine gewisse Bondnote. Mein darstellerisches Highlight war natürlich Pattinson. Kein versiertes Charakterspiel diesmal, keine völlige Immersion in eine komplexe Rolle, das gibt der Film auch nicht her. Aber was für eine Ausstrahlung, was für ein einvernehmender Charme, welch faszinierende Coolness in allem was er tut! Der spannendste und charismatischste Schauspieler aktuell, wenn nicht aller Zeiten. Branagh gibt den klassischen Schurken solide, der Rest ich auch absolut in Ordnung mit den Figuren, die sie kriegen. Debicki hat wohl die besten darstellerischen Facetten nach Pattinson und Aaron Tyalor-Dingsbums ist auch mal wieder sehr cool in dem was er macht.
Das Fazit
Nolan und ich entfremden uns allmählich. Er hat immer häufiger diese eine Idee, meist im Sci-Fi-Bereich, die im Kern sehr spannend klingt, aber wenn sie dann umgesetzt wird kommt verstricktes Erklärbär-Zeugs raus, das aus sehr wenig eine filmische Welt um diese eine Idee spinnen will. Für mich sollte er wieder weggehen von diesen gut gemeinten, aber am Ende gewollt cleveren Inception-Tenet-raumzeitliches-Paradoxon-Ideen und kleinere, elegantere Filme drehen. Und auch Tenet wirkt halt einfach sehr kühl, distanziert, fast kalkuliert in der Zeichnung der handlungsinneren Welt und in der Bildsprache und (audio)visuellen Umsetzung. Roboterhaft vielleicht.
Ich fand den Film nicht schlecht, einige der Bond-Reminiszenzen so gut es ging sogar recht launig und das Doppelpack Washington/Pattinson ist vielversprechend und so cool und charmant wie der Film es hergibt (vor allem natürlich letzterer). Aber so richtig gepackt hat's mich nicht, im Showdown habe ich die raumzeitlichen Verschachtelungen teils sogar halbwegs abgeschaltet weil's mir auch einfach zu viel war in der Art wie die Kriegsszenen und das was Nolan unter Musik versteht gleichzeitig auf mich einprügeln wollten. An einer viel tieferen Auseinandersetzung habe ich dann ehrlich gesagt auch kein grosses Interesse.
Wertung: 5 / 10
Die erste Hälfte
Für alle die sich seit Jahren einen Nolan-Bond wünschen, hier habt ihr ihn. Action, Spionagemissionen, abgedrehte Infiltrierungspläne, Location-Hopping, Agent macht sich über gepeinigte Ehefrau an grössenwahnsinnigen Schurken ran, sogar ein paar witzige Sprüche gibt es. Alles da. Und auf dem Papier klingt es schön und gut, aber die bildsprachliche und erzählerische Ausgestaltung erscheint mir wie tendenziell oft bei Nolan so kalt, kalkuliert, annähernd seelenlos, dass ich einem Nolan-Bond weiterhin sehr skeptisch gegenüberstehe, wenn nicht sogar skeptischer als zuvor. Ergänzt wird diese Kälte und Künstlichkeit durch den Score des neusten Ersatzzimmermannes, der sich anhört wie Discolärm in Zeitlupe und mir in seiner basslastigen, vibrierenden und tief dröhnenden Art an mehreren Stellen nicht nur akustisch, sondern auch körperlich richtig unangenehm war.
Die zweite Hälfte
Hier kommt die übliche, zuvor noch recht stiefmütterlich behandelte Nolan-SciFi-Idee zum tragen, die mich ehrlich gesagt auch ziemlich kalt gelassen hat und die ich in allen Details auch nicht immer verstanden habe. Das Prinzip ist exakt dasselbe wie in Memento, nur dass es von der erzählerischen auf die inhaltliche Ebene gebracht wird und damit allerhand Verkomplizierungen und Erklärungsdialoge mit sich bringt. Das erinnert alles sehr an Inception und Interstellar, eine einfache Science-Fiction-Idee wird beim Versuch, sie in die Geschichte einzubauen oder selbige sogar darum zu spinnen, immer komplizierter erklärt und aufgeblasen. Mein Interesse am Film hat da teilweise leider ziemliche Aussetzer. Wenn in der grossen Ballerschlacht mit hundert Teilnehmern die mehr oder weniger gleich aussehen, einige Figuren in die entgegengesetzte Zeit laufen ist das in z.B. in den Details schwer ersichtlich, für die filmische Wahrnehmung der Actionszene oft wenig relevant und wenn dann doch der Handlungsclou darum gestrickt werden soll, wirr und, ich wiederhole mich, kompliziert auf eine kalte und kalkulierte Art.
Die Schauspieler
Ich war positiv überrascht von JD Washington, der in die reichlich kontur- und seelenlose Figur erstaunlich viel Coolness und Charisma mit reinbringt, und an einigen Stellen der ersten Hälfte sogar tatsächlich eine gewisse Bondnote. Mein darstellerisches Highlight war natürlich Pattinson. Kein versiertes Charakterspiel diesmal, keine völlige Immersion in eine komplexe Rolle, das gibt der Film auch nicht her. Aber was für eine Ausstrahlung, was für ein einvernehmender Charme, welch faszinierende Coolness in allem was er tut! Der spannendste und charismatischste Schauspieler aktuell, wenn nicht aller Zeiten. Branagh gibt den klassischen Schurken solide, der Rest ich auch absolut in Ordnung mit den Figuren, die sie kriegen. Debicki hat wohl die besten darstellerischen Facetten nach Pattinson und Aaron Tyalor-Dingsbums ist auch mal wieder sehr cool in dem was er macht.
Das Fazit
Nolan und ich entfremden uns allmählich. Er hat immer häufiger diese eine Idee, meist im Sci-Fi-Bereich, die im Kern sehr spannend klingt, aber wenn sie dann umgesetzt wird kommt verstricktes Erklärbär-Zeugs raus, das aus sehr wenig eine filmische Welt um diese eine Idee spinnen will. Für mich sollte er wieder weggehen von diesen gut gemeinten, aber am Ende gewollt cleveren Inception-Tenet-raumzeitliches-Paradoxon-Ideen und kleinere, elegantere Filme drehen. Und auch Tenet wirkt halt einfach sehr kühl, distanziert, fast kalkuliert in der Zeichnung der handlungsinneren Welt und in der Bildsprache und (audio)visuellen Umsetzung. Roboterhaft vielleicht.
Ich fand den Film nicht schlecht, einige der Bond-Reminiszenzen so gut es ging sogar recht launig und das Doppelpack Washington/Pattinson ist vielversprechend und so cool und charmant wie der Film es hergibt (vor allem natürlich letzterer). Aber so richtig gepackt hat's mich nicht, im Showdown habe ich die raumzeitlichen Verschachtelungen teils sogar halbwegs abgeschaltet weil's mir auch einfach zu viel war in der Art wie die Kriegsszenen und das was Nolan unter Musik versteht gleichzeitig auf mich einprügeln wollten. An einer viel tieferen Auseinandersetzung habe ich dann ehrlich gesagt auch kein grosses Interesse.
Wertung: 5 / 10