da dies mein erster Post ist, möchte ich mich zunächst kurz vorstellen. Ich stamme aus Norddeutschland und bin seit ca. 10 Jahren Bond-Fan, das fing bei mir also mit 14 Jahren etwa an. Der Grund, weswegen ich in diesem Thread hier "einsteige" ist der, dass der Film mir früher mit am besten gefallen hat und meine Begeisterung für die Serie weckte. Im Forum lese ich schon seit einiger Zeit still mit.
Den Film selbst (TMWTGG) habe ich bestimmt schon über 15-20 Mal gesehen, so wie jeden anderen Film der Reihe auch, mit Ausnahme der Craig-Filme, was aber deren Aktualität, nicht deren Qualität geschuldet ist. Zuletzt sah ich TMWTGG gestern Abend. Nachdem ich hier nun schon einige Reviews gelesen habe und von deren Kompetenz häufig sehr beeindruckt bin, versuche ich mich auch mal. Vorweg muss ich gestehen, dass ich von Film-Theorie weniger Ahnung habe, als manch andere hier. Da das aber vielen Menschen im Kino genauso gehen dürfte, finde ich es auch durchaus interessant, die Filme aus dieser Warte zu sehen.
Zur PTS:
Diese ist ansich gelungen. In Bezug auf das Ende finde ich, hätte man das Ganze eher so machen können wie im Nachfolger TSWLM, als der Zuschauer nicht erfährt, was mit dem U-Boot passiert ist. Dadurch kann der Moment am Ende voll ausgekostet werden, als dann klar wird, was tatsächlich passiert ist. Aber anders als am Ende lebt die Spannung hier auch davon, dass einem der beiden Kontrahenten die Waffe fehlt.
Was das Solex angeht, so finde ich schon, dass der Zusammenhang von Anfang an deutlich wird, schließlich wird darauf ja klar Bezug genommen, als Bond bzgl. der goldenen Kugel unterrichtet wird. Und bis zur nächsten Erwähnung des Solex bzw. bis zu dessen Zusammenhang mit der Story und Scaramanga vergeht ja auch nicht gerade viel Zeit (die Szene vor dem Bottoms Up).
Interessant bis verwirrend finde ich die Rolle Schnick Schnacks. Dieser verhält sich Scaramanga gegenüber absolut loyal, erwähnt aber mehrfach seine persönlichen Verteile, die aus einem Ableben Scaramangas resultieren würden. Ob dieser tatsächlich auf das Erbe scharf ist, oder ob er damit Scaramangas Gegner in Sicherheit wiegen möchte, wird für mich nicht klar. Und damit bleibt eben auch offen, weswegen Schnick Schnack Bond am Ende töten möchte:
1. aus Rache wegen des Todes von Scaramanga?
2. aus Rache für das komplett zerstörte Erbe?
3. oder geht es dabei auch um eine persönliche Eitelkeit Schnick Schnacks, da Bond ja schließlich auch diesen während der Szene im Fun House überlistet hat? Denn er hat das Spiel ja quasi gelenkt und Bond hat aus seiner Sicht geschummelt.
Ich hätte da ein klares Ende besser gefunden als diese missglückte Szene am Mast. Das hatte schon was von Mitleid... Und seit wann widerfährt dem Henchman denn Mitleid? Alternativ hätte ich einen kreativen Tod Schnick Schnacks nach üblichem Muster besser gefunden. Oder aber, wenn man wirklich etwas völlig neues gewollt hätte, man hätte Schnick Schnack konsequent zweideutig darstellen können, mit einem ganz anderen Ende. Die Insel wäre nicht zerstört worden, Schnick Schnack hätte geerbt und man hätte ihn ab diesem Zeitpunkt dann nicht mehr als Gegner Bonds dargestellt. Ein Schnick Schnack, der sich bedankt, und dessen Bösartigkeit vollends darin bestanden hätte, über die Leiche seines Arbeitgebers zu gehen, dessen Loyalität dort aufhört, wo der persönliche Vorteil beginnt. Ein Henchman mit egoistischem Kalkül.
Goodnight:
"Goodnight!" Dieses Zitat trifft es! Das war unterirdisch für eine Mitarbeiterin des MI6. Sorry, aber da erwarte ich einfach einen kompetenten Partner Bonds. Aber diese Ansicht genießt hier ja weitestgehend Konsens.
Darüber hinaus stimme ich jenen zu, die viele schöne Einzelszenen loben: die Szenen mit Q, Lazar und die Tötungsszene mit Hai Fat finde ich klasse!
Was mir ebenfalls gefällt: Bond konstruiert ein Szenario und pokert hoch, in dem er annimmt, dass Hai Fat Scaramanga nie gesehen hat. Dass dieses nicht aufgeht, hat mir gut gefallen.
Klare Minuspunkte:
Dass Bond in die Karateschule gebracht wird und dort getötet werden soll ist absolut dämlich. Hai Fat möchte kein Blut in seinem Haus.. aber in seiner Schule? Und wozu die vielen Wachen mit Schusswaffen, wenn es kein Blut geben soll? Zur Abschreckung? Ich bin sicher, die wären im Falle eines Eindringens von Feiden angehalten zu schießen, sonst bräuchten sie die nicht. Somit hätte man Bond auch erledigen können. So aber, hat Hai Fat quasi Selbstmord gegangen

Pepper! Eine kürzere Szene als kleine Hommage an LALD hätte ich gut gefunden, aber die Rolle war zu lang ausgelegt.
Der schwerwiegendste Punkt ist aber das Spannungsleck von der Hälfte bis ins letzte Drittel. Wo soll diese sein? Hatte man hier ernsthaft auf die Entführung Goodnights gebaut? Ich weiß nicht, wie es dem Rest ging, aber ich hatte wirklich gehofft, man (Scaramanga) hätte sie einfach erledigt. So wären der Rolle einige peinliche Szenen erspart geblieben und Bonds Komplize hätte der übliche Tod ereilt. Ohne Goodnight wäre die Anlage nicht hochgegangen und mein Alternativ-Ende mit Schnick Schnack hätte auch funktioniert. Schade!
Was die goldene Kugel in dem Zusammenhang betrifft: man hätte bei der Version bleiben sollen, dass Scaramanga diese verschickt hat. Das hätte für ihn zweierlei Vorteile gehabt:
1. er hätte Bond vllt. abgeschreckt und von seiner Mission weggeführt.
2. hätte das nicht geklappt (hat es ja tatsächlich nicht und genau das hätte er auch einkalkulieren müssen), hätte er eben dieses Duell klar in den Vordergrund gerückt, das ihm das Ganze dann ja beschert hätte.
Er hätte also zwei Motive gehabt. Entweder den geschäftlichen, oder den persönlichen Vorteil. Einen davon hätte er sicher gehabt. Durch das Versenden der Kugel durch Miss Anders hat man das echt komplett vergurkt und ihr Motiv ist völlig aus der Handlung gerissen. Was interessieren mich ihre Beziehungsprobleme? Wie ist die überhaupt an die Kugel gekommen? So viele hat Scaramanga nicht, als dass das nicht aufgefallen wäre, dass ihm eine fehlt. Und letzten Endes gefällt mir auch nicht, dass in den Filmen immer alle Welt Bond kennt, als würden sie selbst seine Filme sehen. Das ist immer noch ein Geheimagent. Dass Superschurken wie Blofeld Männer wie Bond kennen, okay, meinetwegen, aber Scaramanga ist weit weg davon und somit dürfte auch Miss Anders garnicht wissen, dass es Bond gibt. Gleiches gilt für Lazar (auch wenn ich die Szene ansonsten mag). Das ist aber zugegebenermaßen ein Problem vieler Bond Filme, dass Bond rumläuft, bekannt wie ein bunter Hund. Mit dem Bekanntheitsgrad wäre das eigentlich ein Fall für seine Berufsunfähigkeitsversicherung

Was bleibt unterm Strich?
Der Film dürfte beim jüngeren Publikum (12 - 16 Jahre) am besten ankommen, in dieser Zeit fand ich ihn uneingeschränkt super! Dazu passt auch die gesamte Action.
Mit zunehmendem Alter weicht das ganze etwas dem Wunsch nach Thrill. Dennoch bleibt der Film für mich nostalgisch wertvoll und ich gucke ihn mir gerne an. Kopf ausschalten und berieseln lassen. Das geht wunderbar, der Anspruch tendiert gegen Null. Unter dem Gesichtspunkt kommt der Film auch ganz gut weg. Möchte man mehr, stößt der Film an Grenzen, ganz klar, obwohl das nicht hätte sein müssen, da das Potenzial generell da gewesen wäre, den Film zu einem Gesamthighlight der Reihe zu machen, vor allem dank großartiger Schauspieler wie Christopher Lee.
Ist nun doch etwas länger geworden als gedacht...
Best,
Bleeker