Rise Against the Machine – Die Filme des Alan J. Pakula

Für die Filmkenner: In unserem Cinema könnt ihr über den neuesten Blockbuster im Kino, alten Klassikern, neuen Kultfilmen bis hin zu euren Lieblingsserien uvm. diskutieren! Alles aus der TV/Kinowelt, das nicht ins Bondforum passt, bitte hier herein!

Welcher Film ist der beste von Alan J. Pakula?

Pookie
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Keine Stimmen
Klute
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Keine Stimmen
Liebe, Schmerz und das ganze verdammte Zeug
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Keine Stimmen
Zeuge einer Verschwörung
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Keine Stimmen
Die Unbestechlichen
1
50%
Eine Farm in Montana
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Keine Stimmen
Auf ein Neues
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Keine Stimmen
Das Rollover-Komplott
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Keine Stimmen
Sophies Entscheidung
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Dream Lover
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Kellerkinder
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Keine Stimmen
Zweites Glück
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Keine Stimmen
Aus Mangel an Beweisen
1
50%
Gewagtes Spiel
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Die Akte
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Vertrauter Feind
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Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2
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Casino Hille
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Da ich ihn gestern gesehen habe, bin ich gerade erstaunt, hier so wenig Lob für "All the President's Men" (toller Titel) aka "Die Unbestechlichen" (doofer Titel) zu finden. Nein, der hat seinen Klassiker-Status zurecht, ein ganz großes Stück Recherche-Kino, exzellent aufbereitet und gespielt (Robert Redford und Dustin Hoffman sind grandios, aber der Star des Films ist sicherlich Jason Robards) und vor allem sehr konzentriert erzählt. Der weitgehende Verzicht auf Musik und dramaturgische Zuspitzungen lässt Pakulas Film beinahe semi-dokumentarisch wirken (zumal der 'Antagonst' Nixon nur in historischen Aufnahmen zu sehen ist), und das Drehbuch von William Goldman hält einem nicht überflüssig die Hand und leitet einen erklärend durch die Geschichte, sondern man sollte ganz genau aufpassen, wenn man wirklich jeden Schritt von Bernstein und Woodward nachvollziehen will. Wichtiger als das ist aber, wie Pakula detailliert aufzeigt, was für eine harte Arbeit es war, diese "Story" entstehen zu lassen und sie dann erzählen zu können. Der Film endet dann ja auch ironischerweise mit der größten Niederlage, die Bernstein und Woodward während ihrer Watergate-Ermittlungen erlitten haben, und blendet dann nur noch in Textform die Erfolge ein, die 73, 74 und 75 folgten (endend mit dem Rücktritt Nixons, denn – das spürt man im Film – genau der ist letztlich das Ziel, auf den lief es für die beiden hinaus, seit sie auf das Thema gestoßen waren und erstmals Blut leckten).

Es mag für mich persönlich nicht der beste Journalismus-Film sein (das ist "Spotlight", einer meiner Lieblingsfilme) und es mag nicht der beste Watergate-Film sein (das ist "Frost/Nixon"), aber ein inspirierend-kluges Stück Politkino ist "All the President's Men" bis heute.
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AnatolGogol
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Ich kann mit All the President's Men nur wenig anfangen. Ich hab ihm erst vor 1-2 Jahren nochmal ne Chance gegeben und dann enttäuscht nach ner Stunde abgebrochen. Mir fehlt es da an Fokus und die Handlung spielt sich fast ausschliesslich über die Dialoge ab. Ich muss aber auch 2 Dinge dazu sagen: zum einen konnte mich Pakula eigentlich nur einmal wirklich überzeugen, nämlich mit Aus Mangel an Beweisen. Der Rest war irgendwo zwischen leicht über dem Durchschnitt bis hin zu richtig ärgerlich. Komisch, dass der (erste) Ford-Film für mich da so rausfällt. Der zweite Punkt ist, dass ich generell mit dem Paranoia-Kino der 70er wenig anfangen kann. ZB habe ich Pakulas Zeuge einer Verschwörung als noch mühsamer in Erinnerung, aber auch Filme wie Der Dialog oder 3 Days of Condor geben mir wenig bis nix. Dazu passt dann irgendwie auch, dass ich Spotlight ebenfalls nicht so toll fand. Ein bisschen spielt da sicherlich auch meine Erwartungshaltung rein, dass politische Filme ihr Anliegen subtil dem Publikum vermitteln sollten. Mir ist das oft dann zu stark wertend und moralisierend. Ein richtig guter politischer Film sollte das aber in meinen Augen nicht nötig haben und seinen Punkt auch subtil machen können, zB Nixon wäre hier das Paradebeispiel.
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AnatolGogol hat geschrieben: 9. Mai 2023 10:55 Mir fehlt es da an Fokus und die Handlung spielt sich fast ausschliesslich über die Dialoge ab.
Sicher richtig, das muss man nicht unbedingt mögen. Obwohl ich "All the President's Men" schon sehr fokussiert erzählt finde, es stehen ja ganz konsequent immer die beiden Journalisten und ihr Kampf gegen Windmühlen im Vordergrund (nachdem Watergate-Einbruch in den ersten drei Minuten gibt es keine Szene ohne Redford und oder Hoffman). Den Vorwurf verstehe ich eher bei "Spotlight", weil da ein größeres Team ermittelt und man auch mehr aus deren Privatleben zu sehen bekommt (was ich nicht negativ finde), bei "All the President's Men" dient jede Szene der faktenbasierten Nacherzählung der wahren Begebenheiten.
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Mai 2023 10:55 Dazu passt dann irgendwie auch, dass ich Spotlight ebenfalls nicht so toll fand. Ein bisschen spielt da sicherlich auch meine Erwartungshaltung rein, dass politische Filme ihr Anliegen subtil dem Publikum vermitteln sollten. Mir ist das oft dann zu stark wertend und moralisierend. Ein richtig guter politischer Film sollte das aber in meinen Augen nicht nötig haben und seinen Punkt auch subtil machen können
Joa … nö. :mrgreen: Molarisierend im Falle von "All the President's Men"? Echt? Keine Ahnung, ist mir überhaupt nicht aufgefallen. Es gibt da doch auch in dem Sinne keine Moral, die man an den Mann oder die Frau bringen könnte oder? Die zwei Journalisten stoßen auf eine geheimgehaltene Geschichte und machen es sich zur Aufgabe, die aufzudecken (warum sie das tun, bleibt dabei sehr nebulös – zumindest Redford scheint es vor allem um die eigene Karriere zu gehen), und gehen dann Schritt für Schritt alle Stationen und Spuren ab, bis sie letztlich in der Schlussszene sogar den Präsidenten damit zu Fall bringen. Das ist "Rocky" an der Schreibmaschine, der/die Underdog/s gegen den Champion. Eine Predigt hält da niemand, zumindest habe ich das nicht so wahrgenommen. Meine These (wie weiter oben angedeutet) wäre sogar, dass man über Watergate gar nicht viel wissen und auch nicht unbedingt verstehen muss, mit wem und worüber Woodward und Bernstein da die meiste Zeit sprechen, weil Pakula vor allem illustrieren will, wie lang und langwierig die Arbeit war, um am Ende die Story für die Zeitung zu bekommen (der Weg ist also wie so oft das Ziel). Das ist dann auch ähnlich für mich wie bei "Frost/Nixon", der eigentlich exakt genau so funktioniert, und der auch ohne jede Watergate-Kenntnis Spaß machen kann (natürlich hilft es aber immer, sich auszukennen).

Bei "Spotlight" bin ich da vielleicht minimal eher bei dir (der hat dann zumindest ein paar der menschelnden Szenen, die "All the President's Men" erstaunlicherweise komplett vermeidet), aber eigentlichbin ich auch so gar nicht bei dir, denn auch in dem gibt es ja nicht wirklich Szenen, in denen mir jemand eine Moralpredigt hält – wie sähe die denn auch aus, außer "Kindesmissbrauch ist schlecht"? :wink: "Spotlight" halte ich sogar gerade deshalb für so stark, weil er die Figuren zwischendurch über ihre Beziehung zur Kirche und zum Glauben sprechen lässt und der Film sich da die Mühe macht, nicht bloß auf die katholische Institution einzuprügeln, sondern so differenziert wie bei dem Thema möglich vorzugehen. Da entstehen dann richtige Gänsehaut-Momente für mich, etwa wenn Rachel McAdams an der Tür des einen Priesters klopft, der ganz unschuldig davon spricht, Kinder missbraucht zu haben und selbst auch missbraucht worden zu sein. Die Szene hätte so leicht schiefgehen können und plump oder vorführend geraten, aber "Spotlight" setzt seinen Punkt effizient und fast beiläufig. Spitze! An sich ist aber auch das kein Film über Kirche und Kindesmissbrauch, sondern über Medien, über die Entstehung von Nachrichten, über das Ringen der Journalisten zwischen Eigeninteresse, sozialer Verantwortung und kommerziellem Abwägen der Verlagschefs etc.

Ich kann aber verstehen, wenn einem die Filme zu dröge sind, denn das ist die meiste Zeit sicherlich "Walking & Talking", und beide Filme vermeiden bewusst Zuspitzungen und dramaturgische Vereinfachungen, bleiben dafür sehr dicht an den tatsächlichen Abläufen (in jedem Fall sehr viel dichter als die allermeisten biografischen Spielfilme). Da findet nicht jeder einen Zugang, vollkommen klar.
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Ich glaub ich hab Spotlight verwechselt mit dem Film um die TV-Damen mit John Lithgow. Hab gerade meinen 2016er-Jahresrückblick gecheckt, fand den "echten" Spotlight anscheinend auch nicht gut (viel hängen geblieben ist ja allem Anschein nach nicht :) ).

Das mit meiner Erwartungshaltung an politische Film war auch eher allgemein gemünzt, als jetzt speziell auf ATPM. Wobei man da wie ich finde schon den politisch sehr liberalen Hintergrund seiner Macher wahrnehmen kann. Ganz so tendenziös wie zB Vice ist er dann aber nicht annähernd.
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AnatolGogol hat geschrieben: 9. Mai 2023 11:29 Ich glaub ich hab Spotlight verwechselt mit dem Film um die TV-Damen mit John Lithgow.
Oh Gott, meinst du "Die Erfindung der Wahrheit" aka "Miss Sloane"? Der ist grausam und tatsächlich ein Moral-Lehrfilm für alle, die nur ins Kino gehen, um sich dort ihre Weltanschauung diktieren zu lassen. Da bin ich sofort bei dir, der geht gar nicht. Aber das sind Welten, Galaxien, Dimensionen zwischen dem Quatsch und sowas wie "All the President's Men" und "Spotlight", denen ich diesen Vorwurf zu keiner Sekunde machen könnte. Habe seit du es geschrieben hast nochmal drüber nachgedacht, aber meine diesbezüglich eigentlich empfinden Antennen reagieren da auf nix in den besagten Filmen. :)
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Mai 2023 11:29 Ganz so tendenziös wie zB Vice ist er dann aber nicht annähernd.
"Vice" ist aber nun auch eine Satire, der ist ja ein bekennend subjektiver Film. Fällt für mich da auch nochmal in eine andere Kategorie, muss ich gestehen. Bei "Vice" wird sofort offensichtlich, dass das ein Film ist, der die Ansichten seiner Macher transportiert. Da finde ich Filme viel schlimmer, die das durch die Hintertür liefern, statt es sich groß auf die Fahnen zu schreiben.
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Casino Hille hat geschrieben: 9. Mai 2023 13:38 Oh Gott, meinst du "Die Erfindung der Wahrheit" aka "Miss Sloane"? Der ist grausam und tatsächlich ein Moral-Lehrfilm für alle, die nur ins Kino gehen, um sich dort ihre Weltanschauung diktieren zu lassen. Da bin ich sofort bei dir, der geht gar nicht. Aber das sind Welten, Galaxien, Dimensionen zwischen dem Quatsch und sowas wie "All the President's Men" und "Spotlight", denen ich diesen Vorwurf zu keiner Sekunde machen könnte. Habe seit du es geschrieben hast nochmal drüber nachgedacht, aber meine diesbezüglich eigentlich empfinden Antennen reagieren da auf nix in den besagten Filmen. :)
Nein, ich meinte Bombshell (hab aber auch erst den Titel googeln müssen). :) Miss Sloane hat mir nun merkwürdiger weise wieder ziemlich gut gefallen. Bei moralischem Lehrstück denke ich bei jüngeren Filmen eher an sowas wie Der Moment der Wahrheit - und wieder ist Old Redford mit dabei. :wink:

Casino Hille hat geschrieben: 9. Mai 2023 13:38 "Vice" ist aber nun auch eine Satire, der ist ja ein bekennend subjektiver Film. Fällt für mich da auch nochmal in eine andere Kategorie, muss ich gestehen. Bei "Vice" wird sofort offensichtlich, dass das ein Film ist, der die Ansichten seiner Macher transportiert. Da finde ich Filme viel schlimmer, die das durch die Hintertür liefern, statt es sich groß auf die Fahnen zu schreiben.
Das sehe ich dann doch anders. Der Film mag eine Satire sein, nimmt sich dafür aber viel zu ernst, als das ich ihm da irgendein Augenzwinkern abkaufen würde. Für mich trieft der Film geradezu vor Sendungsbewusstsein und das ist etwas, was ich Filmen oder generell Kunst besonders krumm nehme. Und dabei ist es mir egal, welche politische Couleur da propagiert wird - mir geht die Art und Weise auf den Senkel, wie hier dem Zuschauer die eigenen Wahrheiten mundgerecht verabreicht werden. Ein anderes Beispiel dieser in den letzten Jahre wieder recht populär gewordenen Agendafilme sind die politischen Thriller von Damiano Damiani aus den 70ern. Finde ich ganz schlimm, wie da die eigene Weltsicht im Gewand eines "Unterhaltungsfilms" propagiert wird (und langweilig sind sie noch dazu).
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Casino Hille hat geschrieben: 9. Mai 2023 13:38 Die Erfindung der Wahrheit
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Aha! Ja, um die Verwechslung komplett zu machen: Genau den meine ich. :) Was ein Titel-Wirrwarr!
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