Re: Stirb Langsam

16
Hier zunächst die Einleitung des Die Hard Specials meines Filmbüchleins:

---
Ohne Zweifel war die Die Hard Reihe ein weiteres Highlight der (zumindest zunächst) 80er Jahre.

Seit Mitte des Jahrzents war im Kino ein ganz neuer Typ von Actionfilmen sehr erfolgreich: Der Beverly Hills Cop, Rambo, Lethal Weapon und letztlich Die Hard. Bei allen Unterschieden haben diese Reihen doch eins gemeinsam. Sie waren deutlich brutaler als das, was zuletzt die Bondfilme boten. Viele dieser Filme waren vor allem in den USA extrem erfolgreich und das, obwohl sie dort R-rated waren. Zudem setzte sich ein viel härterer Humor durch: Fluchen und derbe Sprüche standen auf der Tagesordnung.

Insofern unterscheiden sich die Filmreihen auch von den zuvor besprochenen Indiana Jones Streifen: Während der Abenteurer als klare Variante der Bondreihe entworfen wurde, so stellt vor allem Lethal Weapon und eben Die Hard einen echten Gegenentwurf – vor allem fürs amerikanische Publikum – dar.

Schaut man sich die Entwicklung der Bondreihe vor allem in der Moore Zeit an, so wird deutlich, dass diese eben Platz ließen, für derartige Gegenentwürfe. Bond war längst weichgespült, hatte seine Ecken und Kanten verloren, war fast nur noch ein Actionkomödien-Onkel, dem ohnehin in seinem schicken Smoking selten etwas Ernstes zustieß. Zudem wirkten die Filme unter Glen uninspiriert, es fehlte an Einfällen.

Auftritt John McClane.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Stirb Langsam

17
Gut geschrieben, aber sorry, Rambo hat mich BHC und Die hard bzw. LW soviel gemeinsam wie Männer und Kinder kriegen. Gerade Rambo ist doch eher auf ernst gemacht und stellt - zumindest in seinen Fortsetzungen - eher Machoismen und Testosteron in den Vordergrund, während es in den anderen Filmen eher relativ normale Menschen sind, die mal wieder diesen Scheißtag retten müssen ;) Das gleiche Prinzip funktioniert übrigens hervorragend in den Bruckheimer-Actionopern Con air und The Rock.
Bin gespannt auf mehr von dir ;)
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Stirb Langsam

18
du hast Recht aber Rambo war nun mal auch eine der großen, Action-Reihen der 80er und wie gesagt, bei allen Unterschieden, sie sind alle auf einem höheren Brutalität-Level und dennoch erfolgreich bei den Massen

jetzt muss ich aber die erste Kritik schreiben... :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Stirb Langsam

19
Die Hard, John McTiernan, 1988
Als ich diesen Film zuletzt erstmals ungeschnitten, ohne Werbeunterbrechung und im englischen Original gesehen habe, viel es mir sehr schwer, die sonst üblichen Stichpunkte zu machen, die mir beim Schreiben der anschließenden Rezension helfen sollen. Warum? Weil der Film auch heute noch extrem spannend ist und einen fesselt. Je länger ich schaute, desto mehr dachte ich: Was will man darüber schon schreiben? Es ist einfach ein sehr guter Unterhaltungsfilm!

Doch was macht einen Film zu einem solchen und darüber hinaus vielleicht sogar zu einem modernen Klassiker? Es ist die perfekte Symbiose aus einer Idee bzw. einem Konzept und dem entsprechenden Talent dies umzusetzen. Im vorliegenden Falle heißt das:
-Konzept: Das Alptraum-Szenario einer terroristischen Übermacht in einem von der Außenwelt abgeschnittenen Gebäude, der man sich selbst allein gegenübersteht
-Talent: John McTiernan, Bruce Willis, Alan Rickman

Regisseur John McTiernan ist für mich ein Phänomen. Der Mann hat zwar nur zehn Filme inszeniert, aber darunter mal eben Predator, Jagd auf roter Oktober, Last Action Hero, Die Thomas Crown Affäre und eben zwei Beiträge der Die Hard Reihe. Dennoch zählt McTiernan nicht zu den großen Regisseuren, da er sich selbst wohl zu sehr zurücknimmt, und seine Filme durchaus unterschiedliche Handschriften tragen.
Seine Qualität zeigt sich hier schon in den ersten 10 Minuten. Es ist die Zeit, die sich Die Hard für die nötige Exposition nimmt – und selten ist dies in 10 Minuten so gut gelungen. Place, Time and Characters! Alles da und alles brillant eingeführt. Die Weihnachtsstimmung, Kalifornien als Handlungsort, McClanes Beruf und viel wichtiger, der Status seiner Ehe. In 10 Minuten wissen wir wo alles stattfinden wird und mit wem wir es hier zu tun haben. Schon haben wir eine emotionale Bindung zum Protagonisten, die für den weiteren Film äußerst wichtig ist. Denn Die Hard spielt nicht in einer Fantasiewelt oder in einer Agenten-Parallel-Welt, nein er spielt im hier und jetzt. McClane könnte einer von uns sein, einer den wir kennen. Das Grauen bricht in diesem Film mitten in „unserer“ Stadt ein, es könnte in der Nachbarschaft sein, wir könnten an McClanes Stelle sein.
So ist auch McClane selbst ein ganz anderer Charakter als ein James Bond. McClane ist Mensch, er ist verletztlich, er hat Emotionen und er hat sich nicht gewünscht, in diese ausweglose Situation zu kommen. Eine Situation die schon nach 15 Minuten ihren Lauf nimmt. Wo schon vorher keine Zeit und kein Wort verschwendet wurde, geht es von nun an atemlos voran.

Was Die Hard so besonders macht, ist eben das Konzept, das mich stark an einen Alptraum erinnert – und nicht zuetzt deswegen so oft kopiert wurde. Ständig fragt man sich: Was würde ich tun in dieser Situation? Was passiert als nächstes? Wie kommt er nun aus dieser Situation heraus? Denn zunächst mal kann McClane nur reagieren auf das was passiert und bringt sich selbst damit oft in immer mehr Probleme. Perfekt ist hier wie hilflos McClane wirkt, gegenüber der generalstabsmäßig geplanten Mission der Bösewichte. Mit der Besetzung von Alan Rickman (erst mals in einem Kinofilm!) ist hier ein weiterer Coup gelungen. Er macht jeden Satz zu einem Erlebnis, jede Konfrontation mit Willis zu einem Fest. Dennoch ist er kein Übergroßer, weltbedrohender Schurke im Bond-Stil.

Ein Großteil des Spaßes des Films besteht darin zu schauen, wer auf welche Situation am besten reagiert. Sowohl Willis als auch Rickman müssen in ihren Rollen ständig improvisieren. So wirkt der Film fast immer wieder neu, frisch und überraschend. Das Überraschungsmoment zeigt sich schon nach 30 Minuten erstmals knallhart, als Gruber kaltblütig und eigentlich unerwartet den Boss der Firma erschießt. Von hier an ist klar, dass dieser Filme Grenzen sprengt, das man sich auf nichts verlassen kann. Von solchen Momenten gibt es Film mehrere. Auch Willis verhält sich immer wieder anders, als man es erwartet hätte.

All diese Punkte sind letztlich auch die Erfolgsfaktoren der diversen Actionszenen über die man nun viele Worte verlieren könte. Letztlich machen die Härte, die Brutalität, die Verletztlichkeit McClances, die unzähligen Überraschungsmomente und Improvisationen auch hier den Unterschied zu vielen anderen Filmen.

Konsequenterweise verliert der Film dann an Qualität, wenn er sich von diesem Fokus verabschiedet. Alle Szenen mit den auftauchenden FBI Agenten sind belanglos und stören nur. Ihre Rolle wird gar nicht richtig klar gemacht. Sie wirken wie aus einem anderen Film. So verliert sich der Film mit zunehmender Steigerung der Action im Finale fast in die Belanglosigkeit. Der Helicopter Einsatz ist zu sehr pure Materialschlacht.
Durch das letztliche Eingreifen der beiden Buddys im Parkhaus und im Finale vorm Eingang kommt dann aber alles noch einem versöhnlichen, persönlichen Abschluss.

Einen letzten Kommentar und Lob kann ich mir in der heutigen Zeit nicht verkneifen: Was Die Hard ebenfalls immer wieder sehenswert macht, ist die besonders gute Kameraarbeit. Hier ist man ständig nah dran am Geschehen, selbst mittendrin. Immer wieder jagt die Kamera mit Willis über die Etagen, durch die Flure und Treppenhäuser und ist dennoch ganz ruhig und unhektisch. So geht das!
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Stirb Langsam

20
danielcc hat geschrieben:du hast Recht aber Rambo war nun mal auch eine der großen, Action-Reihen der 80er und wie gesagt, bei allen Unterschieden, sie sind alle auf einem höheren Brutalität-Level und dennoch erfolgreich bei den Massen

jetzt muss ich aber die erste Kritik schreiben... :-)
das stimmt, aber in meiner Beverly Hills Cop 2-Kritik bin ich auf die krassen Unterschiede zwischen den wirklich No brainern a la Rambo und Arnies ersten Filmen (mal abgesehen vom Terminator) eingegangen, habe hier mal einen Auszug daraus kopiert.

Auch was die Brutalität angeht, stimme ich dir nicht hundertprozentig zu, denn z. B. der von mir hochgelobte "Leben und sterben in L. A." beispielsweise oder Mad Max 2 hatten bereits ein hohes Brutalitätslevel zu bieten.


hier der Auszug, in dem ich auf die Unterschiede zwischen Arnie, Rambo und Co. und den etwas anspruchsvolleren Cop-Spektakeln eingehe:


"Bereits in den 80ern brachten die Hollywood-Produzenten Don Simpson und Jerry Bruckheimer ihren fast opernähnlichen unverwechselbaren Stil in die Kinos und zeigten damit den weitaus flacher inszenierten Schwarzenegger- und Stallone-Krachern, dass Action und Stil sich nicht ausschließen müssen. Auch die späteren Simpson/ Bruckheimer-Produktionen entstanden meistens nach diesem Erfolgskonzept: Ein fast ohrwurmartiger Soundteppich, meist eher einfach gehaltene Geschichten, in denen Themen wie Loyalität und Freundschaft eine ebenso wichtige Rolle spielen wie Anti-Helden, die in einer ausweglosen Situation über sich hinauswachsen, das Ganze oft durchsetzt von Witz und hintersinniger Ironie."

Zum Score ist übrigens zu sagen, dass der gesamte absolut geile Score des Films auf das Konto von Harold Faltermeyer geht. Die späteren Bruckheimer-Filme der 90er sind dann noch orchesterartiger und größer auch musikalisch unterlegt. Für Kenner des Actiongenres sind Marc Mancina, Trevor Rabin und Hans Zimmer längst Namen, die für große, bildgewaltige Action stehen.

Alles fettmarkierte stellt die wie ich meine wesentlichen Unterschiede dar. Feedback erbeten :D
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Stirb Langsam

21
Das mag zwar alles richtig sein, aber ich weiß nicht was es mit meinem Text zu tun hat bzw. wo es dem widerspricht! ich sage doch grade, dass es in den 80ern in Actionfilmen meist härter zur Sache ging als bei Bond. Da kann man auch noch Mad Max und was weiß ich hinzunehmen.

Ich sage auch nicht, dass Die Hard damit angefangen hat.

Dass es Unterschiede zwischen all den Serien gibt, ist mir klar.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Stirb Langsam

22
danielcc hat geschrieben:Das mag zwar alles richtig sein, aber ich weiß nicht was es mit meinem Text zu tun hat bzw. wo es dem widerspricht! ich sage doch grade, dass es in den 80ern in Actionfilmen meist härter zur Sache ging als bei Bond. Da kann man auch noch Mad Max und was weiß ich hinzunehmen.

Ich sage auch nicht, dass Die Hard damit angefangen hat.

Dass es Unterschiede zwischen all den Serien gibt, ist mir klar.
es ging auch lediglich um den - meiner meinung nach - nicht ganz passenden Rambo-Vergleich. Und darum, dass das was du sagtest, dass BHC, LW und Co. eine nicht dagewesene Härte zeigen, widerlegbar ist.
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Stirb Langsam

23
@danielcc:

Ok,gibts zu,du liest meine Gedanken :wink:

Allerdings muss ich dir diesmal wiedersprechen:
Konsequenterweise verliert der Film dann an Qualität, wenn er sich von diesem Fokus verabschiedet. Alle Szenen mit den auftauchenden FBI Agenten sind belanglos und stören nur. Ihre Rolle wird gar nicht richtig klar gemacht. Sie wirken wie aus einem anderen Film. So verliert sich der Film mit zunehmender Steigerung der Action im Finale fast in die Belanglosigkeit. Der Helicopter Einsatz ist zu sehr pure Materialschlacht.
Auch wenn das stimmt so ist es trotzdem verdammt unterhaltsam und perfekt inszeniert.Daher finde ich kann man darüber hinwegsehen.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Stirb Langsam

24
mal schauen ob ich auch bei Teil 2 deine Gedanken lesen kann

Die Harder, Renny Harlin, 1990

„The same shit happens to the same guy twice!“

Bei dem Erfolg des ersten Die Hard Films lag ein Sequel natürlich nahe. So sollte es nur zwei Jahre dauern bis John McClane wieder auf der Leinwand Fluchen, Schwitzen und Bluten durfte.

Das Ergebnis gilt bei vielen Fans als der schwächere oder gar schwächste Streifen der Reihe. Ob ich dem zustimme ist unerheblich, dennoch werde ich versuchen zu erklären, wie diese Einschätzung zustande kommt. Oberfläch betrachtet ist Die Harder zunächst ein Sequel welches sich eng an den Vorgänger hält und zumindest versucht, die Erfolgsfaktoren des Originals zu übertragen und – das ist typisch für ein Sequel – zu steigern. Die Frage ist nur: Hatte man die eigentlichen Erfolgsfaktoren des ersten Films richtig erkannt?

Bei Die Harder haben wir es mit einer Erweiterung des Spielfeldes zu tun. Während sich Teil 1 auf ein Hochhaus als Handlungsort beschränkte, spielt der Nachfolger auf dem großen Areal eines Flughafens. Das oben beschriebene Sequel-Phänomen führt zu zwei gegenläufigen Ausprägungen:

- Es wird in jeder Hinsicht mehr Abwechslung geboten
- Der Film verliert seinen Fokus und wird komplexer

Mehr Abwechslung ist sicherlich positiv und tut dem Film wirklich gut. Während im ersten Teil praktisch ausschließlich geschossen und geprügelt wurde, bringt Die Harder das Franchise auf den Level eines ausgewachsenen Actionfilms inklusive Verfolgungen und Flugzeugabstürzen. Diese und die abwechslungsreicheren Kämpfe in der Gepäckabfertigung, auf den Rollbändern oder im Showdown auf den Tragflächen sind allesamt super inszeniert und in ihrer Härte noch gesteigert. Die Harder stellt was die Realisierung angeht vielleicht sogar das Ende einer Ära dar, denn ein Jahr später erhielt mit Terminator 2 die digitale Tricktechnik Einzug ins Actiongenre. Doch bei McClane ist noch alles echt.

Während Teil 1 durch seine fast schon naive Gradlinigkeit überzeugt, ist der Nachfolger in jeder Hinsicht komplexer. Es gibt mehr Figuren, es gibt mehr Handlungsorte, es gibt Parallelhandlungen und es gibt Wendepunkte in der Story. All dies führt auch dazu, dass die Exposition des Films sich länger hinzieht. Der Plan der Bösewichte entwickelt sich im Film bzw. wir erfahren erst im Laufe des Films immer mehr darüber. Dies ist zunächst nicht negativ. Es führt jedoch leider dazu, dass der Film im direkten Vergleich an Fokus verliert. Zu oft wird in die verschiedenen Flieger in der Warteschleife gewechelt. Zu viele Charaktere an Bord verwirren und sind doch unerheblich und auch am Flughafen selbst stehen häufiger andere im Mittelpunkt. Es ist aburd aber McClane ist lange Zeit nur eine störende Randfigur, er wirkt wie das fünfte Rad am Wagen. Das ist beabsichtigt, denn so wirkt er ja aus Sicht der „Offiziellen“ auch. Doch der eigentliche Fehler besteht darin, dass McClane über weite Strecken überhaupt keinen Kontakt zum Bösewicht hat. Dieser kommuniziert nur mit anderen. Damit wird die größte Stärke des ersten Films zur größten Schwäche des zweiten Films gedreht! Leider kommt hinzu, dass Colonel Stuart sicher der blasseste Bösewicht der Reihe ist. Während Teil 1 also vom Aufeinandertreffen zweier Egos lebt und das Ganze gezielt für beide persönlich wird, handeln die Hauptrollen hier mehr oder weniger aneinander vorbei. Auch für die Mitstreiter von Col. Stuart gilt, dass sie hier blasse Pappkameraden bleiben, ohne Namen, Persönlichkeit und eigene Ziele, während dies alles im ersten Film noch eine große Rolle spielte.

Ein positiver Aspekt hingegen in dieser Folge ist die Weiterführung der in Teil 1 angedeuteten Charakterisierung McClanes. Er ist wahrlich ein Konservativer, der nicht mit der Zeit geht. Ihm ist alles Neue zunächst mal suspekt. Alles was es nicht anfassen und begreifen kann, verdrängt er. Mit Technik müssen sich in der Handlung andere befassen. Auch hält er sich ungern an Konventionen. Mit seinem eigenen Verständnis von Recht und Ordnung, von Gut und Böse mischt er sich ein. Dadurch wird Die Harder stärker geprägt als der Vorgänger. Denn McClane ist hier nicht wie damals der „Normalo“ der ungewollt in eine prekäre Situation gerät, nein, er stellt selbst Nachforschungen an, mischt sich ein – auch gegen den Willen aller anderen. Er drängt sich förmlich auf und macht sich das Leben dadurch auch unnötig selbst schwer. Das ist dann auch ein weiterer Grund warum Die Harder etwas weniger gut funktioniert als der Vorgänger. Obwohl man McClane nun besser kennt, er besser charakterisiert wird, ist die emotionale Bindung zwischen Zuschauer und ihm nicht so gut gewährleistet wie in Teil 1. Denn wir sehen deutlich, dass er es so will und dadurch auch „nicht bessert verdient hat“. Da aber im Film immer wieder darauf verwiesen wird, dass McClane seit der Ereignisse Im Nakatomi Tower eine Art Held ist, ist die unschuldige Zeit des Underdogs ohnehin vorbei und damit auch die dadurch bedingte Spannung des ersten Films. McClane ist nun ein Serienheld, einer der ohnehin gewinnen wird. Der Spaß besteht nun darin, zu sehen wie es ihm gelingt, nicht in der spannenden Fragen ob es ihm gelingen wird.

Schade nur, dass obwohl McClane als Charakter schärfer gezeichnet ist, er sich selbst viel aktiver einmischt, er dennoch oft nur passiv am Rande steht, wie bei den meisten Szenen im Tower. Selbst die erste große Actionszene auf den Laufbändern findet zunächst ohne ihn statt.

Dennoch ist Die Harder ein grandioser Actionfilm, dessen abwechslungsreiche und groß angelegegte Actionszenen zu gefallen wissen und dessen Hauptdarsteller zu überzeugen weiß. Schade, dass man die eigentlichen Stärken des Originals nicht erkannt zu haben scheint und stattdessen auf pure Steigerung der Action, Brutalität und Sprüche gesetzt hat.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Stirb Langsam

25
Ich bedaure nicht so ganz:

Ich kann deine Kritikpunkte alle nachvollziehen aber teilen tu ich sie nicht.
Insgesamt ist für mich der zweite der beste Teil der "Die Hard" Reihe.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Stirb Langsam

26
Ich habe ja offen gelassen wie gut er mir gefällt :-)
Da ich nicht mit den Die Hard Filmen aufgewachsen bin, sondern sie erstmals gesehen habe, nachdem ich 95 Teil 3 im Kino gesehen habe, bin ich nicht so voreingenommen wie manche anderen Fans, die automatisch behaupten, an Teil 1 komme keiner der Sequels ran.

Mir hat Teil 2 überraschend gut gefallen. Sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und über die ganze Laufzeit stimmig und spannend. Aber er hat mit Sicherheit den Nachteil des schwachen Bösewichts und die Tatsache, dass McClane kaum mit ihm interagiert.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Stirb Langsam

28
Die Hard: With a Vengeance, John McTiernan, 1995

Die dritte Folge war mein persönlicher Einstieg in die Reihe. Ich kannte keinen der Vorgänger als ich 1995 Die Hard: With a Vengeance im Kino sah. Überhaupt war es einer der allerersten Filme die ich im Kino sah und dann auch bewertet habe. Damals war ich eingefleischter Bondfan und wollte schon aus Prinzip diesen obercoolen John McClane nicht wirklich in mein Herz schließen – zumal ja auch später im Jahr die Rückkehr meines Filmhelden mit GoldenEye anstehen sollte. Außerdem hatte es mich seinerzeit geärgert, dass Actionthriller zunehmend ihren „Thrill“ nur noch aus übertriebener Action und permanentem Geplappere ziehen wollten. Dies alles führte dazu, dass meine Bewertung des Films heute eine derjenigen ist, die ich selbst für am ungerechtesten halte. 15 Jahre später sieht man manches anders und so ist ein Wiedersehen mit Teil 3 der Serie eine große Überraschung und Freude. Nicht zuletzt muss man der Serie zugute halten, dass sie eben diesen neuen Stil von Actionfilmen mit begründet hat und noch heute zu den wegweisenden Werken des Genres gehört.

Wer sich beim zweiten Teil schon darüber geärgert hat, dass das usprüngliche Konzept vom klaustrophobischen Kammerspiel verwässert wurde, der wird mit Teil 3 endgültig seine Probleme haben. Das Konzept wurde komplett über den Haufen geschmissen. Schauplatz ist nun New York und das ist gut so, denn die Stadt passt perfekt zur hektischen Handlung und entwickelt einen eigenen Charakter. Doch nicht nur hinsichtlich des Schauplatzes wurde das Konzept aufgegeben. Fast noch erstaunlicher ist die Wandlung des Einzelkämpfer-Motivs zu einem reinen Buddy-Movie. Was zunächst überrascht, erweist sich im Verlauf des Films als eine der großen Stärken – zudem als folgerichtige Entwicklung. Da McClane selbst schon im zweiten Teil nicht mehr der Normal-Bürger sein konnte, der ungewollt in eine Extremsituation gerät, wird dieser Staffelstab einfach an den Zeus-Charakter weitergegeben. Somit ergibt sich eine schlagfertige Kombination aus dem mit allen Wassern gewaschenen Helden und dem total überforderten Normalbürger. Zudem bietet das Duo die Chance, dass Willis nicht permanent Monologe führen muss. Er kann sich nun immer wieder mit seinem „Partner wider Willen“ austauschen. Last but not least passt zur melting-pot Stadt New York natürlich perfekt das Thema Rassismus, welches im Film immer wieder humorvoll thematisiert wird.

Die Wahl der Location bietet natürlich mannigfalltige Möglichkeiten und davon macht der Film Gebrauch. Auch wenn er eben nicht die klaustrophobische Stimmung des Originals hat, so profitiert der Film davon, dass er „mittendrin“ stattfindet. In Kombination mit dem Terrorismus Thema wirkt der Film heute in der Post-9/11Zeit teilweise beängstigend.

All das wird schon in der brillanten Einleitung des Films klar gemacht: Zu den Klängen von „Summer in the City“ wird zunächst das bunte Treiben der Stadt gezeigt, welches völlig überraschend jäh von einer heftigen Explosion unterbrochen wird. Der Terrorismus hat erstmals zugeschlagen und von da an, legt Die Hard 3 ein Tempo vor, welches seines Gleichen sucht. Insbesondere in der ersten Hälfte des Films veranstaltet der Bösewicht Simon Gruber eine atemlose Hetzjagd mit McClane und seinem Partner. Die Kombination aus Rätseln, Action und den Wortgefechten der beiden Protagonisten macht dabei einen großen Teil des Spaßes aus. Dabei geht der zunehmende Spaß einher zunehmenden Zufällen in der Handlung und einem Verlust an Logik. Im Grunde macht der gesamte Plan des Bösewichts wenig Sinn. Doch das Tempo ist so hoch, dass man keine Zeit hat darüber nachzudenken. In Tradition der Serie wird nach und nach mehr vom Plan des Bösewichts preisgegeben. Nie gab es zuvor in der Serie so viele Wendepunkte und Überraschungen.
Auffällig dabei war auch beim wiederholten Sehen für mich, wie der Film praktisch in zwei Teile zerfällt: Die wirklich unterhaltsame, spannende und actionreiche ersten Hälfte , die geprägt ist durch das Katz- und Mausspielt des Bösewichts, weicht leider ab dem Diebstahl der Goldreserven einem unverständlichen, von Zufällen geprägtem Wirrwarr. Die letzte Stunde ist zwar nach wie vor unterhaltam doch man merkt zunehmends, dass die Story mit der heißen Nadel gestrickt wurde. Noch eine Actionszene, noch ein absurder Zufall, noch ein Wendepunkte und so weiter. Irgendwann versteht man die Zusammenhänge kaum noch: Warum findet die Polizeit die richtige Schule bevor McClane das absurde Rätsel mit dem 21. Präsidenten gelöst hat? Warum taucht Zeus und die Bösewichte exakt dort auf, wo McClane zufällig aus dem Tunnel gespült wird? Warum der riesen Aufwand für den Diebstahl des Goldes, wenn es doch vernichtet werden soll? A propos: Hier erweist sich der Plan des Bösewichts als Kopie der genialen Idee des Bondklassikers Goldfinger.

Warum unterhält der Streifen dann doch so vorzüglich bis zum Schluss? Weil man mit Jeremy Irons und seiner Rolle des Simon Gruber wieder einen erstklassigen Gegenpart zu McClane hat und im Gegensatz zu Teil 2 sich hier alles um das Aufeinandertreffen dieser beiden Egos dreht. So verbindet Simon exakt die beiden Stärken der beiden Vorgänger (Gruber und Col. Stuart) und wirkt wie eine Mischung der beiden.

Auch an anderen Stellen hat man aus den kleinen Fehlern des Vorgängers gelernt: Es gibt keine Parallelhandlungen, die nicht direkt zur Story gehören. Das Tempo bleibt somit die ganze Zeit auf konstant hohem Pegel. Auch gibt es erstmals keine albernen Nebencharaktere. Im Gegenteil: Während in der ersten beiden Teilen immer klar gemacht werden musste, dass sich McClane nicht auf die Unterstützung der unfähigen Offiziellen verlassen kann, arbeitet er hier als Polizist und ist von einem durchaus fähigen Team umgeben. Das macht die Bedrohung durch den Bösewicht noch stärker. Mit Willis, Jackson, Irons und Bryggman hat der Film den wohl besten Cast der Serie und würdige Dialoge, die diesen in Szene setzen.

Die Hard: With a Vengeance ist somit wahrlich ein atemberaubender Actionfilm, ein excellenter Buddy-Movie und ein würdiger Stirb Langsam Teil.
"It's been a long time - and finally, here we are"