Nach dem Schock der letzten Tage durch die Leaks habe ich mich etwas beruhigt. Bin aber trotzdem noch besorgt. Ein solch großartiger Cast und so fähige Macher, da müsste eigentlich ein toller Film draus werden. Müsste...
An sich hoffe ich, dass die Mails verrückte Ideen aus der Entstehungsphase enthalten, die es am Ende nicht aufs Zelluloid schaffen. Sowas gab es bei früheren Filmen schon öfter. Dr No wollte man in einem Drehbuchentwurf zum Affen machen und in DAF sollte der Bösewicht Goldfingers schlauerer Zwillingsbruder sein. Naja letzteres hätte vielleicht einen angenehmeren Film sogar als der letztendliche DAF hervorgebracht
Ich hoffe die großen Twists der Mails entpuppen sich als solche letztlich abgelehnte Ideen. Leider gibt es noch keine Äußerungen von EON / Mendes, zu den Mails.
Der Oberhauser/Blofeld-Twist macht mich immer noch nervös. Mit einem neu erfundenen Charakter, meinetwegen mit Oberhauser als Quantum-Boss wäre es noch akzeptabel - wenn auch trotzdem unlogisch. Blofeld und SPECTRE dafür zu verwenden ist reine Verschwndung von Potential. Endlich hat man wieder die Rechte und schmeißt sie nach einem Film weg? Es wäre unwahrscheinlich, dass Blofeld den Film überlebt und damit vermutlich SPECTRE. Dabei ist SPECTRE ein so wunderbarer zeitgemäßer Gegenspieler. Vermutlich sogar zeitgemäßer, als es die Organisation jemals war. Hauptziele von SPECTRE laut Fleming sind die Ausweitung von Macht (auch im Verborgenen) und das Ziel soviel Geld wie möglich zu scheffeln. Man muss sich nur mal den IS anschauen und wie hinter der Dschihad-Kulisse auch ein blühender Schwarzhandel mit Öl und anderem floriert, mehr Business als Dschihad. Wenn man sich dazu ansieht, wie andere nicht-staatliche Syndikate und Terrororganisationen handeln - dann ist SPECTRE bei weitem mehr realistisch als in den 60ern. Deshalb hatte man ja auch in CR und QOS von einer Organisation geredet, weil dies wieder aktuell ist und man damals nicht die Rechte an SPECTRE hatte.
Davon abgesehen, dass der Oberhauser/Blofeld-Twist Flemings Erfindung und selbst die schwächeren Filme mit diesen Elementen mit Füßen tritt. Craig sagte mal "Austin Powers f*cked us." in Bezug auf SPECTRE und Blofeld. Wenn die Twists so kommen macht es EON dann gleich nochmal selbst. Wieso dies so gar nicht akzeptabel ist, siehe unten.
Jedenfalls kennen mich diejenigen die schon länger aktiv sind und meine eigentlich sehr positive Meinung zu etwas mutigeren Interpretationen und Ideen. CR zählt zu meinen Lieblingsfilmen. QOS schätze ich von Sichtung zu Sichtung mehr und SF ebenfalls. Wobei QOS und SF schon von der ersten Kino-Sichtung an bei mir hoch im Kurs standen. Bei SPECTRE droht aber der Bogen überspannt und eine Grenze überschritten zu werden, sollten die Twists der Mails stimmen.
GoldenProjectile hat geschrieben:danielcc hat geschrieben:
Die Sache mit Tanner fände ich cool. Ehrlich gesagt, mir war Kinnear nie sonderlich sympathisch. Ich fände, es wäre eine irrsinnig starke Szene, wenn man sieht, wie Bond eiskalt zusieht, wie Tanner Selbstmord begeht. Vielleicht hat er sogar den Auftrag ihn aus dem Weg zu Räumen, aber aus Respekt oder Freundschaft lässt er ihm den Freitod
Ich kenne deine Meinung, dass sich Filme nicht sklavisch an ihre Vorlagen halten sollten und weiss auch dass dir der Romanbond nicht so wichtig ist (was kein Problem ist).
Aber bei Fleming ist Tanner nun mal neben Leiter und Mathis Bonds bester (einziger?) Freund - und was zu viel ist, Herr Mendes, ist zu viel!
Mich stört übrigens schon die Mathis-Story in den Craigfilmen aus denselben Gründen.
Bei dem Tanner-Twist kann ich mich auch nicht entsinnen in welcher Mail dieser stehen hätte sollen, aber habe davon schon in anderen Foren gelesen. Angeblich - so ist dort an einer Stelle gemeint - wäre dies aus einem frühen Draft des Skripts und wäre später zumindest nicht mehr erwähnt worden. Daher nehme ich den Twist auch nicht mehr ernst und hoffe, dass er vom Tisch ist. Hatte Rory Kinnear mit den anderen Whitehall-Darstellern nicht im Zuge von SF einen drei-Filme Vertrag unterschrieben? Dann würde Tanner ja auch in B25 vorkommen und den Twist unmöglich machen.
So oder so: Ich sehe es wie Goldenprojectile. Tanner und Felix sind Bonds einzige wirkliche Freunde in den Romanen. Bei Mathis bin ich mir da nicht so sicher wie Eng deren Freundschaft ist. Tanner zum Verräter zu machen ist eine scheußliche Idee und billige Effekthascherei (könnte man mit einem anderen neuen Charakter genauso). Es wäre so als würde man Bond darstellen, dass er leidenschaftlich gerne tötet oder M zum Psychopathen machen. Als Tabubruch wäre es überraschend, aber ein extremer Bruch mit dem ganzen Erbe des Franchises - auch des filmischen. Genauso gut könnten Felix, M oder Moneypenny Bond mit Absicht in den Rücken schießen.
Sklavisches Halten an literarischen Vorbildern muss natürlich nicht sein, aber es gibt einen Grad an dem man die Vorlage schlicht mit Füßen tritt bzw. gar besudelt. Der Tanner-Twist wäre genauso ein solcher Fall, wie dass Blofeld und SPECTRE nur wegen eines Vater-Neides auf Bond existieren. Mathis in CR war in Ordnung, siehe unten, da wurde die Grenze nicht überschritten. Die erwähnten beiden Twists wären eine Beleidung des eigenen Erbes. Sowas würde Connery im Zorn auf die Broccolis als Drehbuchidee einfallen, aber EON selbst? Mir fällt es immernoch schwer das zu glauben.
Mathis in CR ist ja wie sich im Film rausstellt vermutlich doch kein Verräter, was in QOS auch nochmals bestätigt wird. Damals im Kino stoß mir die Szene in der Mathis abgeführt wurde auch entsprechend sauer auf, was sich aber paar Filmminuten später glücklicherweise änderte. So Spielchen würden noch klargehen, aber nicht ein Verräter-Tanner der es auch wirklich ist.
Davon abgesehen ist das Bond-Universum "Larger Than Life" und insbesondere auch wiederum die Bösewichte. SPECTRE war die logische kriminelle Organisation in diesem "Larger-Than-Life"-Universum, wenn sie auch mittlerweile teilweise von der Realität eingeholt wurde - siehe oben. Mit dem Twist wird SPECTREs Ambition und Größe aber geradezu lächerlich gemacht. In SF schaffte man den Spagat psychologische Komponenten und ein "Larger-Than-Life-Bond-Epos" zu verbinden. Da hatte man aber den Vorteil auf der Bösewichtseite auf einem weißen Blatt Papier anfangen zu können. Wieso möchte man nur ausgerechnet Blofeld und SPECTRE in die Rolle pressen. Das geht mir einfach nicht in den Kopf...
Ansonsten sei aber fairerweise gesagt, dass die anderen Teile der Leaks die auf SPECTRE als Orgnisation schließen lassen interessant und gut klingen. Regierungen hören auf eine Stimme am Telefon? Klingt gut und wie das SPECTRE, das der Marionettenspieler hinter den Kulissen der Welt sein möchte. So soll(te) es sein!
Wie gesagt, der Part in Mexiko während des "Tages der Toten" klingt echt gut und passt perfekt zu Bond. Erinnert auch thematisch an LALD. Einen Hauch Okkultes hatten wir bei Bond seitdem nicht mehr.
Genauso einiges anderes.
Mit fällt aber was auf:
In keiner der Mails wird der Aston Martin oder die Szenen in Tirol erwähnt...