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von HCN007
Agent
iHaveCNit: Boston (2017)
Am 15. April 2013, dem Patriots Day, explodieren am traditionellen Boston-Marathon in der Zieleinlaufzone zwei Bomben und hinterlassen 3 Tote und hunderte Verletzte. Das Ereignis hat nicht nur Boston, sondern das ganze Land erschüttert und ins Mark getroffen. Dieser Tag und die Darauffolgenden sind jedoch ein Zeichen, wie man mit vereinten Kräften die Attentäter zur Rechenschaft zieht. Inmitten des Zieleinlaufs wird der Polizist Tommy Saunders Zeuge der Bombenanschläge und versucht die verzweifelte Lage unter Kontrolle zu bringen. Er ist auch mittendrin, als die Ermittlungen über die Attentäter zwischen FBI und der Polizei sehr konfliktbehaftet verlaufen.
Peter Berg scheint seine Nische letztendlich gefunden zu haben, nachdem er drohte, sich mit „Battleship“ in die Nähe eines Michael Bay zu begeben. Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen und bisher noch nicht verfilmte Storys über amerikanische Helden als Grundlage nutzen scheinen so langsam seine Nische zu werden. Nun arbeitet er nach „Lone Survivor“ und „Deepwater Horizon“ das dritte Mal in Folge mit Mark Wahlberg zusammen, der dieses Mal in seine Paraderolle als Polizist schlüpfen darf und hier in einigen Momenten eindrucksvoll zeigen kann, was er darstellerisch zustande bringen kann. Sein Tommy Saunders ist eine der Schlüsselfiguren des Films und man ist immer hautnah an ihm dran. Darüberhinaus ist der Film ein Ensemblefilm, der mit John Goodman, Kevin Bacon, Michelle Monaghan, Melissa Benoist und J.K. Simmons noch ein paar weitere bekannte Gesichter zu bieten hat.
Der Film selbst beginnt etwas chaotisch, so dass man sich die Frage stellt: Was ist hier los und wo will das Ganze hin ? In episodenhaft anmutenden Szenen werden uns wichtige Charaktere der Handlung präsentiert. Die Fäden werden jedoch entsprechend im Laufe der Handlung zu einem komplexen Netz verflochten. Die Konflikte zwischen Polizei und FBI im Laufe der Ermittlungen selbst sind auch super gewesen und es gab viele spannende Momente, die dem Film richtig gut getan haben.Interessant ist auch die Inszenierung. Wenn man originale Aufnahmen aus dem Fernsehen oder von Überwachungskameras von damals direkt verwendet oder für den Film nachstellt ist das schon interessant und verleiht der minutiösen Aufarbeitung der Tatsachen einen noch stärkeren dokumentarischen Stil, der jedoch aus inszenatorischer Sicht leicht befremdlich und inkonsequent sein kann. Wenn man amerikanische Tatsachenberichte verfilmt, in denen Amerikaner gemeinsam einen Konflikt bewältigen und lösen müssen, kommt einem bei dem da entstehenden Wir-Gefühl der leicht befremdliche Eindruck auf, dass sich Amerikaner als Helden feiern müssen. Diesen Eindruck kann auch ein „Boston“ nicht vollends abschütteln und sorgt teilweise sogar dafür, die Pathos- und Patriotismus-Faust einem direkt in die Fresse zu schlagen. Etwas, was diesen Eindruck sogar noch untermauert ist eine unnötige Charakterisierung der beiden Attentäter, die zwar nachvollziehbare Motivationen und eine kleine Hintergrundgeschichte spendiert bekommen, doch durch einen Dialog über Ansichten zu vergangenen Anschlägen offenbart sich, wie dumm, oberflächlich und plakativ ein Bild von dummen, manipulierten, extremistischen Islamisten kreiiert wird, um die Sympathien des Films klar auf die Bostoner Bevölkerung zu legen. Das ist genauso manipulativ wie das verdrehte Weltbild, was den sozial ungefestigten Islamisten eingetrichtert wird.
Ich finde das richtig ärgerlich, weil das den Film unter anderem davor hindert, in meinen Augen besser zu sein als mein Lieblingsfilm von Peter Berg, „Deepwater Horizon“.
„Boston“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "