danielcc hat geschrieben: Anatol zeichne doch mal deine Version eines Neuanfangs nach DAD. Würde mich interessieren.
Mein Punkt ist ja gerade, dass ich einen Neuanfang nicht für notwendig erachte. Nimm die ganze PTS und das Thema Bond als Anfänger raus, der Rest funktioniert davon unabhängig praktisch genauso. Ich sehe keinen Widerspruch in einem „Folgefilm“ der Serie einen neuen Typus Bond einzuführen, Moore und Dalton unterschieden sich ja auch von ihren Vorgängern. Den stilistischen Bruch (nennen wir es mal so) mit den Vorgängern (deren Inhomogenität mir durchaus bewusst ist, die darüber hinaus aber eben auch ein verbindendes Element haben, insbesondere bis einschliesslich 1989) sehe ich nicht zwangsläufig an ein „Zurück-auf-0“ gekoppelt. Darüber hinaus kann ich mir wie gesagt auch eine wie auch immer aussehende Zwischenform vorstellen.
danielcc hat geschrieben: Ich glaube, du unterschätzt etwas wie sich der Reboot Gedanke doch auf mehr ausgewirkt hat, als es oberfläch den Anschein hat.
Ja, die gleiche Crew (vor allem Haggis und Campbell mit Craig, Green und Mikkelsen) hätten auch ohne "Bruch" einen guten Bondfilm machen können. Aber denke mal weiter was das alles bedeutet. Man hätte als Q und MP gebraucht, und daher auch 2-3 Szeenen für sich. Q zu haben bedeutet Bond braucht Gadgets, Gadgets zu haben bedeutet over the top Elemente.
Das kann man aber auch anders lösen, man kann Veränderungen bei etablierten Elementen auch einfliessen lassen ohne sie komplett wegzulassen. Was spricht beispielsweise dagegen Q in CR bereits so einzuführen wie in SF? Selbst eine „klassische“ Q-Figur sehe ich hier nicht deplaziert, denkbar wäre beispielsweise eine Vorstellung des Aston Martin inklusive des Defibrilators (auch wenn ich den und die dazugehörige Szene lieber ganz loswerden würde). Man könnte auch auf die Q-Szene verzichten und ihn andersweitig einbinden, ähnlich wie in TMWTGG, also mehr als Experte zu Missionsspezifischen Dingen. Wenn ich anführe, dass eine inhaltliche (so lose die auch immer sein mag) und stilistische Fortführung der vormaligen Serienkontinuität auch in CR denkbar wäre meine ich damit ja nicht, dass man allen ausgetretenen Pfaden der Vorgänger sklavisch folgen muss.
danielcc hat geschrieben: Craig nicht als "Rookie" zu positionieren bedeutet er muss nichts mehr lernen. Ein Bond der ganz der Alte ist würde wohl nicht eine ganze Botschaft platt machen.
Ist eine plattgemachte Botschaft weniger professionell als z.B. ein plattgemachter Pariser Stadtteil (AVTAK)? Gerade wenn es um Kollateralschäden geht hat sich doch auch der „alte“ Bond nicht gerade mit Ruhm bekeckert.
danielcc hat geschrieben: Vor allem aber würde er sich nicht verlieben dürften. Und ohne Romanze ist CR nicht CR.
In OHMSS war er auch kein Rookie und konnte sich verlieben. Dito in TWINE. Hier sehe ich keinen Widerspruch zum „alten“ Bond.
danielcc hat geschrieben: Und noch weiter: Ein "normaler" Bond dürfte kaum als Tragödie enden ( ja ich weiß, OHMSS
Du hast es ja schon gesagt. Und streng genommen ist OHMSS hier ja auch deutlich konsequenter als CR, da er den Film wirklich auf einer tragischen Note beendet und nicht noch einen Moment des Triumphs nachschiebt.
danielcc hat geschrieben:OHMSS (…) war aber im Grunde auch ein Reboot - nur deutlich halbherziger).
Ja, das mit dem Reboot kann man so sehen, allerdings findet man einen solchen wenn man danach sucht auch in LALD, FYEO, TLD, LTK oder GE. Halbherzig finde ich hier übrigens den falschen Begriff, weitreichend wäre meines Erachtens treffender.
danielcc hat geschrieben:Es ließen sich noch Hunderte anderer Details aufführen die CR von anderen Filmen unterscheiden und das vor allem weil man einen Bruch gewagt hat.
Das ein Bruch stattfand bestreite ich ja auch gar nicht, es geht ja um die inhaltliche Notwendigkeit. Daher finde ich die CR-Folgefilme diesbezüglich interessanter, da man hier dann untersuchen kann was vom Reboot-Gedanke (im eigentlich Sinn des Wortes) noch übrig geblieben ist.
danielcc hat geschrieben:Nur weil man das so konsequent gemacht hat, hat das Publikum dann auch akzeptiert (sogar bejubelt!), dass es weniger Action gibt, keine over the top Elemente, sogar schnulzige Szenen,...
Interessanterweise jubelt die Kritik bei Bondfilmen immer dann am lautesten, wenn die Filme aus ihrem Korsett ausbrechen und bewusst etwas anders machen. So geschehen in LALD, FYEO, TLD und GE. Selbst die zu ihrer jeweiligen VÖ nicht gerade mit offenen Armen empfangenen OHMSS, LTK und QOS gewinnen diesbezüglich im Laufe der Jahre mehr und mehr. Von daher passt CR hier sehr gut in diese Reihe, ohne dass ich den Erfolg des Films bei Kritik und Publikum in irgendeiner Weise relativeren möchte. Worauf ich eigentlich hinausmöchte: nach dem „Extrembond“ DAD, der nahezu jedes Klischee bediente wäre vermutlich auch ein weniger drastischer Kurswechsel als willkommen begrüsst und möglicherweise auch von Kritik und Publikum „bejubelt“ worden. Ob im gleichen Maße wie CR? Wer will das sagen, ich gebe jedoch nochmals zu bedenken, dass so gut die Umsätze von CR auch waren, so war es letztlich doch auch „nur“ 1/3 mehr als bei DAD und der eigentliche Urknall erfolgte erst mit SF, in welchem die Gedanken des Reboot (in ihrer Ganzheit) zwar fortgeführt wurden, aber doch deutlich weniger „radikal“.
danielcc hat geschrieben:Dass man dann wieder schrittweise hin zum "Alten" kommt, ist ja der Sinn eines Reboots. SO werden ja in jedem Comic Reboot dann immer schrittweise (oft leeider schon in einem Film) all die alten Elemente und KOnstellationen wieder in Position gebracht. So gesehen hat man sich bei Bond sogar viel Zeit gelassen. Erst SP ist dann ein Film der sich zu großen Teilen in den alten Bondkosmos einfügt
Dann stellt sich umso mehr die Frage, warum abseits wirtschaftlicher Überlegungen dann überhaupt ein Reboot, wenn das Ziel eh sein soll am Ende wieder dazustehen, wo man schon einmal war (ich weiss, ich übertreibe hier etwas

). Hier würde ich Broccoli und Wilson auch deutlich mehr Interesse an eine durchgängigen Neuinterpretation zugestehen wollen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sie ernsthaft damit liebäugeln die Serie wieder mehr und mehr in Richtung der Filme ihres Vaters zu bewegen. Elemente wie Q und Moneypenny oder ein paar Gadgets sind doch eher kleine Gesten oder wie hat Hille es so schön süffisant formuliert „falsch verstandener Fanservice“.