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von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Kubrick erlaubt seinen Darstellern kein expressives Spiel und nutzt sie nur als Möbelstücke? Kael hat Sellers in Dr. Strangelove, McDowell in Clockwork Orange und Nicholson in Shining aber schon gesehen, oder?
Barry Lyndon mag nicht der am meisten charakter-orientierte Film der Welt sein, aber das ist z.B. 2001 auch nicht, und da ist das auch kein Kritikpunkt für mich, da erfüllt Keir Dullea/Dave Bowman auch voll und ganz seinen Zweck, und genauso ist es bei Barry Lyndon, ich sehe das wie Anatol. Und Ryan O'Neal mag keine Charisma-Granate sein und ein anderer hätte da womöglich mehr rausgeholt, aber der Film ist dann trotz allem eine "Lebensgeschichte" (hehe, wenn Barry real gewesen wäre müssten wir jetzt wieder die Biopic-Definition diskutieren) die ihren Protagonisten wirkungsvoll begleitet und auch charakterisiert, wenn auch sicher nicht immer im besten Licht, aber das ist auch gar nicht das Ziel.
Übrigens ist mir erst im Abspann aufgefallen dass Kubrick, von dem ich abgesehen von den frühen Sellers- und Douglas-Kollaborationen nie wirklich als Regisseur, der Schauspieler wiederholt einsetzt, gedacht habe, hier ja die halbe Besetzung aus Clockwork Orange wiederverwertet. Patrick Magee und Steven Berkoff sind hinter viel Makeup versteckt aber mindestens Godfrey Quigley hätte ich eigentlich erkennen müssen. Der spielt in Barry übrigens eine durchaus sehr charismatische Nebenrolle, schade dass er sterben musste, weil niemand im Regiment auf die Idee kam, schneller als im Schritttempo auf die Franzosen loszustürmen. Pat Roach habe ich übrigens auch gar nicht erkannt, auch wenn es rückblickend natürlich glasklar er ist.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.