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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 23. April 2022 12:20
von Mr.Chrismas Jones
Also ich finde Safin schon bedrohlich wenn er am Anfang mit der Waffe und der weißen Maske im Wohnzimmer steht und sagt: "Ihr Mann hat meine gesamte Familie umgebracht!" Da kriege ich jedes Mal Gänsehaut, vor allem im Original.
Leider ist das aber auch die einzige Szene in der er wirklich bedrohlich rüberkommt. Es stimmt schon, bei dem Charakter Safin hat man viel Potential verschenkt. Der letzte wirklich gute Bond-Bösewicht war in der Tat Silvas.
Aber ich finde den Film trotzdem immer wieder mitreißend und dramatisch. Da habe ich erkannt, das ein Bondfilm nicht unbedingt immer einen guten Bond-Schurken braucht, um mir zu gefallen. Das Gesamtkonzept muss einfach stimmen, auch wenn ich weiß, dass der Film seine Fehler hat.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 23. April 2022 14:52
von danielcc
Gernot hat geschrieben: 22. April 2022 20:44
Edit: äh weiß jemand Näheres, wurde der Account von danielcc gehackt oder hat er heute tatsächlich etwas an NTTD kritisiert? Ist alles OK, Daniel?
Na na na, das oder ähnliches habe ich auch vorher schon gesagt. Ich weiß sehr wohl was für mich am Film gut und weniger gut funktioniert.
Übrigens zu den Autoren:
Klar ist es leicht nach anderen Autoren zu fragen. Ich werfe aber mal (auch mit den Erkenntnissen aus den Leaks damals) die Frage in den Raum, ob das wirklich nur an P&W liegt! Es ist ja vielmehr so, dass man nun schon mehrmals andere Wege gehen wollte, und man am Ende dann doch wieder P&W um Hilfe gefragt hat oder zu ihren Ideen zurückgegangen ist. Meine Befürchtung ist daher viel mehr, dass es ein systemisches Problem auf Seiten der Produzenten (EON im Engeren, die kollaborierenden Studios mit Einfluss im Weiteren) gibt. Es gibt einfach keinen guten Prozess wie man mal systematisch einen Bondfilm entwickeln könnte, im Sinne von:
1) Festlegen was der Kern der Story sein soll im Hinblick auf den Charakter Bonds
2) Festlegen was – abgeleitet davon – der Plot des Bösewichts sein soll
3) Treatment für die Handlung
4) ….
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 23. April 2022 17:59
von Martin007
Das sehe ich alles ähnlich. Ich denke, zumindest bei CR wusste man noch, was man wollte und hat das dann relativ konsequent umgesetzt. Man muss das Ergebnis nicht gut finden, aber hier hatte ich zuletzt das Gefühl, dass während der Produktion ein gewisser roter Faden vorhanden war. Klar, es half natürlich auch, dass es hier eine Romanvorlage gab...
Aber zuletzt wirkt es leider schon so, als wollte man zu viel auf einmal und es kam in manchen Aspekten nicht wirklich durchdacht rüber.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 23. April 2022 23:21
von Casino Hille
Ja, P&W als Buhmänner auszumachen ist unfair. Die haben oft genug die Produktion gerettet.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 09:04
von Revoked
Casino Hille hat geschrieben: 23. April 2022 23:21
Ja, P&W als Buhmänner auszumachen ist unfair. Die haben oft genug die Produktion gerettet.
Welche?
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 09:12
von vodkamartini
Ich halte sie für sehr mittelmäßige Autoren und vermisse das Plotting der Pre-Brosnan-Ära, also auch die Pre-Feirstein-Skripts. Von den Craig-Bonds ist nur CR einigfermaßen gut geplottet und der hatte eine Fleming-Vorlage von der sich vieles wieder findet. Vor allem haben sie es nie geschafft einen relevanten, bedrohlichen Villain zu erschaffen.
Vorher hat ja jemand geschrieben er habe den Eindruck, dass man nur große Namen castet und dann nichts mit ihnen anzufangen weiß.
Ich sehe es genau anders herum. Selbst die großen Namen und erwiesenermaßen fähigen Mimen können aus den schlecht geschriebenen Charakteren nicht mehr allzu viel heraus holen. Was man da Walz und Malek an die Hand gegeben hat ist schlicht eine Frechheit. Bardem macht noch das Beste daraus
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 10:39
von GoldenProjectile
Man darf aber auch nicht vergessen dass es bis auf DAD immer andere Autoren neben P&W gegeben hat, dass es bei den meisten auch noch mehr oder andere Autoren gegeben hat, als im Vorspann stehen und dass wohl niemand so ganz wissen kann, wer wann was geschrieben hat. Liest man z.B. ein bisschen über die Produktion von QoS, dann kann man schnell ableiten dass die Geschichte des fertigen Films weitgehend von Michael G. Wilson, Marc Forster und Paul Haggis erarbeitet wurde. Bei SP mussten die beiden ja tatsächlich das ursprüngliche Drehbuch von Mendes und Logan noch überarbeiten, aber auf wessen Mist ist die Brudergeschichte gewachsen?
Ich bleibe dabei, auch ich will neue Autoren, aber für mich ist es fragwürdig, ob die alleine reichen werden. Zu vieles was mir an den letzten Filmen erheblich missfällt ist nicht nur ein Writing-Problem, sondern ein für mich falscher Ansatz in der grundlegenden, übergreifenden Vision der Reihe.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 11:28
von AnatolGogol
GoldenProjectile hat geschrieben: 24. April 2022 10:39
Ich bleibe dabei, auch ich will neue Autoren, aber für mich ist es fragwürdig, ob die alleine reichen werden. Zu vieles was mir an den letzten Filmen erheblich missfällt ist nicht nur ein Writing-Problem, sondern ein für mich falscher Ansatz in der grundlegenden, übergreifenden Vision der Reihe.
Ich stimme da mit dir völlig überein. Du hast das auch meiner Meinung nach entscheidende Glied in der Kette ja in deinem vorigen Post benannt. Die Filme sind so, weil sie so produziert werden. Drehbuch-Probleme - wenn man sie so nennen will - sind doch ein Produkt der EON-Produktionsvorgehensweise. Das bekommt man auch mit anderen, egal wie talentierten Schreibern nicht weg, da muss schon eine andere Produktions-Philosophie etabliert werden. Und das ginge nur mit einer Ablösung der aktuellen EON-Führungsriege. Man muss aber natürlich auch nüchtern festhalten: die Filme sind sehr erfolgreich und werden kritisch häufig wesentlich höher eingestuft als die Filme der klassische Ära, gerade auch unter filmischen/künstlerischen Gesichtspunkten. Das muss man nicht teilen (ich tue dies bekannterweise nicht uneingeschränkt), aber natürlich muss man sich so gesehen schon die Frage stellen, warum man überhaupt etwas ändern sollte.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 11:58
von Gernot
Casino Hille hat geschrieben: 23. April 2022 23:21
Ja, P&W als Buhmänner auszumachen ist unfair. Die haben oft genug die Produktion gerettet.
ja, sie haben meistens das gerettet, was sie vorher schlecht gemacht haben...
aber nein, da habt ihr und danielcc schon recht, P&W alleine sind natürlich nicht alleine verantwortlich. dass z.B. EON kein durchgehendes Konzept verfolgt und immer nur von Film zu Film denkt, ist nicht das Problem der Autoren. Das ist per se auch nicht schlecht (hat ja früher auch gut funktioniert), kann aber dann zu einem Problem werden, wenn man sich doch entschließt eine über mehrere Filme zusammenhängende Geschichte zu erzählen etc. etc.
Und trotzdem, ich mag P&W ja, sie sind immer sehr freundlich und sympathisch, kennen sich gut mit Fleming aus und haben auch ihre Stärken, aber insgesamt würde ich sie nicht zu den herausragenden Drehbuchautoren unserer Zeit zählen, wenn ich es jetzt nett ausdrücken möchte. Bis auf Bond haben sie auch keine anderen nennenswerte Arbeiten vorzuweisen.
Vielleicht wird's ja mit anderen Autoren auch nicht wirklich besser. Aber wann, wenn nicht jetzt, wäre ein guter Zeitpunkt das zu ändern.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 13:01
von danielcc
Mindestens im Falle von SP waren es die beiden die eine katastrophale Situation in kurzer Zeit zu etwas aus Sicht der Produzenten und Studios brauchbares gerettet haben. Ich denke bei NTTD war es nicht anders.
Ich halte sie weiss Gott nicht für talentierte Autoren aber die echten Probleme liegen bei EON und dem Prozess. Alle Craig Filme ausser CR haben verschiedene Ideen am Anfang und am Ende die nebeneinander herlaufen und im letzten Drittel mehr schlecht als recht verknüpft werden müssen. Erschwerend kam hinzu dass man nach CR jeden Film an die vorherigen anpassen musste und damit die vorherigen umdeuten musste weil es nicht von vornherein so geplant war.
Übrigens gibt das Problem der getrennten Plots auch schon in der MGW Zeit. Aber da hatte man nicht den zusätzlichen Druck die Handlung auch noch emotional aufzuladen
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 13:11
von vodkamartini
Ich sehe die beiden trotz aller Kritik auch nicht als die Hauptschuldigen der "Misere". Aber sie sind definitiv ein Faktor. Andererseits wird man bei EON nicht ganz zu Unrecht gar keine Misere wahrnehmen, denn der Bond-Laden läuft wie geschmiert. Und das trotzt der teilweise enorm holprigen Produktionsverläufe. Für uns, die wir auf Veränderungen hoffen, ist das keine allzu freudige Aussicht, allerdings dürfte ein Darstellerwechsel schon ordentlich Schwung ins Getriebe bringen. Immerhin hat Craig die Bond-Reihe immer mehr zu seiner ganz persönlichen Angelegenheit gemacht.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 15:27
von Gernot
Bei SP würde ich es auch so sehen, anhand der Leaks etc. dass sie es eher noch "gerettet" haben, bei NTTD sehe ich das aber nicht. Ihr erster Entwurf war EON eigentlich nicht gut genug, danach hat man ihn noch einmal herausgegraben und daran haben dann alle noch einmal herumgedoktert. Aber das ist jetzt eh egal.
Der Darsteller-Wechsel bringt hoffentlich wieder Schwung rein in die ganze Maschinerie, dazu auch noch der Amazon-Deal.
Und im Nachhinein gesehen dürfte der Einfluss von Craig ab QOS doch enorm gewesen sein, EON und vor allem BB dürften ihm schon sehr weitreichendes Mitspracherecht gegeben haben. Für einen Darsteller, der "nur" für begrenzte Zeit im Franchise involviert ist, wohl zu viel.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 16:09
von Agent 1770
vodkamartini hat geschrieben: 24. April 2022 09:12
Ich sehe es genau anders herum. Selbst die großen Namen und erwiesenermaßen fähigen Mimen können aus den schlecht geschriebenen Charakteren nicht mehr allzu viel heraus holen. Was man da Walz und Malek an die Hand gegeben hat ist schlicht eine Frechheit. Bardem macht noch das Beste daraus
Genau so meine ich es ja. Von daher sehe ich das nicht als "anders herum" gesehen. Da man ihnen nichts Brauchbares "an die Hand gegeben hat" (was mir wiederum bestätigt, dass man die Mimen nur als Zugpferd an Bord geholt geholt hat), und nicht so recht wusste, was mit ihnen anstellen bzw. es nicht schaffte, ihnen auch passende Rollen auf den Leib zu schreiben, konnten diese dann eben damit "nicht mehr allzu viel heraus holen".
Auch ich gebe P&W da nicht die alleinige Schuld aber es ist wohl wirklich so, da da mal kräftig entstaubt und frischer Wind reingebracht werden muss. Ironischerweise war das mit CR und der Verpflichtung Craigs ja tatsächlich geschehen, nur wusste man dann wohl irgendwie nicht mehr so richtig, in welche Richtung man eigentlich gehen will, was dann schlussendlich zu einem ziemlichen Flickwerk geführt hat. Aber wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man. Ich hoffe mal, dass die Verantwortlichen es sich auch zu Herzen nehmen.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 24. April 2022 21:40
von vodkamartini
Ja, nur wird das Problem sein, dass sie gar keine so großen Fehler ausmachen werden.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 25. April 2022 09:56
von Agent 1770
vodkamartini hat geschrieben: 24. April 2022 21:40
Ja, nur wird das Problem sein, dass sie gar keine so großen Fehler ausmachen werden.
Das fürchte ich leider auch. Man wird sich am Boxoffice der letzten Filme orientieren und feststellen, dass größtenteils alles richtig gemacht wurde.