Casino Hille hat geschrieben:Vermutlich bist du da eher bewandert als ich, ich bin kein großer Videospiel-Profi, aber die "Arkham"-Teile "Asylum", "City" und "Knight" sind meine ich von Rocksteady Games und "Origins" hingegen von Warner Bros. Montreal und damit eher als Spin-Off zu werten.
Ich bin auch bei weitem kein großer Videospielexperte, aber du hast schon recht mit Rocksteady und WB Montreal. Auch plottechnisch ist Origins ja mehr als Spin-off zu werten, wobei ja sogar so etwas wie die alten Indiana Jones-Filme als „Trilogie“ bezeichnet werden (und seit Teil 4 mit dem scheußlichen Begriff der Quadrilogie). Die recycelten Maps sind auch mein größtes Problem mit Origins, so wie das gesamte Spiel eher wie ein recyceltes Arkham City wirkt und nur wenig Neues bringt. Es war schließlich vor allem als Überbrückungsspiel gedacht, um Rocksteady mehr Zeit für Arkham Knight zu verschaffen.
Die Story mag durchaus etwas hingebogen sein, aber auch hier, finde ich, hat man die Einbindung zahlreicher Schurken des Batman-Kosmos ziemlich gut hinbekommen. Besondere Freude habe ich an der Darstellung des Jokers, die meiner Meinung nach der der übrigen Teile in nichts nachsteht (und Troy Baker macht einen fantastischen Job, bei aller berechtigter Liebe zu Mark Hamill). Auch Bane gefällt mir ausgesprochen gut, vielleicht sogar seine beste Bildschirm-Inkarnation, wobei ich seine Asylum-Version und natürlich Tom Hardy auch toll finde (nicht zu vergessen Batman & Robin

).
Origins dürfte es sich bei mir punktetechnisch auf einer 8 bequem machen, während die Rocksteadys auch allesamt klare 10er sind.
GoldenProjectile hat geschrieben:Sagt mal, all ihr AC III Nicht-Möger, woran liegt's?
Tja, da gibt es so einiges...
Ich habe mehrere Probleme mit AC III, und das nicht nur, was den Plot angeht (obwohl ich auch bei Videospielen meist vor allem an der Story interessiert bin). Ich versuche mal, zusammenzukriegen, was mir gerade einfällt.
Ich empfinde Teil 3 ganz abseits von der Hauptstory als merkwürdig „leer“, in dem Sinne, dass die Maps nicht allzu viel hergeben. Boston und New York sind sich viel zu ähnlich, auch wenn die wilde Zwischenebene und der Homestead optisch zumindest einiges hermachen. Die Seitenaktivitäten finde ich größtenteils relativ lieblos in die Welt eingebettet, sodass ich bald die Lust an ihnen verloren habe. Die von dir erwähnten Homestead-Missionen sind dabei die positive Ausnahme und mit auch das Einzige, was mir wirklich gut in Erinnerung geblieben ist (mit Abstrichen vielleicht noch die Schiffsmissionen, die ich aber vor allem im Vergleich zu dem, was das Nachfolgespiel Black Flag mit dem Schiffsystem anzufangen weiß, noch für relativ unausgegoren halte).
Was die Story betrifft, ist diese vor allem so frustrierend für mich, weil ich durchaus viel Potenzial erkenne, das aber in der Umsetzung ziemlich verschenkt wird. Ich finde, AC III ist teilweise unheimlich schwach erzählt. Wie du angemerkt hast, ist die Story sprunghaft, was nicht notwendigerweise schlimm sein muss, aber sie setzt dabei die falschen Schwerpunkte, zieht den Prolog zu sehr in die Länge und hetzt nahezu durch die letzten Sequenzen. Viele wichtige Plotpunkte werden zu schnell abgehandelt oder gar fallengelassen (ganz schlimm die große Enthüllung über Washington, die dann zu rein gar nichts führt). Dazu fehlt mir ein wirklicher roter Faden, der durch die Geschichte führt und die Sequenzen wirklich zusammenhält. Ich hatte oftmals das Gefühl, dass man hier mehr daran interessiert war, die wichtigsten Ereignisse der Amerikanischen Revolution nachzustellen, ohne dabei eine kohärente Geschichte um den Protagonisten Connor zu erzählen.
Wo wir gerade bei Connor sind: Er dürfte wohl der blasseste und uninteressanteste Protagonist der gesamten Reihe sein. Das Spiel drückt sich davor, ihm, abgesehen von seiner konstanten Naivität, auch nur irgendwelche Charaktereigenschaften zuzuschreiben. Charakterdefinierende Momente gibt es so gut wie überhaupt nicht, nicht einmal die Ereignisse seiner Vergangenheit und ihr Effekt auf ihn werden, von ein paar Dialogzeilen abgesehen, wirklich deutlich.Und das Schlimmste ist: Er bleibt das ganze Spiel über so. Connor entwickelt sich nicht, stellt sich selbst und seine Aktionen nie wirklich in Frage, und das, obwohl ihm jedes seiner Todesopfer genügend Grund zum Zweifel geben sollte. Er ist am Ende des Spiels derselbe naive Junge, der er vorher war, und wenn es da wirklich eine Entwicklung geben soll, ist sie mir nicht ersichtlich oder es wird allerhöchstens in irgendeiner Dialogszene behauptet.
Das ist auch so ein Problem: AC III behauptet unglaublich viel, zeigt davon aber erstaunlich wenig. Die Feindschaft zwischen Connor und Charles Lee, die Unzufriedenheit von Connors Stamm(vor allem seines besten Freundes) mit dessen Aktionen, Connors Beziehung zu seiner Vergangenheit, dies sind alles Sachen, die ständig behauptet werden und in bestimmten Szenen dann ihren Höhepunkt finden sollen, wirklich organisch entwickelt wurde das für meinen Geschmack vorher jedoch nicht, was dazu führt, dass auch die großen Entwicklungen des Spiels mich einfach kalt lassen.
Von der schrecklich überhasteten Auflösung der modernen Storyline um Desmond fange ich am besten gar nicht erst an.
Um hier aber nicht nur rumzunörgeln: Ich finde durchaus nicht alles an AC III schwach. Die ambivalenten Bösewichte, besonders ihre jeweiligen Geständnisse am Ende, gefallen mir gut, ebenso wie der Kniff des Prologs. Überaus großartig sogar ist der Charakter Haytham Kenway, den ich mir viel lieber als Protagonisten gewünscht hätte. Die Szenen mit ihm sind bei weitem das Highlight des Spiels.
Ich nehme an, dass du da einiges anders siehst, aber ich hoffe, dass meine Probleme mit AC III einigermaßen klar geworden sind. Letztlich hat es mir einfach keinen wirklichen Spaß gemacht, und da kann ich dann auch wenig gegen machen. Umso schöner, wenn du immer noch Spaß dran hast, den ich dir absolut gönne!
