So, ich melde mich dann hier auch mal zu Wort
Ich muss dazu vorweg sagen: ich bin im Kern ein wesentlich größerer (und vor allem älterer) Star Wars Fan als ein Bond-Fan, wenn gleich sich das heute inzwischen ziemlich die Waage halten dürfte. Ich bin Ende der 80er Jahre geboren und bin daher mit den Prequels aufgewachsen, kannte die Urtrilogie aber dennoch schon vorher. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend alles zu Star Wars aufgesogen, kenne daher auch vieles des SW-Universums außerhalb der Filme.
Seit Disney Episode VII ankündigte, gleichzeitig aber klar war, dass man sich an das Lucas Universum nicht gebunden fühlt, war für mich klar, dass das ein Flop wird. Das wäre, als würde man HdR fortsetzen und dabei auf den von Tolkien geschaffenen Background komplett pfeifen. Als Kenner der Gesamtgeschichte weiß ich, dass Han und Leia Kinder bekamen (von denen Ben aber keines ist, wohingegen es aber z.B. einen Anakin Solo gibt), Luke mit seiner Frau Mara Jade die Jediakademie aufbaut, die neue Republik gegründet wird, der Imperator in Form eines Klons zurückkommt, Boba Fett Episode VI überlebt, etc. pp.. Es ist ein eigenes, komplettes Universum mit eigener Geschichtsschreibung und Zeitrechnung. Als das Jahr Null gilt die Zerstörung des ersten Todessterns. Alles was vorher passierte, passierte xx VSY (vor der Schlacht von Yavin), alles danach NSY (nach der Schlacht von Yavin). Wie bei uns eben mit Christi Geburt als Wendepunkt der Geschichtsschreibung. Das Lucas-Universum geht bis mehrere 1000 Jahre VSY zurück und endet etwas mehr als 25 NSY (Episode VI spielt 3 NSY). Deshalb ist es auch völlig müßig, wenn einige hier schreiben, dass es doch viel cooler gewesen wäre, wenn man das und das mit diesem und jenem Charakter anders gemacht hätte. Die Kritik ist in etwa so stichhaltig als würde man sagen, dass es für den Verlauf der Geschichte viel interessanter gewesen wäre, wenn Ludwig XIV kein absolutistischer Herrscher gewesen wäre. Das kann keiner ändern, weil es Geschichte ist. Und die Geschichte von Star Wars hat George Lucas nun einmal so geschrieben wie er es getan hat. Man kann das alles nicht für sich sehen. Die Filme (1-6) bilden nur einen winzig kleinen Teil der gesamten Geschichte ab, nämlich den spannendsten, um die Zeitenwende herum und um den Zeitpunkt, an dem die Macht ins Gleichgewicht gebracht wird. Alles was dazu nötig war um zumindest diesen kleinen Teil des Universums zu verstehen wurde in den Filmen abgebildet. Lucas hat nicht willkürlich Prequels erdacht sondern nur den Handlungsverlauf vor der Zeitenwende dokumentiert. Dazu hat er alle dafür notwendigen Charaktere abgebildet. Qui Gonn Jinn, der als erster einen Weg findet Eins mit der Macht zu werden, der Anakin entdeckte, etc. pp. Einige kritisierten, die Prequels wären zu politisch gewesen. Aber genau das ist doch das interessante und entscheidende. Alle Sith scheiterten über die Jahrtausende daran, die Macht in der Galaxis zu erringen, weil sie zu machthungrig und zu ungeduldig waren. Regelmäßig dezimierten sie sich selbst, woraus dann die Regelung entstand, dass es nur noch einen Meister und einen Schüler geben dürfe. Palpatine hat seine Lehren daraus gezogen und versucht die Galaxis nicht mit dem Laserschwert zu erobern sondern politisch und genau das gelingt ja letztlich auch. Er brachte seinen alten Meister um, nachdem er ihm alles beigebracht hatte und hat nun nur noch seine Herrschaft im Blick. Ich könnte nun noch weiter ausholen, aber das würde den Rahmen sprengen.
Die Geschichte wird mit TFA, um dahin zurückzukommen, also völlig willkürlich fortgesetzt und ist daher nichts weiter als etwas völlig neues mit Figuren aus Star Wars. Als Fan kann ich das nicht anders sehen und jedes Mal wenn ich dann auf VII bezogen dann auch noch von "Fan Service" lese, dreht sich alles in mir um. Das war für mich bereits im Vorfeld klar und daher habe ich das weitestgehend versucht auszublenden beim Kinobesuch und mal versucht nur die Filme zu sehen und TFA dann eben als mögliche Fortsetzung. So, wie es den meisten wohl geht. Meine Filmkritik lässt den Punkt der willkürlichen und falschen Geschichtsfortschreibung ab diesem Moment also außer Acht.
Tjo, wo fange ich also an? Schwierig. Ich bin nicht so der Held im Rezensieren von irgendwas, daher schreibe ich einfach mal drauf los. Auf mich wirkte der Film im Grunde wie eine Mischung aus einem Remake von Episode IV und einem Best Of von Episode IV bis VI. Der Film ist pausenlos am zitieren und oft einfallslos. Ich wartete Regelrecht auf den Moment, in dem Admiral Ackbar kommt und ruft: "Das ist eine Falle!".
Das Universum und sein status quo werden schlampig vorgestellt und als Zuschauer weiß man nicht wirklich, wo und in welchem Zustand sich das alles gerade befindet. Einerseits gibt es die neue Republik, andererseits die Erste Ordnung. Letztere hat angeblich nicht die Macht, wodurch sich mir dann aber die Frage stellt, warum die Guten als der Widerstand bezeichnet werden und warum dieser auf der Flucht ist. Die Erste Ordnung wird, nicht zuletzt dank Superdupertodesstern, als klar beherrschend dargestellt. Das ist verwirrend und der Film schafft es auch nicht dies aufzulösen.
Die Charaktere sind allerdings durchweg gut gelungen und machen Spaß. Ausnehmen möchte ich da hingegen Kylo Ren, der imho in seinem Auftritt schon völlig entmystifiziert wird. Man nimmt den nicht wirklich ernst.
Was war wirklich schlecht? Dass Rey Ren besiegen konnte und sogar Finn einen Treffer gegen ihn landen konnte. Der Typ ist ein Skywalker, wurde von Luke ausgebildet. Selbst wenn die Ausbildung unvollendet war, so ist es völlig undenkbar, dass eine ungelernte einem gelernten Schwertkämpfer auch nur ebenbürtig ist, egal wieviel Macht in ihr steckt. Wenn man da an Luke in TESB denkt: er wurde von Obi Wan und Yoda ausgebildet, wenn auch noch nicht abschließend, hat im Schwertkampf mit Vader aber nicht die geringste Chance, trotz dessen, dass er auch unglaubliche Naturtalente in der Macht hat (guter Pilot etc). Vader besiegt Luke am Ende mühelos. Das war so haarsträubend, dass man nicht darüber hinweg sehen kann.
Gut waren vor allem Han und Chewie im Zusammenspiel, aber das war mehr Revival als neu. Leicht gestört hat mich die immer mal wieder latent eingestreute Hip Hop Sprache der jungen Schauspieler. Das passt nicht zu Star Wars.
Fazit: für mich war das solides, aber beliebiges Action-Kino. Man kann sich das durchaus gut ansehen, vor allem dank der Darsteller. Aber es ist weit weg davon, einen Mythos schaffen zu können, so wie es das ursprüngliche SW Universum tat. Auf Grund dessen, dass der Film in meinen Augen keine echte Fortsetzung ist, kann ich ihn auch in keinem Star Wars Ranking unterbringen. Da heißt es für mich nach wie vor:
1. TESB
2. ROTS
3. ROTJ
4. ANH
5. TPM
6. AOTC
Wobei ich nur AOTC etwas abgeschlagen sehe, der Rest liegt dicht beisammen. Zu AOTC: der Mittelteil ist unfassbar langatmig und wird zu selten durch die Parts mit Jango z.B. garniert. Das Finale entschädigt dafür aber wiederum hervorragend.
Positiv überrascht hat mich Carrie Fisher. Sie war schon damals am Set der Urtrilogie eine Schnappsdrossel und konnte oft kaum stehen. In der Zeit danach wurde das wohl nicht wirklich besser. Und dafür hat sie sich gut gehalten.
Noch ein Wort zur Kritik an den Prequels: ich kann die Kritik in Teilen nachvollziehen. Die Fans der ersten Generation, die damals oft auch noch Kinder waren, sind 1999 erwachsen gewesen und empfanden einiges sicher albern. Aber gerade C-3PO und R2-D2 erfüllten in IV bis VI eigentlich den gleichen Part. Das Maß dessen, was Kinder lustig fanden hatte sich halt verändert, aber im Grunde war das ähnlich angelegt. Technisch wurde in den Prequels vieles umgesetzt, wozu ILM anno 1977-1983 noch nicht in der Lage war aber gerne gewesen wäre. ILM setzte zu beiden Zeitpunkten Maßstäbe und prägte die Filmlandschaft. Ich war zum Zeitpunkt der Prequels voll in der Zielgruppe und mich und meine Freunde damals erreichte das auch total. Ich sehe sie auf einer Ebene mit der Urtrilogie, mit der man sie aber nicht wirklich vergleichen kann.
Und @danielcc zu ROTJ:
danielcc hat geschrieben:Wenn Luke der Über-Jedi ist, warum geht er nicht rein und regelt die Sache? Oder geht gleich mit größerer Verstärkung? Ich weiß, ich weiß, das ist in unlogischer Anspruch an Film-Logik aber ich mag kein unnötig langen Episoden die vor der eigentlichen Handlung stattfinden und diese nur Hinauszögern.
Weil Jedi solche Angelegenheiten auf diese Weise nicht regeln

Wäre er da rein und hätte alle platt gemacht, so wäre er kein Jedi, sondern ein Sith
