Ei der daus was hier wieder über die Severine Figur geschrieben wird. Da habe ich ja echt was verpasst im Thread.
olistone hat es oben richtig geschrieben. Sie will Bond, sie erwartet ihn. Da ist kein Anschleichen, da ist kein Zittern,... Wenn man es schon psychologisch sehen will (was wahrscheinlich über den Anspruch des Films hinaus geht), dann ist es doch eher so, dass sie Bond als Erlöser sieht, und zwar weil sie selbstbestimmt ihn wählt, und das sogar tut, obwohl sie in der Zwangsbeziehung mit Silva ist.
Da habe ich inhaltlich und optisch tausend mal mehr Issues mit der Molly Szene in TB ode der GF / Pussy Szene in der Scheune (andere Zeit... ich weiß, und ich habe auch eigentlich keine wirklichen Probleme damit).

Der Tod von Severine ist dann was ganz anderes. Das ist sogar gutes Character Building:
- Bond wird wieder als eiskalter Hund dargestellt. Ihm macht der Tod von ihr natürlich nichts aus. Allerdings spielt er das auch nur, was man ja daran sieht, wie er zittert, als er sie töten soll
- Silva wird als das absolut Böse dargestellt. Ihm ist die Frau völlig egal, und das will er Bond auch zeigen. Er will ihm zeigen: Sieh wie viel cooler und stärker als du ich bin

Genau so sehe ich das auch. Würde Severine Bond sonst explizit mitteilen, wo er sie finden kann und ihn in ihrer Kabine erwarten und schon einmal einen Drink mit zwei Gläsern bereitstellen? Und weshalb wartet sie im Bademantel gekleidet auf ihn? Ich sehe da auch keinerlei Probleme und kann die ganze Aufregung überhaupt nicht nichtvollziehen. Es ist in meinen Augen einvernehmlicher Sex.
Genausowenig, was Bonds Spruch nach Severines Tod betrifft: Der typische Onliner, der seine wahren Gefühle kaschieren soll. Ich glaube nicht, dass ihm Severines Ableben völlig kalt lässt, aber wir kennen doch Bonds "Schutzpanzer" alle zu Genüge.

Keiner behauptet, der Sex zwischen Severine und Bond sei nicht einvernehmlich oder sie "dürfe" mit ihrer Vergangenheit keinen Sex mit Männern haben. Wo ihr das herhabt, da bin ich mir jetzt unsicher.

Du findest die Art der Inszenierung - wie es gefilmt und gezeigt wird - widerlich. Begründest das mit Anschleichen, Zittern und Nehmen. Und wir haben darauf hingewiesen, dass keiner dieser Vorwürfe zutrifft. Was ist daran jetzt nicht verständlich?

ollistone hat geschrieben: Heute 12:22 Du findest die Art der Inszenierung - wie es gefilmt und gezeigt wird - widerlich. Begründest das mit Anschleichen, Zittern und Nehmen. Und wir haben darauf hingewiesen, dass keiner dieser Vorwürfe zutrifft.

Ihr habt mich nicht überzeugt. Natürlich schleicht er zu ihr unter die Dusche, natürlich zittert sie daraufhin und natürlich poppen sie dann. Sicherlich meint und zeigt der Film es so, dass sie Bond erwartet und hofft, er möge zu ihr aufs Schiff kommen. Sie hat ihn ja immerhin verbal dazu eingeladen im Casino und sieht in ihm sicherlich ihren Erlöser.

Drei Leute schreiben hier am Stück ganz aufgeregt, der Sex sei natürlich einvernehmlich, Bond missbrauche Severine doch gar nicht ... Ihr habt alle recht, niemand hat allerdings was anderes behauptet.

Ich bin einfach kein Fan davon, einer der objektifiziertesten Frauenfiguren der ganzen Reihe einen so grausamen realen Background zu verleihen. Die Figur soll als Kind in der Sexsklaverei gelandet sein und wird im Film hypersexualisiert und bekommt dann den vielleicht grausamsten Tod, den irgendeine Frau in der Reihe durchlebt. Mir ist es zu drüber.

Frauen dürfen in Bondfilmen willige Lustobjekte sein (und oft haben grade die kleineren weiblichen Rollen wenig mehr zu tun als hübsch auszusehen und dramatisch zu sterben -> ich denke etwa an Martine Beswick in TB), aber wenn man ihnen diesen Hintergrund gibt von Sexsklaverei im Kindesalter und der Film danach wenig mit ihnen anzufangen weiß, außer sie sexy abzubilden und abzumurksen, vergeht mir der Spaß dran. Streicht diese Sätze zu Severines Vergangenheit und Bonds saudummen Scotch-Spruch (den aber vor allem, weil er nicht zur Figur passt), und ich hab nix zu meckern.

Die Bondfilme sind seit 1962 im Kern bis zu einem gewissen Grad unterschwellig misogyn und haben im 21. Jahrhundert auch noch keine Antwort auf diese inhärente Misogynie gefunden. Müssen sie vielleicht auch gar nicht. Ich hab als Fan kein Problem damit. Skyfall überschreitet für mich aber eine Grenze, an der es nicht mehr spaßig oder hinnehmbar, sondern missgünstig und grausam wird.

Du siehst das anders und hast da keine Bedenken? Na fein. Kann ich gut mit leben.

Sagen wir mal so: Severine diesen Background zu geben, hätte es nicht gebraucht. Bis dahin gebe ich dir Recht. Bei allem darüber hinaus nicht.
Ich könnte dir sogar zig Argumente geben warum es Sinn macht, schlüssig inszeniert und gut geschrieben ist, aber lassen wir es.

danielcc hat geschrieben: Heute 13:56 Ich könnte dir sogar zig Argumente geben warum es Sinn macht, schlüssig inszeniert und gut geschrieben ist

Du könntest mir zig Argumente geben, warum es für dich schlüssig inszeniert und gut geschrieben ist, klar.
Kann ich aber auch. Hab ja sogar gesagt: die Intention von Mendes und Logan war denke ich eine Noble und sie passt für Skyfall. Auf dem Papier ist das alles nicht zwangsläufig daneben. In der Umsetzung haben sie aber nicht das Feingefühl bewiesen, dass ich mir gewünscht hätte, wenn man so ein Thema angeht. Ist halt so, kann ich ja auch nicht ändern.