Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 26. August 2018 17:46 Ich halte auch persönlich (sogar als Fan) den Gedanken für völlig absurd, dass jeder Regisseur gerne mal einen Bondfilm inszenieren würde.
Das glaube ich zwar auch, aber ich denke auch, dass man von vorneherein prinzipiell geeignete Kandidaten gar nicht erst in Betracht zieht, weil man ein zu eng gefasstes Kandidatenfeld hat. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass ein erfahrener und erfolgreicher Regisseur, der aber seit geraumer Zeit vom Hollywood-Radar verschwunden ist, durchaus dankend ein Angebot für einen Bondfilm annehmen würde und mitunter auch nicht die schlechteste Lösung wäre. Mal kurz ohne groß nachzudenken würde ich z.B. John Badham oder Peter Hyams aus dem Ärmel schütteln, die zwar nicht unbedingt als die künstlerische ambitioniertesten Regisseure in die Filmgeschichte eingegangen sind, dafür aber oftmals unter Beweis gestellt haben, dass sie sowohl mit größeren Budgets/Produktionen und Stars umzugehen wissen wie auch, dass sie es verstehen kurzweilige Unterhaltung zu liefern. Wobei mir natürlich durchaus bewusst ist, dass "solche" Leute für EON keine Überlegung wert sind - was gerade in der aktuellen Situation aber meiner Ansicht nach ein ähnlicher Denkfehler ist wie die Versessenheit auf eigenwillige/besonders künstlerische Filmemacher mit großem Namen. Gerade in der jetztigen Lage würde ich einen routinierten Auftragsregisseur bevorzugen.
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Re: Regie & Stil

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EON und Craig HÄTTEN es vielleicht GEWOLLT. Vergangenheit, wohlgemerkt. Man muss sich das ja nicht so vorstellen, also ob die Pressemitteilung sofort nach der Absage von Boyle rausgegangen wäre, da werden einige Rettungs- und Kompromissversuche vorher gescheitert sein. Ist die Mitteilung draussen, dann ist es so und nicht revidierbar. Zumal es ja jetzt die Suche nach einem neuen Regisseur gibt. Wenn Boyle dann in einem Monat ankommt und meint: "Hey, ich mach's!", dann wird Babsi ihm eher eine Ohrfeige verpassen, als ihm einen Martini Empfang mit Michael und Craig geben.

Re: Regie & Stil

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Ich denke, nornalerweise gibt es sicher genügend Regisseure die interessiert wären, aber die Situation ist jetzt so speziell, dass es wirklich schwierig werden könnte, jemanden zu finden, vor allem wenn man den Release-Termin beibehalten möchte.
Lustig, dass mit Yann Demange und David Mackenzie nun wieder zwei im Rennen dabei sein sollen, die schon vor der Boyle-Verpflichtung angeblich im Gespräch waren.
Von den beiden wäre David Mackenzie klar mein Favorit, "Hell or High Water" war ein gelungener, gut inszenierter Film, der mir auch besser gefiel als die anderen Filme vom selben Autor ("Sicario", "Wind River") und der Stil des Regisseurs könnte auch zu Bond passen.

Paul McGuigan wäre mein anderer Favorit. Da er mit Barbara Broccoli bereits einen Film drehte, dürfte er sich in den Pinewood Studios bereits bestens auskennen, ausserdem würde sein optischer Stil meiner Meinung nach sehr gut zu Bond passen, zumal er ohnehin beinahe CR gedreht hätte. Glaube aber nicht, dass Craig hier zusagen würde.

Das Gerücht um Edgar Wright wirkt etwas seltsam. Von Danny Boyle, dessen Film vermutlich eher relativ ernst gewesen wäre, will man zu Wright, der viel Humor in seine Filme einbaut?

Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 26. August 2018 17:46 Ich halte auch persönlich (sogar als Fan) den Gedanken für völlig absurd, dass jeder Regisseur gerne mal einen Bondfilm inszenieren würde.
Das glaube ich auch nicht, dass jeder Regisseur einen Bondfilm inszenieren will, genauso wie auch nicht jeder Zuschauer einen Bondfilm sehen will. Zudem wird auch ein Regisseur, der potentiell Bock drauf hat, nicht jeden Bondfilm inszenieren wollen.

Trotzdem gibt es genügend Regisseure, die sowohl bereits mit EON in Kontakt waren als auch an Bondfilmen interessiert sind. Paul McGuigan wäre da so einer. Wichtig ist hier jedoch vor allem das persönliche Gespräch des jeweiligen Regisseurs mit Babs, MGW und Craig.
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Re: Regie & Stil

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Henrik hat geschrieben: 24. August 2018 16:02Die schnellen Schnitte nerven. Einen zweiten QOS brauche ich nicht.
Sehr merkwürdige Ansicht. Warum sollte Forster denselben Schnittstil auch bei Bond 25 wählen? Forster ist nun als Regisseur nicht gerade dafür berühmt, eine eigene Handschrift zu haben. Der ist eher ein Auftragsregisseur wie Peter Berg, der den Stil nach dem jeweiligen Projekt ausrichtet. Sein "World War Z", der auch viel Action hat, hat zum Beispiel einen recht konventionellen Blockbuster-Schnitt. Was Forster für QOS also sinnig fand, muss ihm bei Bond 25 überhaupt nicht mehr notwendig erscheinen. Forster nur mit seiner QOS-Inszenierung zu verbinden ist ein Trugschluss.
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Re: Regie & Stil

2138
Casino Hille hat geschrieben: 27. August 2018 13:54 Der ist eher ein Auftragsregisseur wie Peter Berg, der den Stil nach dem jeweiligen Projekt ausrichtet.
Das wär z.B. auch einer, den ich mir gut als "EON-Ausführungsgehilfe" vorstellen könnte (hätte im Gegensatz zu so alten Säcken wie Badham oder Hyams noch dazu den Vorteil, dass man nicht von sich vor Lachen den Bauch haltenden nassforschen Studioexecutive-Typen aus dem Raum geschmissen werden würde, wenn man als Produzent diesen als potenziellen Regisseur erwähnen würde). Fand was ich von ihm bislang gesehen habe sehr ordentlich und handwerklich sehr solide.
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Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 27. August 2018 13:54 Forster nur mit seiner QOS-Inszenierung zu verbinden ist ein Trugschluss.
Sehe ich auch so. Als "Auftragsregisseur" würde ich ihn aber trotzdem nicht bezeichnen. Das würde ihm und seinem künstlerischen Schaffen nicht gerecht werden.
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Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 27. August 2018 13:54
Henrik hat geschrieben: 24. August 2018 16:02Die schnellen Schnitte nerven. Einen zweiten QOS brauche ich nicht.
Sehr merkwürdige Ansicht. Warum sollte Forster denselben Schnittstil auch bei Bond 25 wählen? Forster ist nun als Regisseur nicht gerade dafür berühmt, eine eigene Handschrift zu haben. Der ist eher ein Auftragsregisseur wie Peter Berg, der den Stil nach dem jeweiligen Projekt ausrichtet. Sein "World War Z", der auch viel Action hat, hat zum Beispiel einen recht konventionellen Blockbuster-Schnitt. Was Forster für QOS also sinnig fand, muss ihm bei Bond 25 überhaupt nicht mehr notwendig erscheinen. Forster nur mit seiner QOS-Inszenierung zu verbinden ist ein Trugschluss.
Jedenfalls hat QOS auf mich nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen, was sein Mitwirken bei Bond angeht. Wenn ich jemanden Bekanntes als Regisseur aussuchen würde, dann würde ich Mendes oder Campbell bevorzugen, dessen Mitwirken bei Bond hat mich überzeugt.

Re: Regie & Stil

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Henrik hat geschrieben: 29. August 2018 15:51 Jedenfalls hat QOS auf mich nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen, was sein Mitwirken bei Bond angeht. Wenn ich jemanden Bekanntes als Regisseur aussuchen würde, dann würde ich Mendes oder Campbell bevorzugen, dessen Mitwirken bei Bond hat mich überzeugt.
Da stimme ich dir wieder zu. Forster mag ich generell zwar auch, aber Campbell und Mendes sind meiner Meinung nach noch ein Stück besser und haben auch die besseren Bondfilme hervorgebracht.
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Re: Regie & Stil

2142
Ich kann mir vorstellen, daß das Finden eines geeigneten Regisseurs für einen Bond-Film so schwierig ist, wie die Quadratur des Kreises.
Zum einen soll er einmalige Szenen kreieren, im Idealfall ikonische Bilder für das Kollektivgedächtnis der Kinowelt. Er soll innovativ, kreativ und wagemutig sein. Aber das alles bitteschön in dem strengen Korsett, daß das gesamte Franchise nun mal darstellt!? Ein wiedererkennbarer Bond in einem innovativen Film? Hat ein innovativer Regisseur überhaupt Lust, sich darauf einzulassen? Und hat er Lust, den ganzen belastenden Wust an Gadgets und Blofelds, Moneypennys und Martinis mitzuschleppen, die sich leider nach dem schlanken CR wieder über die letzten Filme ergossen hat? Und wenn es ein braver Regisseur ist, der das alles treu ab arbeitet, na dann...
Ist schon ne Krux. Entweder man bedient die Erwartungen und macht einen soliden, langweiligen und beliebigen Film - oder man ist mutig und handelt sich ganz fix böse Schelte ein. Der Raum zwischen diesen Optionen ist eng. Ich würde mich um den Job echt nicht kloppen.

Re: Regie & Stil

2143
Vor CR haben nach Terence Young immerhin 8 Regisseure den Job übernommen und sich größtenteils weder Schelten eingehandelt, noch die Leute gelangweilt. Ansonsten gäbe es die Craig Filme nämlich heute gar nicht. Wo da das Problem liegen soll, verstehe ich nicht.
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Re: Regie & Stil

2144
Meiner Meinung nach ist ein zu gewagter Film das größere Problem. Ein (Bond-)Film kann gewagt und mutig sein, aber immer noch ein guter Film. Es fehlt allerdings nicht mehr viel dazu, dass man übers Ziel hinausschiesst. Hier ist Vorsicht geboten.

Ein "beliebiger, langweiliger" Film stellt hingegen kein Problem dar. Ich habe es schon häufiger geschrieben: Nicht jeder neue Bond-Film muss der beste aller Zeiten werden. Mit einem typischen Bond-Film ohne Experimente wäre ich zufrieden.

Das heisst nicht, dass man keine Experimente machen darf, das kann im Gegenteil sogar gut sein. Ein Film in dem M fast für Bonds Tod verantwortlich ist und M in Bonds Armen stirbt hätte es vor vierzig Jahren auch nicht gegeben. Der Film hat mMn so funktioniert, wie er jetzt ist, aber das wäre nicht erforderlich gewesen. Mit einem Film wie FYEO wäre ich auch zufrieden gewesen.

Re: Regie & Stil

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Henrik hat geschrieben: 30. August 2018 11:44 Es fehlt allerdings nicht mehr viel dazu, dass man übers Ziel hinausschiesst. Hier ist Vorsicht geboten.

Ein "beliebiger, langweiliger" Film stellt hingegen kein Problem dar. Ich habe es schon häufiger geschrieben: Nicht jeder neue Bond-Film muss der beste aller Zeiten werden. Mit einem typischen Bond-Film ohne Experimente wäre ich zufrieden.
Genau. "Herausragend" ist der Scheitelpunkt zwischen "gewöhnlich" und "übertrieben" und dieser der Abstand zwischen diesen Seiten wird immer enger. Für mich war CR da der perfekte Balanceakt. Leider bin ich inzwischen auch so verwöhnt, daß ich von Bond nur noch "herausragend" erwarte und schnell enttäuscht bin, wenn es da mal hapert. Ist mein persönliches Problem und ich habs mir nicht gewünscht.