251
von HCN007
Agent
Retrospektive der "Bourne-Reihe"
Review zu „The Bourne Identity“ (2002)
Im selben Jahr, in dem ein britischer Agent mit den gleichen Initialen im Namen sein 40-jähriges Jubiläum mit einem dem Franchise geneigten selbstkritisch- und ironischen Titel „Die Another Day“ gefeiert hat, feiert ein anderer Agent, basierend auf Spionageliteratur, sein filmisches Debüt – Jason Bourne is „born“ - und schlägt eine vollkommen andere neue Richtung ein. Wo bei James Bond das klassische Spionage-Abenteuer im Vordergrund steht und bei Mission Impossible die übertriebene Spionageaction geboten wird, sehen wir bei der Bourne-Reihe moderne, realistischere Spionagethriller. Bond, Hunt und Bourne sind filmisch für mich keine Konkurrenten – kein Gegeneinander – sondern ein sich ergänzendes Miteinander.
Die Geschichte ist auch relativ simpel gestrickt – ein Agent mit Amnesie wird „aus dem Meer gefischt“ und ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit – doch die Hintermänner sehen das nicht gerne und wollen ihn lieber tot sehen.
Der erste Film der Reihe ist ein klassisches Charakterstück, dessen Fokus erstmal klar auf den Hauptprotagonisten legt. Die Grundsituation sorgt auch weniger für eine bondtypische Narration mit entsprechender Exposition – sondern erfrischender weise eher mehr mit dem „Fish-out-of-water-character“, der erst im Laufe der Handlung immer mehr von seiner Welt und seinen Fähigkeiten erfährt. Doch neben der Charakterentwicklung bietet der Film ungeheure Spannung und sehr gute Actionsequenzen, die unter anderem mit Kletterpartien, sehr gut choreographierten Hand-to-Hand-Combats und Autoverfolgungen einiges zu bieten haben. Das alles wird filmisch etwas hektisch umgesetzt aber mit John Powells Score sehr gut musikalisch ergänzt. Stellenweise sind jedoch relativ kurze Längen festzustellen. Schauspielerisch ist Matt Damon eine sichere Bank, der für mich gut in die Rolle passt, genauso wie Franka Potente als der weibliche Nebenpart. Mit Chris Cooper, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Brian Cox, Clive Owen, Walton Goggins und Julia Stiles hat der Film auch gute Nebenrollen zu bieten.
„Identity“ ist als Erstling ein runder, unterhaltsamer, spannender und actionreicher Spionagethriller mit „Luft nach oben“ geworden.
„The Bourne Identity“ bekommt von mir 9/10 Punkte
-------------
Review zu „The Bourne Supremacy“ (2004)
2 Jahre nachdem uns mit Jason Bourne ein neuer Agent im Kino präsentiert wurde, kam bereits der 2. Film. Mit „Die Bourne Verschwörung“, wie er in der deutschen Fassung heißt, wird uns in gewisser Art und Weise die gleiche Handlung zum 2. Mal aufgetischt. Agent mit Amnesie auf der Suche nach seiner Vergangenheit, während die Hüter seiner Vergangenheit damit ein Problem haben und ihm nach dem Leben trachten. Nach Doug Liman übernimmt hier Paul Greengrass das Szepter.
War der erste Teil noch ein einführendes Charakterstück, bietet uns der 2. Teil jetzt einen höheren Actionanteil, egal ob Autoverfolgungen, Hand-to-Hand-Combats und fintenreiche Verfolgungen zu Fuß. Der Film ist mit seinen leicht über 100 Minuten auch keine Minute zu kurz oder zu lang.
John Powells Score fügt sich auch perfekt ein. Jedoch ist die Inszenierung der Action durch Wackelkamera noch nicht perfekt und ausbaufähig – unabhängig davon, wie gut die Kämpfe choreographiert sind.
Mit Goa, Berlin und Moskau sind auch richtig gute Locations integriert, auch wenn die deutsche und die russische Hauptstadt etwas trist wirken – aber das passt zum harten, brutalen und hektischen Ton der Filme. In den Nebenrollen sind dieses Mal definitiv Karl Urban und Joan Allen sowie Julia Stiles mit mehr Screentime positiv zu erwähnen. Man spürt vor allem im spionagetechnischen Bereich im Laufe der Filme die unaufhörliche Entwicklung der Kommunikations- und Überwachungstechnik. Das ist vor allem zu merken, wenn man noch 2002 im Erstling in einem Raum voller PCs mit Röhrenmonitoren die Überwachung vorgenommen hat und vor allem damals noch keine Smartphones existierten und Telefongespräche noch auf Band und Papier aufgezeichnet wurden.
Der 2. Film ist genauso unterhaltsam, definitiv actionlastiger als sein Vorgänger, spannend – aber noch kein perfekter Spionagethriller.
„The Bourne Supremacy“ bekommt von mir 9/10 Punkte
---------------
Review zu „The Bourne Ultimatum“ (2007)
Mit „Ultimatum“ wird uns der 3. Bourne-Film präsentiert. Dieser war zu diesem Zeitpunkt definitiv als Finale und Ende der Trilogie ausgelegt. Jason Bourne ist wie in jedem Film gerade dabei – seine Vergangenheit aufzudecken – doch die Hüter seiner Vergangenheit sehen das nicht gerne und sind dementsprechend hinter ihm her. In diesem Film deckt er seine eigenen Hintergründe in den Programmen „Treadstone“ und „Blackbriar“ auf. In dem ultimativen Bourne-Film.
In „Ultimatum“ werden die Möglichkeiten, was Action und Spannung angeht, vollends ausgeschöpft. In den 3 Szenerie-Abschnitten „London“ - „Tanger“ und „New York“ werden uns absolut spannende und actionreiche Sequenzen geboten, die perfekt durch choreographiert und handgemacht sind. Die Musik von John Powell passt perfekt und die Wackelkamera sowie die schnellen und hektischen Schnitte fügen sich hier auch nahtlos ein. Auch wenn diese Art der Inszenierung diskussionswürdig sein kann, so zeigt sie uns in „Ultimatum“ die perfekte Umsetzung. Die neuen Charaktere, gespielt von Albert Finney, Scott Glenn, David Strathairn, Edgar Ramirez, Paddy Considine und Joey Ansah passen auch perfekt.
Mehr bleibt von meiner Seite aus nicht zu sagen, denn mit „Ultimatum“ wird uns einer der besten Spionagethriller geboten. Unterhaltsam, actionreich und mit angezogenen Daumenschrauben spannend.
„The Bourne Ultimatum“ bekommt von mir 10/10 Punkte
---------------
Review zu „The Bourne Legacy“ (2012)
In meiner Review-Retrospektive zum 5. Bourne-Film „Jason Bourne“ darf auch der 4. Film „Das Bourne Vermächtnis“ nicht fehlen. Die einzigen Unterscheidungsmerkmale des Films gegenüber der ursprünglichen Trilogie sind, dass zum einen Matt Damon fehlt – Die Regie nicht von Liman oder Greengrass übernommen wurde und der Soundtrack nicht von John Powell ist. Funktioniert ein Bourne-Film ohne Matt Damon ? In meinen Augen schon – die Schwächen liegen eher auf anderer Ebene.
Parallel zu den Enthüllungen aus „Ultimatum“ sieht sich das CIA gezwungen, dass weitere Agentenprogramm „Outcome“ zu schließen und alle darin Involvierten zu eliminieren. Die einzig beiden Überlebenden sind der Agent Aaron Cross und die Wissenschaftlerin Dr. Martha Shearing, die nun überleben und die Hintergründe aufdecken müssen. Verkörpert werden die Beiden durch Jeremy Renner, der als Damon-Ersatz in meinen Augen auf ganzer Linie überzeugt und Rachel Weisz, die hier einen routinierten Job macht. Aus den vorigen Bourne-Filmen sind Scott Glenn, David Stathairn, Joan Allen und Albert Finney wieder dabei. Darüber hinaus ist der Film mit den Neuzugängen Oscar Isaac und vor allem Edward Norton toll besetzt.
Die Action in den Wäldern Alaskas und Manila kann sich auch wirklich sehen lassen und geht ein wenig sparsamer mit Wackelkamera und schnellen Schnitten um als in der Ursprungstrilogie. Der Score von Newton Howard ist passend. Der Film hat in meinen Augen aber stellenweise ein paar Längen aufzuweisen und kann den Spannungsbogen nicht immer hoch halten. Auch wenn es in den Dialogen um die Wirkung und Einnahme diverser Pillen geht ist das ganze ein wenig zu viel und für den weiteren Verlauf eigentlich eher nebensächlich.
Der Bourne-Film ohne Damon ist in der Reihe der Schwächste, aber noch lange kein „schwacher“ Film, actionreich und unterhaltsam mit ein paar Abzügen im Spannungsbogen. Ich wäre keinem Aaron Cross/Jason Bourne-Cross-Over in einem künftigen Film der Reihe abgeneigt.
„The Bourne Legacy“ bekommt von mir 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "