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Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 09:45
von AnatolGogol
Die Synchros der Brosnan-Bonds können sicherlich in mancherlei Hinsicht als Tiefpunkt in der Synchrongeschichte der Bondfilme angesehen werden. Seien es diverse fragwürdige Besetzungen, bei denen Synchronprominenz auf irgendwie gar nicht zu ihrer Stimmcharakteristik passen wollenden Darstellern besetzt wurde oder die schwach übersetzten, oftmals platten und zotigen Dialoge ("ich muss mal wieder ihn die Kirche gehen"

). Gut, die Dialoge der Brosnanbonds sind auch im Original diesbezüglich oft unterirdisch, aber scheinbar wollten die deutschen Fassungen hier nochmal eins drauf setzen. Warum Glaubrecht, den ich sehr schätze und den ich an sich für die Idealbesetzung auf Brosnan erachte (zumal Brosnan stimmlich im Original nicht unbedingt der ausdrucksstärkste Darsteller auf Gottes Erdboden ist) bei seinen Bondeinsätzen Brosnan immer als eiskalten Snob spricht werde ich auch nie verstehen. Dabei kann Glaubrecht hervorragend Charme und Ironie stimmlich verkörpern, stattdessen bekommt man eine Überdosis unnahbaren coolen Zynismus. Es ist bezeichnend, dass ich alter Synchro-Liebhaber die Brosnan-Bonds mittlerweile vorzugsweise im Original anschaue.
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 10:36
von Skyfleet
Das ist auf den Punkt mein Eindruck! Nun sind die Brosnan-Bonds, was für mich auch völlig in Ordnung ist, nicht unbedingt auf inhaltlichen Tiefgang oder mitreißendes Storytelling angelegt. Aber sie funktionieren im Prinzip als unterhaltsame Bond-Filme! Durch diese der Art der Synchro werden sie leider unnötig geplättet und die Figuren ihres doch durchaus vorhandenen Charakters beraubt.
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 12:34
von Thunderball1965
Schlecht synchronisiert ist für mich, wenn man schon merkt, dass da was schiefgelaufen ist (Star Trek; North by Northwest; Die Spur des Falken; Sweet Smell of Success; die Liste ist lang).
Schlecht synchronisiert fand ich die Brosnan-Bonds nie.
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 13:06
von AnatolGogol
Ich mag Ode auf Grant im unsichtbaren Dritten. Klar, ich hätte auch lieber Ackermann gehabt und die Besetzung von eben jenem auf Leo G. Carroll macht das ganze noch unverständlicher, aber davon abgesehen macht Ode einen guten Job und am Rest der Synchro kann ich nix verwerfliches erkennen, im Gegenteil Joloff auf Mason und Schuster auf Royce Landis sind sogar brillant.
Hingegen finde ich zB Langer auf Bean deutlich zu alt und gesetzt, Kessler viel zu "groß", "schwer" und cool klingend für den zierlichen Carlyle, Mackensy macht Pryce zur Witzfigur, durch Fritschs kratzigen Fistelsprech wird Dench noch knöcherner und unsympathischer, Danneberg verkaspert wie üblich Cleese uswusf. Von so Entgleisungen wie "Stosskraft" oder "zieh ihn noch nicht raus" ganz zu schweigen, wobei hier natürlich die Hauptschuld beim unterirdischen Original liegt, aber man hätte es ja auch etwas eleganter umsetzen können statt auf Stammtischniveau. Oder die unglaublich lahm übesetzten Oneliner ("zugkräftige Nummer").
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 15:00
von Thunderball1965
Gut, das waren jetzt die Negativbeispiele aus DaD, wenn ich "Stoßkraft" und "Drin lassen" richtig im kopf hab. Vielmehr ging es mir um die Synchro-Drehbücher.
Im.übrigen kann ich Thornhill in NBN gerade in den Flirtszenen - der Synchro sei dank - maximal 2 1/2 % ernstnehmen.
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 15:10
von Casino Hille
Thunderball1965 hat geschrieben:Im.übrigen kann ich Thornhill in NBN gerade in den Flirtszenen - der Synchro sei dank - maximal 2 1/2 % ernstnehmen.
1) Fehler: Hitchcock-Filme sind natürlich nur im OT zu genießen.
Aber die deutsche Version, die ich irgendwann dann mal mit Freunden angeschaut habe, ist doch völlig in Ordnung. Wüsste nicht, was da an Grants Stimme störend sein sollte.
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 15:17
von Agent 009
AnatolGogol hat geschrieben:Dabei kann Glaubrecht hervorragend Charme und Ironie stimmlich verkörpern, stattdessen bekommt man eine Überdosis unnahbaren coolen Zynismus.
In aktuelleren Filmen wie "Long Way down" spricht er ihn super. Da wirkt er Facettenreicher als in den Brosnan-Bonds. Mich stören letztere aber nicht.

Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 15:45
von Thunderball1965
Casino Hille hat geschrieben:Thunderball1965 hat geschrieben:Im.übrigen kann ich Thornhill in NBN gerade in den Flirtszenen - der Synchro sei dank - maximal 2 1/2 % ernstnehmen.
1) Fehler: Hitchcock-Filme sind natürlich nur im OT zu genießen.
Aber die deutsche Version, die ich irgendwann dann mal mit Freunden angeschaut habe, ist doch völlig in Ordnung. Wüsste nicht, was da an Grants Stimme störend sein sollte.
Das ist es ja! Im Original ist der Film insgesamt viel stimmiger (

), als auf Deutsch. Auch das Drehbuch, wenn ich nur an die Szene, in der er erstmals auf Vandamme trifft, erinnern darf...
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 15:46
von Thunderball1965
Aber natürlich noch besser, als wenn auch noch Sachfehler auftreten, wie bei Negativbsp. Star Trek... (Silicon=Silikon

)
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 18:19
von dernamenlose
So, und jetzt mal langsam wieder zurück zu TND

...
Ich fand die Synchro nicht schlecht, hab den Fiulm sowohl auf deutsch, als auch auf Englisch gesehen, und ich empfinde die Übersetzung "Nicht alles glauben was sie sagt" als absolut passend, auch wenn "Lass dich net verarschen" natürlich für uns hier in Deutschland wunderbar klingt. Aber in anderen Ländern könnten sie damit gar nix anfangen. Mir gefällt die Synchro zu Brosnan, zu Dench übrigens auch.
Die genannten beispiele der "Gags" aus DAD sollte man nicht auf die Brosnan-Ära verallgemeinern. DAD ist nun mal in vielerlei Hinsicht misslungen (wenn auch nicht in jeder).
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 19:44
von AnatolGogol
Das ist aber beileibe nicht nur DAD, wo die Synchro innerhalb der Brosnan-Ära unangenehm auffällt. Man denke an die unterirdische Zote "Ich habe einen steifen...Hals" in TWINE. Ich hab prinzipiell nix dagegen, wenn eine Synchro etwas freier mit dem Humor umgeht, aber wenn man den Film dann auf Viertklässler-Pausenhofniveau runterzieht dann hört für mich der Spass auf. Da gibts noch viel mehr und das zieht sich durch die gesamte Brosnanära - leider.

Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 20:07
von Skyfleet
Das war genau mein Punkt. Und, dass dadurch der gesamte Ton des Films nicht nur verfälscht, sondern, wenn man es nun mal krass ausdrücken mag, ein gutes Stück weit versaut wird. Ist wirklich schade, aber ich probiere das jetzt nun auch mit den übrigen Brosnan-Bonds: Originalton. TND war diesbezüglich eine "Neu"-Entdeckung.
EDIT: Ich wusste eigentlich nie genau, was mein Störfaktor mit den Brosnans war, ich wusste nur, es liegt nicht an Brosnan! Das es tatsächlich die lieblose Synchro war...

Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 20:36
von AnatolGogol
Skyfleet hat geschrieben:EDIT: Ich wusste eigentlich nie genau, was mein Störfaktor mit den Brosnans war, ich wusste nur, es liegt nicht an Brosnan! Das es tatsächlich die lieblose Synchro war...

Man muss zur Ehrenrettung der Brosnan-Synchros aber auch sagen, dass das zu übersetzende Original gerade in Bezug auf die Dialoge häufig auch nicht wirklich besser war...
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 17. Dezember 2014 20:58
von Skyfleet
Ganz klar, aus Sch... machste kein Gold, und es ist ja von mir auch sehr pointiert dargestellt, aber ich finde halt, der Unterschied ist schon deutlich spürbar. Und zwar für mich genau soviel besser, dass ich TND zum ersten Mal richtig geniessen konnte.
Re: Filmbesprechung: Tomorow never dies
Verfasst: 18. Dezember 2014 14:58
von dernamenlose
ALso gerade in Goldenexe und in TND kann ich eure Kritik nicht nachvollziehen. Ich empfinde die Synchro in den meisten Fällen da als perfekt.
DAD habe ich nicht ganz auf Englisch gesehen aber da gibt es einige Sachen beim Text, die nicht so toll sind. TWINE hab ich zulange nicht gesehen um da wirklich mitreden zu können. Aber wie gesagt, die ersten beiden Brosnans empfinde ich in nahezu jeder Hinsicht als wunderbar.