Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

Für die Filmkenner: In unserem Cinema könnt ihr über den neuesten Blockbuster im Kino, alten Klassikern, neuen Kultfilmen bis hin zu euren Lieblingsserien uvm. diskutieren! Alles aus der TV/Kinowelt, das nicht ins Bondforum passt, bitte hier herein!
Benutzeravatar
Invincible1958
Agent
Beiträge: 6630
Registriert: 21. November 2005 21:09

Maibaum hat geschrieben: 30. Juli 2020 12:56 Und dann würde den Filmen in der Zukunft der Werbeeffekt durch den Kinoeinsatz fehlen, den deren Eventcharakter wird reines VoD selten erreichen.
Ganz genau.

Wenn du einen Kinohit gelandet hast, hilft das im Anschluss auch dem VOD und dem Blu-Ray-Verkauf.
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21507
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Es redet doch niemand davon, Kino abzuschaffen.

Ich glaube ihr verkennt vollkommen die sozialen oder soziologichen Realitäten. Meiner Einschätzung nach gehen 1% der Bevölkerung halbwegs regelmäßig ins Kino.
Man sieht das ja schon daran, dass Bond - sozusagen das Größte was es an Kino Events in Deutschland gibt - 7 Mio Tickets verkauft, schätzen wir mal grob, dass das 6 Mio individuelle Zuschauer sind. Das heißt selbst beim allergrößten Kino Event, einem Film für alle Altersklasen, gehen gerade mal 7% der Deutschen ins Kino.

Aber 90% der Leute gucken TV. Jeden Tag.

Die Erfahrung der letzten Jahre ist doch eine sehr sehr eindeutige. Innerhalb von 2-3 Wochen machen KInofilme ihr Geld - weil ins Kino die gehen, die unbedingt das Event wollen, die unbedingt die Ersten sein wollen.


Für die 90-99% der Menschen haben sich die Kinos offensichtlich systematisch selbst aus dem Rennen geschossen mit intransparenter Preispolitik, mit viel zu hohen Preisen für Essen/Trinken, und mit einer nicht mehr zu ertragenden Werbung vor dem FIlm oder gar Pausen mittendrin.
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
Mr.Chrismas Jones
Agent
Beiträge: 3060
Registriert: 23. September 2007 18:52
Lieblings-Bondfilm?: Der Morgen stirbt nie

Bloß ein 1% der Bevölkerung? Echt, so wenig?
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."
Benutzeravatar
GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Beiträge: 9910
Registriert: 22. August 2010 17:56
Lieblings-Bondfilm?: OHMSS, TSWLM, LTK
Lieblings-Bond-Darsteller?: George Lazenby
Wohnort: Bern

Ein Prozent vielleicht wenn man die gesamte Bevölkerung einberechnet, also auch circa Ü-70 und U-10, von denen man mit wenigen Ausnahmen gar nicht erwarten kann, dass sie ins Kino gehen. Hier schätze ich den Anteil der einigermassen regelmässig ins Kino geht (das muss ja nicht einmal in der Woche sein, wahrscheinlich nicht mal einmal im Monat, aber trotzdem) gerade im Alter 20-40 deutlich höher.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.
Benutzeravatar
Samedi
Agent
Beiträge: 21816
Registriert: 14. März 2006 12:37
Lieblings-Bondfilm?: GF, TB, LALD, CR, SF, SP, NTTD
Lieblings-Bond-Darsteller?: Daniel Craig
Wohnort: San Monique
Contact:

danielcc hat geschrieben: 30. Juli 2020 13:06 90% der Leute gucken TV. Jeden Tag.
Aber gucken diese 90% der Leute (wenn diese Zahl überhaupt stimmt) dann auch jeden Tag Filme?

Wenn nicht, dann hat diese Zahl mit der Diskussion hier auch nichts zu tun.

Denn wenn sich jemand im TV Nachrichten, Talkshows oder den Musikantenstadl ansieht, dann bringt das den Filmstudios keinen Cent.

Uns selbst die Leute, die regelmäßig Netflix gucken, werden sich nicht automatisch die aktuellen Filme zu überteuerten Preisen ausleihen.

Ich würde für mich sogar soweit gehen, dass ich das nicht einmal bei Bond machen würde.

Entweder ich schau mir einen Film im Kino an oder kauf ihn mir für bis zu 25 Euro oder aber leihe mir den Film für um die 3 Euro. Oder aber der Film ist sowieso schon in einer Flatrate enthalten, dann zahl ich für den einzelnen Film gar nichts.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21507
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Mensch. Ich habe es doch nun zehn Mal erklärt.

Bond muss 3 Wochen in Kino laufen. Vielleicht vier. Dann hat man 90% der regulären Einnahmen erzielt.
Dann geht es auf die streaming Plattformen wo der Film die 90% Menschen erreichen kann die eh nicht ins Kino gehen
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
SMERSH
Agent
Beiträge: 394
Registriert: 26. April 2019 17:52
Lieblings-Bondfilm?: Der in dem Bond sterben wird.
Wohnort: Roter Platz

Wenn man selber an Kinoproduktionen beteiligt ist oder einfach ausführlichere Interviews mit Filmschaffende beobachtet, die an den gewöhnlichen Talking points vorbei gehen, eröffnet sich eine andere Perspektive.
Grundsätzlich muss man zwischen der US Kinolandschaft und so ziemlich den Rest der Welt unterscheiden.
In den USA ist es mittlerweile fast unmöglich solche "Kultfilme" wie damals Scorsese, Friedkin, Kubrik etc. zu drehen. Entweder man dreht low low Budget Filme oder big Budget Filme. Dazwischen gibt es eigentlich fast nichts mehr. Selbst anerkannte, berühmte Regisseure gehen oft einen Deal mit Studios ein, das sie erst einen eher anspruchsloses Studioprojekt Filmen und im Gegenzug dann ihr regular Budget Projekt realisieren dürfen.
In DE siehts ganz anders aus. Hier wird nichts ohne staatliche Förderung gedreht. Ob es nun Film fonds oder die öffentlich Rechtlichen sind bzw. beides. Das Ergebnis ist allerdings, daß hier inhaltlich auf direktere Weise hineingefuscht wird. Lediglich Jemand wie Haneke genießt noch große Freiheit, da sich seine Filme international durch garantierte Filmfestival Nominierungen gut vertreiben lassen.

Die größte Freiheit ist einfach bei den Streaminganbietern zu beobachten. Mehr Geld, Möglichkeiten und weniger Druck.
Der Deal ist allerdings ein ähnlicher. Es wird die breite Masse mit dem oft hirnlosen Event Filmen / Serien gelockt aber so lassen sich dazwischen auch speziellere, anspruchsvollere Nischenproduktionen realisieren.

Also ehrlich gesagt: vor allem wenn Bond jetzt auf Netflix oder Amazon läuft, wäre die Sichtung angenehmer als im Kino. Vermutlich würde das auch mehr Abonnenten anlocken und somit mehr Budget für kleinere Produktionen freigegeben.
Ich sehe die Zukunft echt im Streamingg mit Mitgliedschaftsprinzip.
Das ist wie die öffentlich Rechtlichen nur günstiger und freier.
Zuletzt geändert von SMERSH am 30. Juli 2020 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Invincible1958
Agent
Beiträge: 6630
Registriert: 21. November 2005 21:09

danielcc hat geschrieben: 30. Juli 2020 14:23 Mensch. Ich habe es doch nun zehn Mal erklärt.

Bond miss 3 Wochen in Kino laufen. Vielleicht vier. Dann hat man 90% der regulären Einnahmen erzielt.
Dann geht es auf die streaming Plattformen sonder Film die 90% Menschen erreichen kann die eh nicht ins Kino gehen
Die Leute, die bislang in den ersten drei Wochen ins Kino gegangen sind, gehen aber nicht mehr alle hin, wenn sie wissen, dass der Film schon in 17 Tagen online verfügbar ist.
Benutzeravatar
Samedi
Agent
Beiträge: 21816
Registriert: 14. März 2006 12:37
Lieblings-Bondfilm?: GF, TB, LALD, CR, SF, SP, NTTD
Lieblings-Bond-Darsteller?: Daniel Craig
Wohnort: San Monique
Contact:

danielcc hat geschrieben: 30. Juli 2020 14:23 Bond miss 3 Wochen in Kino laufen. Vielleicht vier. Dann hat man 90% der regulären Einnahmen erzielt.
Dann geht es auf die streaming Plattformen sonder Film die 90% Menschen erreichen kann die eh nicht ins Kino gehen
Wenn man aber eine bestimmte Zeitspanne zwischen dem Kino-Release und der Veröffentlichung als VoD hat, dann kann man bei den Kinogängern doppelt kassieren. Zuerst im Kino und dann nochmal beim VoD-Release.

Wenn man es aber so macht, wie aktuell geplant, dann kann man im Kino sein Potential nicht voll ausschöpfen und lässt somit unnötig Geld liegen. Zudem halte ich es auch für möglich, dass sich viele Leute erst denken, dass der Film sowieso gleich als VoD erhältich ist und man daher ja nicht ins Kino gehen muss. Wenn sie dann aber sehen, wie viel er als VoD kostet, warten sie dann noch, bis der Preis runtergeht oder der Film in der Flatrate erhältlich ist.

Klar muss im Übrigen auch sein, dass das Kino unter den aktuellen Bedingungen noch eine größere Zeitspanne benötigt, um das Potential ausschöpfen zu können.

Mit der aktuell geplanten Taktik werden sich die Studios selbst ins Knie schießen.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
Benutzeravatar
Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Beiträge: 27733
Registriert: 19. November 2009 22:13
Lieblings-Bondfilm?: OP, TB, FRWL, TSWLM
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore
Contact:

Was nur deine Vermutung ist, für die es absolut keinen Präzedenzfall gibt.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.
Benutzeravatar
Samedi
Agent
Beiträge: 21816
Registriert: 14. März 2006 12:37
Lieblings-Bondfilm?: GF, TB, LALD, CR, SF, SP, NTTD
Lieblings-Bond-Darsteller?: Daniel Craig
Wohnort: San Monique
Contact:

SMERSH hat geschrieben: 30. Juli 2020 14:25 In den USA ist es mittlerweile fast unmöglich solche "Kultfilme" wie damals Scorsese, Friedkin, Kubrik etc. zu drehen. Entweder man dreht low low Budget Filme oder big Budget Filme. Dazwischen gibt es eigentlich fast nichts mehr.
Das Problem ist weniger, dass man solche Filme nicht mehr drehen könnte, sondern dass man dafür keinen Vertriebspartner mehr findet.

Es gibt unzählige Filme, die seit Jahren von Festival zu Festival tingeln und nie einen Verleih finden.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21507
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Es ist ja interessant, dass einige glauben, die Zahlen der Studios besser beurteilen zu können als die Studios selber.
Also, ich verstehe ja, dass man aus Kinobetreiber Sicht sagt "das wird uns schaden" - aber die Studios sollten doch wissen was für SIE mehr SInn macht oder?

Ich gehe sogar soweit zu behaupten:
- 90% der Leute die heute ins Kino gehen, werden es immer noch tun. Es ist sogar noch besser für alle, denn die 90% werden alle den Film in 3 Wochen sehen MÜSSEN - ergo, besere Auslastung
- Ein gewisser Teil dieser Leute wird dann den Film noch mal auf VOD schauen
- Vor allem aber wird der große Teil der Leute die NICHT ins Kino gehen, den Film zuhause gucken
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Beiträge: 27733
Registriert: 19. November 2009 22:13
Lieblings-Bondfilm?: OP, TB, FRWL, TSWLM
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore
Contact:

danielcc hat geschrieben: 30. Juli 2020 15:51 Es ist ja interessant, dass einige glauben, die Zahlen der Studios besser beurteilen zu können als die Studios selber.
Das ist ein wichtiger Punkt: Wenn Universal das jetzt so beschlossen hat, dann werden die auch wissen wieso und sich das genau berechnet haben. Immerhin tun sie mal etwas - wenn es dann schief geht, werden alle "Experten" es natürlich im Nachhinein besser gewusst haben, aber so ist das immer.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.
Benutzeravatar
Samedi
Agent
Beiträge: 21816
Registriert: 14. März 2006 12:37
Lieblings-Bondfilm?: GF, TB, LALD, CR, SF, SP, NTTD
Lieblings-Bond-Darsteller?: Daniel Craig
Wohnort: San Monique
Contact:

danielcc hat geschrieben: 30. Juli 2020 15:51 - Vor allem aber wird der große Teil der Leute die NICHT ins Kino gehen, den Film zuhause gucken
Die große Frage ist hier aber wann und wie?

Wer kein Geld fürs Kino ausgeben will (und ja, beim Thema Kinobesuch ist die Geldfrage sehr oft die entscheidende), der gibt ziemlich sicher auch keine 20 Euro dafür aus, sich einen Film nur auszuleihen. Man wartet also lieber, bis der Film mal in der Flatrate enthalten ist oder aber im Free-TV läuft.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
Benutzeravatar
Invincible1958
Agent
Beiträge: 6630
Registriert: 21. November 2005 21:09

Natürlich ist es nur eine Vermutung.

Die Geschichte zeigt nur: ein Zurück gibt es nicht.

Noch bis in die 80er hat es meist Jahre gedauert, bis ein Filmstudio seinen Film an einen TV-Sender zur Ausstrahlung verkauft hat.
Disney hat bis in die 2000er hinein viele seiner Trickfilmklassier alle 7 Jahre wieder neu ins Kino gebracht, und gar keine TV-Rechte verkauft.
Und auch VHS-Veröffentlichungen der Filmen wurden bewusst rar gesät, um jedes Mal wieder neu im Kino absahnen zu können. Und es hat trotz VHS- und TV-Konkurrenz funktioniert.

Diese Fenster wurde immer kürzer. Dauerste es um die Jahrtausendwende noch mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht sogar eher 9 Monate, bis ein Film auf VHS oder DVD erschien, und mindestens drei Jahre, bis er im Free-TV zu sehen war, so wurden diese Zeiträume immer weiter verkürzt.

Hat man diese Schnelllebigkeit selbst herbeigerufen oder wurde dies durch die Schnelllebigkeit bestimmt?

Früher wurden Kinofilme vor allem NACH ihrem Kinostart über Wochen noch aktiv beworben.
Heutzutage hört die PR und das Marketing meist aprupt am Tag des Kinostarts auf. Nach dem Motto: jetzt ist der Film draußen - wir müssen ihn nicht weiter pushen.
Das hat dazu geführt, dass sich alles nur noch auf das Startwochenende konzentriert und es schon ganz normal ist, dass ein Film am zweiten Wochenende um 60% oder 70% einbricht.

Dieses Schnellebige geht mir persönlich total gegen den Strich.
Aber da bin ich wahrscheinlich eine austerbende Spezies.

Ich erinnere mich noch an Zeiten, da ging man zum Start in einen Kinofilm, und konnte ihn sich aber auch 5 Monate später noch im Kino ansehen, und hat das auch getan.

Und wenn man Fan von einem Film geworden ist, dann fieberte man auf die VHS-Veröffentlichung hin, und darauf hat man dann gerne auch bis zu einem Jahr gewartet.
So wurde jede Veröffentlichung des Films (erst Kino, dann Heimkino, dann TV) komplett ausgenutzt, ohne, dass das eine irgendwie abgewürgt wurde.

Ich kann mir wie schon mehrfach erwähnt nicht ausmalen, dass dieser Deal von AMC mit Universal sowohl dem Verleiher als auch dem Kino am Ende höhere Einnahmen bringt.
Antworten