hab ihn gestern dann doch noch unter bringen können

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Universal Soldier (1992) - Roland Emmerich
Der 1992 entstandene Universal Soldier stellt sowohl für Hauptdarsteller JCVD als auch für Regisseur Roland Emmerich eine Art „Schwellenfilm“ dar, mit welchem der Übergang des bisherigen Schaffens der beiden in ein erkennbar professionelleres und nicht zuletzt auch kommerziell orientierteres Werk begann. Beiden gemein war zum damaligen Zeitpunkt ihrer Karrieren, dass sie sich bereits durch diverse Filme einen Namen als hoffnungsvolle Newcomer gemacht hatten, allerdings mit der Einschränkung, dass sich ihr Schaffen bis dato im B-Movie-Sektor abgespielt hatte. Gleichwohl UniSol auch keine lupenreine A-Produktion darstellt, so ist er dennoch aufgrund des zwar überschaubaren, aber auch nicht gerade geringen Budgets sowie vor allem auch aufgrund der damals recht großen öffentlichen Warhnehmung sicherlich auch kein B-Film mehr – eben ein „Schwellenfilm“, der als Sprungbrett in den A-Sektor gedacht war (und es bei den beiden genannten Schlüsselfiguren dieser Produktion ja dann auch werden sollte).
Emmerich steht verdientermaßen im Ruf ein sehr effizienter und kostenbewusster Filmemacher zu sein und gerade in der Anfangsphase seiner Karriere spielte ihm diese gemeinhin als „typisch schwäbisch“ geltende Tugend enorm in die Karten, da seine damals zwangsläufig noch geringer budgetierten Filme daduch allesamt wesentlich wertiger und teurer aussahen, als man angesichts ihres monetären Aufwands vermutet hätte. UniSol ist hier ein Paradebeispiel dafür, da er trotz lediglich knapp über 20 Millionen Dollar Produktionskosten in Punkto Optik und Wertigkeit in der obersten Klasse mitspielt. Natürlich kann der Film in Sachen Ausmaß nicht mit damaligen Megaproduktionen vom Schlage eines Rambo III, Total Recall oder Terminator 2 mitspielen – denn zaubern konnte der harte Arbeiter Emmerich dann doch nicht – aber das was man auf der Leinwand gezeigt bekommt sieht dafür grossartig aus. Das beginnt beim spektakulären Production Design (bei welchem vor allem der beeindruckende UniSol-Truck mit seinem futuristischen Design irgendwo zwischen Raumschiff und Panzer in Erinnerung bleibt), setzt sich fort in der bemerkenswerten Location-Auswahl (der Grand Canyon bildet einen geradezu epischen Backdrop für die UniSol-Truck-vs-Gefängnisbus-Szene) und findet ihre Vollendung in Emmerichs stilsicherer Generierung von eindrucksvollen Einstellungen (wie etwa den sich in der Vertikale des Staudamms laufend abseilenden UniSols oder den im regengetränkten Finale sich vor den Flammen quasi von den Toten erhebende JCVD). Kurz und gut: Emmerich leistet sowohl als effizienter Produktionskopf wie auch durch seine enorm kurzweilige Inszenierung ganze Arbeit und liefert mit UniSol fraglos sein bis zum damaligen Zeitpunkt seiner Karriere bestes Werk ab.
Letzteres hängt sicher auch damit zusammen, dass er seinem Film eine enorme Dosis Humor verabreicht, wodurch das zuweilen die Grenzen der Logik doch arg strapazierende Handlungsgerüst vom Zuschauer deutlich leichter zu schlucken ist, da man eigentlich nie den Eindruck hat, dass der Film sich selbst übermäßig ernst nimmt (ohne dass sich dies jedoch negativ bemerkbar machen würde). Und es hilft nicht zuletzt auch dem Film die erkennbar aus anderen zeitgenössischen Actionklassikern wie Terminator oder Robocop zusammengeklaubte Grundidee nachzusehen, die nur sehr wenige wirklich eigenständige Elemente im Angebot hat. Hinsichtlich der Charaktere ist UniSol dann auch wirklich ein „echter Emmerich“, denn wie in den meisten seiner Filme verlässt er sich hier ganz auf Stereotypen in schwarz und weiss, um beim Zuschauer den gewünschten Effekt herauszukitzeln. Das kann man natürlich auch als Eindimensionalität schelten, ich für meinen Teil sehe es aber eher als elementaren Teil des Emmerichschen Stils an. Und der gute Roland weiss da auch sehr genau was er macht, da er seine eher oberflächlich gehaltenen Rollen nicht nur idR quasi als „Gegengewicht“ mit charismatischen Darstellern zu besetzen weiss, sondern diese eben wie bereits angeführt auch sehr zweckdienlich einsetzt (Stichwort emotionale Publikumsmanipulation). Das mag nicht immer sonderlich subtil sein, but hey: it works!
So zumindest in UniSol, welcher nicht zuletzt vom Aufeinandertreffen der MartialArts-Superstars JCVD und Dolph Lundgren lebt. Agiert Lundgren zunächst – auch rollenbedingt – noch etwas steif und Figurentechnisch seinem belgischen Gegenpart untergeordnet, so zieht er spätestens in der zweiten Hälfte dann alle Register und gibt einen formidablen Irren ab (man sieht dem Dolph die Freude am Spiel der betont irrsinnigen Figur geradezu an). Van Damme agiert – ebenfall rollenbedingt – deutlich zurückhaltender, hat aber vor allem in seinen nicht wenigen humoristischen Szenen Gelegenheit zu zeigen, welch komödiantisches Talent in dem vermeintlich limitierten Haudrauf zu finden ist. Die restlichen Rollen sind mit Ausnahme von Ally Walkers putziger Reporterin eigentlich nur bessere Staffage, profitieren aber von der gelungenen Besetzung mit Charakterköpfen wie Ed O’Ross oder Jerry Orbach. Und last not least hat „unser“ Ralph Moeller in UniSol nicht nur seinen wohl besten filmischen Auftritt überhaupt, sondern sorgt definitiv auch für den besten Lacher (mmmhhh, Fleisch!

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Etwas erstaunlich ist auf den ersten Blick, dass UniSol trotz des personellen Martial-Arts-Gipfeltreffens kaum wirkliche Martial-Arts-Szenen im Angebot hat. Selbst das große Finale der beiden Kontrahenten bietet außer ein paar Kicks nur wenige genretypische Action (zumal gerade hier eine echte Konfrontation auch deshalb nicht zustande kommt, da zunächst Dolph den wehrlosen JCVD vertrimmt und sich das Blatt am Ende dann komplett wendet, ohne dass es wirklich jemals zu einem Messen gleicher Kräfte kommt). Für den geneigten Genre-Freund ist daher Van Dammes Diner-Szene noch die reizvollste, da hier Emmerich (respektive sein Cutter) mit cleveren Einstellungen und auf den Punkt sitzenden Schnitten die Kampfakrobatik des Belgiers sehr eindrucksvoll und wuchtig in Szene setzt. Der Mangel an echtem Martial-Arts ergibt auf den zweiten Blick dann aber durchaus Sinn, da UniSol ja eben kein Genrefilm sein soll, sondern als „Schwellenfilm“ die harten B-Schläger einem breiteren Publikum schmackhaft machen will. Und das funktioniert dank der „mainstreamigen“, aber dennoch krachenden Action (was damals beileibe kein Widerspruch war und schon gar nicht in einer Produktion des seligen Carolco-Studios) wunderbar und die hier und da bewusst gesetzten saftigen Gewaltspitzen holen dann auch ganz nebenbei noch die gemeinhin härtere Genrekost goutierenden B-Film-Aficionados ab.
Lange Rede, kurzer Sinn: mit UniSol machten die Herren Emmerich und Van Damme vielleicht nicht den innovativsten oder einfallsreichsten ersten Schritt im Umfeld des A-Films, wohl aber einen bemerkenswert sicheren und zielgerichteten. Es verwundert im Nachhinein daher auch nicht, dass gerade Emmerich sich binnen kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten und gefragtesten Filmemacher des Mainstreamkinos entwickelte, denn bereits in UniSol bedient er mit bemerkenswerter Zielgenauigkeit die Erwartungen seines Publikums, wie er auch ein äußerst sicheres Händchen für kurzweilig inszenierte Unterhaltung beweist. So bleibt am Ende dann eigentlich auch nur ein echter Negativpunkt in Form des Soundtracks, bei dem leider viel zu oft der billig vor sich hinplärrende Synthisound im Vordergrund steht.
Wertung: 7,5 / 10