Welches ist der beste Leone-Film?

1960: Der Koloß von Rhodos (Il colosso di Rodi) (Keine Stimmen)
1964: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (6%)
1965: Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in piu) (Keine Stimmen)
1966: Zwei glorreiche Halunken (Il buono, il brutto, il cattivo)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (39%)
1968: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (28%)
1971: Todesmelodie (Giù la testa) (Keine Stimmen)
1973: Mein Name ist Nobody (Il mio nome è Nessuno)*
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (6%)
1984: Es war einmal in Amerika (Once Upon a Time in America)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (22%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 18

Re: Der Sergio Leone Thread

286
Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht mehr daran erinnern, dass ich den ersten Nobody überhaupt mitaufgenommen hab. :? Für mich persönlich zählt der eh nicht als "echter" Leone-Film, da Valerii nun mal als Regisseur genannt ist und so oder so technisch gesehen den größten Teil des Films inszeniert hat (lassen wir mal dahingestellt, in wie weit nun eigenverantwortlich). Die Tatsache, dass mir Nobody und seine Albernheiten nicht gefallen spielt da natürlich stark mit rein. Letztlich ist es dann halt Auslegungssache, ähnlich wie bei z.B. Poltergeist/Spielberg.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Sergio Leone Thread

287
Casino Hille hat geschrieben:Welcher? Mein Name ist Nobody oder das angedichtete Prequel?
Was welcher?

Welcher ein Titelverbrechen ist?
Abgesehen davon soll Leone ja aber nun mal auch bei "Ein Genie, zwei Kumpanen und ein Idiot" großen Einfluss gehabt haben, auch wenn du was anderes sagst. Nicht selten wird er ja auch neben Damiano Damiani als zweiter Regisseur aufgeführt, alleine auf diversen Internetseiten, während er bei Mein Name ist Nobody manchmal auch außen vor steht.
Umgekehrt, er wird oft bei Nobody als Regisseur oder Co-Regisseur genannt, denn an dem hat er hart gearbeitet vom Drehbuchschreiben übers Inszenieren bis zur Montage.
Für Un genio hat zwar er die Anfangsszene gedreht (die nichts Besonderes ist), aber ansonsten sich nicht groß um den Film gekümmert, über den er und sein Schwager Fulvio Morsella (der produzierte) später feststellten daß Damiani die falsche Regiewahl war, da dieser anscheinend wenig Talent fürs komische Fach hatte.

Daß Leone bei Un genio als Co-Regisseur genannt wird habe ich im übrigen auch noch nie gelesen, jedenfalls nicht bei Leuten die man halbwegs ernst nehmen kann.
Auch in den ganzen Leone Büchern wird Nobody relativ ausführlich behandelt, während Un genio mehr so nebenbei erwähnt wird.

Re: Der Sergio Leone Thread

288
GoldenProjectile hat geschrieben:The rule is that the ability to see is limited by the sides of the frame. At important moments in the film, what the camera cannot see, the characters cannot see, and that gives Leone the freedom to surprise us with entrances that cannot be explained by the practical geography of his shots.
Oh ja, einer der Gründe, warum GBU so ein fantastischer Streifen ist.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Sergio Leone Thread

289
Habe gerade Leones Westernmärchen in einer sehr gut restaurierten Fassung und in Englisch auf Leinwand gesehen. Leider wollte Harmonika auch dieses mal nach der Schiesserei am Bahnhof einfach nicht liegenbleiben, der Junge hat sich mal wieder lieber die Wunden geleckt und eine halbe Ewigkeit lang seine Taschen zusammengekramt. Dabei wäre das quietschende Windrad nach dem letzten Schuss doch der rhythmisch perfekte Anschluss an die McBain-Szene. Ansonsten gab es aber natürlich Gänsehaut, Emotionen, Spannung und Spass am laufenden Bande, der Film ist immer noch ein kolossales Meisterwerk. 10x10 / 10 oder so ähnlich.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Der Sergio Leone Thread

291
In der englischen Fassung ist dieser Fehler, sowie die anderen Beiden, ja auch schon seit Anfang der 80er drin, denn damals wurde beim Erstellen eines neuen und vollständigen Masters von MGM an diesen 3 Stellen gepfuscht.
Neben der kurzen Szene die nicht reingehört fehlen noch ca 70 Sek in der 1. Szene und die Schlußmusik ist falsch.

Re: Der Sergio Leone Thread

292
Die 10er Skala wurde ursprünglich wohl eingeführt, um Filme zu bewerten. Wer auch immer sie eingeführt hat, kannte Sergio Leone allerdings nicht. :lol: Unglaublich, der Kerl. "Once Upon A Time In The West" ist vermutlich der vollkommenste Film überhaupt, der filmischste und ästhetischste, teils auch der abstrakteste. Trotzdem geht der Film unter die Haut, weil er als Kunstwerk, als ästhetisches Werk, nur durch die Art, wie er existiert, wie er erzählt, ergreifend ist. Der Film ist eigentlich eine Aneinanderreihung verschiedener Sequenzen, die eher zufällig ein ganzes formen und miteinander in Kontakt stehen, aber das gar nicht müssten, weil sie ein geschlossenes Erlebnis bilden, dass sich mit den Trivialitäten einer zu erzählenden Geschichte nicht mehr beschäftigen muss oder eher müsste. Denn trotzdem erzählt der Film über seine Figuren hinaus eine Geschichte. Eine Geschichte über den Untergang einer alten Welt, die der neuen Welt weichen muss und all ihre Anhänger folglich mit in den Abgrund ziehen muss und wird, eine Geschichte, in der die alte Aufrichtigkeit, die alten antiquierten Werte und Vorstellungen von Ehre und Ehrbarkeit dem schöpfendem Bemühen des Kapitalismus erliegen. Und eine Geschichte darüber, wie die Menschen, die an diesem Kurswechsel zu Grunde gehen, letztlich alle als Individuen durch ihr Handeln im Leben ihr Schicksal (welches oft der Tod ist) selbstbestimmt haben. All das wird schlussendlich zusammengehalten von dem alttestamentarischem Begehren nach Rache und Vergeltung, dem Hoffen auf Absolution für die Vergangenheit, den niedersten Instinkten des Menschen, die alle Zeiten überdauern. OUATITW ist durch die einleitende Floskel des Titels sicherlich ein Märchen, in gewisser Hinsicht auch eine Fabel, doch den Titel blendet Leone erst in der allerletzten Szene ein, er schließt das Geschehen ab, statt es einzuleiten. Somit entpuppt sich das operettenhafte Epos über die Mythen des Westerns nicht als glorifizierte Verklärung der Zeit oder romantisierte Bertrachtung, sondern als Abgesang und Nachruf. Das große Schlussduell des Films findet in einem unspektakulärem Hinterhof statt, die gesamte Daseinsberechtigung des Protagonisten Mundharmonika hat für die eigentliche Geschichte Sweetwaters selbst nur sekundäre Bedeutung und die Länge des Filmes erklärt sich in dieser Hinsicht auch nur durch die Verletzung, die er am Anfang erleidet. Wunderschön, wie der Zuschauer in der ersten Szene durch die Kameraposition von einem Zug überrollt wird, der kurz darauf die Hauptfigur Jill in der alten Westernstadt (der alten Welt) ankommen lassen wird und in der abschließenden Szene mit seinem erneuten Auftritt das definitive Ende des Westens besiegelt und damit die Welt von Männern wie Cheyenne ebenso überollt. OUATITW erweist sich wieder einmal als einer der intellektuellsten und wunderschönsten (weil einfachsten) Filme, die ich je gesehen habe. Das sind 166 Minuten pures Kino, reine Gefühlsekstase, nicht endenwollend, einvernehmend, allumfassend.

Keine Ahnung, ob es der beste Film aller Zeiten ist oder sogar der sprichwörtliche perfekte Film, aber mit diesen Fragen sollte man sich dieses fantastische Seherlebnis ohnehin auf gar keinen Fall kaputt machen. Und Claudia Cardínale sah wieder umwerfend attraktiv aus, sicherlich eine der schönsten Frauen aller Zeiten. Da wäre man gerne Henry Fonda gewesen.
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Re: Der Sergio Leone Thread

293
Ui, der Meister hat wirklich nicht viel gemacht. Und ich kenne noch nicht einmal "Zwei glorreiche Halunken". Das ist ganz klar eine Bildungslücke. Ich kenne:

1968: Spiel mir das Leid vom Tod - 9/10 Punkte
1984: Es war einmal in Amerika - 10/10 Punkte
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Der Sergio Leone Thread

298
GoldenProjectile hat geschrieben:Habe gerade Leones Westernmärchen in einer sehr gut restaurierten Fassung und in Englisch auf Leinwand gesehen. Leider wollte Harmonika auch dieses mal nach der Schiesserei am Bahnhof einfach nicht liegenbleiben, der Junge hat sich mal wieder lieber die Wunden geleckt und eine halbe Ewigkeit lang seine Taschen zusammengekramt. Dabei wäre das quietschende Windrad nach dem letzten Schuss doch der rhythmisch perfekte Anschluss an die McBain-Szene. Ansonsten gab es aber natürlich Gänsehaut, Emotionen, Spannung und Spass am laufenden Bande, der Film ist immer noch ein kolossales Meisterwerk. 10x10 / 10 oder so ähnlich.
Ja, der Film gehört einfach auf die große Leinwand. Auf dem TV-Schirm geht da einiges verloren.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/