GoldenProjectile hat geschrieben: 22. August 2023 17:39
HCN007 hat geschrieben: 19. August 2023 12:01
iHaveCNit: Past Lives (2023) – Celine Song – A24 / Studiocanal
so bodenständig, ehrlich, erwachsen, unkitschig, lebensnah und auch philosophisch geht der Film mit den existenziellen Themen wie Liebe und der Lebensgestaltung um.
„Past Lives“ - My Second Look – 10/10 Punkte.
In der Zwischenzeit stimme ich mal hier mit ein. Weiss nicht, ob es 10 Punkte sind, aber es können kaum weniger als 9 sein. Nichts an dem Film wirkt in irgendeiner Weise gespielt, alles wirkt völlig aus dem Leben gegriffen, all die oben genannten Adjektive halt, und das auf eine sehr faszinierende, einvernehmende Art. Ich hatte einen grossartigen Abend im Kino, wirklich fantastisch.
Ich weiß ganz sicher, dass es keine 10 Punkte sind, bin aber durchaus auch angetan von den vergangenen Leben und würde ich noch Punkte vergeben, wären es schwache 8 Punkte, und damit einer der wenigen richtig guten Filme dieses Jahr bislang. Mich hat das Treiben auf der Leinwand durchaus bezaubert und die drei Hauptdarsteller haben eine ganz wunderbare Chemie zusammen, irgendwie sind sie alle sehr niedlich in ihren Verhaltensweisen. Was dem Film wirklich gelingt, ist dieses "Liebeschaos" der drei Figuren sehr unaufgeregt darzustellen. Celine Song weicht in ihrem Debüt den Klischees sehr gekonnt und wohlüberlegt aus, da steckt eine wahnsinnige Bedachtheit drin. Klischees finden sich gar nicht, die Abläufe sind nicht die gewohnten, aber es gelingt ihr trotzdem, Dramatisierungen zu finden, Zuspitzungen zu schaffen. Genau das lässt den Film real wirken. Der Effekt, man schaue hier etwas, was "völlig aus dem Leben gegriffen" wirkt, entsteht genau dadurch. Da beweist Song viel von der Qualität, die man sonst allgemein Richard Linklater attestiert, wie "Past Lives" generell etwas durch "Before Sunrise / Sunset / Midnight" inspiriert wirkt.
Es sind dann allerdings doch ein paar Schlenker drin, in denen man die Feder der Autorin spürt, um es mal so zu formulieren. Gerade Filme, die sich bemühen, so real und "aus dem Leben gegriffen" wie möglich zu wirken, müssen immer aufpassen, dass sie nicht zu sehr auf Mittel zurückgreifen, in denen die Erzählung als solche enttarnt wird. Ungünstig fand ich da die Eröffnungsszene, die eine Art "thematische Vorwegnahme" der wichtigsten Motive des Plots darstellt und zu sehr eine Drehbuchkonstruktion ist. Später gibt es noch eine Szene an der Freiheitsstatue, da ist mir das Schauplatz als solcher in Kombination mit den Dialogen vor Ort zu deutlich darauf abzielend, dem Zuschauer zu verdeutlichen, "worum es eigentlich geht". Da hört man den Kugelschreiber klickern und die PC-Tastatur tippen. Diese Momente hat Linklater nicht, und da fehlt Song in ihrem Debüt vielleicht noch ein wenig die Souveränität.
Gleichzeitig ist trotzdem klar, wenn man eine Ader fürs romantische Kino hat, ist "Past Lives" bislang die beste Empfehlung des Jahres. Da stecken viele kluge Beobachtungen drin, die in klugen Bildern verpackt werden, mit sympathischen Figuren, die toll gespielt werden, und es endet mit einem wunderbaren Rausschmeißer, der mich tief berührt hat. Das ganz große Meisterwerk, von dem ich in vielen Kritiken gelesen habe, das habe ich im Kino nicht gefunden, Spaß gemacht hat es aber allemal.