Ist das der Satz, den er sagt, bevor er 30 Sekunden später seine Meinung ändert?dernamenlose hat geschrieben: ↑26. Juli 2024 09:35 Sein Ratschlag an Furiosa "Hope is a mistake. If you can´t fix what´s broken, you´ll go insane." zeigt einerseits ein Maß an Interesse und Fürsorge ihr gegenüber, sagt aber andererseits viel mehr über ihn selbst und seine Vergangenheit aus.
Wie gesagt: Was da in der Theorie veranlagt ist, erkenne ich durchaus, aber es ist für mich so sehr auf extrem kurze und wirkungslose Momente verknappt, dass es für mich effektiv kaum einen Unterschied macht. Die entscheidende Szene, in der Max seinen "Sinneswandel" hat und sich zur Gruppe um Furiosa bekennt, ist keine Minute lang, folgt direkt auf den Moment, als er sich von der Gruppe lossagt und mündet sofort in die Szene, in der er wieder Teil der Gruppe ist.
Ich weiß, warum das so ist, weil Miller den Film nicht pausieren will, weil es ihm zu 99 Prozent um Action und schnelles Tempo geht, aber entweder müssen diese Charaktermomente dann besser sitzen ODER er lässt sie ganz weg (letzteres würde ich womöglich bevorzugen). Wenn ich nämlich diese "Entwicklung" von Max in Fury Road mit der in Der Vollstrecker (also Teil 2) vergleiche, liegen da Welten zwischen. Das ist auch ein Film, der erzählerisch verknappt auf das Allernötigste ist, der alles über Bilder erzählt (Max sagt weniger als zwanzig Sätze), aber in dem Max in den ersten 15-20 Minuten richtig eingeführt und als Charakter etabliert wird, sodass ich schnell eine Vorstellung von seinem Charakter habe und seine späteren Entscheidungen dann überraschend mit dieser Vorstellung brechen können. In Fury Road ist er sofort Teil einer Fluchtszene und dann für etwa 30 Minuten passiver Beobachter des Films. Erst nach dem ersten Akt lerne ich ihn als Figur ein wenig kennen, aber für meinen Geschmack zu wenig, damit ich von da an konsequent eine 'Entwicklung' verfolgen kann ...
Seine Spukvisionen vom Geister-Gör bringen mir da im späteren Verlauf wenig und sind für mich auch ein Fall, in dem Miller die Bilder zu viel sprechen lässt. Diese barocken Rückblenden-Schnipsel hab ich nicht gebraucht, um zu wissen, dass in einer Postapokalypse jeder jemanden verloren hat. Ich hätte da lieber weniger solcher Mätzchen in den kurzen Ruhepausen und dafür mehr stark herausgearbeitete Charaktermomente in den tatsächlichen Actionszenen.
Braucht er auch nicht, aber wenn ich "Fury Road" in der Effektivität solcher Szenen auch hier ganz frech mit "Der Vollstrecker" vergleiche, dann sind die Unterschiede gravierend ...dernamenlose hat geschrieben: ↑26. Juli 2024 09:35 Ich sehe halt nicht, dass dieser Film eine große Zahl von "Charaktermomenten" bräuchte.
Ich wiederhole mich: Es mag rudimentär alles da sein im Film, aber letztlich ist zu wenig, zu nebensächlich und zu schwammig, um mit mir groß was zu veranstalten. Es ist nett, dass Miller sich die Mühe gemacht hat, mehrere Figuren einzubauen, die nicht bloß stagnieren, sondern ihre Position wechseln, aber im Fall von Max ist es so irrelevant für mein Seherlebnis, das es mir kaum begegnet (und da Hardy sein Spiel über die zwei Stunden praktisch gar nicht variiert, ist es abseits der offensichtlichen Erzählabsicht für mich auch nur begrenzt überhaupt im Film gelandet) und im Fall von Nux ist es ein zu großer Sprung mit zu wenig dramaturgischem Fundament, sodass ich es zwar zur Kenntnis nehme, aber keine große Bindung dazu aufbaue (es hilft auch nicht unbedingt, dass Nux in seinem religiösen Wahn manchmal an der Schwelle zum komödiantischen Sidekick entlangschrammt).
Aber - um das nochmal klarzustellen - der relevante Kritikpunkt am Film ist nicht, dass seine Charaktermomente emotional etwas dünn fundiert sind, sondern, dass der Film einem nur noch wenig zu bieten hat, wenn man sich an der Action irgendwann satt gesehen hat. Das ist nämlich mein eigentliches "Problem": Die ersten 45 Minuten bis zum Sandsturm sind richtig stark, aber danach fehlen mir die Variationen und vor allem die Schlussaction nach der 180 Grad Drehung der bis dato Fliehenden erreicht bei mir dann ein Gefühl von "Mehr vom selben". Ich fühle mich da beim Anschauen irgendwann wie von einem Monstertruck überrollt und bin bis dahin von Eindrücken schon so geplättet worden, dass meine Aufnahmefähigkeit den Rest nicht mehr so richtig mitnehmen mag. Die Schauwerte nutzen sich für mich ab, wenn es effektiv auf das "immer gleiche" Hinterhergefahre derselben Vehikel in derselben Wüsten-Umgebung hinausläuft. 30 Minuten weniger wären für mich besser gewesen, dann würde ich vieles sehr viel besser empfinden.
Hätte ich da eine intensivere Beziehung zu den Figuren und mehr Interesse an ihnen, würde das einiges ändern, weil die Action im späteren Verlauf der Handlung dann um eine wichtige Dimension erweitert werden würde: Fallhöhe. Aber da die Figuren recht oberflächlich bleiben und ihre Entwicklungen nur auf das Notwendige beschränkt sind, bleibt das Spektakel irgendwann leer. Ich habe wenig Probleme damit, dass der ganze erste Akt vor allem über seine (um das auch nochmal zu betonen) unfassbaren Schauwerte und Stunts konstruiert ist, aber wenn ich dann irgendwann immer mehr vom selben sehe, ohne das Gefühl zu haben, ich spüre den erzählerischen Einsatz hinter dem Geschehen, dann krachen halt nur noch Autos ineinander ...